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Nr. 143 92. Jahrgang Freitag, den 21. Juni 1940 Aettrmg erscheint täglich mit,Ausnahme der gefrtzüch« Son«, «ch tteiertao«. Abholung wöchentlich V0 «pf., Le« Liefer««« frei Haus »^P-stbezug monatlich L.öO RM. Die Behindern»« d« Liefern«, «chtferttgt Anspruch auf Rückzahlung de» Bezugspreises, ^^wgsawkgad« s«r Abholer ««^ch»-« Uhr nachmittags. Preise und Rachlaßsätze bei Wied^holnnge« m»ch VE0P, Rr. ü — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmt« Nummern «b an Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister -« Pulsnitz uud Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz- _ amte» zu Kamenz _ . Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vor«. 10 Udr aufzugeben. — Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann -- Gebrüder Mohr. Hauptschrtstletter: Walter Mohr. Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz, »«antwortlich für den Helmattetl. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; ^r Politik, vtlderdtenst und den übrigen Tell Walter Mohr, PulSnttz. — D. A. VI.! GoschäftSstell«: Nur Adolf - Hitler - Straß« 2 — Fernruf nur SS1 Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt, und Tageszeitung für die Stad« und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Oho« MilzWes AWllstWMgW m Italien » Die französische Regierung hat, wie am Donners tagabend amtlich bekanntgegeben wird, an die italienische Regierung durch Vermittlung der spanischen Negierung ein Waffenstillstandsgesuch gerichtet. Die amtliche italienische Mitteilung lautet: „Die französische Negierung hat sich heute vormittag Uber die spanische Regierung an die italienische Negie rung gcivandt und um Verhandlungen mit Italien über einen Waffenstillstand nachgesucht. Die italienische Regie rung hat über den gleichen Weg in der gleichen Form wie die Rcichsrcgierung geantwortet, d. h., daß sie die Be kanntgabe der Namen der französischen Bevollmächtigten erwartet, für die dann Ort und Datum der Begegnung festgesetzt werden." A Dieser Schritt der französischen Negierung ist eine Folge -er Tatsache, daß Deutschland und Italien gemeinsam mar- fchieren und gemeinsam handeln. Darüber hinaus bestätigt das Wasfenstillstandsgesuch die schwierige Lage, m der sich Frankreich befindet, und es straft diejenigen Lügen, die noch Emmer von einem „kämpfenden" und .siegenden" Frankreich glauben sprechen zu dürfen. Was bereits in den Worten Pe- lams und in der Anfrage an die deutsche Neichsregiernng zum Ausdruck kam, es findet in dem Ersuchen an Italien seine Bekräftigung: Frankreich ist zusammengebrochey. Wains Anlertändler Frankreichs Bevollmächtigte für die Waffenstillstands- Verhandlungen benannt. VLM. Berlin, 20. Juni. Die französische Regierung hat nunmehr ihre Unter händler für die Wäsfenstillflandsvcrhandlungcn der Deutschen Regierung namhaft gemacht. Es sind dies: General des Heeres Huntziger, Botschafter Noel, Vizeadmiral Lclur und General der Luftwaffe Ber ge r e t. Infolge der schwierigen Nachrichtenverbindungen über Spanien ist diese Mitteilung der französischen Regierung erst heute morgen 1 Uhr bei der Rcichsrcgierung eingc- troffen. Sie konnte daraufhin dem Führer um 4 Uhr früh übermittelt werden. Vor dem chaotischen Wirrwarr und dem Elend verzweig fclter Flüchtlinge, das die britischen Kriegshetzer und ihre! Vasallen in Paris in die französische Bevölkerung gebracht: haben, geben die Korrespondenten der spanischen Zeitung „ABC" und „Ya" mit einer Schilderung aus Bordeaux ein ebenso erschütterndes wie bezeichnendes Bild. Man sieht die Pariser Eleganz neben lumpigen Bettlern, gestürzte Politiker neben armseligen Bauern. Bekannte Film- großen tauchen in der dumpfen Menge unter. Dichte Mengen belagern die Banken sowie die Konsulate Spaniens und Englands. Aus allen Gesichtern spiegelt sich Ermüdung zum Umfallen wider Wo sich nur eine Gelegen-: heil bietet, versuchen völlig Erschlaffte zu schlafen. Minister schlafen aus Stühlen oder Sofas in dürftigen Dachstuben und Hinterzimmern von Restaurants. Nicht Hunderte, nein, Taufende militärischer Fahrzeuge aus allen Teilen Frankreichs, englische, französische und belgi-, sche Rote Kreuz-Wagen stehen bunt durcheinander. Benzin ist kaum noch vorhanden. Nur selten erblickt man ein Schiss im L^afen. Unter den Zivilisten, die untätig und unschlüssig umher wandeln sieh» man Tausende von Angehörigen der geschla genen Armeen: Flieger ohne Flugzeuge, Kanoniere ohne Kanonen, Infanteristen ohne Gewehre. Herriot in die Schweiz geachtet Unter dev Flüchtlingen erblickt man zahlreiche jüdische Clemenu. Leon Blum sitzt schweigend im Restaurant, umge- Das deutsche Oberkommando der Wehrmacht hat daraufhin unverzüglich die notwendigen Anordnungen gegeben und Vorkehrungen getroffen, um die französische Waffenstillstands-Delegation zu empfangen. Badenweiler genommen Wie wir erfahren, haben unsere Truppen am Don- lerstagmittag den in Lothringen gelegenen und durch den rampf bayerischer Truppen im August 1914 bekannten -rt Bavenwciler genommen, nach dem der Badenweiler Narsch benannt ist. Bristol und Southampton angegriffen Deutsche Bomben aus englische und französische Häfen Wie nachträglich bekannt wird, haben deutsche Kamps- vcrbände im Laufe der Nacht zum Donnerstag in der Gegend von Bristol und Southampton Werften und Ha fenanlagen und Anlagen der Lustrüstungsindustrie mit Bomben angegriffen. Dabei brachen an vielen Stelle» Brände aus und heftige Explosionen erleuchteten die Nacht. Auch die Hafcnanlagen von Lorient, La Rochelle, Bordeaux und St. Nazairc wurden mit Bomben belegt. Weithin sichtbare Brände kennzeichneten den Weg unserer Kampfflugzeuge. Ein Kreuzer und mehrere Handelsschiffe mit etwa 23 000 Tonnen Rauminhalt wurden von Bom ben getroffen und zum Teil schwer beschädigt. * Mehr und mehr bekommt England die Schärfe des deut schen Schwertes zu spüren. Bald wird man einsehen müssen, wie Rech» der Führer hatte, als er vor dem Wahn warnte, England immer noch als eine Insel zu betrachten. Damals mochte man über die deutsche Warnung lachen. Jetzt beginnt man oen Ernst zu spüren, der hinter jedem deutschen Wort! als eine für die Kriegshetzer bittere Wahrheit steht. Jetzt wird den Engländern heimgezahlt, was sie bei ihren Nacht-, Mae» nach Deutschland an Bomben brachten. Aber die deut schen Flieger zielen besser und wählen sich ihre Ziele besser aus als die englischen. Sie schonen die zivile Bevölkerung, treffen dafür aber militärische Ziele, die Stätten der Rüstung, mit uni so größerer Wucht. geben von einem riesigen Berg von Kössern, halb auf den Diwan ausgestreckl vor einem Glas Kaffee mit Milch. Nie mals, so schreiben die Berichterstatter, habe man Blum mehr den ewigen Juden angesehen. Paul Boncour speist mit t gutem Appetit in einem seudalen Restaurant. Jud Mandel wurde in einem Luxusrestaurant, in dem die Diplomaten zu Verkehren pflegen, plötzlich verhaftet, nach einigen Stunden Uber wieder sreigelassen. Wie die Berichterstatter in Bordeaux hörten, ist Herriot bereits in die Schweiz geflüchtet. Vor sei-, ner Flucht hatte er sich nach Lyon begeben, um Geld und Wertpapiere von der Bank abzuheben. In Lyon kam es bet feiner Ankunft zn feindseligen Kundgebungen der Bevölkerung. Dieser politische Wanderzirkus, der. so schreiben die spa nischen Zeitungen. Frankreich in den Abgrund stürzte, bietet in feinem beschämenden Verhalten ein ähnliches Bild wie die einstigen Minister des republikanischen Spaniens, die wie diese Politiker Frankreichs unter Mitnahme aller Werte nach Afrika oder Amerika zu fliehen versuchten. Das französisch-englische Wafsenbünvnis, so schließt der Aufsatz, ist zerschlagen. Eine Schicksalsgemeinschast der Flüchtlinge, die die Kriegstreiber in London und Paris ins Unglück brachte, ist übrig geblieben. Kein vertrauen mehr zu England I r a n, das vor dem Kriege mit der englischen Regierung ein Kreditabkommen über 5 Millionen Pfund Sterling für Käufe in England abgeschlossen hatte hat wegen Nichtaussührung der iranischen Bestellungen dieses Abkommen durch eine Er- Närung des iranischen Finanzministeriums annulliert Englands Flach Der Hatz der Betrogenen — In der eigenen Schling« Frankreich bricht gegenwärtig unter dem Fluche zusam-i men, den ihm die Gefolgschaft für England eingetragen hast So ist es schon vielen Ländern gegangen, denen England Hilfsangebote und Garantieversprechungen machte, mit denen es sich verbündete, und die es in Wirklichkeit doch nur für seine eigenen Ziele auszunützen bestrebt war. Davon wissen di« Tschechen und die Polen, die Finnen und die Rvr<» Weger, die Holländer und die Belgier ein Lied zu fingen. Der Fluch Englands lastet auf allen denen, die sich zu Basalten Les britischen Weltreiches hergeben, und viel zu spät spüren jetzt die Franzosen die verderblichen Aus wirkungen Ler Bindungen, die sie seit Jahrzehnten gegenüber England eingegangen sind, und für die sie geglaubt haben, auch in ihrem eigenen Interesse kämpfen zu sollen. Stet alle, und ganz besonders die Franzosen, haben niemals damit gerechnet, daß England im entscheidenden Augenblick nur an seine eigene Sicherheit denken und alle feine Freunde kalt und rücksichtslos im Stich lassen würde. Was nützt es, wenn jetzt der Haß gegen England bei den betrogenen Böllern, und so auch in Frankreich, plötzlich aus-- bricht und sich in Morten und Taten Luft macht? Die Be richte aus Frankreich lassen vielfach erkennen, wie hoch dort die Wut der Bevölkerung gegen deu Zynismus der brltischeir Politik gestiegen isst und wie der Fluch, unter dem da- französische Dolk zu leiden hast sich jetzt in Millionen Flüche gegen die britischen Verführer und Betrüger umwandelt. Ursache zu solcher Empörung haben die Franzosen mehr als genug. Nicht nur ihre Armee ist vernichtet, sondern auch große Teile Ler Bevölkerung sind durch dem Krieg in ein« grauenvolle Lage gebracht worben. Besonders das Elend unter Len Massen der Flüchtling« ist vielfach unbeschreiblich. Ein Schweizer Berichterstatter hat in der Schilderung eines solchen Flüchtlingszuges unter anderem erzählt, wie in der Gegend von Dijon Lie Bewohner beim Rückzug der französi schen Truppen ebenfalls ihr Bündel packten und sich kopflos auf die Flucht begaben, obwohl Las Innere und der Süden Frankreichs von Hunderttausenden von Flüchtlingen bereits überfüllt find, und obwohl infolgedessen bereits dir sehr ernste Gefahr einer Hungersnot vor der Lür steht. Ueberall Wohin die Flüchtlinge kamen (so schreibt der Schweizer) schlossen sich Lie Kaufläden, weil die Bewohner der neuen Stadt eben falls auswanderten oder weil alles fchon ausverkaust war« In der reichen Stadt Dijon sah er Frauen und Kinder, die vor Elend und Hunger schrien, und alte Leute, die sich an den Rand der Straße setzen und erklärten, sterben zu wollen. Das hat Lie französische Bevölkerung den Engländern zu verdanken. Gleichzeitig stellt sich Ler britische Prvpagandaministev Duff Cooper ans Mikrofon und versichert, der Verlust der französischen Armee sei zwar ein schwerer Schlag für Eng land, aber England besitze immer noch dir Zuneigung und die guten Wünsche des französischen Dolles wie auch von allen den anderen Völkern, mit denen England einmal verbündet war. Das Problem sei zwar ernst, aber es sei auch einfacher, denn die Front habe sich deutlich verkürzt und England habe den Atlantischen Ozean im Rücken. Merkt Duff Eooper nicht, wie sehr sich das Problem in der Tat „vereinfacht" hast' nämlich für Deutschland, welches nun nach dem Zusammenbruch Frankreichs nur noch mit England abzurechnen hat? England hat sich^ in der eigenen Schlinge gefangen, und sein Fluch, der auf anderen lastete, fällt nun auf England selbst zurück« Zst das der Kamps Frankreichs? Koloniale Hilfsvölker morden deutschen Soldaten! Deutsche Infanterie dringt in Reuves ein. Es liegt völlig cuhig oa und scheint srei vom Feind. Aber vie Ruhe war nur nn Hinterhalt. Vom Kirchturm, aus allen Häusern wird wie ikriegsberichler Adolf Schmlv berichtet, mi, einem Male wie anlv geschossen. Ueber Sumpsgelänbe muffen unsere Truppen ,wei Verwundere zurücklassend, zurückgehen. Unter starkem hak Feuer gelingt ein neuer Angriff. Aber gleich am Eingang des Dorfes wird einer der Per- ounveten ermordet aufgefunden. Die feindliche Nachhut hat Im nackt ausgezogen, mit Mestern völlig zerstochen bis zur Ilnkenntlichkeit. Koloniale Hilssoölker halten den Hinterhalt lebildet. wahrscheinlich um die vorstoßende Truppe genau so ftnzuschlachten wir diesen Kameraden. Das ist das fliehende Frankreich „Wie eine Herde ohne Hirt" — Pariser Eleganz neben zerlumpten Bettlern