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Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Rn-eberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: Mittwoch» und Sonnabend«. Abonnementspreis: (einschließlich des jeder Sonnabend-Nummer beiliegenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich 1 Mk. 85 Pfg. Ansernte werden mit bl) Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags N Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Aehörden zu Nutsnitz und Königsbrück. MerunddreWgster Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. Geschäftsstelle« für Königsbrück: bei Herrn Kausm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasen st ein L Vogler u. Jnvalidendank, Leipzig: Rudolph Mosft von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. ^XPKlliliON Ü68 ^Mi8blLHk8. 20. Mai 1882 40. Sonnabend. — Kamenz, am 12. Mai 1882. des Herrn Windtborst nur einen Versuch erblickt, die Monopol-Angelegenheit bis zur nächsten Session zu ver schleppen und zwar sollen nach den in den Reihen der Liberalen herrschenden Anschauungen Herrn Windthorst weniger die von ihm angeführten Gründe für die Ver tagung des Reichstages zu seinem Anträge bewogen Habens als vielmehr gewisse taktische Erwägungen, über deren Endziel man sich allerdings nicht ganz klar ist. Wir wollen auf die dem Centrumsführer vindicirten ge heimen Absichten nicht näher eingehen, aber wir müssen bekennen, daß eine Verschiebung der Enbberathungen über die wichtigen Vorlagen, die jetzt unser oberstes Par lament beschäftigen, bis zum nächsten Herbst ihre bedenk lichen Seiten hat. Namentlich was das Tabaksmonopol anbelangt, so würde bei der unverkennbaren Abgcneigt- heit, welche bei der großen Mehrheit des deutschen Volkes gegen dieses Projekt herrscht, durch eine unnöthige Ver schleppung der Monopolaugclegenh.it die herrschende Mißstimmung vermehrt werden, da eine möglichst rasche Lösung dieser brennenden Frage allseitig gewünscht wird. — Das Schicksal des Antrages Windihorst ist noch schwankend, da bis jetzt a. ßer der Centrumspartei nur die mit dem Centrum mehr oder weniger eng verbun denen kleineren Parteien, die Elsässer, Polen und Welfen, entschieden für den Antrag eintreten dürften. In eine nicht zu leugnende Verlegenheit ist jedoch die Negierung durch das Vorgehen des Centrumführers gebracht worden, denn lehnt sie den Vorschlag desselben ab, so provozirt sie sofort ein „Nein" auf ihre Mouopolvorlage; nimmt sie ihn an, so verzögert sich die Entscheidung über das Monopol allerdings um 4—5 Monate, aber trotzdem ist die Aussicht, alsdann mit dem Monopol durchzudringen, noch überaus gering. Jedenfalls darf man beim Wieder zusammentritt des Reichstages sich auf eine erregte Ge schäftsordnungsdebatte gefaßt machen, von deren Aus gang es abhängt, ob die Lösung der verschiedenen social politischen Fragen, welche unsere Nation gegenwärtig erregen, wirklich erst für nächsten Herbst zu erwarten steht. In Gemäßheit von Z 140 der königl. sächs. Ausführungsverordnung vom 9. Mai 1881 zum Reichsgesetz vom 23. Juni 1880, betreffend die Abwehr und Unter drückung von Viehseuchen, wird andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das an Räude erkrankte Pferd des Schwarzviehhändlers Florian Schöne in Pulsnitz M. S. (ok. Bekanntmachung vom 2S. Februar dieses Jahres, Nr. 17 d. Bl.) wieder genesen ist. Montag, den 22. Mai d. I., Viehmarkt, Dienstag, den 23. Maid^A, Krammarkt in Königsbrück Zur Geschäftslage im Reichstage. Noch kurz vor der am vergangenen Dienstag erfolgten Vertagung des Reichstages ist von dem Führer der Cen trumspartei, Herrn Windthorst, ein Antrag, wenn auch noch nicht förmlich eingebracht, so doch angekündigt wor den, durch welchen die bisherigen parlamentarischen Dis positionen eine wesentliche Veränderung erfahren würden. Der Antrag bezweckt nämlich die Vertagung des Reichs tages in der zweiten Woche nach Pfingsten bis zum kommenden Oktober, dafür sollen die Commissionen für die Mouopolvorlage und das Unfall- und Krankenver sicherungsgesetz in Permanenz erklärt werden, derart, daß sie die Resultate ihrer Berathungen dem im Herbst wieder zusammentretenden Reichstage vorzulegen haben würden. Herr Windthorst motivirte diesen Antrag in der Montags-Sitzung des Reichstages damit, daß die wichtigen Gesetzentwürfe, welche dem Parlamente gegen- wärtig vorliege», erst in den betreffenden Commissionen gründlich durchberathen werden müßten, ehe sie sich zur rwmen Lesung jm Plenum eigneten. Zu einer solchen gründlichen und eingehenden Prüfung müsse man aber den Commissionen eine reichlichere Zeit zumessen, als ihnen jetzt bewilligt sei und dies werde nur durch die Vertagung der Plenarverhandlungen bis zum Oktober ermöglicht. Ne'chsregierung hat sich über diesen veränderten Arbeitsplan für den Reichstag noch nicht geäußert und auch tue Conservativen scheinen sich über ihre Stellung zu dem Projekte des ultramontanen Heer führers noch nicht schlüssig gemacht zu haben. Was da gegen die Liberalen anbelangt, so sind dieselben einig darin, den Windthorst'schen Antrag entschieden zu be- kümpfen, da man aus dieser Seite in diesen, Vorgehen Gemäß Z 17 1 sub a bis o der Control-Ordnmig sind die Reservisten Grundstücksbesitzer und Maurer Carl Heinrich Borgmann in Kamenz, Maurer Gustav Hermann Frendenberg daselbst, Gartennahrungsbesitzer Friedrich August Lauschke in Schönbach, Wirthschaftsgehilfe Heinrich Theodor Ziegenbalg in Prietitz, Töpfer Karl Oswald Emil Eitzler in Kamenz, Ersatz-Reservist 1. Kl., hinter den letzten Jahrgang der Reserve bez. Ersatz-Reserve 1. Kl., die Landwehrleute Kaufmann Otto Schneider, Tuchmacher Johann August Schmidt, Töpfermeister Carl Friedrich Pollack, Schmiedemeister Gustav Emil Schlegel genannt Feuchtemeyer, allerseits in Kamenz, Brauereipachter Jakob Noack in Brauna, Oeconom Max Mütterlein in Auschkowitz, Mühlenbesitzer Hermann Freudenberg in Kindisch, ' Töpsereipachter August Mierisch in Schönau, Gartennahrungsbesitzer Carl Gottlieb Schulze in Liebenau, Schäfer Friedrich August Theurich in Rohrbach hinter den letzten Jahrgang der Landwehr zurückgestellt worden, was in Gemäßheit von 8 18 7 der Control-Ordnung andurch bekannt gemacht wird. Die belegten Zurückstellungen haben bis zum nächsten Classificationstermine Gültigkeit. Kamenz, den 13. Mai 1882. Der Civilvorsitzende der Königlichen Ersatz-Commission daselbst, von Zezschwitz, Amtshauptmann. Zeitereignisse. — Während der Komet noch weit entfernt ist von seinem verheißenen Glanze und mit freiem Auge noch nicht beobachtet werden kann, verdient dagegen der Mer kur jetzt die Aufmerksamkeit aller Freunde des Sternen himmels. Dieser Planet, der nur selten so weit aus den Strahlen der Sonne heroortritt, um in unseren Breiten mit bloßem Auge gesehen werden zu können, steht jetzt als glänzender Stern bald nach Sonnenunter gang am westlichen Himmel. Mit Hilfe der leuchtenden Venus ist er leicht zu finden; er steht nordwestlich, also rechts von demselben und dem Horizont etwas näher. Bis gegen Ende dieses Monats wird die Stellung eine noch günstigere, da der Planet sich noch mehr von der Sonne entfernt und am 1- Ium seinen größten Glanz erreicht, indessen wird die Beobachtung durch den bald eintretend,n Mondschein etwas beeinträchtigt werden. Da außer der Venus um diese Zeit kein anderer Stern in jener Himmelsgegend sichtbar ist, so ist ein Jrrthum gar nicht möglich. — Bei der jetzigen Brutzeit der Vögel sei darauf hingewresen, day das Strafgesetzbuch für das Ausnehmen und Zerstören von Vogelnestern sehr strenge Paragraphen hat. Die Strafen können nach dem Ermessen des Richters bis zu 14 Tagen Gefängniß verschärft werden. Königliche Amtshauptmannschaft, von Zezschwitz