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für Nossen Siebenlehn und die Umgegenden für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, dos König!. Amtsgericht nnd den Stodtrath zuWitsdrnsi Tinundvierzigster Jahrgang. Rr. 77. 1881 Dienstag, den 27. September Erscheint »ichentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark, «ine einzelne Nummer lastet 10 Ps. Jnseratenannahme Nsntags u. Donnerstags bis Mittag IS Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Inseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Verordnung, die Ernennung der Wahlkommissare zu den bevorstehenden Reichstsgswahlen betreffend. Aus Anlaß der durch Kaiserliche Verordnung vom 31. August dieses Jahres (Reichsgesetzblätt Seite 257) auf den 27. October 1881 festgesetzten Wahlen für den deutschen Reichstag hat das Ministerium des Innern für die Wahlkreise des Landes die nachstehend unter D namhaft gemachten Wahlkommissare ernannt. Indem dies unter Bezugnahme auf die Verordnung des Ministeriums des Innern, die Wahlen zum Reichstage betreffend, vom 2. September dieses Jahres hierdurch zur Nachachtung ^veröffentlicht wird, ist zugleich ausdrücklich darauf aufmerksam zu machen, daß die Wahlkreise auch sür die bevorstehenden Wahlen durchgängig in ihrer zeitherigen Zusammensetzung verbleiben. Es haben daher die einzelnen Ortschaften in und mit demjenigen Wahlkreise zu wählen, welchem sie in der Anlage 0 zu dem Wahlreglement vom 28. Mai 1870 (Bun desgesetzblatt Seite 275 fg.) zugewiesen worden sind, beziehentlich welchem darin das vormalige Gerichtsamt zugewicsen worden ist, in das sie zur Zeit des Erlasses des angezogenen Wahlreglements einbezirkt waren. Im Uebrigen ist bezüglich der bevorstehenden Wahlen allenthalben der vorerwähnten Ministerialvcrordnung vom 2. September dieses Jahres, sowie den Vorschriften des Wahlgesetzes vom 31. Mai 1869 (Bundesgesetzblatt Seite 145 fg.) und des angezogenen Wahlreglements vom 28. Mai I87O nachzugchen. Dresden, den 19. September 1881. Ministerium -e» Inner«. v. Nostitz-Wallwitz. Mutze. S Zu Commissaren sür die Wahlen zum deutschen Reichstage sind ernannt worden für den 1. Wahlkreis der Amtshauptmann von Zahn in Zittau, für den 2. Wahlkreis der Regierungsassessor von Witzleben in Löbau, für den 3. Wahlkreis der Regierungsrath von Döring in Bantzen, sür den 4. Wahlkreis der Amtshauptmann von Metzsch in Dresden-Neustadt, für den 5. Wahlkreis der Stadtrath Bönisch in Dresden, für den 6. Wahlkreis der Amtshauptmann l)r. Schmidt in Dresden-Altstadt, für den 7. Wahlkreis der Amtshaupt- mann von Bosse in Meißen, für den 8. Wahlkreis der Regierungsrath Lingke in Dresden, für den 9. Wahlkreis der Regierungsrath Hasse in Dresden, für den 10. Wahlkreis der Amtshauptmann Wittgenstein in Döbeln, für den 11. Wahlkreis der Amtshauptmann von Gottschalck in Grimma, sür den 12. Wahlkreis der Bürgermeister Jnstizrath l)r. Tröndlin in Leipzig, sür den 13. Wahlkreis der Ge heime Regierungsrath Amtshauptmann Dr. Platzmann in Leipzig, für den 14. Wahlkreis der Regierungsassessor von Brück in Borna, sür den 15. Wahlkreis der Amtshauptmann Freiherr von Weissenbach in Flöha, für den 16. Wahlkreis der Oberbürgermeister Or. Andrs in Chemnitz, für den 17. Wahlkreis der Geheime Regierungsrath Amtshauptmann Freiherr von Hausen in Glauchau, für den 18. Wahl kreis der Amtshauptmann von Bose in Zwickau, für den 19. Wahlkreis derRegierungsrath Ficker in Zwickau, für den 20. Wahlkreis der Amtshauptmann von Kirchbach in Marienberg, für den 21. Wahlkreis der Amtshauptmann Freiherr von Wirsing in Schwarzenberg, Mr den 22. MchlkreiS der Amtshauptmann von Polenz in Auerbach, für den 23. Wahlkreis derAmtshauptmann von Welck in Plauen. Bekanntmachung. Donnerstag nnd Freitag, den 29 nnd 39. dies. Mon., bleiben die hiesige« amtehauptmannschaftlichen Canzleilocalitäten wegen deren Reinigung geschlossen. König!. Amtshanptmannschast Meißen, de» 22. September 1881. v. Bosse. Bekanntmachung, die Neichstagswahl betreffend Laut Verordnung des Hohen Königlichen Ministerium des Innern vom 2ten dieses Monats hat die Auslegung der Wählerlisten für den Deutschen Reichstag am 28. dieses Monats zu beginnen, was hierdurch mit dem Bemerken veröffentlicht wird, daß die Wählerliste des hiesigen Stadtbezirks vom 28ten dieses bis mit 7ten nächsten Monats zu Jedermanns Einsicht in hiesiger Nathsexpedition ausliegt und daß etwaige EiisprAche gegen diese Wählerliste nach Z 3 des Wahlreglements vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetzblatt für das Jahr 1870 Seite 278) innerhalb 8 Tagen nach Beginn der Auslegung derselben, also bis spätestens den 5ten nächsten Monats, bei dem unterzeichneten Bürgermeister entweder schriftlich anzuzeigen oder zu Protokoll zu erklären sind. Wilsdruff, am 22. September 1881. Der Bürqermcistcr: Ficker. Tagtsgeschichie. Der umgearbeitete Entwurf über Unfallversicherung wird, un geachtet aller entgegenstehenden Nachrichten, in der nach Neujahr be ginnenden Reichstagssession bestimmt vorgelegt worden, ebenso ein Gesetz wegen Einführung des Tabaksmonopols, welches gegenwärtig im Reichsschatzamte ausgearbeitet wird. Als Material zu dieser Bearbeitung dienen die Ermittelungen der Enquetekommission. Eine kurze Zusammenstellung der Berichte der Handelskam mern über das Jahr 1880 wird in Bälde auf Veranlassung des Vorstandes des Vereins für Handelsfreiheit im Druck erscheinen. Man wird sich dann überzeugen können, ob die Mehrzahl der Handels kammern sich für oder gegen die Zolltarifresorm vom Jahre 1879 aussprechcn. In Prag fing die Gemeindevertretung plötzlich statt in deutscher in czechischer Sprache mit dem Prager Platzkommando zu korrespon- diren an, — das war der Statthalterei denn doch zu stark und sie ord nete an, daß sämmtlichc Gemeindeämter Böhmens mit den Armeebe hörden nur in deutscher Sprache als der Kommandosprachc der Armee zu verkehren hätten. Ausnahmen sind nur für jene kleinen Dorfge meinden zugestanden, bei denen angenommen werden kann, daß kein Gemeindeangestcllter der deutschen Sprache genügend mächtig ist. Paris, 20. September. Gestern Abend sand im Bahnhof Dole ein Zusammenstoß zweier Personenzüge statt, wobei 29 Personen verletzt wurden. Russisches. Ein Tifliser Blatt erzählt: Neulich erkrankte plötz lich die ganze Osurgeti unter choleraähnlichen Symptomen. Sofort wurde aus Kutais telegraphisch ein Militärarzt herbeigerusen; bis zu der Ankunft desselben gelang es aber dem Ortsarzte, zu konstatiren, daß die Soldaten infolge Genusses verdorbenen Mehlcs erkrankt seien, welches ouS dem letzten türkischen Kriege als unbrauchbar übrig ge blieben war, dennoch aber auf Befehl des Regimentskommandanten zum Brotbacken verwendet werden mußte. Das hierdurch ersparte Geld behielt der Oberst sür sich. Auch der aus Kutais angekommene Militärarzt konstatirte dieselbe Ursache der Erkrankung des ganzen Regiments, indem er von dem Kommißbrot einem Schweine gab, wel ches kurz darauf unter gleichen Vergiftungssymptomen verendete. Des senungeachtet gab der Militärarzt in seinem amtlichen Berichte „un gesunde Luft" als Ursache der plötzlichen Erkrankung der Garnison an. Echt russisch ist auch die Thatsache, daß ans derOrel-Witebsker Bahn im Juli die Maschinisten angewiesen wurden, an 5 Stellen auf einer Strecke von 74 Werst vorsichtig zu fahren, weil die Schwellen verfault seien. Die Eisenbahnverwaltung genirt sich also nicht, den schlechten Zustand der Bahn sogar amtlich zu dokumentiren, statt die faulen schwellen durch gesunde zu ersetzen. Die Nachricht vom Märtyrertod des Präsidenten Garfield zittert noch durch alle Herzen der ganzen Welt, am schmerzlichsten durch das amerikanische Volk, dem er so viel zu werden versprach. Nun da er durch seinen Tod besiegelt, was er wollte, leuchtet sein Ideal um so Heller vor aller Augen und die Guten in Amerika werden nun um so energischer daran sesthaltcn; es ist ein Same, der unvergängliche Früchte hervorbringeu wird und muß. wenn man nicht an Allem ver zweifeln will. Lincoln starb für die äußere Sklavenemanzipation, Garfield sür die innere. Garfields Streben galt der moralischen Emanzipation, der Emanzipation des amerikanisch-republikanischen Geistes von jener unwürdtgsten aller Streberei, deren Beweggrund die Geldgier, ja, nennen wir das Kind beim richtigen Namen: die amtliche Freibeuterei war. Deshalb >war ja die Besorgniß aller Gutgesinnten um das Leben des Verblichenen eine so große, weil sie hinter dem schwarzen Vorhänge jene schreckliche Partei lauern sahen.