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würde. Indessen: Das darf uns nicht in Verzweiflung bringen. Es werden sich Mittel und Wege finden, den Ausfall an Kraft wieder wett zu machen. Es ist eine reine militärische Krage, ob wir unten eine neue Front ziehen, ob wir Mazedonien preisgeben und nur den übrigen serbischen Vie große Zettenuhr schlägt! Ihr Stundenschlag fordert das Susammen- gehörigkeits-vewutztsein des ganzen Volkes uud ruft zum vienst am Vaterland, zu Opfer- gesinnung im Sedenken an die Nachkommen. schwerste Rriegsno« ^?mahnt uns, datz unsere deutsche Volksfamilie, nicht zuletzt auch die Massen des Volkes in ihren Lebens- Interessen bedroht sind. Teil zu halten versuchen. Jedenfalls werden wir aber alles daran setzen, unsere Verbindung mit der Türkei aufrecht zu erhalten. Denn das ist ein Lichtblick: die Türkei bleibt lest den Einflüsterungen der Entente gegenüber Ebenso wie Oesterreich Ungarn, will auch sie an unserer Sette aushalten. Wir können Bulgarien wirklich verlieren, denn Bulgarien bat ja immer nur für seine eigenen Interessen gekämpft. Wenn es sich jetzt selbst opfert, werden wir selbstverständlich uns nicht sür sie schlagen. Auch hier den Kops hoch: Wir verlieren nichts und wir haben Zeit, aus den bulgarischen Entschließungen unsere Entschließungen zu treffen. Wir werden dabei die Haltung Rumäniens berücksichtigen müssen. Der Frie den von Bukarest rächt sich bereits. Kühlmanns und Czernins Arbeiten werden selbst von den Berliner und Wiener Re gierungen heute bemängelt. Noch aber haben wir unsere Besatzung aus Rumänien nicht zurückgezogen, noch find wi Herren der Lage und werden rechtzeitig auf dein Plane sein, wenn der Verräter aufs neue sein Haupt erhebt. Die Lage in Rußland aber ist doch heute so, daß wir wirklich von hier nichts zu befürchten haben. In den Schützengraben geht kein Russe mehr. Die Sowjetregierung denkt auch nicht mehr daran, wieder den Krieg anzufangen. Wir haben sogar Nachricht, daß man in Moskau nicht ab geneigt ist, mit Deutschand in ein Bündnisoerhältnis zu treten. Die Entente-Unternehmungen in Rußland aber können uns nicht schrecken. Sie liegen weit und find uns noch keine direkte Bedrohung. Im Gegenteil wird nach dem Zusatzvertrag mit Rußland bereits russisches Gebiet geräumt, deutsche Truppen werden dadurch frei zu anderen Aktionen. Und wir find stark genug, uns gegen die Feinde zu wehren, auch in der jetzigen Lage, auch wenn im Westen alle unsere Kräfte angespannt find, wenn an der mazedonischen Front uns neue Aufgaben erwarten, wenn wir in Rumänien die Augen offen halten müssen. In Deutschland herrscht der Wille zum Sieg, Deutschland wird seine Grenzen ver teidigen und den Verteidigungskrieg, den es vom ersten Tage ab führt, avshalten. Die schweren Tage werden be wirken, was gute Reden lange nicht vermochten: Sie werden das deutsche Volk zusammenschmieden. Die Not hat Deutschland oft zusammengesührt. Wir erinnern uns heute sicherlich daran, daß Deutschland schon in schweren Zeiten nicht kopfhängerisch war. Stolz werden wir uns gemeinsam unter die Fahne scharen müssen, allen Kleinmut vergessen und den Kopf hoch halten, Kämpfen und arbeiten, glauben und vertrauen, bis eine andere Zeit anbricht. Und die>s Zeit wird kommen. Wir Kämpfen für eine gerechte Sache- Gott war immer noch mit den Demschen. Jie mtWn Tagesberichte. Dresden, den 29. September 1918. V-3 Uhr nachm. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, den 29. Septbr. 1918. Westlicher Kriegsschauplatz: Der Engländer hat im Verein mit Belgiern seine An risse auf Flandern ausgedehnt und gegen Cambrai fortgesetzt. pulsnitzeiMochenblaN M ZelUils ösM-Weigm kernsfipeefiel' Np. iS Blatt Amts Inserate sind bis vormittags 10 Uhr aufzu geben. Tie sechsmal gespaltene Petitzeile (Mosse's Zeilenm. 14) 23 Pf., im Bezirke der Amtshauptmannschaft 18 Pf. Amtliche Zeile 55 Pf-, außerhalb des Bezirks 65 Pf., Reklame 60 Pf. Bei Wiederholungen Rabatt. I—! Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 25 °/„ Ausschlag. Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigegebühren durch Mage oder in Kon kursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachl. in Anrechnung. VeIegp.-8-i'.: Wochenblatt Pulsnik Erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. 2m Falle höherer Gewalt - Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder derBeförderungseinrichtungen - hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lie ferung oder Nachlieferung der Zeitung oder : auf Rückzahlung des Bezugspreises. : Bierteljährlich M2 30, bei kreier Zustellung; bei Abholung vterteljährl. M 2.—, monatl. 70 Pf., i—r du,ch die Post bezogen M 2.40 : des Königliche» Amtsgerichts ««d des Stadtrates z» Pulsnitz Postscheckkonto Leipftg 24127 fün firm amtannnichtaficnink Nttlanik umfassend die Ortschaften Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung,Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalds, Ohorn, Oberfteina, Niedersteins, Nitltllvtuii r'UiölftH Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr). Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. Nummer 117 Dienstag- den 1. Oktober 1S18. Amtliche Bekanntmachungen befinde« sich auch auf der Beilage. 70. Jahrgang Amtlicher Teil. Verteilung von Nahrungsmitteln. Im Lause der nächsten Woche kommen zur Dertet ung: 1. Aus Abschnitt 24 der Kinder- (roten) Nätzrmittelkarte (Kinder bis zum vollendeten 4 Lebensjahre) 1 Pfund Grieß und auf Abschnitt 10 der Atters- (weißen) Nährmittelkarte Vs Pfund Grieß. Die Abgabe durch die Verkaufsstellen erfolgt jedoch erst vom 4. Oktober 1918 ab. 2. Auf Abschnitt der Reichsfleischkarte, der eine Belieferung mit Fleisch sür die Woche vom 30. September bis 6. Oktober 1918 nicht vorsteht, 125 gr. Mehl und zwar als Ersatz sür das in dieser Woche ausfallende Fleisch. Fleischselbstoersorger Haden keinen Anspruch auf die Mehlzulage. Das Mehl kann gegen Abgabe des ungeteilten Abschnittes L der Reichsfleisch- Karte und zwar sowohl einer Erwachsenenfleischkarte als auch einer Kinderfleischkarte bei jedem Bäcker und Mehlkleinhändler des Bezirks entnommen werden. Unvollständige Abschnitte, also solche, die bei einer Erwachsenenfleischkarte weniger als 10 mal und bei einer Kinderfleischkarte weniger als 5 mal den grünen Buchstaben c außer dem vollen Text des Ausdruckes aufweisen, dürfen nicht beliefert werden. Die Bäcker und Mehlkleinhändler werden angewiesen, die Abschnitte der Reichsfleischkarte als Nachweis für dir abgegebenen Mehlmengen bei der Einsendung des Antrages auf Mehlbezug an die Mehloerteilungsstelle der Königlichen Amtshauptmann- schäft und zwar getrennt von den sonstigen Brot- und Mehlmarken, gebündelt und unter besonderer Bezifferung der vereinnahmten Fleischkartenabschnstte beizufügen. 3. Die zu verteilende Buttermenge wird noch bekanntgegeven. Kamenz, am 28. September 1918. Die Königliche Amtshauptmannschaft für den Kommnnalverband. Die abgabepflichtigen Kartoffelerzeuger werden hiermit ausgefordert, die bei ihnen im Laufe jeder Woche vereinnahmten Landeskartoffelkarten -4 8 und c am Sonnabend jeder Woche in der Ratskanzlei abzugeben, worüber eine Quittung — Muster m — aus gestellt wird. Pulsnitz, den 1. Oktober. 1918 Der Stadtrat. Die auf das 2 Halbjahr 1918, am 30. September fälligen Staats- und Gemeindesteuern, sowie der aus das 2. und 3. Vierteljahr 1918, am gleichen Tage sallige Wasserzins sind späiestens bis zum 21. Oktober ds. Js. wochentags in der Zeit von 8 bis 12 Uhr vormittags gegen Vorlegung der Steuerzette! oder der Quittungs- und Zinsbücher an die hiesige Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Zur Deckung des bei der Handels sowie Gewerbekammer zu Zittau entstehenden Aufwandes ist gleichzeitig mit dem diesjährigen 2. Einkommensteuertermine von den be teiligten Handels- und Gewerbetreibenden ein Beitrag von 6 Psg. zur Handels- und 12 Pfg. zur Gewerbckammer aus jede Mark desjenigen Steuersatzes zu erheben, welcher nach dem Tarif im Einkommensteuergesetz aus das Einkommen in Spalte d des Einkommensteuer katasters emfallen würde. Eine besondere Benachrichtigung der beitragspflichtigen Personen über die Höhe der zu entrichtenden Beiträge findet nicht statt, dafür liegen die über die Beiträge aufgestellten Hederegister bis zum 21. Oktober während der Kaffenstunden zur Einsichtnahme wr die Beteiligten in der Stadtkaffe aus. Beschwerden über die Heran ziehung zu Beiträgen für die Kammern und über die Höhe der Beiträge find zur Vermei dung der Ausschließung binnen 3 Wochen, vom Tage der Bekanntmachung über die Er hebung der Beiträge an gerechnet, bei der Kammer in Zittau anzubringen. Zur Hebung des bargeldlosen Verkehrs ist es wünschenswert, daß auch die Steuerbeträge entweder durch Gemeindegiro oder durch Postscheckkonto des Stadtrates Pulsnitz Nr. 28327, Amt Leipzig überwiesen werden. Pulsnitz, am 30. September 1918. Der Stadtrat. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung der Kgl. Amtshauptmannschast vom 27. September 1918 — Pulsnitzer Wochenblatt Nr. 116 — Milchoersorgung betr, werden die zum Dollmilchbezug berechtigten Kranken pp, deren Haushaltungsvorstand zu dem sie gehören oder bei eigenem Haushalte sie selbst ein Einkommen von 3100 M. oder weniger versteuern, werden hierdurch ausgefordert, ihre Milchkarte zur Abstempelung am Mittwoch den 2. Oktober 1918 in der Zeit von 8 bis 12 Uhr vormittags in der Ratskanz lei oorzulegen. Das Einkommen von Eheleuten wird hierbei »usammengerechn et. Einkommensteuerzettel find mitzubringen. Pulsnitz, am 1. Oktober 1918. Der Stadtrat. Den Kopf hoch! Von unserem Berliner Vertreter. Wir find einer großen Belastungsprobe ausgesetzt: Im Westen stürmt der Gegner an der ganzen Front auf unsere heldenhaften Verteidiger ein, aus Bulgarien kommen wenig erfreuliche Meldungen. Wir wissen, datz Rumänien sich zum Revanche Krieg rüstet. Im Osten ist noch nicht Ruhe, vielfach traut man unseren Verbündeten nicht. Das find schwere Tage und dazu kommt der innere Streit. Haben wir aber wirklich Grund: den Kopf hängen zu lassen? Man mutz den Dingen nur ins Auge sehen. Und wir find Deutsche und ertragen die Wahrheit. Die Wahr heit ist bitter, aber sie kann ertragen werden. Im Westen haben wir genug Boden gewonnen, um ihn jetzt auszugeben, aufgeben zu können. Gewiß wären wir in der Lage, jeden Fußbreit zu verteidigen. Doch liegt uns mehr daran, Menschenleben zu schonen, als einige Kilometer feindlichen Boden zu besitzen. Wir können unserer Obersten Heeres leitung Vertrauen entgegenbringen, daß sie nur soviel, als zulässig opfern wird, dann aber und dort Widerstand leisten läßt, wo es nötig ist. Und wir dürfen unseren Kämpfern vertrauen, daß sie ihre alte Krost und ihren alten Mut nicht verleugnen. Der Deutsche trägt den Kops immer noch hoch. Haben wir nicht Grund dazu? Was wir geleistet haben, bisher, macht uns niemand nach. Wir können von unserem Ruhm zehren. Freilich werden wir dabet nicht die Hände untätig in den Schoß legen. Es wird auch eine andere Zeit kommen. Der Feind sucht die Entscheidung, er sucht sie unter Aufwendung aller Kräfte, mit Blutopsern, die sein Heer zusammenschmelzen lassen müssen und die es rwingcn, einmal im Sturme nachzulassen. Noch immer hat der Ver teidiger, wenn er gut geführt wurde. Kräfte gespart. Unsere Krästeersparnis wird sich jedenfalls auf kurz oder lang zeigen. Und die Zeit kann nicht mehr fern sein, da wir die Initiative wieder in die Hand nehmen. Und Bulgarien? Gewiß hatten wir dort unten an der Mazedonischen Front durch das bulgarische Heer eine starke Hilke. Wir vermögen die Folgen nicht auszumalen, die elntreten könnten, wenn Bulgarien wirklich sich von der Entente einsangen ließe und einen Sonderfrieden schließen