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Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag unv Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich I Mark. Eine einielne Nummer tostet 10 Ps. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erschr nr wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) AbonnementSpreiS vierteljährlich l Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 U!r. für die König!. Amtshauptmanuschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Einun-vierzigster Jahrgang. Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nr. 3». Dicnöwg, den l7. Mai 1881. Der Schlosser Carl Gustav August Audi» aus Kleinzschocher, zuletzt in Wilsdruff aufhältlich gewesen, wird beschuldigt, — alS Ersatzreservist erster Classe ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, — Ucbertretung gegen H 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuches. Derselbe wird auf Len 15. Juni 1881 Vormittags O Uhr vor das König!. Schöffengericht zu Wilsdruff zur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldiatem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach Z 472 der Strafproceßordnung von dem Königlichen Bezirks»» Conin.ando zu Leipzig ausgestellten Erklärung verurtheilt werden. Wilsdruff, den 28. März 1881. Der Königliche Amtsanwalt. Friedrich, Rfdr. Bekanntmachung, die Hauptübung der städtischen nnd freiwilligen Feuerwehr betr. Sonntag, den SS. Mai dS. IS., Vormittag- IO Uhr, soll auf der hiesigen Schießwiese eine Hauptübnng der hiesigen Feuerwehren abgehaltcn werden, und haben sich hierzu sämmtliche Mitglieder derselben, Abtheiluugsführer und Mannschaften, unter Anlegung ihrer Dienstabzeichcn pp. bei Vermeidung der in Z 52 des Feuerlösch-Regulativs für hiesigen Ort vom 23. Februar 1870 augedrvhten Orduungsstrase pünktlich einzufinden. .Versammlungsort an der Kirche. Wilsdruff, am 16. Mai 1881. Der Stadtgemeindcrath. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung. Der diesjährige Wilsdruffer Frühjahrsjahrmarkt wird Donnerstag, den 10. Mai und Freitag, den SO. Mai d. I-, abgehalten. Wilsdruff, am 3. Mai 1881. Der Stadtgnminderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Berlin. Kein Ausspruch des Fürst Bismarck in seiner letzten Rede ist der Fortschrittspartei unangenehmer gewesen, als der, daß sie und die Socialdemokratie zu gelegentlichen Wahlbündnissen sich die Hand gereicht haben, und daß zwischen ihnen eine Art Kartellverhält- niß für die Wahlen eingetreten sei. Die fortschrittlichen Blätter aber sprachen ganz anders, als sie noch in der Triumphstimmung über die Wahlsiege in Altenburg, Weimar u. s. w. waren. Damals- hat man sich gerühmt, die Stimmen der Sozialdemokraten gewonnen zu haben. Daß der Ausgang der Altenburger Wahl durch die Sozialdemokraten entschieden worden, ist eine notorische Thatsache. Ueberhaupt kann wohl nichts selbstverständlicher sein, als daß der revolutionäre, von der sozialdemokratischen Agitation nicht mehr loszulösende Theil der Arbciterbevölkerung überall da mit der Fortschrittspartei gehen wird, wo er seinen eigenen Kandidaten nicht durchzubringen hoffen darf. Dagegen darf die Regierung darauf rechnen, daß der Theit der Ar beiterbevölkerung, dem es nicht um Revolution, sondern um soziale Besserung zu thun ist, sich nach und nach der Regierung anschließen wird, wenn diese in 'ihren Bestrebungen, die Lage der arbeitenden Klassen zu verbessern, trotz allen Widerstandes nicht ermüdet. Die Hoffnung, den Reichstag vor Pfingsten zu schließen, wird mit jedem Tage hinfälliger. Die „Kreuzztg." bemerkt: „Wenn hier und da mit einem gewissen Schrecken gemeldet wird, daß der Reichstag bis in den Juni hinein tagen könne, so begreifen wir das Unliebsame dieser Aussicht, wissen aber nicht, wie man die Thatsache vermeiden will. Wären auch nur die wirthschaftlichen Vorlagen der Regierung, das Unsallversicherungsgesetz und die Jnnungsvorlage in Frage, so würden wir eine Erledigung bis Pfingsten nicht für möglich halten. Dazu kommt aber eine ganze Reihe von Gesetzen, welche un zweifelhaft durchbcralhen werden müssen und welche eine mehr oder minder ausgedehnte Zeit erfordern werden. Nach unseren Berechnungen ist vor dem 15. bis 20. Juni an den Schluß des Reichstages gar nicht zu denken/' Der Reichskanzler wird dem Reichstage vor der 3. Lesung der Verfassungsveränderung erklären, daß die Regierung die jährliche Be rufung des Reichstags „im Oktober" ablehnt, dagegen die 4jährige Wahlperiode annimmt. Von dem Landgericht in München ist der barmherzige Bru der Gustav Speiser wegen 18 Verbrechen wider die Sittlichkeit zu 8 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Das Kruppsche Gußstahlwerk ist wohl die größte Fabrik in Deutschland; es beschäftigt jetzt nahezu 13,000 Arbeiter. Die Wiederkehr des Tages, an welchem vor zehn Jahren in Frankfurt a. M. der Friede zwischen Deutschland und Frankreich end gültig abgeschlossen wurde, legt die Frage nahe, welche Opfer der damit beendigte Krieg von den beiden streitenden Nationen gefordert habe. Leider waren diese Opfer so kolossal wie der Krieg selbst. Nach genauen Aufstellungen, welche erst im Jahre 1874 ihren Abschluß er hielten, betrug für Frankreich der wirkliche Kriegs-Verlust an Todten, Gefallenen, an Wunden oder Krankheiten Gestorbenen 138,871 Mann, darunter !2281 Offiziere. In dieser Einbuße sind inbegriffen die 17,240 Mann, welche während der Jnternirung in der Schweiz, nnd die 124 Mann, welche während der Jnternirung in Belgien starben. An Gefangenen hatte Frankreich verloren 374,995 Mann, worunter 11,699 Offiziere. Gefallen, gestorben, gefangen also 513,866 Mann — ein unerhörter, noch nie dagewesener Verlust iu einem Kriege von nur sechsmonatlicher Dauer. Die deutschen Verluste an Tobten waren beträchtlich geringer als die französischen, was der französische Fach mann Chenu der weit besseren Einrichtung und Besorgung der deut schen Ambulanzen und Lazarathe beimißt. Von deutschen Offizieren waren gefallen 1165, verwundet 3759, vermißt 30, zusammen 4990. Von deutschen Unteroffizieren und Soldaten gefallen 18,131, verwundet 87,742, gefangen oder vermißt 6145, zusammen 112,038. Gesammt» summe der Todten, Verwundeten, Gefangenen und Vermißten 117,028 Mann. Das ganze große Drama des Krieges hat sich in der Zeit vom 3. August 1870 bis zum 26. Februar 1871, vom wirklichen Ausbruch des Krieges an bis zum Abschluß der Friedenspräliminarien gerechnet, also binnen 208 Tagen abgespielt. Da aber von der Zeit kriegerischen Handelns 30 Tage abgezogen werden müssen, während welcher die verschiedenen Unterhandlungen gepflogen wurden, so hat der eigentliche Krieg nur 178 Tage gewährt. Innerhalb dieser Zeit spanne haben die Deutschen 17 Feldschlachten geschlagen, 156 Gefechte bestanden, 26 Festungen genommen, 89 Adler und Fahnen und 8057 Geschütze erbeutet. Der Feldzug der Republik Frankreich gegen die Regentschaft von Tunis hat in der von aller Welt erwarteten Weise äußerst schnell genug seinen Abschluß gefunden. Der Bey, verlassen von seinen ita lienischen Rathgebern, die nur die Faust im Sacke zu machen den Muth hatten, im Stich gelassen von seinem Oberherrn, dem Sultan, der durch die Einschüchterungen des französischen Botschafters ins Bockshorn gejagt morden war, der Bey konnte nichts Klügeres thun, als auf jeden Widerstand gegen die von allen Seiten in sein Land Anfallenden Franzosen zu verzichten. Das that er denn auch mit aller ihm zu Gebote stehenden Gräzie, und so unterzeichnete er ein Ueber einkommen, daß ihm die französischen Generale und Unterhändler unter breiteten. Er hat damit auf seine Selbstständigkeit verzichtet und ist in jenes Verhältniß zu Frankreich getreten, welches die Engländer in Indien so oft für Halbsouveräne Fürste» erfunden haben, denen man die Illusion, als bedeuteten sie noch etwas Unabhängiges, nicht mit einem Male rauben mochte. Das Protektorat Frankreichs über Tunis wird ein ganzes und ungetheiltes sein. Die wichtigsten «üstenplätze, vor Allem Biserta, werden in französischer Hand verbleiben. Frank reich übernimmt fortan die Vertretung der Regentschaft nach Außen hin, es regelt die Finanzen des Bey, ordnet die Rechtspflege, schützt den europäischen Handel und ist mit einem Wort der Hans in allen Gassen der Regentschaft. Paris, 15. Mai. Die Nachricht, daß Fürst Bismarck in Rom gegen den italienischen Antrag: zur Regelung der Tunisfrage einen Kongreß einzuberufen, energisch Verwahrung eingelegt hat, macht außerordentlichen Eindruck. Zwar schweigen alle Journale bis jetzt diese Thatsache todt, aber in maßgebenden französischen Kreisen macht