Volltext Seite (XML)
MaciwMM für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg «ud Umgegend. Erscheint: «tittwoeb» und Skonnadenb» früh 8 Uhr. AbonnementSpreiS: Vierteljährlich lj Mark. -Inserate -»erden mit 10 Pfennigen für den .ioum einer gespaltenen TorpuS- Zelle berechnet u. find bis spätesten« Dienstags und Freitags Vormittags « Uhr hier aufjugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Dreißigster Jahrgang. Buchdruckerei von «rnf» Ludwig Förster in PulSnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. GefchLftsfieUen für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann M. Tschersich. Dresden: Annoncen- Bureau'S Haasenstein L Vogler, In- validmdank, W. Saalbach. Leipzig Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler. Berlin: Lentralannoncenbureau für s ämmtliche deutsche Zeitungen, uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. LxpvÜ Somabend. 80. s. Octover 1878. Bekanntmachung. Die vom unterzeichneten Stadtrath nach 8 9 des Gesetzes vom 14. December 1868, die Bildung der Geschwornenlisten und Geschwornenbank btr., revidirte und aufgestellte Liste der in hiesiger Stadt zum Amte eines Geschwornen befähigten Einwohner wird in Gemäßheit 8 10 des obgedachten Gesetzes vom 8. bis mit 23. October 1878 an Rathsexpeditionsstelle zu Jedermanns Einsicht öffentlich ausliegen und es ergeht daher au alle diejenigen selbstständigen und volljährigen (30 Jahr alt) hiesigen Orts einwohner, welche entweder nach § 5 des gedachten Gesetzes vom Amte eines Geschwornen zeitlich oder für immer hefreit zu werden wünschen, theils an Diejenigen, welche wegen Uebergehung ihrer Person, dafern sie zu solchem Amte befähigt zu sein behaupten, oder wegen Uebergehung sonst dazu fähiger oder wegen erfolgter Eintragung unfähiger Personen in die Liste Einspruch erheben wollen, andurch die Aufforderung, diese ihre Ansprüche bei deren Verlust innerhalb der obgedachten Frist bei uns schrift lich anzubringen. Pulsnitz, am 3. October 1878. / chF / ) D e r S t a d t r a t h. Schubert, Brgmstr. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Rath-expe-itionSloealitäten werden dieselben Sonnabend und Montag, den 1L und 14. Detober 1818 / geschlossen, was hiermit zur Beachtung bekannt gemacht wird. Pulsnitz, am 1. October 1878. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Montag, den 14. October 1878, Viehmarkt zu Bischofswerda. Zeitereignisse. — „Ohne christliche Schulen werden die Menschen „Bären und Wölfe. — Wäre ich kein Prediger, so weiß „ich keinen Stand, den ich lieber haben wollte, als ein „Schulmeister sein. Man muß aber dabei nicht sehen, „wie es die Welt lohnt und hält, sondern wie es Gott „achtet." In Erinnerung an diesen merkwürdigen Ausspruch unseres unvergeßlichen vr. Martin Luthers wanderte der Schreiber dieser Zeilen am vorigen Michaelistage nach Stenz bei Königsbrück, weil die dortige Schulgemeinde an diesem Tage das 50jährige Bestehen ihrer Schule feierte. Bis zum Jahre 1828 hatte Stenz mit Glauschnitz keine eigene Schule gehabt, sondern die Kinder von Stenz waren nach Königsbrück, und die von Glausch nitz nach Laußnitz in die Schule gegangen. Der da malige Königl. Sachs. Kreishauptmann, Graf v. Hohen- thal, Standesherr von Königsbrück und Rittergutsbesitzer von Glauschnitz, der ein Edelmann in des Wortes voll ster Bedeutung war, und von dem die Gemeinden Stenz, Steinborn, Weißbach, Zietsch heute noch dasselbe rühmen, was einst die Juden von dem römischen Hauptmanne zu Capernaum rühmten: (Lukas 7, 5.) „Er hatte unser Volk lieb, und die Schulen hat er uns erbaut —", er baute aber auf seine eigenen Kosten sür Stenz mit Glauschnitz ein Schulhaus, und übergab es zu Michaelis 1828 der Gemeinde. Die wackre und dankbare Schul gemeinde Stenz mit Glauschnitz beschloß nun, den Tag an welchem ihre Schule 50 Jahre bestand, feierlich zu begehen. Dem gemäß versammelten sich Mittags 1 Uhr die Schüler der I. Elaste mit ihrem Lehrer, die Jünglinge und Jungfrauen, die Vertreter von Stenz und Glausch nitz und viele andere Einwohner in dem von der Jugend mit Kränzen und Guirlanden sinnig und schön geschmückten Schulhavse. Hier wurden zunächst 3 Verse aus dem Liede „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut" gesungen, und dann hielt der Herr Pfarrer von Königsbück in seiner Eigenschaft als Ortsschulinspektor eine sehr treff liche Festrede über Psalm 84: „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth!" — Dieser Psalm, sagte er, gebe den rechten Aufschluß über der Schule Entstehung, Bedeutung, Bestimmung, Segen und Zukunft. Die Schule gehöre vorzüglich unter die „Wohnungen des Herrn Zebaoth"; denn ihre hauptsächlichste Bestimm ung sei, die „Furcht des Herrn zu lehren, die aller Weis heit Anfang ist", und die Kinder zu dem zu führen, der einst sagte: fasset die Kindlein zu Mir kommen!" Wenn die Schule diese ihre heiligste Bestimmung erfülle, dann würde auch an den Lehrern der Schule erfüllt werden, was im 7. Verse des Psalm geschrieben steht: „die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt, und er halten einen Sieg nach dem andern." Dann würde auch die Zukunft der Schule gesichert sein; denn „Gott selbst würde ihr Schild und Sonne sein, und ihr Gnade und Ehre geben." (Vers 12.) Nach dieser köstlichen Festrede stimmte der Ortslehrer die Arie an: „Lobt froh den Herrn, ihr jugendliche Chöre!" die von den Schülern recht gut und mit Gefühl gesungen wurde. Nach Beendigung dieser religiösen Feier bildete sich ein Festzug. Voran ein Musikchor, dann die Schüler mit Fahnen und Kränzen mit ihrem Lehrer, dann die Jugend, dann der Geistliche und die benachbarten Lehrer, dann die Vertreter der Gemeinden und endlich die Ge meindeglieder. Dieser Festzug zog in den Garten des Gasthofs, wo die Schüler nun ein Schulfest hatten. Selten wird wohl eine Schulgemeinde das 50jährige Bestehen ihrer Schule feiern. Darum hat dem Unter zeichneten die warme Theilnahme der Einwohner von Stenz mit Glauschnitz bei dem Jubeltage der Schule sehr wohlgethan, und er verließ das kleine stille Stenz mit Achtung, eingedenk des Wortes: „Eine Gemeinde, die ihre Schule ehret, ehret sich selbst." T. F. — „Nusioa ist eine große Gabe und Geschenk Gottes. „Sie vertreibt den Teufel, und macht die Leute fröhlich. „Mau vergiffet dabei alles Zorns, Hoffart, Unkeuschheit „und andere Laster. Ich gebe nach der Msologia der „Nusioa den nächsten Locum und höchste Ehre." (Luthers Tischreden, Seite 411.) Am Abend dieses Michaelistages begab sich der Unterzeichnete nach Königsbrück, um das Concert zu hören, welches der rühmlichst bekannte Violoncellist Herr Eugen Schubert, Sohn des Herrn Schuldircctor Schubert zu Königsbrück, mit Zuziehung anderer gediegener musikalischer Kräfte aus Königsbrück und Umgegend im Saale des Rathhauses zur Aufführung brachte.. Aus der Stadt und Umgegend waren alle Musikfreunde herbei geeilt, und der gedrängt gefüllte Rathhaussaal bewies, wie sehr man allseitig die ausgezeichneten Leistungen des Herrn Eugen Schubert zu schätzen weiß. Als das vorzüglich gewählte Programm zur Aus führung und zu Gehör kam, fand der Unterzeichnete den vorhin angeführten Ausspruch vr. Luthers vollkommen bestätigt; denn die ausgezeichneten Leistungen der Musiker und Sänger, ganz besonders aber das seelenvolle Violoncellospiel des Herrn Eugen Schubert ent zückte die Zuhörer so, daß man oft kaum zu athmen wagte, und immer Einer dem Andern zuflüsterte: „O wie schön, o wie reizend!" Bei Aufführung der „Meditation über das Bachsche Präludium von Gounod für Piano, Violine, Violoncello und Harmonium" sah man in gar manchem Auge ein heiliges Naß glänzen, als schönstes Zeugniß der Rührung und süßen Wehmuth die sich aller Herzen bemächtigt hatte. Ja, Herr Violoncellist Schubert hat uns an jenem Abende einen seelenerquickenden Genuß bereitet, wofür die Paar Groschen Eintrittsgeld durchaus kein entsprech ender Lohn waren. Und so wie nach des Dichters Worten: „Gar Vieles kann, gar Vieles muß geschehen, „was man mit Worten nicht bekennen kann," so geschieht auch Manches, was mau mit Gelde nicht bezahlen kann. Darum sei dem Herrn Schubert und seinen musikalischen Gehülfen hierdurch noch ein warmes tiefempfundenes Wort der Anerkennung und Dank barkeit gebracht, eingedenk des heiligen Schristwortes: „Ein freundliches Wort ist oft bester, denn eine Gabe, und ein holdseliger Mensch giebt Beides." — Laußnitz, den 2. Oktober 1878. T. F. Kamenz, 1. Oktober. Heute fand die diesjährige Versammlung des Kamenzer Diözesanbezirks unter dem Vorsitz des Herrn Kirchenrathes Lic. Schmidt aus Bau tzen in dem neu restaurirten Bürgersaale des Rath hauses statt. Dieselbe wurde nach 10 Uhr mit Gebet und Gesang begonnen. Hierauf hielt Herr Pastor Bemmann aus Königsbrück eine Ansprache über Apostel- gesch. 2,42 und stellte die erste Christengemeinde zu Je rusalem als Vorbild für unsere Gemeinden auf. So dann legte Herr Kirchenrath Schmidt den Kirchenvor ständen, besonders den weltlichen, ihre Pflichten und Rechte an das Herz. Ferner schilderte der Anstaltsgeist liche Herr Pastor Mahn aus Waldheim die Nothwendig keit und den Segen der Bildung von Diözesanausschüs sen zur Fürsorge für die aus Straf- und Corrections- anstalten Entlassenen, worauf die Gründung eines solchen auch für hier beschlossen wurde. An die Rede des Herrn Kirchenrathes, der auch seinen Dank für gütige Ueber- lastung des Bürgersaales aussprach und an den Vor trag des Herrn Pastor Mahn schloffen sich Debatten an. Endlich wurde für das nächstjährige Diözesanfest eine kirchliche Feier in der Kirche zu Burkau in Aussicht ge nommen, deren Gegenstand die äußere Mission bilden soll, und die Versammlung gegen 2 Uhr mit Gebet und Gesang beschlossen. (K. W.)