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Pulsnitzer Anzeiger Anzeiger Ohorner Freitag, 29. November 194V Nr. 281 92. Jahrgang Diese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Soun- und Feiertage Bezugspreis: Bei Abholung 14 tägig 1.— RM., frei HauS 1.10 RM. einschl 12 bez. 1S Pf- Lrägerlohn. Postbezug monatl. 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch ans Rückzahlung deS Bezugspreise». ZettungSauSgabe für Abholer täglich 3—6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Mederholungen nach Preisliste Nr. 6 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und au bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erschetnungrtagen bi» oorm. 10 Uhr aufzugeben. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Httler-Straß« 2 — Fernruf nur 581. Haupt- und Tageszeitung sür die Stadt und deu Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Der Pulsnitzer Anzeiger ist -ns zur Veröffeutlichuug der amtliche« Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister z« Pulsnitz «ud Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt «nd enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Dulsuitz sowie des Finanzamtes zu Kamenz Bombenangriffe die ganze Rächt Auf eine Stadt im Südwesten und London — Schwere Bomben auf Fabriken und Speicheranlagen In der Nacht zum Donnerstag war eine Stadt an der Südwestküste das Ziel deutscher Bombenangriffe, meldet die amerikanische Nachrichtenagentur United Pretz aus London. In Ab ständen von nur 10 Minuten seien die deut schen Bomber über der Stadt erschienen und hätten Brand- und Sprengbomben abgeworfen. „Einige Häuser" seien zer stört worden und „einige Verluste" eingetreten. Entgegen seiner sonst so „zurückhaltenden" Art gibt auch Reuter diesmal zu, daß in der Nacht zum Donnerstag über einer Stadt im Südwesten Englands sowie über London und seinen Vororten „feindliche Lufttätigkeit" geherrscht habe. „Die Angriffe auf die Stadt im Südwesten begannen", so meldet das amtliche britische Nachrichtenbüro, bald nach Dunkel- heit und wurden bis 1.30 Uhr britischer Zeit fortgesetzt. In London erfolgten die Angriffe die ganze Nacht durch in Zwischenräumen. In beiden Gebieten erstreckt sich der an gerichtete Schaden auf Wohnhäuser fnatürlichl), Gebäude (Fabriken?) und Speicher (aha!), die von schwere» Bomben getroffen wurden. In dem Gefühl, schon zuviel verraten zu haben, fügt Reuter dann abschwächend hinzu, daß die vorliegenden Be richte aber nur von „geringem Schaden" und nur von wenigen Opfern sprächen. „Auch sonst", so fährt Reuter dann wieder kleinlaut fort, „wurden einige (?) Bomben in Ostengland und dem Südosten von Schottland abgeworfen". Wie kann es anders sein, daß Reuter auch hier die Sachschäden als nur „unbedeutend" hinstellt? „Churchills Worten glaubt lein Menlch mehr" Das Mailänder Blatt „Popolo d'Jtalia" befaßt sich in einem Artikel seines Sonderberichterstatters eingehend mit der Wirksamkeit der deutschen Bombenangriffe gegen England. Das Dante-Bild, das Coventrp heute biete, laste wie ein Alpdruck über dem Schlaf von Millionen Eng ländern. Coventrv. Birmingham und Bristol haben alle das gleiche Schicksal erlitten. Diese Städte doku mentierten, daß die Luftabwehr und die britische Luft waffe unfähig sind, derartige Bombardierungen zuver hindern. Die Engländer machen sich in dieser Hinsicht keine Illusionen. Es gibt keine absolute Grenze für die Schlagkraft der Luftangriffe. Dagegen bestehen für England Grenzen in der Luftabwehr. Man hatte auf die Versprechungen über neue Abwehr waffen große Hoffnungen gesetzt. Deutschland fand jedoch neue Ängriffssysteme. um England nur noch star ¬ rer zu treffen. Den Worten Churchills glaubt kein Mensch mehr. In militärischen Kreisen herrsche die Ueberzeugung, daß die Massenbombardierung von Industriezentren, von Hunder ten von Flugzeugen ausgeführt, mit der völligen Vernichtung des Zieles ende. ! Seberlee als letzte Zufluchtsstätte Heber die Konzentrierung der deutschen Nacht bombenangriffe auf wichtige Industriestädte und Rüstungswerke Englands läßt sich United Preß aus Lon don melden, daß in informierten Kreisen der Eindruck vor herrsche, daß „die Lage zwar schlecht, aber nichtkritisch" sei. Der Angriff auf Coventry sei katastrophal ge wesen. Es seien Fälle bekannt, in denen Munitionsfabri ken schwer beschädigt wurden. Die Schäden an an deren Fabriken feien so groß, daß zunächst ihr völliger Neubau für notwendig gehalten wurde. Man habe sich aber zum Teil später — sicherlich mit Rücksicht auf den empfind lichen Mangel an Baumaterial — für eine Reparatur ent schlossen. Das Problem der Produktion werde, je länger der Krieg andauere, immer schlimmer. Immerhin könnte England als letzte Zufluchtsstätte viele Fabriken nach Uebersee verlegen. „Bombenregen über Birmingham" überschreibt der Londoner Vertreter der finnischen Zeitung ,Zlta Sanomat" seinen Bericht über eine Rundfahrt durch die Stadt. Bir mingham sei schwer verwüstet. Zahlreiche Gebäude seien völlig vernichtet worden. .Furchtbarer Schlag für Englands Kriegsindustrie' Die Erklärungen Lord Lothians und die Presseberichte über die wirkliche Lage Englands finden in japanischen politischen Kreisen und in der Pv'ft größte Beachtung. Die Blätter sind einstimmig der Ansicht, daß sich England in einer hoffnungslosen Lage befindet. Noch voi Monatsfrist, so schreibt der Sonderkorrespondent von „Tokio Nitschi nitschi" in Washington, habe Churchill erklärt. Eng- land werde im Frühjahr 1941 zur Offensive übergehen. Ob wohl Churchill diesen Ausspruch mit einer Dreistigkeit getan habe, habe doch kein einziger Mensch in Washington an eine solche Phrase geglaubt. Durch die deutschen Bomben angriffe auf Coventry, Birmingham und Bristol sowie andere wichtige Jndustriepunkte, habe, wie man inWashington hören könne, EnglandsKriegs- Industrie einen furchtbaren Schlag erlitten. Unser Kampf gegen England Dr. Goebbels in Oslo blick gegebenen «esehl des Führers zu vertraue«. Lag umTag lausten ^ie Schläge der deutschen Luftwaffe auf di« Insel «i» der. Wenn Churchill in seiner verzweifelten Lage h«ü« p« Musionsliige greise und das Märchen von einer kommende» Offensive verkünden lasse. Io lei Mx in Borwegen gerade der 2m Theater für die deutsch« Wehrmacht tznd in Oslo ein« festliche Stunde für deutsche Soldaten statt. Mehr als taufend Soldaten aller Wehrmachtsteile nahmen daran teil. Auch Reichs- Minister Dr. Goebbels war gemeinsam mit Reichskommissar Ter- boven, dem Wehrmachtsbefehlshaber Norwegens, Generaloberst von Falkenhorst, Generaloberst Etumpff «nd Admiral Bohm erschienen. . , 2m Mittelpunkt der Veranstaltung, in der das gerade irr Oslo gastierende Ensemble des Theaters am Nollendorsplatz de» deutschen Soldaten musikalische Unterhaltung bot, stand erue Arm spräche von Reichsminister Dr. Goebbels. . _ Dr. Goebbels machte sich dabei zum Sprecher der Heimat. 2« Norwegen, so sagt er. standen heute von Oslo bis m de» hohen Norden Soldaten auf Wacht. Sie hatten dieses Land du rühnem Sprung erobert und beschützten es. Sie schützten damtt: auch das Reich, das zum entscheidenden Kampf gegen den Feind auf der Insel anaetreten sei. In einem Ueberblick über die politischen und militärische». Erfolge des ersten Kriegsiahres schilderte Dr. Eoebebls. den Siegeszug der deutschen Waffen. England sei vom Kontinent! oertrieben. Von Kirkenes bis zur Biskaya ständen deutsche Ge wehre. Niemand wiße bester als der deutsche Soldat, daß ein Weltreich wie das britische nicht a« einem Tage zusammenbreche. Aber Deutschland stehe heute in einer io günstigen Posi tion im Kampf argen England, wie sie niemals zuvor eine gegen England angetretene Macht eingenommen habe. richtige Platz, um zu fragen, wesyalv er »am, er« ferne Le« pen aus Narvik oder Dünkirchen zurück,«zogen habe. Deutschs land habe heute nur ein Ziel, feinen letzten Feind zu Bod«ni ,u ringen. Es habe die beste Führung und die beste« Soldat« »»er Welt. Das Glück, das sich dem Tüchtigen nicht werde ihm den Sieg schenken. Eines Tages, so sagte Dr. Goebbels, werde der Endsiegs errungen sein. Die Strapazen und Opfer, die Front und Heimo« im Kriege gemeinsam getragen hätten, würden in der Erin«-! rung verblasten oder durch oie Erinnerung mit geschichtlichem Glanz umgeben werden. Aber in allen Zeiten werde das Er gebnis des Kampfes gegen England bestehen: Ein neues freies Deutschland, der erste Sozialstaat der Welt. Mittags war Reichsminister Dr. Goebbels mit Reichskom- mistar Terboven im Kreise der führenden Offiziere der drei Wehrmachtsteile in Norwegen East des Generalobersten vom Falkenhorst. Bei dieser Gelegenheit richtete Generaloberst von Falkenhorst Worte freundlicher Begrüßung an Dr. Goebbels? er dankte ihm dabei besonders herzlich für die große Hilfe, dis Dr. Goebbels und die ihm unterstellten Dienststellen der gesamten Wehrmacht in Norwegen durch die großzügige Truppenbetreuung habe zuteil werden lasten. Generaloberst von Falkenhorst stellt^ vabei die Verhältnisse während des Weltkrieges der heute von großzügigsten Gesichtspunkten getragenen Truppenbetreuung ge- genuber. . Reichsminister Dr. Goebels erklärte in seiner Schlutzan- spräche, daß diese Maßnahmen nur die Lei« Abtragung großen Dankesschuld der Heimat an die Front darstellt. « Han« es filr seine Aufgabe, auch wetterhiu «ltt dafür M sorgen, daß jeder deutsche Soldat, und wenn er «» Nottrpol standest«»«! die Ueberzeugung haben kämpe». ÜÄMst H" denke und mit Hm vexbMden . Ausstieg mit der Achse ! Graf Csaky über Ungarns Beitritt zum Dreimächtepakt. Der ungarische Außenminister Gras Csaky gab vor den. Außenausschüssen beider Häuser des Reichstages eine überein stimmende Erklärung ab, in der er die Beweggründe schilderte, die Ungarn zum Beitritt zum Dreimächtepakt bewogen haben. Die ungarische Regierung, so sagte er. sei nach gründlicher Er wägung zur Auffassung gelangt, daß das aus dem Pakt sich er gebende Risiko in Hoffnung auf die zu erwartenden Vorteile übernommen werden müßte. Der Berliner Dreimächtepakt habe für Ungarn handgreifliche Vorteile. „Wir alle, so sagte der Minister wörtlich, „wünschen einen baldigen und gerechten Frieden sowie ständige Freunde und Wafsen- geführten, um den Frieden aufrechtzuerhalten". Csaky wies sodann auf das Ziel des Dreimächtepaktes hin, eine Neuordnung zu schaffen und aufrechtzuerhalten, die zur Förderung. Entwicklung und Wohlfahrt der Völker geeignet ist. Darüber hinaus, so fuhr er fort, habe Ungarn mit vem Beitritt bezweckt, seine in 22jährigem Harlem und zähem Kampf erreichten Erfolge im Rahmen der Mächtegruppierung des Dreierabkommens zu festigen. Nun sei auch die Zeit gewon nen, um den inneren Aufbau des Landes mit voller Energie sortzusetzen, und um schließlich den Ausbau des autzenpoliti- schen Systems fortsetzen zu können, wobei die ungarische Regie rung ihre Beziehungen zu Jugoslawien noch enger ge- stalten wolle. Es sei Grund Vorhände«, anzunehmen, daß man in Belgrad ähnlich denke. Der Umstand, daß die ungarische Regierung freiwillig und im eigenen Interests ihrer außenpolitischen Tätigkeit gewiße Grenzen setzte, bedeute nicht, daß sie auf das Recht des freien Entschlusses verzichtet. Freiwillige Beschränkungen öfsneten manchmal der Regierung mehr' Möglichkeiten als eine soge nannte Politik der freien Hand, die nur in der Theorie exi stiere. Ungarn werde bestrebt sein, seine friedlichen Zielsetzungen zu verwirklichen. Ungarn, das im Welt krieg an der Seite Deutschlands unterlag, könne Henie mit größeren Hoffnungen in die Zukunft blicken alS jene Staaten, die auf der Seite der Westdemokratien einen Aufstieg erlebten und sich scheinbar auf ewige Zeiten auf den Genuß der Bente eingerichtet hatten. Zum griechisch-Italienischen Konflikt bemerkte Graf Csaky, in der Waagschale der Achsenmächte spiele dis Zeit keine Rolle. Das faschistische Italien sei Kark genug da zu, daß es gewissen Staaten eme Zeit der Ueberlegung ge währt. Zum Schluß erklärte er: „Wir haben ein gewisses Risiko übernommen, doch ohne Risiko gibt es keinen Ausstieg. Unser« ganze Politik ist aber darauf abgestellt, dieses Risiko nach dem Maße des Fortschrittes, der Erstarkung und des Aufstieges unserer Nation zu vermindern." Zwecklose BerWeiermgrpoMil Englands Mister Joubert leistet sich eine neue Indiskretion. Wiederholt hatte die nichtenglische Welt Veranlassung, sich mit der Person des seit etwa zwei Monaten im Amt befind lichen britischen Luftmarschalls Joubert zu beschäftigen. Unter seinen vielen Reden und Verlautbarungen war bisher kaum eine, der man außerhalb Englands nicht wertvolle Auf schlüsse zu verdanken hrtte. War es doch Joubert, der bei seinem Amtsantritt verkündete: „Wir haben es satt, Bomben nur auf militärische Ziele in Deutschland zu werfen", der die Räumung südenglischer Flugplätze zugab und der den deut schen Fliegern bestätigte, daß sie militärische Ziele angrisfen und diese sehr genau zu treffen wüßten. Soeben hat sich dieser Mr. Joubert eine neue Indiskretion geleistet. Bis in die letzten Tage war es bekanntlich in England streng ver boten, die Namen der in den Midlands bombardierten Städte zu nennen. Der britische Luftmarschall selbst Hai in seiner jüngsten Rundfunkansprache an Amerika sich über diese An- Weisung des britischen Zensors kühn hinweggesevl und die Ramen aller dieser englischen Industriestädte offen an gegeben. lieber solche ungerechte Handhabung der englischen Zensur entrüstet sich der Londoner Korrespondent der „New York Times" in einem Leitartikel des Blattes. So sei ihn: verboten worden, über letzthin aus London abgeworfene Bomben etwas zu schreiben, durch die u. a. das Newton-Standhild von seinem Sockel gestürzt worden wäre. Dagegen hätten die Bilder eng lischer Zeitungen den eindeutigen Beweis sür die Vernichtung des Denkmals erbracht. Mit solchen Methoden werde die. britische Zensur der englischen Sache in Amerika nur schaden. Diese Berschleierungspolitik der Bürokratie in Groß britannien müsse auf die Dauer das englische Ansehen in der Welt untergravrn.