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Wochenblatt pe^nspi »cbe, kelegeamm-Messe: -r- !)o (boctienblatt fflilsnitr. für Pulsnitz und Umgegend Amts-Blatt 1? des Xömgl. Nmtsgerickks und des Zkadtpatües Lu puIsnilL Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr auszugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo Reklame 20 H. Bei Wiederholungen Rabatt. Nlle Annoncen-E^ieditionen nehmen Inserate entgegen. Erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend. Beiblätter: Dllustr. Sonntags- blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. so H., vierteljährlicb z.25 bei freier Zr launig ins tsaus, durch die Post bezogen unter Nr. S6O2 .« t.40. Amtsblatt für den Bezirk des Uönigl. AtNtsgericbts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Lfauswalde, Ghorn, Obersteina, Uiedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Zriedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, tichtenberg, Rlein-Dittmannsdorf. Druck und Verlag von L. k. Lörster's Erben. . Erpedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2ss. Verantwortlicher Redakteur Gtto Dorn in Pulsnitz. Ar. 3V. Donnerstag, den 12. März 1903. 55. Jahrgang. Neueste Ereignisse. Wege» Beschlußunfühigkeit wurde die Reichstags- sitzung am Dienstag abgebrochen und die nächste auf 3^2 Uhr Nachmittags anberaumt. Einem Protest der Prinzessin Luise vou Toskana gegen die Veröffentlichung des Ehescheidungs urteils ist vom sächsischen Ministerium Folge gegeben worden. Die englische Marineverwaltibtg hat beschlossen, für den südöstlichen Teil von Südamerika und für Westafrika ein neues Geschwader zu bilden mit Gibraltar und Sierra Leone als Flotten stationen. In China wird die Lage bedenklich; eS soll von den Unzufriedenen der Sturz der Regierung und der Dynastie geplant sein. Bei Olean im Staate New-Jork geriet von einem Eisenbahnzuge eine Reihe Petroleumwagen in Brand, wobei etwa 40 Personen getootet wurden. Bankdirektor Exner von der Leipziger Bank wurde zu 2'/- Jahren Gefängnis verurteilt. Wahlpolitische Betrachtungen. Die Vorbereitungen auf die Neuwahlen zum Reichstage nehmen unleugbar einen stetig lebhafteren Charakter an, ob wohl der Wahltag noch immer nicht fest steht und auch von der Regierung wegen der nachösterlichen Session de« jetzigen Reichstage« noch gar nicht festgesetzt werd-n kann. Aber all seitig ist man davon überzeugt, daß die große Wahlschlacht binnen spätesten» drei Monaten stittfinden wird, und da gilt es allerdings, diese verhältnismäßig nicht mehr lange Frist nach Kräften auSzunützen, um sich von den Ereignissen nicht etwa überraschen zu lasten. Leider weist da« Bild der Wahlbewegung im Großen und Ganzen noch immer eine merkwürdige Zerfahrenheit unter den bürgerlichen Parteien, «in zusammenhanglose« Operieren derselben in den meisten Wahlkreisen, auf. Sieht man von dem bekannten Wahl kartell im Königreich Sachsen ab, wo sich die bürgerlichen Parteien zum gemeinsamen Zusammengehen gegen dir Sozial demokratie entschlossen haben, so ist von einem irgendwie ein heitlicheren Zug« in den jetzigen Wahlvorbereitungen herzlich wenig zu spüren, ja, man kann getrost behaupten, daß eine solche Verwirrung und Zersplitterung, wie jetzt, wohl kaum schon einmal in den früheren Wahlbewegungen in Deutsch- land dagewesen ist. Denn man mag die gegenwärtige ReichitagSwahIkam- pagne betrachten wir man will — immer wieder fällt schließ lich al« da« hervorstehendste Moment in ihr eben die herrschende Konfusion unter den Parteien de« staatStreuen Bürgertums auf. Hier geht z. B. der Bund der Landwirte mit den Konservativen und den Nationalliberalen zusammen, dort bekämpft er beide Parteirichtungen. In dem einen Wahlkreise erscheinen die Fr isinnigen und die Gemäßigt- Liberalen eng verbunden gegen dritte Parteien auf dem Plane, in dem anderen Wahlkreise befehden sie sich wieder erbittert. In der einen Gegend streitet sich die Agrarpartei mit dem Zentrum um die zu vergebenden Mandate, in der anderen Gegend schanzt sie demselben Mandate zu; dazwischen versagen die Polen dem Zentrum die Heere-folge mehr und mehr, während die neue nationalkoziale Partei der Herren Naumann und Sohm eifrig bemüht ist, den alten Parteien im Lager de« Bürgertum« Knüppel zwischen die Beine zu werfen — zu Gunsten der Sozialdemokratie! Ja, ja, die Umsturzpartri ist'», welche ob solcher verzwickten Lage der Dinge lochen kann, ihr müssen eigentlich die Wahltrauben nur so in den Schooß fallen, selbst wenn die sozialdemokra tische Wahlmache nicht im Entferntesten mit solchem heim lichen Hochdruck arbeitete, al« e« tatsächlich geschieht. Fall« nicht wenigsten« bei den Stichwahlen noch die bürgerlichen Elemente sich auf di« Gemeinsamkeit ihrer Interessen gegen- üb«r dem zielbewußten Feinde der staatlichen und gesellschaft- lichr« Ordnung von heute besinnen und demgemäß sich gegen seitig« Unterstützung zu Teil werden lassen, so darf die Par tei der Herren Bebel und Singer in dem herannahenden Wahlkampfe kaum zweifelhaft auf neue durchgreifende Er folge rechnen. Allerdings ist dieser Wirrwarr im Aufmarsch der Par teien dadurch einigermaßen entschuldbar und erklärlich, daß e« vollständig an einer Wahlparole sehlt, die geeignet wäre, die breiten Schichten der Wählerschaft zu erregen und eine Stellungnahm: der einzelnen Parteien für oder wider diese Parole zu veranlassen. Die vom künftigen Reichstage zu treffende Entscheidung über die neuen Handelsverträge deS deutschen Reiches interessiert die große Masse der Wähler schaft sicherlich nicht, und auch die Frage der Zurückberufung der Jesuiten nach Deutschland scheint keineswegs weite Kreise de« deutschen Volke« in dem Maße in Bewegung zu setzen, wie die« hie und da erwartet wird. Hierzu kommt noch, daß sich die Bülow'sche Regierung in der gegenwärtigen Wahlbewegung einstweilen völlig passiv verhält und nicht zu erkennen giebt, welche der Parteien sie eigentlich al« Siegerin in dem abermaligen Kampfe um die ReichStagt- mandate wünschte. Dieses laissor allsr ist freilich ein Charakteristikum de« „Kabinett Bülow", nur dürfen sich dann die leitenden politischen Persönlichkeiten in Berlin auch nicht wundern, wenn die bevorstehenden Neuwahlen zum Reichstage unangenehme Urberraschungen für die Regierung zeitigen sollten! verMche ««d sächsische Angelegenheite«. — „Salvator" — da« ist da« Wort, da« jetzt in unserer Stadt und in deren näherer und weiterer Um gebung in fast aller Munde ist. Diese« kräftige, wohlbe kömmliche Bier hat sich tm Fluge die biertrinkende Mensch heit erobert. Nach Aussprüchen der Kenner ist diese» Bier die Krone der Biere, da« beste, was die Braukunst bi» jetzt erzeugt hat, ein wirklich vornehme« Getränk, von dem e» mit Recht heißen darf: Den Gerstensaft, Ihr edlen Zecher, laßt immer schimmern in dem Becher zu kvx Gambrini Zier und Ehr'! — U6L. Bon der Kanzlei der Handelt- und Ge werbekammer wird un» mitgeteilt, daß daselbst in einem von dem deutschen Generalkonsulate in New-Jork zu geteilten HandelSsachverständigen an den Reich-kommissar der Weltausstellung erstatteten Bericht Einsicht genommen werden kann, gerade jetzt bei den Vorbereitungen für die im nächsten Jahre stattfindende Weltausstellung in St. LouiS von Interesse sein dürfte. In dem Bericht sind nämlich diejenigen deutschen gewerblichen Erzeugnisse zusam mengestellt, die zur Zeit starken Export nach den Vereinig ten Staaten von Amerika und den übrigen großen ameri- konischen Wirtschaftsgebieten (Kanada, Mexiko, Südamerika) besitzen und bei denen eine Steigerung de« Export« nach Maßgabe der wirtschaftlichen und der Zollvsrhältmsse er reichbar erscheint. Der Bericht kann in der Handels- und Gewerbekammer, Lesstngftraße 2 c, in den Kanzletstunden (8—12, 2—6) etngefehen werden. — Ueber die Schweinepreife und Fleischpreise lesen wir in der „StaatSb. Ztg." : Wir werden darauf aufmerk sam gemacht, daß fett dem September vorigen Jahre» die Preise für vollfleischige Schweine wesentlich gesunken sind, daß auf den beiden größten Schweinemärkten Berlin und Hamburg der Rückgang bereits 10 bis 12 Mark für den Zentner beträgt (b3 bis 54 Mark). Unsere Landwirte halten diese Bewegung für noch nicht beendet; denn aller- wärtS ist in Deutschland die Schweinezucht wesentlich ge fördert worden, fett man der Regierung da» Vertrauen ge- schenkt hat, daß sie durch nachhaltige Sperrung der Gren zen die Gefahr der Einschleppung ansteckender Krankheiten durch ausländische Schweine verhindern wird. Umso auf fälliger ist eS, daß die Großschlächter und Kommissionäre, die sehr rasch die Preiserhöhung für sich auSgeuutz' haben, vielfach von dem Preisrückgänge anscheinend keine Kennt nis genommen haben. AuS den größeren Städten, wo doch d r Wettbewerb in erster Linie für einen gerechten Ausgleich sorgen sollte, liegen nach wie vor ernste Klagen darüber vor, daß die Preise de» Schweinefleisches im Ein- zelverkaufe vielsach nicht gesunken sind, sondern an manchen Stellen auf der jüngst erreichten Höhe erhalten werden. — König Georg von Sachsen tritt am Abend de« 16. März sein« angrkündigte Erholungsreise nach d«m Sü den an. DreSden, 10. März. Die „Neuesten Nachrichten" melden, das Finanzministerium werde infolge der ungünsti gen Finanzlage auf 2 Jahre hinaus keine Gehaltsaufbesse rungen und Neuanstellungen vornehmen. Leipzig, 11. März. Im Prozeß Exner wird die Staatsanwaltschaft Revision gegen das Urtheil anmelden. — Der neu« Exner-Prozeß vor dem Schwurgericht zu Leipzig ist beendigt. Au« den in der MontagSsitz- ung gehaltenen Plaidoyer» der Herren Staat»anwSlt« Or. Kunz und Or. Weber ist hervorzuhebrn, daß dir Ver treter der Staatsanwaltschaft den Angeklagten erneut der Verschleierung und de» betrügerischen Bankrott« ziehen und die Geschworenen ersuchten, ihm abermal» mildernde Umstände zu versagen. — Bei einem Leichenbegängnis in einem Orte bei Schwarzenberg glitten mehrere Träger auS, so daß der Sarg herabstürzte. Hierbei löste sich der Deckel de« Sarge» und die Leiche — ein Mann — fiel herau» auf die Straße und mußte zurück in die Leichenhalle gebracht und von neuem eingesargt werden. Erst dann ging die Beerdigung ohne Zwischenfall vor sich. Freiberg, 8. März. Eine Dresdner Korrespon denz verbreitet folgende Nachricht. „Dem Vernehmen nach wird der zwischen den Ordnungsparteien im Königreich Sachsen für die bevorstehenden ReichStagSwahlen abgeschlos sene Kartellvertrag sich nicht auf den Freiberger Wahlkreis erstrecken, weil sich die Nationalliberalen in Freiberg mit der Kanditatur de» argrarifch-konservativen Or. Oertel nicht einverstanden erklären können. E» soll nun insofern ein AuSweg gefunden werden, al» der Freiberger Nationallibe rale Verein au» dem Nationalliberalen Lande»verein für die Dauer der Wahlen auStritt und einen eigenen Kandi daten ausstellt." Wur - en , 8. März. Eine wundervolle Submission»- blüte kam hier zum Vorschein, al» man die Preisangebote sür Pflasterung der Kasernenstraße öffnete. Da» teuerste Angebot war 3526 Mk., da» billigste 859 Mark. Klingental, 9. März. Bei der Rückkehr vom Bockbierfeste wurde am Sonntag Abend zwischen Zwota und Döhlerwald der im letzten Orte wohnende Hausbesitzer Karl Meinel von einem Musikinstrumentenmacher NamenS Schlosser beraubt. Der letztere hatte sich erboten, den et wa» angetrunkenen Meinel nach Hause zu geleiten; al» dieser da» 120 Mk. enthaltende Portemonaie nicht gutwillig hergab, würgte und betäubt« Schlosser den bejahrten Mei nel durch Feustschläge, nahm ihm da» Geld ab und ent floh. Am andern Morgen wurde der Räuber verhaftet und in» hiesige AmtSgerichtSgesängni» au»geliefert. Waldheim, 8. März. Ein saubere» Liebe-Pärchen wurde von der Schutzmannschast in hiesiger Stadt oufge- griffen: ein Bräutigam, der von der Staatsanwalt Chem nitz zum Zwecke deS Antritte- einer ihm wegen Vergehen- auserlegter Freiheitsstrafe gesucht wurde, und seine Braut nach der da» hiesige Königliche Amtsgericht durch eine Be kanntmachung im Gendamerieblatt fahndete. Der Bräuti gam wurde der suchenden Staatsanwaltschaft, die Braut dem hiesigen Amtsgerichte zuqesührt. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser und die Kaiserin er schienen am Montag früh im Mausoleum zu Charlottenburg, begleit-t vom Prinzen Heinrich von Preußen und legten anläßlich de« Sterbetage« Kaiser Wilhelm« I. einen pracht vollen Kranz auf den Sarg de» großen Kaiser» nieder. Nachdem dann die erlauchten Herrschaften ein« Zeit lang in stiller Andacht in der Gruft verweilt, verließen sie da» Mausoleum wieder, wohin nun auch da« Publikum Zutritt erhielt. Im weiteren Verlaufe de« Montag empfing der Kaiser im Berliner Residenzschloffe u. A. den Bürgermeister von St. Loui« und Präsidenten de« Komits» für dir dortige Weltausstellung, Mr. D. Francis, in einstündiger Audienz. Der Monarch unterhielt sich hierbei mit Mr. Franci« ein gehend über die amerikanischen Verhältnisse im Allgemeinen und über di« bevorstehende Weltausstellung in St. Loui» im Besonderen. Schließlich verehrte er Herrn Franci» zum Andenken an diese Audienz da» Werk de» amerikanischen Schriftsteller» H. S. Chamberlain: „Die Grundlagen d«S 10. Jahrhundert«" und zwar mit einer eigenhändigen Wid mung de« Kaiser«. — Der deutsche Kronprinz und Prinz Eit«l Friedrich