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R'ociirnblutt für Msnitz, Königsörück, Uadeöerg, Uadeßurg. Moritzburg und Umgegend, «rschnnl _ „ MWMsu.Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der tEüTTNL.« städtischc» Bchördcn zn Pulsnitz und Königsbrück. Bestellungen durch die Post. . «-LLrm- Drtiun-MmigKrr Jahrgang, rechnet und sind bis spätestens Dienstag, und ffrett^^ dUhr Verantwortliche Nedaction, Druck und Verlas von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Sonnabend ./HZ ZA den 13. Mai 1871. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn kauf«. Moritz Tschersich, Dresden: A«. noncenburau von Max Ruschpler, Leipzig: H. Engler, L-onr-rd u. Eomp. daselbst Haasenstcin und Bögler daselbst und Eugen Fort daselbst. Die zur Gustav Adolph Bede n'scheu Konkursmasse gehörigen Mobilien, soweit solche noch nicht versteigert sind, insbesondere auch das Waarenlager, sollen rett 15., 17., 1K, LT., 24., 2«., :ri. Mai tt»r 2. Juni 1871, falls nöthig, noch au späteren Tagen, jedesmal von srüh 8 Uhr an im koncurSgrundstücke zu Bretnig an den Meistbietenden gegen sofortige baare Bezahlung versteigert werden. Kataloge über die zu versteigernden Gegenstände werden baldmöglichst auSgegeben werden. Pulßnitz, am 27. April 1871. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. ' i. r. Wolf, Assessor. ! Bon rem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll auf Antrag eines hypothekarischen Gläubigers — den 1. Juni 1871 das zu dem überschuldeten Nachlaß Karl Wilhelm Zeidlers in Oberlichtenau zugehörige Hausgrundsiück Nr. 143 des Katasters Nr. 14 des Grund- und Hypothekenbuchs für Oberlichtenau Meißn.-Seits, welches Grundstück am 27. M rz 1871 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 690 Thlr. ge- gS wücdert worden ist, ncthweudizer Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme a. den an diesiger Gerichtsstelle ausbängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. P ul ß n i tz, am 28. Mär; 1871. Das Königliche Gmchtsau. daselbst. Fcllmer. en, !o- che >en >eit Rundsct)««. ks ist ein doch gar zu merkwürdiger Umschlag der Dinge, der sich feit Jahr und Tag in den beiden Nachbarländern, in Frankreich und Deutschland vollzogen hat. Ter Glanz des Kriegsruhms; in welchem Pas erste von aller Welt und von sich selber am meisten bewundert wure^ hat sich von ihm verzogen und haftet für keinen Neider verwischbar am zweiten, das schon seit langer Zeit nur in »höchster, schrecklichster,Noth'' oder im Bruderzwiste oder in fremdem Dienste Siege erfechMDMe; die seit Jahrhunderten unter monarchischer wie unter republilmii^Ä'Vcr- fassung mit Krupp'schen Riesenhämmern und Ambosen feMMukepeie Einheit des einen beginnt zu verwittern, während das andere M tiT^er- selben Frist immer loser zerbröckelnden Theile in festem Schluss zuja'm- mcnsügt; das erste verliert Provinzen, die obwohl nicht seines Blutes doch «in bedeutender Quell seiner Kriegsmacht, noch mehr seiner physischen und moralischen Erneuerung waren, das letzte gewinnt sie und mit ihnen nicht bloS einen Schutzwall gegen künftigen Angriff, auch einen bedeut samen Zuwachs an homogenen Elementen sür ein kräftiges und geistes frisches Bolksleben; Frankreich kann kaum zu dem äußeren Frieden kommen, i zu dem inneren gar nicht, weil es zwischen Republik und Monarchie und bei der ersten zwischen blauer und rother, bei der letzten zwischen altem Königjhume und neuem Kaiscrgeschlechte unentschieden umhertobt, Deutsch land hat seine in einzelnen Kreisen schon wankenden Traditionen der Mo narchie sich nur neck fester in's Herz gepreßt und ihnen unter dem SchUmgewölbe des KaiscrthumS nur um so stärkeren Halt gegeben; ja setdst auf dem Gebiete der Industrie, wo der Franzose, wenigstens was eschinaa, Luxus und Mode anlangt, bisher sein unbestrittenes Dominium Hatte, schein! sich xj,,e Wandelung zu vollziehen, die deutschem Fleiße und deuttchcr GelchE einen größeren Aufschwung in Aussicht stellt. Hat das Alles der -krieg gebracht? Ja und Nein. Ja, insofern er den äußeren Anstoß gegeben hat, daß dort rie zerstörenden, hier die erbauenden Kräfte zur-bhättgkctt frei wurden; „ein, insofern ihre vor dem Kriege ans beiden Seilen die bezüglichen Factorcn vorhanden waren. Der stürmische, aber nach fein ersten Mißlingen dauernd zusammenbrechende Uebermuth eines nur von Gloire oder Beutegedankcn ersüllten Heeres, das leine moralische Achtung nach oben, keine moralische Verpflichtung nach unten kennt und als eine Art hcimathloser Soldateska von den besseren und gesitteteren Kreisen der bürgerlichen Gesell,chaft sörmlich ausgeschlossen ist; eine bis auf die äußerste Spitze getriebene kcnlralisatton, welche den Provinzen und Gemeinden jede Gelegenheit abschnitt, zu der Einsicht und der Uebung selbstständigen ThunS zugelangen, wohl aber tiefen Unmuth über sclcbe Bevcrmundung und die auseinandergehendsten phantastischen Träume staailicl o Umwälzung weckre; eine Regierung, die ohne höhere Zwecke in fatalisti- -em Aber- oder richtiger Unglauben nur den Augenblick wahr nahm und durch ihre Phrase, ihre Lüge, ihre Heuchelei mit der Kirche den Sinn für Wahrheit und Recht, sür Sittlichkeit und Religion von oben ^erab bis zu den untersten Schichten des Volkes in ansteckende Fäulniß virsetzt, ohne in Sorge für Len Volksunterricht ein Gegengift gegen solche Miasmen zu schaffen; das Alles, was dem Kriege und den ihm folgenden Ereignissen und Zuständen seinen Ganz gegeben, war vor demselben bei dem Franzosen eben so heimisch, als bei dem Deutschen die Gegensätze, die ihm zum Siege verhalfen. Gloire- und Beutegedanken waren ihm fremd, desto einiger aber ein lauteres Ehr- und Rechtsgefühl und das wurde die Quelle eines in Lagen nachhaltenven Muthes, die um so stärker und reiner floß, je mehr der deutsche Soldat aus allen Kreisen des Volkes genommen und noch unter den Waffen ihm angehörig die trauten Bezieh ungen zur Heimath mit in das Feld nahm, das wurde aber auch eine Quelle rer MannSzucht, die in der persönlichen Sorge des Offiziers für das Wohl des Gemeinen und in der persönlichen Achtung des letzter» gegen den ersteren ihre unversiegliche Nahrung fand. Wie viele Male haben wir doch im Verlaufe des Krieges ganz unverdächtige Zeugnisse gelesen, daß der französische Bürger und Landbewohner lieber den deutschen Feind bei sich sah, als den natürlichen Verlheidiger seines Hauses und Heerdes; wie zeigt jetzt die Bitte der früher gegen die Deutschen so verbissenen Be wohner von Rouen um Beibehaltung ihrer deutschen Besatzung, der sie Mann sür Mann eine namhafte Zulage versprechen, welches Zutrauen sie zu der Zucht und Gesittung des deutschen Soldaten haben, die in Ver bindung mit der hohen Intelligenz der militärischen Führung das vielleicht rettende Verderben ihres eigenen Landes gewesen ist! Wie hat die warme, zu jedem Opfer fähige Liebe des Volkes zu seinen im Felde stehenden Söhnen und Brüdern, die feste, von keinem Kampfe der politischen Par teien gestörte Eintracht der daheim gebliebenen Bürger, das einsichtige und aus der Treue des eigenen Herzens auf die des andern bauende Vertrauen der Regierten zu dem redlichen Willen und der bewährten Jntelligens der Regierenden, wie hat das Alles und so manches Andere außerdem so mächtig wirksam zusammeugegriffen, um aus dem Kampfe zwischen Deutschland und Frankreich die schneidenden Kontraste der Zu- i stände hervorgehen zu lassen, die sie jetzt zeigen! Wir können eS kurz zu ¬ sammenfassen, was Deutschland gerettet hat; es ist die Summe seiner ! Volksbildung, die Summe der Intelligenz und der Moralität, der Ein ¬ sicht und der Gesittung, wie sie durch alle Stufen der bürgerlichen Qrd- ! nunz von unten nach oben phramidalisch sich aufbaut. Geld giebt Macht, l so sagten sonst Viele, und ein berühmter Meister des Krieges sagte gar: