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Amts Blatt des Königl-Umtsgerichls und des SLadtrathes AvoiundMn^igftev Uahrgaug Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. A b o n n e m e n t s - P r e i s Vierteljährl. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: I Jlluttrirtes Sonntagsblatt (Wöchentlich); Landwirtschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Preis für die einspaltige Cor. Puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. KescHäftsstekterr: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Moffe und G. L. Daube L Comp. Druck und Verlag von E. L. Försters Erben in Pulsnitz. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. zu Kutsnrh Mittwoch. Nr. 9. 30. Januar Auf dem die Firma Frirdr. Emil Schurig 244 b in Großröhrsdorf betreffenden Blatt 155 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist, Folgendes eingetragen worden: Margarethe Amalie verw. Schurig ist — infolge Ablebens — ausgeschieden. Der Kaufmann Herr Johannes Martin Schurig in Großröhrsdorf ist Inhaber. Pulsnitz, am 23. Januar 1901. Königliches Amtsgericht. —v. Weber. B. Bekanntmachung, verkehrspolizeiliche Bestimmungen betreffend. I. Bei Schneefall und Frost haben die Haus- und Grundstücksbesitzer, bez de.en Stellvertreter die Fußwege längs der Straßenfront ihrer Grundstücke von Schnee und Eis sorgfältig zu reinigen und bei Glätte gehörig zu bestreuen und zwar ist das Bestreuen so ost zu wiederholen, als es die Sicherheit des Verkehres erfordert. Zum Streuen ist am besten Sano als das wirksamste und anhaltendste Mittel gegen Glätte zu verwenden. Kehricht oder mit Unrat vermengte Asche darf nicht hierzu verwendet werden. Das Streuen von Viel.salz zum Austauen von Schnee und Eis ist verboten. 2. DaS Begehen der Bürgersteige mit gefüllten Wasserkannen und dergleichen, das Ausgießen von Flüssigkeiten jeder Art auf die Bürgersteige und Straßen, sowie das Fahren niit Handschlit^n auf den Bürgersteigen ist verboten. 3. Es ist verboten, den Schnee aus den Gehöften und von den Häusern weg auf die Straße zu werfen; die Hausbesitzer habdn diesen auf ihre Kosten aus den Gehöften und aus der Stadt hinausbe ocgen zu taffen. 4. Zur Vermeidung von Gefahren für die Fußgänger haben die Hausbesitzer an ihren Häusern die Eiszapfen in vorsichtiger Weise rechtzeitig von den Dächern abstoßen zu lassen. 5. Das Verunreinigen der Bürgersteige, Straßen und Plätze, insbesondere vor den Gasthöfen und Restaurationen ist verboten. 6. Alle in der Stadt verkehrenden Wagen und Schlitten sind bei einlretender Dunkelheit mit brennenden Laternen zu versehen und zwar die zur Besörderung von Personen dienenden mit je zwei an beiden Seiten des Kutschersitzes befestigten Laternen, Lastfuhrwerke dagegen mit einer linker Seits am Kummet des Pferdes angebrachten Laterne. 7. Bei eintretendem Schnee müssen sämmtliche Fuhrwerke mit Geläute versehen werden. 8. Zuwiderhandlungen gegen di se Bestimmungen werden auf Grund Z 366,,« des Neichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis 60 Mark oder mit Haft bis 14 Tagen bestraft. Pulsnitz, am 29. Januar 1901. Der Stadtrat h. Or. Michael, Bürgermeister. Vo n Reichsges.tzdlatte sind nn Januar dsS. Js. die Nummern 2 und 3 bei dem unterzeichneten Stadtrath eingegangen. Dieselben liegen 14 Tage lang zu Jedermanns Emsicht in unserer Nathskanzlei aus und enthalten: Verordnung, betreffend die Gerichtsbarkeit der deutschen Consuln in Egypten. S. 3. Gesetz, betreffend die Kontrolc des Reichshaushalts, des Landeshaushalts von Elsaß-Lothringen und des Haushalts der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1900. S. 5. P u l s n i tz, am 28. Januar 1901. Der Stadtrath. Or. Michael, Bürgermeister. Bei dem Unterzeichneten Stadtrath ist im Januar dss Js. das 1. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen eingegangen. Dasselbe liegt 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht in unserer Nathskanzlei aus und enthält: Nr. 1 Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum zur Erbauung einer normalspurigen Industriebahn von Chemnitz nach Obergrüna betr. S. 1. — Nr. 2 Verord nung, die Enteignung von Grundeigenlhum für Erweiterung der Ladestelle Hl in Leipzig-Lindenau betr. S. 2. — Nr. 3 Bekanntmachung, die Satzungen der Pensionskasse für die römisch-katholischen Geistlichen der sächsischen Oberlausitz betr. S. 3. — Nr. 4 Bekanntmachung, die dermalige Zusammensetzung der Landrenten-, Landeskulturrenten« und Altersren- teubank Verwaltung betr S. 9. — Nr. 5 Bekanntmachung, die anderweite Feststellung der Wahlbezirke für die evangelisch-lutherische Landessynode betr. S. 10. — Nr. 6 Verord nung, betr. die Aushebung der Verordnung vom 16. Januar 1873 und des mittels derselben eingeführten Reglements über die Gewährung von Unterstützungen für Militär-Familien während des Kriegszustandes S. 14. — Ne. 7 Bekanntmachung, den zwischen Sachsen, Preußen, Sachsen-Altenburg und Reuß Jüngerer Linie wegen Herstellung einer Eisenbahn verbindung von Gera nach Meuselwitz rc. abgeschlossenen Staatsvertrag betr. S. 14. — Nr 8 Bekanntmachung eines Nachtrags zu der Urkunde über die Stiftung eines allgemei nen Ehrenzeichens S. 20. e Pulsnitz, am 28. Januar 1901. Der Stadtrath. Or. Michael, Bürgermeister. Sonnabend, den 2. Kebruar, vormittags 10 Uhr sollen im Restaurant zum SchiilztNhaUs in Pulsnitz, als Auktionsort, 10 größere Posten neue kleinere Blechwaaren, al«: Töpfe, Stürzen, Waschbecken, Reibeisen, Kehrichtschaufeln Durchschlüge pp. gegen Baarzahlung versteigert werden. Pulsnitz, nm 29. Januar 1901. Wachtmstr. Kremlz, Ger.-Vollz. Zum chinesischen Problem. . Der diplomatisch-politische Stand der chinesischen Ange legenheit läßt noch immer zu wünschen übrig, ungeachtet mancher unverkennbarer Fortschritte, w-lche sie in letzter Zeit gemacht hat. Wohl ist nach Ueberwindung der seltsamsten und verdrießlichsten Schwierigkeiten die provisorische Annahme der von den Mächten der chinesischen Negierung gemeinsam gestellten FriedenSbedingungen erreicht worden, ja, die chine sischen Unterhändler Haden schließlich sogar die Friedensprä liminarien unterzeichnet und außerdem mit dem Siegel des Kaisers Kwangsu versehen, aber seitdem stockt nun wieder das diplomatische FriedenSwerk in Peking. Offenbar versucht man chinesischerseits nach beliebtem Rccept wiederum die Ver handlungen mit den fremden Gesandten nach Möglichkeit zu verschleppen, wozu u. A die neuerdings geäußerten verschie- dentlichen „Wünsche" der chinesischen Negierung bezüglich verschiedener Punkte der Friedensbedingungen gehören. Das diplomatische Corps in Peking hat sich daher entschlossen, den Herren Chinesin den Standpunkt nochmals tüchtig klar zu machen, indem es in einem Briefe an Prinz Tsching und Li-Hung-Tschang betonte, die Mächte würden sich in der Er ledigung der militärischen Fagen ganz nach der Raschheit richten, mit der die chinesische Negierung ihre übrichen Ver bindlichkeiten gegen die Mächte erfülle. Im Anschluffe an diesen Wink mit dem ZaunLpfahl, wird die Todesstrafe für fünf hohe chinesische Würdenträger, unter denen sich auch General Tungsuhsiang befindet, gefordert. In der That wird es nachgerade Zeit, daß die chinesi sche Negierung ihre Bereitwilligkeit, den von ihr auf dem Papier übernommenen Verpflichtungen auch wirklich nachzu- kommen, endlich zweifellos zu erkennen giebt. Eine erste Gelegenheit hierzu würde die Bestrafung der hauptsächlich als Führer der fremdenfeindlichen Bewegung und als Arran geure der hiermit verbunden gewesenen entsetzlichen Ausschrei tungen in Betracht kommenden vornehmen Chinesen gewähren; den gegenwärtigen Machthabern in Singanfu dürste es sicherlich ein Leichtes sein, die geforderten Strafacte vollziehen zu lassen. Man kann sich indessen deS Verdachts nicht er wehren, daß eS die chinesische Regierung auch jetzt noch nicht ehrlich meint, daß sie vielmehr vermeint, die fremden Mächte und deren Pekinger Vertreter täuschen zu können, um desto ungestörter einen letzten Versuch, sich der „fremden Teufel" mit Gewalt zu entledigen, zu ermöglichen. Mindestens scheint es sehr verdächtig, daß sich an den Grenzen von Petschili immer wieder starke chinesische Truppenmaffen sammeln, wie z. B. vor kurzem das Auftauchen einer angeblich 25000 Mann zählenden Streitmacht regulärer chinesischer Truppen an der Westgrenze der Provinz Petschili gemeldet wurde. Auch ist in letzterer das Boxer- und Näuberunwesen selbst jetzt noch nicht ausgerottet, immer wieder muß der Feldmarschall Graf Waldersee bald nach diesem, bald nach jenem Punkte fliegende Colonnen zur Säuberung der betreffenden Gegenden von den aufgetauchten Boxer- und Räuberbanden entsenden; die Vermuthung liegt aber sehr nahe, daß dem Treiben dieser zügellosen fremdenfeindlichen Elemente von Seiten der chinesischen Regierung insgeheim Ermuthigung zu Theil wird. Wie sollen aber bei solchen Verhältnissen im Lande die Frie- denSverhandlungen zu Peking einen ersprießlichen Fortgang nehmen, wenn noch jeder Tag neue Kämpfe und Zusammen stöße zwischen den verbündeten Truppen und den Chinesen zu zeitigen droht? Vielleicht am bedenklichsten jedoch erscheint der Umstand, daß sich immer wieder Differenzen und Meinungsverschieden heiten unter den tn Ostasien interessirten Mächte bemerklich machen, welche Wahrnehmung die Chinesen in ihrer zwei deutigen Haltung und hinterlistigen Taktik nur zu verstärken vermag. So weiß man es chinesischerseits sehr wohl, daß Amerika und Rußland nur sehr widerwillig noch an der ferneren gemeinsamen Aktion der Mächte in China theil nehmen und daß beide Staaten ihre Truppen aus Petschili schon fast gänzlich herausgezogen haben. Auch der sich mar- kirende neueste englisch - russische Conflict in Ostasien, der aus dem Verlangen Rußlands, die Elliot- und Blondeinseln im Liaotung - Golf als russisches Interessengebiet betrachtet zu wissen, zu entstehen droht, wird nicht verfehlen, die Chi nesen abermals auf die latenten Gegensätze unter den fremden Mächten aufmerksam zu machen. Es ist deshalb nur im