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Wochenblatt bennspi»cker Telegramm - Messe lvoclienblatMülsnik. für Pulsnitz und Umgegend Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. soH., vierteljährlich 4.2s bei freier Zr t^uung ins Haus, durch die Post bezogen unter Nr. 3S02 ;.qo. Amts-Blatt des König!, Umlsgepickls und -es Sta-tnakkes 2» pulsniks Inserate für denselben Tag sind bis vormittags 40 Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile i oder deren Raum zo Reklame 20 H. Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen -Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amtsblatt für den Bejirk des Uönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz Ul. s., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ghorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichteitau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rlein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. k. Förster'» Arbeit. § Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2S5. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Mr. 52. Sonnabend, den 2. Mai 1903. 55. Jahrgang. Bekanntmachung. Wegen Umpflasterung des Straßenkreuzes der Schittzgafft und Straße HI ist Montag, den 4. Mai dieses Jahres der Fährverkehr daselbst vollständig gesperrt. Hierbei wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß auch der Dttrchaaugsfahrverkehr zwischen Obersteinaer Weg und Straße III bez. Straße L für diesen Tag gesperrt ist. Pulsnitz, am 2. Mai 1903. Der Stadtrat. Or. Michael, Bürgermeister. Neueste Kreigniste. Graf Posadowsky erklärte namens des Reichskanz lers, daß er die Beantwortung der konservati ven Interpellation, betreffend die Kündigung der Handelsverträge, ablehnen müsse. Der Reichstag mußte die Mittwochsitzung wegen Beschlußunfähigkeit abbrechen. Am Nachmittag fand eine neue Sitzung statt. Zu Ehren des Königs Eduard fand am Mittwoch auf der Piazza d'Armin bei Rom eine Trup penschau statt; nachmittags weilte König Eduard im Vatikan. Die Karthänser der Grande Chartreuse wurden am Mittwoch, laut Pariser Meldung, mit be waffneter Macht zum Verlassen ihres Klosters gezwungen. Präsident Castro erließ ein drastisches Dekret be treffs des Aufenthalts der Ausländer in Venezuela. Der Kaiser hat am Spätabend des Donnerstag von Bückeburg aus seine Romreise angetreten. Der Reichstag ist am Donnerstag durch eine kaiser liche Botschaft geschlossen worden. Die russische Regierung behauptet jetzt sonderbarer Weise, daß die Veröffentlichungen über die von Rußland China vorgeschlagene Konven tion betreffend die Mandschurei vollständig un richtig seien. Die kanadische Minenstadt Frank wurde durch Platzen des Turtleberges vernichtet; weit Uber 100 Menschen kamen ums Leben. Parlamentarische Rückblicke. Inmitten der immer lebhafter betriebenen Vorbereitungen zu den ReichStagSwahlen hat nunmehr der Reichstag von 1898 friedlich und sanft sein Dasein beschlossen. Gar manchen berechtigten Spott und Tadei verdient gewiß dieser Rrichstag, namentlich dadurch, daß in ihm da» parlamen tarische Uebel der Beschlußunfähigkett allmählich chronisch ge worden war, während zugleich sein geistige« Niveau über haupt immer tiefer sank, und hiermit sein gesamte« Ansehen nach außen. Solche leidenschaftlichen Debatten und solche unwürdigen Skandalszenen, wie sie sich bei der Beratung de« neuen Zolltarifs infolge der rücksichtslosen ObstruktionS- bestrebungen der sozialdemokratischen Fraktion entspannen, sind in der deutschen Volksvertretung seit ihrem Bestehen noch niemals dagewesen, und schon darum wird in der Ration kaum besondere« Bedauern darüber empfunden werden, daß diese« Parlament jetzt also für immer von der politischen Schaubühne abgetreten ist. Dennoch muß man anderseits trotz alledem zugestehen, daß der Reichstag vom Juni 1898 in seiner fünfjährigen Tätigkeit zahlreiche Gesetze zu Stande gebracht hat, unter denen sich sogar mehrere von großer Bedeutung befinden. Vor allem ist al« seine hervorragendste gesetzgeberische Leistung die Reform der deutschen Zollgesetzgebung zu verzeichnen, zumal die« schwierige und langwierige Werk erst nach Ueber» nnndung große, Hindernisse vollendet wurde. Das neu« Zolltarifgesetz, wie eS schließlich au« den Beratungen de« Reichstage« hervorgegangen ist, paßt sich allerdings noch keineswegs allen Bedürfnissen des deutschen Erwerbslebens an, aber mindestens stellt es doch eine brauchbare Grundlage dar, auf welche der nächste Reichstag die neuen Handels verträge des Reiche« fertig zu stellen vermag. Bedeutsam in ihrer Art sind ferner die Reichstagsbeschlüsse zur Er höhung der Wehrfähigkeit Deutschlands, das Flottenver- stärkungSgesetz vom 12. Juni 1900 und die Vermehrung de« stehenden Reichsheeres um drei Armeekorps. Besonders reichhaltig waren die Ergebnisse der beendigten Legislatur periode auf sozialpolitischem Gebiete, die Novellen zum Un fall« und zum JnvaliditätSversicherungSgesetz stellen eine sorg, fällige reformierende Neugestaltung dieser wichtigen Reichs gesetze dar, während in der noch in zwölfter Stunde verab schiedeten Novelle zum Krankenkaffengesetz eine notwendige Reform auch des letzteren Versicherungsgesetzes zu betrachten ist. Weiter fallen in den Kreis der sozialpolitischen Leistungen dieses Reichstages die Novelle zur Gewerbeordnung (Mindest ruhezeit für die Angestellten im Gastwirtsgewerbe), daS Ge setz über den Schutz der gewerblichen Kinderarbeit, da« Ver bot der Fabrikation und des Verkaufs von PhoSphorzüvd- waren und die SeemannSordnung. Betreffs der Steuer gesetzgebung sind die Novellen zum Branntweinsteuergesetz und zum Zuckersteuergesetz, sowie das Schaumweinsteuergesetz zu erwähnen. Auf dem verkehrspolitischen Gebiete kamen die Novelle zum Postgesetz, die Fsrnsprechgebührenordnung und das Telegraphenwegegesetz zu Stande. Die Bankgesetz gebung erfuhr eine Ergänzung durch das Hypothekenbank gesetz. Von sonstigen gesetzgeberischen Früchten der abge- laufenen Legislaturperiode de« Reichstage« wären z. B. noch zu nennen: daS Süßstoffgesetz, die Novelle zur Strandord nung, das neue Wahlreglement, daS formell allerdings nun auf einer BundeSratSverordnung beruht, daS Gesetz über die obligatorische Schlachtvieh, und Fleischbeschau, daS Reichs seuchengesetz, die Gesetze über die Regelung des Privatver- sicherungSwesenS und über da« Urheber» und Verlagsrecht und noch eine ganze Reihe kleinerer Gesetze. Gescheitert sind nur wenige Regierungsvorlagen, zu ihnen gehört be sonders die „ZuchthauSvorlage*. Endlich verdient noch registriert zu werden, daß der Reichstag die käufliche Ab tretung der Karolinen, Marianen u. s. w. seitens Spaniens an Deutschland sanktionierte. Demnach hat der nun verabschiedete Reichstag von 1898 aus verschiedenen Gebieten immerhin eine große Wirksamkeit entfaltet und zahlreiche gesetzgeberische Beschlüsse von teilweise mehr oder weniger hervoragender Bedeutung gefaßt. Diese Tatsache ist allerdings geeignet, mit den mannigfachen be- kündeten Schwächen, Seltsamkeiten und Unterlassungssünden dieses Parlaments wieder einigermaßen auSzusöhnen, zumal ja doch durchaus abzuwarten bleibt, weß Geiste« Kind sein Nachfolger sein wird. Zum Schluffe möge noch daran erinnert sein, daß der jetzt auSeinandergegangene Reichstag den jüngsten Kanzlerwechsel, die Ersetzung de« zurückge- tretenen Reichskanzler« Fürsten Hohenlohe durch den bis herigen Staatssekretär Grafen Bülow im Jahre 1900, mit erlebte. vertltche nutz sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Am vergangenen Dienstag hielt der Kaufmännische Verein im Gasthof zum Herrenhaus seine diesjährige Generalversammlung ab. Auf der Tagesordnung standen 8 Punkte, die ihrer Erledigung harrten und zwar: 1. Jahresbericht. 2. Handelsschulbericht. 3. Kassenbericht. 4. Revisionsbericht. 5. Richtigsprechung der Rechnung. Ent lastung der Vorstandsmitglieder. 6. Wahl deS Gesamtvor- standeS. 7. Anträge. 8. Mitteilungen. Aus dem langen, vom Vorsitzenden Herrn Cunradi ausgearbeiteten Jahres bericht entnehmen wir, daß dem Kaufmännischen Verein, welcher nach seiner Satzungen wissenschaftliche Fort« bildung durch Vorträge tc., Besprechung kaufmännischer Fragen, Wahrung kaufmännischer Interessen und Förderung des Gedenken« der Zusammengehörigkeit durch geselligen Ver kehr bezweckt, zur Zeit 65 Mitglieder angehören. Der Ver ein unterhält noch eine vom Königlichen Ministerium de« Innern seit Jahresfrist genehmigte Handelsschule in unsrer Stadt, welche gegenwärtig von 30 Schülern besucht wird. Die Leitung de« Kaufmännischen Verein« liegt in den Händen eine« fünfgliedrigen Vorstände«, welcher gleichzeitig unter Hinzuziehung de« jedesmaligen Bürgermeister« zu Puls nitz und de« Handelsschulleiter« den HandelSschulauSschuß bildet. Im weiteren Verlauf der Versammlung unterbreitete der Vorsitzende Herr Cunradi den Anwesenden den Ent- wurf einer Eingabe an da« Königliche Ministerium, wegen Beihilfe zur Deckung de« Fehlbeträge« der Handel«schulkaffe. Die Versammlung erklärte sich damit einverstanden und überläßt die weitere Erledigung dieser Eingabe dem Vor stand und vem Schulleiter der Handelsschule. Herr Lehrer Heinrich verlas den von ihm ausführlich ausgearbeiteten Handelsschulbericht, welchen wir de« Interesse« halber in einer der nächsten Nummern dieser Zeitung in gedrängter Form zum Abdruck bringen werden. Au« dem Kassenbericht de« Herrn Arno Brückner geht hervor, daß die Einnahme« de« Kaufmännischen Verein« incl. Kassenbestand de« vorigen JahreS Mark 392.32 betragen, denen Ausgaben gegenüber stehen in Höhe von Mark 333.30, mithin ein Bestand von Mark 59.02 verbleibt. Die Einnahmen der Handelsschule inel. Darlehn von Mark 1000.— betragen Mark 3001.75, demgegenüber stehen Ausgaben in Höhe von Mark 2642.26, mithin bleibt ein Bestand von Mark 359.49. Nach dem RevifionSbericht der Herren Guido Stöckert und Alfred Blumberg wurde Herrn Arno Brückner durch die Versammlung Entlastung erteilt. Die nun durch Stimm zettel vorgenommene Vorstandswahl ergab die Wiederwahl der alten Vorstandsmitglieder mit großer Majorität. Der Vorstand setzt sich demnach au« folgenden Herren zusammen: Vorsitzender: Herr Kaufmann Stadtrat Cunradi, dessen Stellvertreter: Herr Fabrikbesitzer Paul Raupach. Kassierer: Herr Fabrikbesitzer Arno Brückner. Schriftführer: Herr Kaufmann Richard Bachmann, dessen Stellvertreter: Herr Kaufmann Eugen Messerschmidt. Herr Felix Herberg brachte ein dreifaches Hoch auf den wiedergewählten Vorstand au«, in welches di« Versammlung gern und kräftig einstimmte. Zum Schluß der Versammlung wurde noch von einer Bitte de« Stenographen-Verein«, betreffend Verlegung der Ver sammlungen re. auf einen andern Tag al« Dienstag, sowie von einer Einladung der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung Außig in Böhmen, Kenntnis genommen. Pulsnitz. Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich, findet nächsten Montag, den 4. Mai im Schützenhau« ein Vortrag des Herrn Direktor Engler, Präsident des Welt bundes zum Schutze der Tiere, statt. Der Gewerbeverein ladet öffentlich dazu »in; e« hat somit Jedermann freien Zutritt, auch ist daS Erscheinen von Damen sehr erwünscht. In vielen anderen Gewerbevereinen hat der Vortragende mit großem Erfolg gesprochen, so daß wir nur empfehlen können, den von gemeinnützigen Bestrebungen getragenen Vortrag recht zahlreich zu besuchen. Pulsnitz. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat April 51885 Mark 41 Pfennige in 493 Posten eingezahlt und 44 266 Maik 73 Pfennige in 240 Posten zurückerhoben. Der Umsatz betrug 197 175 Mark 81 Pfennige. Pulsnitz. Im Monat April 1903 sind an hiesiger Polizeistelle folgende Gegenstände al« gefunden abgegeben und noch nicht abgeholt worden: Am 3. ein Tuch, 7. ein neuer Pinsel, 11. ein rindlederner Schaftstiefel, 17. ein Handkorbdeckel, 21. «in lederne« Geldtäschchen mit Inhalt,