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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Mittwoch, den 17. Juli 1940 Nr. 163 92. Jahrgang bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vorm- 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für Anzeigen, Heimatteil, Sport, Feuilleton, Kunst und Wissen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Httler-Straße 2 — Fernruf nur 551 Dieke Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertag». Bezugspreis-. Bet Abholung 14 tägig 1.—RM., frei Haus 1.10 RM. etnschl-ltz bez. lv Pf. TrLgerlohn. Postbezug monatl. 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt kirren Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. ZeitungsanSgabe für Abholer läglich s—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsktze bet Wiederholungen nach Preisliste Nr. S — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Der Pulsnitzer Anzeiger ist Las zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes zu Kamenz Hochnotpeinliches aus dem englischen Unterhaus Heckenschützenkrieg, Kinderevakuierung und Lebensmittelmisere Mr. Eden und andere Plulokralengröhen schweigen sich aus DND. Rom, 17. 7. Wie Stefani aus San Sebastian meldet, wurde der schöne Anthony Eden in der Unterhaus- sitzung am Dienstag mit peinlichen Anfragen „wegen des Fortganges der Vorbereitungen zur Verteidigung des natio nalen Gebietes" bestürmt. Der „sachverständige" Herr be schränkte sich aber auf die Erklärung, „die Regierung sehe es als äußerst unwünschenswert an, daß öffentliche Erklärungen über Einzelheiten des Drrteidigungsplanes bekanntgegeben würden". Auf Grund weiterer Fragen sah sich Eden zu Lem interessanten Eingeständnis genötigt, „die zur örtlichen Verteidigung kleiner Zentren be stimmten Freiwilligen könnten zwar gemäß ihrer eige nen Initiative die nach ihrem Gutdünken geeigneten Derteidigungsmahnahmen ergreifen, aber die Kon struktion von Derteidigungswerken auf Grund lokaler Initiative bringe mehr Anheil als Vorteile. Die Militärbehörden ( hätten zahlreiche Verteidigung^ «nlagen, di« an unzweckmäßigen Stellungen errichtet worden seien, wieder zerstören müssen. Ein Abgeordneter meinte wenn 1000 deutsche Radfahrer plötzlich in einer Ortschaft auftauchten, hätten die Freiwilligen (Heckenschützen) kein: Zeit, erst die Militärbehörden um Rat zu fragen. Als ein weiterer Abgeordneter fragte, warum man denn überhaupt Derteidigungsvorbereitungen treffe, be endete der Sprecher schleunigst die hochnotpeinliche Debatte über dieses Thema. Bezeichnend für die verzweifelte Stimmung, die in Eng land nm sich greift, ist ein Gesetzesvorschlag, der, wie man hört, in den nächsten Tagen im Unterhaus behandelt werden soll. Danach soll über Großbritannien das Standrecht verhängt werden, um Zivilisten, dir die Kriegführung sabotieren, mit härtesten Strafen treffen zu können. Während die Plutokra ten alle Vorbereitungen treffen, um sich selbst in Sicherheit zn bringen, soll die übrige Bevölkerung niedergeknüppelt werden. Ausländischen Meldungen zufolge, haben sich in der bri tischen Kriegsproduktion erhebliche Schwierigkeiten ergeben, auch sollen an mehreren Stellen Sabotageakte vorgekommen sein. Die Zeitungen erteilen der Regierung gute Ratschläge und meinen, daß man vor allem auf Ueberrasch ungen gefaßt sein müsse. So meint „News Chronicle", daß England vielleicht sein letztes ruhiges Wochenende erlebt habe. Aller dings, so glaubt daS Blatt drohen zu können, würde dann auch für Deutschland und Italien das gleiche gelten. „Evening Standard" klagt über einen katastrophalen Stahlmangel, der die Entfernung der 100 000 Laternenpsähle in London not wendig macht. Von der Einschmelzung der Laternenpfähle erhofft das Blatt den Gewinn von 20 000 Tonnen Stahl. An gesichts des großen Durcheinanders und der düsteren Stim mung hat sich Duff Cooper einen „Schweigefeldzug" erdacht, der die innere Kritik zum Verstummen bringen soll. Riesen plakate verkünden die Parole: „Mutzt du sprechen, so sprich vom Siege". Darüber aber, w i e England diesen Sieg noch erringen könnte, Weitz auch der britische Lügenmini ster nichts mitzuteilen. Echt englisch , Von matzgebender englischer Seite wurde dem Be richterstatter der United Preß in London erklärt, datz die von den Deutschen am Donnerstag der vergangenen Woche unternommenen Luftangriffe den bisher grötzten Sachschaden und die meisten Verluste verursacht hätten. Während des ganzen Tages und Abends hätten die deutschen Flieger „die Straßen mit MG.-Feuer belegt und mehrere hundert Häuser in Brand gesetzt. Die vor den deutschen Flugzeugen flüchten- Dann würbe die nicht minder unangenehme Frage der KmLerevakmerung kurz gestreift, wobei der Unkrstaatssekretär für die Dominien Shakespeare entschuldigend erklärte, die Regierungen von Kanada, Australien und Aeuseeland hätten „sowieso" nicht mehr als 20 000 Kinder aufnehmen wollen (!). Zahlreiche Anfragen waren natürlich auch wegen der Lebensmittelknappheit, insbesondere an Jetten, eingebracht, worauf der Ernährungsminister nichts Besseres zu antworten wußte, als daß alle Hamsterer streng bestraft würden. Auch der Lebensmitteleinfuhr von privater Seite sei, selbst in kleinen Quantitäten, verboten worden. — Englische Zeitungen berichten Hierzu, daß die Zensur zahlreiche Briefe ausgei griffen habe, in Lenen Engländer Bekannte in Irland baten, ihnen dringend benötigte Lebensmittel zu schicken. 2m übrigen kann man verstehen, daß auch der Ernährungs minister nur allzu gern die von der Regierung plakatiertet Schweigetaktik anwandte, hatte er doch soeben erst wieder öffentlich bekanntgegeben müssen, daß die Lebens in itte lp rei st) in England einer neuen Regelung (lies: Erhöhung) unterworfen werden müßten. 2n erster Linie feien Erbsen und Dohnen sowie Marmelade betroffen. Auch eine besondere Regelung der Eierfrag: sowie der Preise für Milch und Käse sei not wendig geworden. Das alles sind Dinge, die ein Plutokrat, der vor Tisch ganz andere Reden schwang, nicht gerne hört, und über die er noch viel weniger gern dem englischen Volk Antwort gibt. Len Bewohner seien auf der Straße mit MG beschossen worden." — Es ist in der ganzen Welt bekannt und auch den Engländern in den letzten Wochen zur Genüge vor Augen geführt worden, daß die den > schen Flieger lediglich mili tärisch wichtige Anlagen angreifen und ihre Ziele auch mit Sicherheit zu treffen wissen. Wenn trotzdem dem Be richterstatter der United Preß jetzt dieses Märchen von An- grisfen deutscher Flieger auf die flüchtende Zivilbevölkerung erzählt wird, so ist die Absicht dieses Berichtes allzu offen sichtlich. Da es den englischen Fliegern bei ihren nächtlichen Angriffen auf deutsches Reichsgebiet nicht gelingt, militärische Ziele zn Hessen, so wird nun einfach einem neutralen Bericht- erstaller gegenüber die Behauptung aufgestellt, datz auch du deutschen Flieger ihre Boniben planlos über den Wohnstätten der englischen Bürger abwersen. Leider hat der Londoner Vertreter der United Pretz seinen Bericht nur auf Grund von Aussagen einer angeblich matzgebenden englischen Stelle ge fertigt und sich nicht selbst von den Erfolgen der deutschen Angriffe überzeugt, sonst hätte er feststellen können, datz die deutsche Luftwaffe nur militärische Ziele angreift, so, wie sein Berliner Kollege sich unlängst aus einer Reise durch Städte Nord- und Westdeutschlands davon überzeugen konnte, daß die englischen Flieger nicht militärische Anlagen, sondern nur Wohn- und Krankenhäuser beschädigten oder Flurschaden an richteten. Churchill tröstet mit Lügen Man möchte englische Fliegerüberlegenheit vortäuschen Während Churchill, um gegen die Vertrauenskrise im eng lischen Volk zu wirken, kühn erklärte, daß die deutschen Ver luste zu den englischen sich wie 5:1 verhielten, meinte Herr Alexander, in den letzten acht Tagen habe Deutschland mit Sicherheit 90 Flugzeuge, wahrscheinlich aber noch weitere 50 verloren. Auch der Londoner Rundfunk beteiligte sich an dieser Vertrauenkampagne zugunsten der britischen Luftwaffe und spricht von schweren Verlusten der deutschen Angreifer. Radio London behauptet, das bisherige Verhältnis der deutschen und englischen Berluste zueinander fet ü: 1, und in einer weiteren englischen Nachrichtensendung des britischen Lusifahnmini- steriums wird erklärt, die bösen Deutschen suchten zu ihren Gunsten ein Verlustverhältnis von fünf englischen Maschinen gegenüber einem deutschen Flugzeug zu konstruieren. Wie man sieht, sind alle diese krampfhaften Versuche, Stim mung zu machen, herzlich schlecht aufeinander abgestimmt und ungereimt. Mit einer solchen Zahlenspielerei kann vermutlich nicht einmal ein englischer Rundfunkhörer oder Zeitungsleseri etwas anfangen. Wir stellen deshalb dem unklaren Durchein-i ander der englischen Angaben die klaren Mitteilungen des deut schen Wehrmachtberichtes gegenüber: In der Zeit vom 23. Juni bis zum 12. Juli — auf diesen! Zeitraum beziehen sich sowohl die Reden der beiden briti-! schen Minister wie die erwähnte Auslassung des britischen Luftfahrtministeriums — verlor die britische Luftwaffe 223 Flugzeuge, während der deutsche Wehrmachtbericht für den gleichen Zeitraum 47 deutsche Flugzeuge als vermißt und ver loren meldet. An diesen Zahlen ist nichts zu deuteln. Sie! sprechen im Gegensatz zu den verworrenen englischen Angaben tine eindeutige Sprache. Churchill baut vor Verschleierungstakti! am Ende Die Verschärfung der deutschen Blockade Englands veran laßt die britische Admiralität zu dem Versuch, durch ein Teil« geständnis die Besorgnisse der Bevölkerung zu beschwichtigen, Churchill läßt zugeben, daß in der Woche vom 1. bis 7. Juli 22 Schisse mit einer Eesamttonnage von 114 137 BRT. durch Luftangriffe und U-Boote verlorengegangen seien. Beachtung verdient die elegische Feststellung, die Verluste zur See hingen von der Zahl der eingesetzten U-Boote und der Heftigkeit und Wiederholung der Luftangriffe ab. und da die bösen Deutschen fetzt die französische Küste besäßen, könne man derartige An griffe des öfteren erwarten. Der Lüqenlord baut also vor, denn mit der Zeit kann er auch durch seine Teilgeständnisse die immeis erheblicher werdenden Verluste nicht länger verschleiern. Wir warnen England! Eine allzu durchsichtige Absicht — Anscheinend neue Verletzung internationaler Abinachungen durch England geplant Der britische Runvjunk stellt am 15. Juli die Behauptung auf. daß die deutschen Fabriken jetzt täglich 21 Stunden lang C.slgas Herstellen und knüpft daran die ironische Bemerkung, Deutschland würde gch sicherlich bald über die Verwendung von) Giftgas durch England zu beklagen haben. Die Absicht, die dep britische Rundfunk in seiner Meldung verfolgt, ist allzu durch sichtig. als daß sie in der Welt Eindruck macht. Deutschland hat den Krieg bisher streng nach den Bestimmungen des Völker-, rechtes geführt. Jetzt aber scheinen die Briten wieder einmal, wie schon so oft, eine neue Verletzung internationaler Ab» machungen begehen zu wollen. Die Begründungen hierfür sollen angeblich deutsche Vorbereitungen zum Gaskrieg sem, die völlig aus der Luft gegriffen sind. Wir warnen England! EM sauberer Mar Britischer Priester fordert zum HeckenschützenkrKg imd zum Mord auf Der Vikar von Witcham-Gibbon, veröffentlicht, dem Lon doner „Star" zu folge, in seinem Gemeindekirchenblatt genaue Anweisungen über die Art, wie deutsche Fallschirmjäger ab gewehrt werden können. Wörtlich heißt es: „Wer keine Pi stole hat, muß den nächsten Gegenstand gebrauchen. Ich zum Beispiel stelle jeden Abend eine Mistgabel in den Hausgang. Schon ihr Vorhandensein macht mir Mut. Wenn die Nazis kommen, telephoniere ich zuerst der Polizei, dann nehme ich — wenn möglich — meine Mistgabel und steche sie tief in et was, was nicht Erde ist. Mit anderen Worten: Dieser saubere Vertreter christlicher Menschenliebe benutzt das Organ seiner Kirche, um offen zum Heckenschützenkrieg und zum Mord nach polnischem Muster zu Hetzen. Der fromme Vikar wird sich nicht wundern dürfen, wenn er eines Tages auf sein Verbrechen die gebührende Ant wort erbält. Churchill droht mit Erschießungen Streiks und Sabotageakte in England — „Schweigefeldzug" Duff Coopers