Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- uud Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diel, Zeitung erschein, täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn, und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei Haus M Npu Postbezug monatlich 2.30 RA!. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen Hal der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bei Wieder holungen nach Preisliste Nr. 3 sin unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Verlag: Mohr S- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und Gebrüder Mohr. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport und Anzeigen Walter HoffmarmPulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. V.: 2250 Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Hitler-Sttaße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts ¬ gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 127 Mittwoch, den 3. Juni 1936 88. Jahrgang Argentiniens Antrag in Genf eingebracht Der Antrag in schriftlicher Form überreicht Genf, 3. Ium. Der Vertreter Argentiniens beim Döl- kerbund hat Dienstag abend dem Generalsekretär auf dessen Wunsch den Antrag seiner Regierung auf Einberufung der Dölkerbundsversammlung in schriftlicher Form überreicht. Aus Grund der Besprechung, die aus diesem Anlaß zwischen dem Generalsekretär und dem argentinischen Vertreter Itattfand, erklärte dieser den Vertretern der Presse, daß die Versammlung auf alle Fälle im Laufe des Monats Juni unberufen werbe, um die gegenwärtige Lage im italienisch- abessinischen Streit zu prüfen. Bei dieser Prüfung müsse Artikel 10 (gebietsmäßige Unversehrtheit der Mitglieder) und die anderen in Betracht kommenden Artikel der Völkerbunds- Mtzung zugrunde gelegt werden. Diese Grundsätze ständen im Einklang mit den Lleberlieferungen, auf denen der pan amerikanische Gedanke, der alle Völker in der Reuen Welt umfasse, beruhe. „Liverpool Daily Post" meint dazu, die argen- nnifche Initiative bedeute mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein habe. Beispielsweise sei man sich in weiten Kreisen offenbar nicht völlig darüber im klaren, daß die argentinische Regierung im Begriff stehe, einen Vorschlag zu formulieren, wonach der Völkerbund es ablehnen soll, die Annektierung Abessiniens durch Italien anzuerkennen. Das sei natürlich die Stimson-Doktrin, die Präsident Roosevelt in dem panamerikanischen Nichtangriffspakt üiedergelegt habe, der die Annektierung von Gebieten als Er oberung verbiete. Unter diesen Pakt habe Italien freiwillig seine Unterschrift gesetzt. Da die Vereinigten Staaten dem Völkerbund nicht angehörten, sei, so meint das englische Blatt, Argentinien von Lem Staatsdepartement in Was hington angeregt worden, eine Anwendung des Stimson- Grundsatzes durch den Völkerbund zu sichern, um hierdurch «tuen Präzedenzfall zu schaffen. Abkehr von Versailles Ministerpräsident Hertzog: Der Versailler Vertrag der größte Unruheherd der Welt. Kapstadt, 3. Juni. Im Rahmen einer außenpolitischen Aussprache im Senat der Südafrikanischen Union bezeichnete Vizepräsi dent Dr. Visser den heutigen Völkerbund als eine Stätte größter Heuchelei. In Wirklichkeit sei der Völkerbund, so sagte er, das Sprachrohr Englands, Frankreichs sowie der Sowjetunion und lediglich ein Werkzeug zur Durchfüh rung des Versailler Vertrages. Ministerpräsident General Hertzog erklärte, er sei überzeugt, daß es gelingen werde, die hohen Ideale zu erreichen, die sich der Völkerbund als Ziel gesetzt habe. Wenn man über die gegenwärtigen Schwierigkeiten hinwegkomme, würde der Völkerbund den Frieden der Welt für weitere 50 oder 100 Jahre sichern. Was revidiert werden müsse, das sei der Versailler Vertrag. Er sei der größte Unruheherd der Welt und die zum Kriege treibende Kraft. Glücklicherweise sei es bis jetzt nicht zu dieser letzten Möglichkeit gekommen. Sollte es aber zum Krieg kommen, dann müsse dieser „verfluchte Vertrag" hierfür verantwortlich gemacht werden. Oer Negus heute in London Er hat die Hoffnung aus Gens noch nicht ausgegeben. Haile Selassic, der am Pfingstsonntag an Bord des englischen Orientdampfers Oxford Gibraltar verlassen hat, wird im Laufe des heutigen Tages in London eintreffen. Für den Empfang des Negus sind polizeiliche Sicherungs maßnahmen getroffen worden, da die Londoner „Ver einigung der Farbigen" eine Massenkundgebung an gekündigt hat. Dr. Martin, der abessinische Gesandte in London, wird mit sämtlichen Botschaftsmitgliedern den Negus am Bahnhof empfangen. Der Negus wird zunächst, begleitet von Polizei und Detektiven, nach der abessinischen Bot schaft fahren und später das Haus, das ihm Sir Elly Kadoorie, ein persischer Millionär, zur Verfügung gestellt hat, beziehen. Eine Polizeiwache wird vor dem Haus des Negus für die Dauer feines Aufenthalts Wache beziehen. Vor seiner Abreise aus Gibraltar gewährte der Negus einem Vertreter des „News Chronicle" eine Unterredung, in der er energisch die Frage verneinte, ob er zu einem früheren Friedcnsschluß bereit gewesen wäre, wenn seine Hoffnung auf einen erfolgreichen Widerstand nicht von britischer Seite ermutigt worden wäre. Aber auch jetzt habe Abessinien seinen Glauben an den Völkerbund als einen Garanten des Friedens und der Unabhängigkeit Abessiniens noch nicht aufgcgeben. Englische Abgeordnete bei Mussolini Der Besuch des Negus in London fällt zusammen mit einer verschärften Tätigkeit der englischen Rechtskreise, die Beziehungen zwischen England und Italien so rakck wie möglich wieder in ruhige Bahnen zu lenken. Drei Mit glieder des britischen Parlaments, darunter Lord Mansfield, sind von Mussolini in Rom empfangen worden. Nach dem Eindruck Lord Mansfields erwarte Mussolini eine Anregung zur Wiederherstellung der englisch-italienischen Freundschaft durch die britische Regierung. Er habe seiner Meinung Ausdruck verliehen, daß es zwischen Italien und Großbritannien keinen Streit zu geben brauche, zumal die italienische Politik in keiner Wese gegen die britischen Interessen gerichtet sei. Lord Mansfield sprach die Hoffnung aus, daß die Unterredung mit Mussolini zur alten guten Verständigung zwischen beiden Ländern, die in der Zukunft notwendiger sei denn je, führen werde. Friedensruf der Frontkämpfer Der Herzog von Coburg als Vertreter Deutschlands In der nordenglischen Stadt Buxton fand zu Pfing sten die große Jahrestagung der britischen Frontkämpfer- organifation British Legion statt, an der außer 800 Vertretern aus allen Teilen Englands auch Front kämpfer aus Deutschland, Oesterreich, Ungarn, Bulgarien, Frankreich und Belgien teilnahmen. Als Vertreter der deutschen Frontkämpfer waren der Herzog von Sachsen- Eoburg-Gotha sowie H. G. Stahmer zugegen. Die Ein ladung an die ausländischen Frontkämpferverbände geht auf die seinerzeitige Anregung des damaligen Prinzen von Wales und jetzigen Königs Eduard VIII zurück. Bei der Eröffnung der Tagung verlas der Präsident der British Legion, General Sir Frederick Maurice, ein Antworttelegramm des Königs auf die Treuekund gebung der British Legion. In seiner Rede erklärte Sir Frederick Maurice, daß die British Legion die Vertreter der Frontkämpferverbände der anderen Länder, unter wel cher Flagge sie auch gedient hätten, begrüße. Der Vertreter Oesterreichs, General Fürst Schön burg-Hartenstein, begrüßte den Gedanken der Bri tish Legion, die Gegner von einst zusammenzubringen. Ge neral Weygand, der Vertreter Frankreichs, äußerte sich in gleichem Sinne und erklärte, daß keinerlei Haßstim mung jemals die alten Soldaten trennen könne. Mit sich immer wiederholenden stürmischen Hochrufen wurde der Herzog von Sachfen-Coburg-Gotha, der Vertreter der deutschen Frontkämpfer, begrüßt, als er für den Frieden und für die Verständigung zwischen den Völkern eintrat, die einstmals im Weltkriege sich als Geg ner gegenübergestanden haben. Der Herzog betonte, daß der Wunsch zum Frieden nicht nur der Wunsch aller deutschen Frontkämpfer, sondern vor allem der Wunsch des Führers Adolf I Hitler sei. Immer wieder wurde seine Rede von tosenden Beifalls kundgebungen unterbrochen, so daß manchmal seine Worte in den zustimmenden Jubelrufen untergingen.. Die Frie densbewegung unter den Frontkämpfern, fo führte er aus, sei zwar ständig im Wachsen begriffen, sie müsse aber noch umfangreicher werden und zur unumstößlichen Tat sache werden. „Noch, Kameraden", so sagte er, „finden wir weder Gerechtigkeit noch Frieden in der Welt. Wir Solda ten des Weltkrieges müssen daher alles daran setzen, auf dem Wege einer wahrhaften und festen Verständigung und Freundschaft weiterzugehen und danach zu streben, den Standpunkt der anderen kennenzulernen." Aiedensentschließung der britischen Zronttämpfer Auf der Jahrestagung der „British Legion" in Buxton nahm die Versammlung eine Entschließung an. Ernste Sorge über die gegenwärtige Lage in Europa und der Wunsch, allen Widerständen zum Trotz mit der Politik der Pflege brüderlicher Freundschaft mit den ehemaligen Fcindstaatcn fortzufahreu, kommt darin zum Ausdruck. Diese Politik werde man fortsetzen, in der Hoffnung, daß cs dann gelingen möge, in ganz Europa Frieden, Ver ständigung und Sicherheit herbeizuführen. Frontsoldaten aus dem Westen In Holzminden weilten während der Pfingsttage 60 französische und belgische Frontsoldaten, die während der Weltkriegsjahre in dem Gefangenenlager am Solling un tergebracht waren. Es fand ein herzlich gehaltener kame radschaftlicher Gedankenaustausch zwischen den deutschen Frontsoldaten und ihren ausländischen Gästen statt. Deutschtum im Kampf Aufruf der Heimattreuen Front in Eupen-Malmcdy zu den Provinzialwahlen. Die Heimattreue Front in Eupen-Malmedy, die bei der Kammerwahl am 24. Mai die Mehrheit der neu belgischen Wähler hinter sich hatte, tritt mit einem Aufruf zu den am 7. Juni stattfindenden Provinzialwahlen an die Oeffentlichkeit. Während bei den Parlamentswahlen die Heimattreue Bewegung ihren Protest gegen die altbelgische Politik durch Abgabe weißer ungültiger Stimmzettel in eindrucksvoller Weise bekundet hat, werden nunmehr die Eupen-Malme- dyer aufgefordert, der von der Heimattreuen Front für die Provinzialwahlen aufgestellten Liste ihre Stimmen zu geben. Gegenwärtig sind zwei Vertreter der Heimattreuen Frontbewegung im Lütticher Provinzialrat. Die Heimattreue Front hofft, daß ihre Vertretung auch aus dieser Wahl gestärkt hervorgehen wird. Ihre Lo sung lautet auch heute wieder: Keine Stimme einer altbelgischen Partei! In dem Aufruf wird auf den Sieg hingewiesen, den die Heimattreue Front bei den Wahlen am 24. Mai er rungen hatte. „Wir haben", heißt es weiter, „den Ansturm der vereinigten Gegner siegreich abgewehrt, wir haben eine feste und unerschütterliche Stellung erobert. Die neu belgischen Wähler haben sich, wie nicht anders zu erwar ten war, in ihrer großen Mehrheit zu uns bekannt. Der Kampf geht weiter; es gilt, die gewonnene Stellung aus zubauen, und es gilt, die Gegner am 7. Juni von neuem zu schlagen." Reichsmittel für Kinderheilfürsorge Wie in den letzten Jahren hat auch dieses Jahr der Reichs- und preußische Arbeitsminister den Ländern be trächtliche Mittel zur Durchführung der Kinderheilfürsorge zur Verfügung gestellt. Es handelt sich hierbei um Kuren, die hilfsbedürftigen Kriegerwaisen, Kindern von Kriegs beschädigten und von Sozialversicherten ermöglicht werden. Die Durchführung der Kuren geschieht im Einvernehmen mit den Ländern durch die Reichszentrale „Landaufenthalt für Stadtkinder e. V." in der Reichsleitung der NSDAP., j Hauptamt für Volkswohlfahrt.