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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs Amtsgerichts Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. zu * Wutsnitz. Als Beiblätter: t- Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. sind bis Dienstag und Freitag Vorm.fN Uhr aufzugeben. Preis fürMe einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. KescHäftssteklen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Druck und Verlag.»°^E^L. Förster'« Erden WnUNdMnfzigft'kV NahygÄNg. Beranlwartlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Sonnabend. 14. Oktober Z8W. Bekanntmachung. Nachdem der bisherige Kassen-Assistent Herr Richard Max Steger aus seinem bisherigen Amte ausgeschieden ist, ist der Expedient bei der Königlichen Bezirkssteuerein nahme zu Schwarzenberg Herr Hermann Ewald Richter als Kassen-Assistent und Sparkassenkontroleur bei dem unterzeichneten Stadtrath angestellt und in Pflicht genommen worden. Pulsnitz, am 10. Oktober 1899. DerStadtrath. Schubert, Brgrmstr. Dienstag, -en 17. Oktober: Krammarkt in Königsbrück. Biehmarkt am 16. Oktober s. e., fällt aus. Ein Ausblick auf die kommende Reichstagsfession. Am 14. November tritt der im vorigen Jahre neuge wählte deutsche Reichstag wieder zusammen, um seine erste Session fortzusetzen, die am 22. Juni infolge der Unmög lichkeit, das Haus zur definitiven Erledigung der schwebenden gesetzgeberischen Arbeiten noch länger zusammenzuhalten, ab gebrochen werden mußte. Zweifellos wird dieser herannahende zweite Abschnitt der schon am 4. Dezember 1898 eröffneten Reichstagsfession vor Allem von der Frage des verstärkten staatlichen Schutzes für Arbeitswillige beherrscht werden, denn es gilt als sicher, daß die in erster Lesung gescheiterte soge nannte „Zuchthausvorlage" dem Reichsparlamente alsbald zur weiteren Verhandlung wieder unterbreitet werden wird. Es könnte fast als ein Wagstück der Reichsregierung er» scheinen, wenn sie trotz der Thatsache, daß ihr Gesetzentwurf zum „Schutze des gewerblichen Arbeitsverhältniffes" in der erstmaligen Erörterung durch den Reichstag von den meisten Rednern mit auffallender Entschiedenheit abgelehnt wurde, denselben keineswegs zurückziehen will. Indessen hat sich seit der Sommervertagung des Parlaments in dieser Frage sowohl beim Ceutrum wie bei den Nationalliberalen offenbar ein Stimmungswechsel vollzogen, wie die betreffenden Acuße- rungen aus tonangebenden Preßorganen beider Parteien hinlänglich beweisen. Freilich will man in beiden Partei lagern von dem ursprünglichen Regierungsentwurf nichts wissen und präsentirt Gegenentwürfe, aber Vies wird eine schließliche Verständigung init der Regierung über diese Materie schwerlich verhindern, auch auf Seiten der Parteien der Rechten wird man bei diesein Verständigungswerk gewiß Mitwirken, unv so darf dessen Zustandekommen wohl nicht mehr bezweifelt werden, wenngleich erst nach schweren parla mentarischen Kämpfen bei dein voraussichtlich hartnäckigen Widerstande der Linken. Einen „Conflictsstoff" scheint demnach die „Zuchthaus vorlage" nicht mehr in sich zu bergen, wenn sie im November wieder erscheinen wird, das könnte höchstens dann werden, wenn man sich regierungsseitig zu keinerlei Zugeständnissen verstehen wollte, aber die Negierung wird in dieser Sache schon mit sich reden lassen. Sonst jedoch müßte in dem kommenden Abschnitte der Rrichstagsthätigkeit ein ernster Conflict von bedenklichen politischen Folgen sozusagen mit den Haaren herbeigezogen werden, namentlich sind diesmal die zu gewärtigenden Forderungen der Marine- und der Heeresverwaltung entschieden nicht danach angethan, heftige Differenzen zwischen Regierung und Reichstag hervorzurufen, denn diese Forderungen sind bekanntlich im Nahmen des geltenden Flotten« und Heeresgesetzes schon festgelegt. Im Uebrigen ist auch die geschäftliche Lage im Reichstage wahr lich nicht geeignet, den LuxuS heftiger parlamentarischer Kämpfe zu befördern. Giebt es doch aus der Somwerver tagung einen ansehnlichen Rest wichtiger Berathungsstoffe aufzuarbeiten, wie die verschiedenen Postgesetze, d e Novellen zu den Justizgcsctzen und zum Strafgesetzbuch, sowie zur Ge werbeordnung, und das Fleischbeschaugesetz, während zugleich schon jetzt ein erheblicher ganz neuer Berathungsstoff in sicherer Aussicht steht, so neben dem neuen Etat ein Elek- tricitätsgesetz, das vom Centrum und den Conservativen gemeinsam ausgearbeitete Heimstättengesctz, ein Gesetzentwurf über die Abänderung des Weingesetzes, eine Vorlage über die Umgestaltung der Unfallversicherung und noch andere Sachen. Es erwartet demnach den Reichstag, wenn er sich nach seiner langen Sommerferienpause zur Fortsetzung seiner Thätigkeit anschickt, auch diesmal Arbeit in Hülle und Fülle, unter ihr eine ganze Anzahl wirklich dringender Aufgaben, die alle ihrer baldigen Lösung harren, man sollte da meinen, daß bei solcher Sachlage den Reichsboten die Lust nach einem ernsteren Conflict mit der Regierung vergehen müßte! Nun, regierungsseitig wird sicherlich alles nach Kräften vermieden werden, was eine parlamentarische Crists wo möglich mit einer Neichstagsauflösung im Hintergründe heraufbeschwören könnte, und so wird man wohl erwarten dürfen, daß sich auch der Reichstag seinerseits bestrebt zeigen wird, nur größte Sachlichkeit in seinen kommenden ferneren Berathungen walten zu lasten. Ob die Vorgänge in Preußen, die mit der Canalfrage zusammenhängen, auf irgend eine Weise in die herannahenden neuen Verhandlungen des Reichsparlaments Hineinspielen werden, muß noch dahinge stellt bleiben. Jedenfalls kann man aber nur dringend wünschen, daß ein Hineintragen des leidigen Canalstreites in Preußen in den Reichstag vermieden werde; zur Weiter- sührung dieser Auseinandersetzungen wird die nächste Session des preußischen Landtages noch reichlich Gelegenheit geben, es wäre darum mindestens herzlich überflüssig, wollten sich Regierung und Conservative nun auch im Reichstage in dieser Sache gegenseitig verärgern. Oertttche und sächsische Auflelegeuheiteu. — Die mit Beginn dieser Woche eingetretenen Nacht fröste mahnen den Landwirth gar ernstlich an das Ein bringen der letzten noch aus den Feldern anstehenden Er zeugnisse. Ueberall, wo noch in den langen Kartoffelfurchen die Knollengewächse der Ernte harren, regen sich deshalb fleißige Hände, um diese für jeden Haushalt unenlbehrliche Frucht einzubringen. Das von den Vätern in frühester Zeit geübte Verfahren, mittels der Hacke jeden einzelnen Stock auszugraben und so unter vielen Mühen bei lang samen Vorwärtsschreiten die Ernte zu vollziehen, wird nur noch hier und da bei kleinen Besitzern gepflegt, meistens fährt der Pflug durch die Furche und legt die Kartoffeln bloß, so daß diese nur noch gesammelt zu werden brauchen. Noch rationeller wirthschaftet man auf den größeren Gütern; da geht die Kartoffelernte-Maschine, gezogen von zwei unv drei kräftigen Pferden, gleichzeitig über mehrere Furchen dahin und breitet den Segen aus. Das Auflesen der Kartoffeln wird vielfach von Kindern mit flinken Händen besorgt, die emsig hinter der Maschine her sind und tn kurzer Zeit den Ertrag großer Flächen iu Körben gesam melt haben. Im großen Ganzen ist die Ernte leidlich aus gefallen, was namentlich auf leichtem, sandigem Boden der Fall ist; aber bei schwerem, lehmigen Boden giebt die Qualität Anlaß zu Klagen. — Die Hauslisten zur Staatseinkommensteuer-Ein schätzung wurden den Hausbesitzern oder Verwal tern zum Zwecke der Einzeichnungen der Steuerpflich- tigen nach dem Stande vom 12. Oktober, wie solches im Staatseinkvmmensteuergesetze vom 2. Juli 1878 vorgeschrie ben ist, seitens der Steuerbehörde zugestellt. Es sei nun darauf hingewiesen, daß es im Interesse eines jeden Steuer pflichtigen liegt, die Einträge in diese Liste genau und deutlich zu bewirken, da ungenaue und unleserlich geschrie bene Vor- und Zunamen leicht Unzuträglichkeiten, als Doppelbesteuerungen u. s. w. zur Folge haben können, denn die Listen dienen als Unterlage bei der Ausstellung der Steuerkataster. Ferner ist es von großer Bedeutung, den Stand vollständig wahrheitsgetreu anzugeben, weil falsche Bezeichnungen in dieser Hinsicht, wie z. B. Privata an statt Untervermietherin, Werkmeister für Vorarbeiter und dergleichen geeignet sind, bei den Schätzungen irre zu leiten und leicht pekuniäre Nachtheile, im günstigsten Falle aber Reklamationen u. s. w. zur Folge haben können. — Eine wichtige Entdeckung auf medizinischem Gebiete will ein englischer Arzt, Or. Claß, gemacht haben. Er glaubt, wirklich den Erreger des Scharlachs gefunden zu haben. Er untersuchte den Belag aus dem Rachen, sowie das Blut und die sich adschuppenden Theile der Hautober fläche von scharlachkranken Personen und fand darin eigen- thümliche Bakterien, sog. „Diplokokken", welche, auf Kanin chen und Meerschweinchen überimpft, diese an einer richtigen Scharlach-Nierenentzündung erkranken ließen. Aus den Nieren ließ sich der eingeimpite Diplokokke wieder züchten. Für noch beweisender hält vr. Claß die Thatsache, daß Ferkel, welche gleichfalls geimpft waren einen deutlichen Scharlachausschlag mit folgender Hautschuppung bekamen. Auch die Nieren-Entzündung, wie sie im Verlauf des Scharlachfiebers häufig auftritt, fand sich in diesen Fällen. Dresden. Die feierliche Eröffnung der unter dem Protektorat Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Au gust stehenden Allgemeinen Deutschen Obst - Ausstellung erfolgt morgen Mittag 12 Uhr im Beisein Sr. Majestät des Königs und mehrerer Mitglieder des Königl. Hauses im städtischen Ausstellungspalast. Dresden,11. Oktober. Die am kommenden Sonn tag den 15. d. M. statifindenden Rennen beginnen bereits um 1'/z Uhr nachmittags und werden die von der König lichen Generaldirektion der Sächsischen Slaatsbohnen ge stellten Sonderzüge demnach bereits schon von 1,10 Uhr ab expedirt werden. — Die für diesen Sonntag ausge- schriebenen 7 Rennen versprechen höchst interessant zu wer den, da jedes der Rennen wieder größere Felder unter Starters Flagge erwarten läßt; auch dürfte das herrliche Herbstwetter viel dazu beitragen, die sportliebenden Ein wohner von Dresden und Umgegend zum vorletzten Male in diesem Jahre sich zum Rendevous auf unserer idyllisch gelegenen, im herrlichen Herbstschmuck prangenden Renn bahn einzufinden. — Für warme Speisen und Getränke wird der Rennbahn-Traiteur, Hotelier Carl Herold, schon genügend Vorsorge treffen. — Wie schon wiederholt im Laufe der letztvergangenen Jahrzehnte, ist auch fitzt wieder die Stadt Dresden gedrängt worden, die Augustusbrücke umzubauen. In Folge dessen hat der Rath bekanntlich beschlossen, von einem kost spieligen Umbau der Augustusbrücke abzusehen, sondern vielmehr das althistorische Bauwerk abzubrechenzund durch einen neuen modernen, in Sandstein auszuführenden Brü ckenbau zu ersetzen, sobald die Marienbrücke nach Aufhe bung des Eisenbahnverkehrs über dieselbe in den städtischen Besitz übe'-gegangen und verbreitert worden sein wird, was voraussichtlich schon im nächsten Jahre geschieht. Da nun zum Augustusbrücken-Neubau ein Theil fiskalischen Landes gebraucht wird und der Fiscus zum Bauplatz für das neue Ständehaus städtisches Areal denöthigt, so ist in Krei sen der Stadtvertretung theilw-ise der Wunsch laut gewor den, die beiden Angelegenheiten zu verquicken und gleichzei tig zu erledigen. Demzufolge sind auch entsprechende Ver- suche gemacht worden, die aber das königliche Finanzmini sterium zurückgewiesen hat. Wie man darüber nun erfährt, ist die Frage der Landabtretung seitens des Fiscus an die Stadt zum Augustusbrücken-Neubau so weit geregelt, daß zwischen Herrn Oberbürgermeister Beutler und Herrn Fi nanzminister v. Watzdorf Einigkeit herrscht und die städtische Behörde mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Pro- jectes beauftragt werden onnte.