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Pulsnitzer Wochenblatt Telegr.-^dr.: V^ochenblatt Pulsnitz Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. 5lmls des l^onigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserats kür denselben lag sind bis vormittags t 0 Uhr aukzugeben. Dis künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 pk. Neklams 25 pk. Sei Wiederholungen Nabatt. Fernsprecher: Nr. 18. vezirKs-AnZSigSV unL Zeitung «K blatt Mit „lllustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft licher Beilage" und „§ür 6aus und Zerd". Nbonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Zaus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. Nlllknil? umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdorf, Dretnig, ZauswalLe, Ohorn, Obersteina, Diedsr- 11itr) uiUtt i t V ^.1 nrin III) I I I> stsina, Wsihbach,Obsr-U.Nisdsrlichtenau,krisLsrsdork-lhiemendorf,Mittelbach,Srohnaundorf,Lichtenberg, Mein-Dittmannsdork. Druck und Verlag von S. L. §örstsr's Erben (Inh.: Z. W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, Sismarckpiatz Nr.265. Verantwortlicher Ikedaktsur: I. W. Mohr in Pulsnitz. Donnerstag, dm 14. Januar 1909/ 6 . Jahrgang. Mmmung oer Mmarpflllyllgtu rnr MmyM in oie Uemtlelungs^tMlnrolle velr. Gemäß Z 57,1 der Deutschen Wehrordnung vom 22. Juli 1901 werden alle im Jahre 1889 geborenen Wehrpflichtigen, welche im hiesigen Stadtbezirke ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz haben, ferner die hier aushältigen zurückgestellten früheren Jahrgänge hierdurch aufgefordert, sich behufs Aufnahme in die Rekrutierungs- Stammrolle in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar 1909 in der RatSkanzlei und zwar während der Geschäftskunden: 8—12 vormittags, 2—6 nachmittags, zu melden. Die Meldepflichtigen aus dem Jahre 1889 haben dabei, soweit dieselben nicht im hiesigen Orte geboren sind, eine Geburtsurkunde (sogenannten Militärgeburts schein), welche von den betreffenden Standesämtern kostenfrei erteilt wird, vorzulegen; diejenigen aus früheren Jahrgängen den im ersten Militärpflichtjahre erhaltenen Losungs schein mit zur Stelle zu bringen. Zeitweilig von hier abwesende Militärpflichtige (auf der Reise begriffene Handlungsgehilfen, auf See befindliche Seeleute usw.) sind durch ihre solchenfalls hierzu verflichteten Eltern, Vormünder, Lehr-, Brot- oder Fabrikherrn innerhalb der oben bezeichneten Frist anzumelden. Militärpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnfitz von hier nach einem anderen Orte verlegen, haben dies be hufs Berichtigung der Stammrolle, fowohl beim Abgänge der unterzeichneten Behörde, als auch am neuen Orte bei der Behörde oder Person, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden. Versäumnis der Meldepflicht enibindet mehr von der Meldepflicht. Wer die vorgeschriebenen Meldungen zur Stammrolle oder zur Berichtigung derselben unterläßt, ist mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder mit Haftstrafe bis zu 3 Tagen zu bestrafen. Gleichzeitig werden die hier zugezogenen Zurückgestellten veranlaß!, sich nach Z 47 Ziffer 8 Absatz 5 der Wehrordnung bei der Behörde deS letzteren ständigen Aufenthaltsortes abzumelden und die Bescheinigung hierüber mit oorzuleg.n. Pulsnitz, am 5. Januar 1909. Osr StaQtrat. vr. Michael, Bürgermeister. H. VeLMiitmilMg. ES ist in hiesiger Stadt zu beobachten gewesen, daß an den GsfHircen der Wagenpferde in einzelnen Fällen sehr eng anliegende und sonst schlecht sitzende Scheu klappen verwendet werden. Wenn nun auch keine Veranlassung vorlie^ksgegen die Verwendung von Scheuklappen überhaupt vorzugehen, so werden jedoch solche Scheuklappen den Pferden gesundheitsschädlich und zur Qual, weil sie fortwährenden den Augen reiben oder an sie schlagen, wie dies namentlich bei dem auf den Beinen stark verbrauchten Pferde leicht vorkommt. Im Interesse des Tierschutzes wird daher der Gebraitch eng anliegender oder schlecht sitzender Scheuklappen hiermit untersagt. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu/vO Mark oder entsprechender Hafr bestraft. Pulsnitz, den 4. Januar 1909. OerStaOtrat. l)r. Michael, Bürgermeister. Das Wichtigste. Am Mittwoch abend wurde ein Königliches Dekret aus gegeben, durch das der Landtagsschluß aus den 26. Januar verschoben wird. Arbeitslosen-Demonstrationen führten gestern in Leip zig zu größeren Ausschreitungen. Eine Deputa tion der Arbeitslosen wurde vom Bürgermeister Roth im Rathaus empfangen. Die meisten Großmächte — ausgenommen die öffent liche Meinung Rußlands — begrüßen das Zu standekommen des österreichisch-türkischen Einver nehmens. Die Marine-Garnisonen an der Elb- und Wesermün- wcrden verlautet, im Frühjahr verstärkt 3" Distrikten wurdm starke Erdstoße verspürt. Oertlicbes unS SäcbsisLbSs. Pulsnitz. Wie wird das Wetter am Sonntag sein? Wiederum war es in Deutschland einmal winterlich ge worden mit Schneefall und leichtem Frost, doch bis Diens tag früh war unter Einfluß einer tiefen Depression über Nordeuropa, allgemein Thauwetter mit Regen eingetreten, abends brachte unS aber die Rückseite schon wieder käl teres Wetter mit Schnee. Da aber weitere Störungen vom Ozean folgen werden — der hohe Druck liegt ganz tief im Südwesten über Spanien , so wird sehr ver änderliches Wetter mit ziemlich starken Winden und häu figen Niederschlägen, die zwischen Schnee und Regen wechseln, während der nächsten Zeit zu erwarten sein. Auch der künftige Sonntag wird sich von dieser Seite zeigen. Pulsnitz. Anläßlich seines 50 jährigen Burger-Ju- biläums wurde am Dienstag vormittag dem allseitig geachteten Herrn Schuhmachermeister Ludwig Kind im Ratssitzungssaale eine schöne Ehrentafel durch Herrn Bür germeister vr. Michael nach vorangeganger herzlicher An sprache überreicht. Dem feierlichen Akte wohnten Mit glieder der städtischen Kollegien bei. Möge dem Jubilar ein ungetrübter Lebensabend beschieden sein! Pulsnitz M. S. In der Nacht zum Dienstag zwi schen 12 und 2 Uhr ist im Fleischladen des hiesigen Gasthofes ein Einbruch verübt worden. Die jedenfalls mit der Beschaffenheit des Ladens bekannten Personen drückten nach Entfernen der Verschlußschraube die Scheibe durch, gelangten nr das Innere und entwendeten Fleisch- und Wurstwaren im Werte von 30—40 Mark. Bisher gelang es noch nicht, den oder die Diebe zu ermitteln. Mittelbach. Für die hiesige Schulstelle ist Herr Hilfslehrer Vogler in Reichenbach bei Königsbrück ge wählt worden. Ramens. Ein Knabe, der nach beendetem Unter richt im Schulzimmer, feinen aus zwei Teilen bestehen den Federhalter schließen wollte, stach infolge eines un glücklichen Zufalles einen Mitschüler mit der Feder ms Auge; letzterer erlitt eine so schwere Verletzung, daß das Sehoerinögen gefährdet erscheint und er nach Dresden zur ärztlichen Behandlung überführt werden mußte Arnsdorf. Der am Dienstag nachmittag nieder gehende Schneesturm trat bei uns mit Blitz und Donner auf. Arnsdorf. Einen unüberlegten Scherz, der recht üble Folgen haben dürfte, lasteten sich vor einigen Tage« zwei von ei.,er Kneiperei spät heimke^rende Einwohner eines Nachbardorfes. Ihr zufällig längs der Bahnstrecke führender Heimweg mochte ihnen etwas langweilig ge worden sein, und so beratschlagte man, einmal einen Eisenbahnzug anzuhalten. Eine gerade um diese Zeit von Bischofswerda nach Dresden fahrende Maschine wurde zum Opfer auserwählt und fachmännisch mit einer mit geführten Laterne abgewinkt. Die Sache funktionierte tadellos; die Maschine stand im Nu still. Nun hieß es aber Reißaus nehmen. Die Laterne wurde schnell ver- löschi, und die Dunkelheit schützte wenigstens momentan vor Verfolgung. Aber man soll die Spaßvögel doch er mittelt haben, und denselben dürfte dieser aelunaene Ulk" doch noch einige Kopfschmerzen bereiten. Dresden. König Friedrich August hat das Protek torat über die im Sommer stattfindende Kunstausstellung der Dresdner Künstlergenossenschaft übernommen. Dresdens 13. Januar. Se. Maj. der König hat für die Kalanntosen in Süditalien dreitausend Mark angewiesen und dem unter dem Ehrenvorsttz Sr. Königl. Hoheit des Pr nzen Johann Ge >rg stehenden Landes ausschuß der Vereine vom Roten Kreuz im Königreiche Sachsen zustellen lassen. Döbel»,. Sonnabend fuhr ein Geschirr der hiesigen Vereinsbrauerei die steile Terassenstraße hinab. Infolge Rutschens des Bierwagens gingen die Pferde den Berg hinab, und sie wollten an der Mulde weiter rasen. Der Wagen wurde jedoch an das Eisengeländer geschleudert und zertrümmert. Die Pferde aber stürzten den etwa acht Meter hohen Abhang hinab in die Mulde, die dorr sehr tief ist. Vom Garten des Hotels zur Sonne aus wurden sie von hilfsbereiten Leuten an das jenseitige flachere Ufer gebracht. Merkwürdigerweise haben sie kei nen Schaden genommen. Dagegen erlitt der Bierfahrer Winkler einen Bruch des Schulterblattes und andere Ver letzungen. Löbau. Dienstag früh gegen >/,2 Uhr ist im In ternat des Königlichen Lehrerseminars Feuer entstanden. In einem Heizraume des Schülerwohngebäudes war das Heizmaterial in Brand geraten. Das Feuer wurde zuerst von den Schülern bemerkt, und trotz der ungeheuren Rauchmengen des brennenden Papieres, die sich schnell im ganzen Gebäude verbreitet hatten, wurden sämtliche Schlassäle, die sich größtenteils im zweiten Stockwerk be finden, kurz nach dem Feuerlärm in größter Ordnung geleert. In kurzer Zeit wurde durch die Schülerschaft mittels dreier Schlauchleitungen der Feuerlöschvorrich tungen der Anstalt das Feuer gelöscht. Leipsig. Eine reiche Bettlerin. In der hiesigen Wiesenstraße Nr. 8 wohnte seit langem die 79 Jahre alte unverheiratete Berta Hantsch, die ihr Leben in der allerkümmerlichsten Weise fristete und nun in die Heil- und Pflegeanstalt überführt wurde. Sie lebte von den Gaben gutmütiger Menschen oder Vereine. Niemand ahnte, was sich bei der behördlichen Untersuchung ihres in einem schauderhaften Zustande befindlichen Zimmers nach ihrer Uebersührung in die Anstalt herausstellen sollte. Es ergab sich, daß die Alte keine Bettlerin, son dern eine ziemlich wohlhabende Einwohnerin war. Sie besaß allein neun Sparkassenbücher von hiesigen und auswärtigen Sparkassen, wovon eine Anzahl zur vollen Höhe eingezahlt war, während die anderen Beträge von