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Tabellarischer Satz 50 °/o Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzcigengebühren dnrch Klage oder m Konkurssällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter :: :: :: :: :: Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung :: :: :: :: :: Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Arntsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. (L., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberste ina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Riederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmanusdors Geschäftsstelle: Pulsnitz, A>bert4rake Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Förstcrs lLr b e n (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. M o h r i n P u l s n i tz Nummer 131 Dienstag, den 1. September 1S2S 77. Jahrgang Amtlicher Teil. Mittwoch, den 2. September 1925 soll zwangsweise Hegen Barzahlung 1 Webftuhl öffentlich versteigert werden. Sammelort der Bieter 1 Uhr nachm. in Menzes Gasthof in Pulsmtz M. S. und 11 Uhr Vorm, im Ratskeller als Bersteigerungsort 1 Klanirr. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Pulsnitz. Konkursverfahren. Zur Aufklärung wird hiermit bekannt gemacht, daß die Witwe Greubig das Geschäft ihres Ehemannes Max Archur Greubig in meinem Auftrage weiter führt. Pulsnitz, am 1. September 1925. Linus Hofman«, Konkursverwalter. Das Wichtigste. Die Leipziger Herbstmesse eröffnete am Sonntag ein der hältnismäßig ruhiges Geschäft. Die Reichsbank hat Maßnahmen zur Verbilligung der Zins- und Gebührensätze getroffen und Erleichterungen im Lombardenverkehr angeordnet. Die Stockholmer Kirchenkonferenz für praktisches Christentum ist beendet. Beim Völkerbund ist wegen der Verletzung des Mindcrheits- rechts in der Tschechoslowakei Beschwerde eingelegt worden. Abd el Krim fft entschlossen, den Spaniern und Franzosen energischen Widerstand zu leisten. Wie wir erfahren, ist der ehemalige Ministerpräsident Zeig- ner Sonnabend früh 2 Ubr aus der Strafanstalt Bautzen entlassen und im Automobil nach Leipzig gebracht worden. Die Mitglieder des deutsch österreichischen Volksbundes sind bei ihrem Eintreffen in Wien mit großen Kundgebungen empfangen worden. Auf der Chaussee nach Löcknitz wurde der auf der Fahrt nach Prenzlau begriffene Reisende T«pka durch ein über die Chaussee gespanntes Seil mit seinem Rade zu Fall gebracht. Dann fielen drei Burschen über ihn her, die ihn niederschlugen und fesselten. Dem Besinnungslosen raubten sie Uhr, Brieftasche und die Fahrradlaterne. Eme Anzahl der bedeutrndsten belgische« Maschinenfabriken hat mit der britischen Negierung bedeutende Abschlüsse zum Bau von Eisenbahnen uud zur Lieferung von Ma terial getätigt, die sich auf insgesamt 450 Millionen Franks belaufen. Auf der Stockholmer Kirchenkonferenz wvrde die Einsetzung eines ständigen Arbeitsausschusses der.christlichen Kirchen des Protestantismus und griechisch-orientalischen Bekennt- - nisses beschlossen Aus dem besetzten Gebiet sind in den letzten Tagen 70 Ma- > rokkaner, die zum Kriegsschauplatz in Marokko abgehen sollten, desertiert. Sie haben sich nach Syrien gewandt, um dort Arbeit zu suchen. Wie a«s Minsk berichtet wird, sind dort zur Vergeltung für die in Warschau erfolgte Hinrichtung von Drei russischen Kommunisten sechs polnische Gefangene erschossen worden. Frankreich und Spanien bereiten eine Generaloffensive gegen Abd e! Krim vor. Sttlliiht und sächsische ÄngtlegkWiUn. P»ls»ttz. (Geschäfts-Jubiläum.) Die Firma Richard Götz, Bäckerei und Pfefferkuchenfabrik, Schloß straße 7, begeht heute, am 1. September ihr 25 jähriges Geschäfts-Jubiläum. Wieviel Mühe und Arbeit es gekostet hat, braucht wohl nicht errechnet zu werden, wenn man sieht, zu welcher Höhe dieses Unternehmen mit der erst später un gegliederten Honig- und Lebkuchenfabrik gekommen ist und man zur Weihnachtszeit fast überall die bekannten und leckeren Götzenkuchen begehrt. — Auch wir wünschen dieser Firma fernerhin guten Geschäftsgang. Pulsnitz. (Die nächste Mütterberatungs stunde) findet am Mittwoch, den 2. September 1925, von nachmittags 3—4 Uhr im Rathause, 1 Treppe, statt. — (Verlängerung der Aufbrau chsfri st für alte Frachtbriefe.) Aus Vorstellungen des Deutschen Industrie- und Handcstages hin hat die Reichsbahn Ver längerung der Aufbrauchsfrist für die veralteten deutschen Frachtbriefmuster der Größe 300x380 mm bis zum 31. De zember 1926 verfügt. — (Das Gotteshaus im Jndustriedorf.) Nach Zeiten ches Wartens zeigt sich jetzt-eine wachsende kirch liche Unternehmungslust als ein Zeichen des inneren Wachs tums der Gemeinden. Zn dem kleinen vogtländischen Dorfe Rützengrün, das von seinem Kirchort Auerbach durch zwei, im Winter besonders schwer gangbare Berge, getrennt ist, wurde am k. August ein neues Kirchlein durch den Super intendenten Lic. Dr. Kühn feierlich eingeweiht. Die herz liche und begeisterte Teilnahme der gesamten Bevölkerung, die sich in und um das Gotteshaus drängte, war -ein Beweis, wie stark trotz mancher politischen Gegnerschaft auch in in- dustriereichen Gegenden Sachsens das Verlangen nach dem Dienst der 'Kirche ist. Versdsrf. (Sas l ei n w ei h um g s f ever.) Der hiesige Gasthof „Zum goldenen Band", dessen Name nach weislich bis auf das Jahr 1764 zurückzuführen, vermutlich aber Noch viel älter ist, und der im Jahre 1847 Dom Ritter- gute abgetrennt wurde, sah am Sonnabend abend in seinen Räumen -eine stattliche Gesellschaft von Herren und Damen aus dem Orte und der Umgebung vereinigt, die sich zu- sammongefunden hatten, um einen bedeutungsvollen Abschnitt in dec Geschichte des alten Wirtshauses festlich zu begehen. Herr Otto Teichmann, der strebsame Besitz«: des Gol denen Bandes, hat trotz wirtschaftlich schwerer Zeit durch einen Anbau an den Gasthof den bisherigen, nicht mehr den Zeitbedürfnissen entsprechenden Saal bedeutend vergrößert, sodaß ein -stattlicher Festraum entstanden ist, wie er in gleicher Schöne nicht allzuhäufig in ländlichen Ortschaften angetroffen werden kann. Eine große Whne und eine an heimelnde Galerie vervollständigen den neuen Saal mit seiner charakteristischen gewölbten Decke aufs beste. Die Feier selbst nahm einen harmonischen Verlauf. Gewühlte Konzertstücke eines 26 Mann starken Orchesters — die Puls nitzer Stadtkapelle —, Gesangsvorträge des Sängervereins Gersdorf unter seinem Liedermeister Herrn Lehrer Käppler und des Damenchors Gersdorf unter Leitung des Herrn -Kantor Müller boten anregende, genußreiche Stunden. Im Mittelpunkt der Vorträge stand eine Begrüßungsrede des Herrn G. Wehner, in welcher des Besitzers Teichmann und des Erbauers (Alwin Bergmann, Bischheim) in anerkennen der Weise gedacht und interessante Einzelheiten aus der Vergangenheit des ehrwürdigen Einkehrhauses mitgeteilt wurden. In guten Wünschen für die Zukunft des Neubaues wie des Goldenen Bandes überhaupt gipfelten die gehalt reichen Ausführungen. Ein fröhlicher Festball beschloß den schönen Abend. Bischpfswevda. (Ueble Erfahrungen mit einem Finanzamte.) Die Geschäftswelt des Bischofs werdaer Bezirkes scheint mit dem Bischofswerdaer Finanzamt übte Erfahrungen gemacht zu haben, denn der Gewerbever band Bautzen-Süd mit dem Sitze in Wilthen erläßt folgenden bezeichnenden Aufruf: „Handwerker, Gewerbetreibende, Klein händler, die durch das rigorose Vorgehen des Finanzamtes Bischofswerda geschädigt wurden, Steuerstrafen zudiktiert er hielten, unhöflich behandelt oder willkürlich eingeschätzt wurden, werden zwecks gemeinsamen Vorgehens gebeten, Material einzusenden an den Gewerbeverband Bautzen-Süd, Sitz Wilthen" Bautze«, 31. August. (Begnadigung eines Raubmörders.) Dem Werkzeugdreher Walter Alfred Müller aus Kleinwelka wurde die ihm im Mai dieses Jah res wegen Ermordung und Beraubung des Fuhrwerksbesitzers Finger aus Dresden zudiktierte Todesstrafe im Gnadenwege in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt. Dresden. (Von Dr. Heinz Knöll.) Der bis herige Kapellmeister an der Dresdner Staatsoper und Diri gent des Dresdner Orpheus, Dr. Heinz Knöll, 1. Kapell meister am Badischen Landestheater, wurde einstimmig zum musikalischen Leiter des Lehrergesangvereins in Karlsruhe gewählt. Bergletzhübel, 31. August. (Zusammenstoß zwischen Zug und Geschirr.) Am Freitag mittag wurde beim Bahnübergang in der Nähe des hiesigen Bahn hofes ein mit Stangenholz beladenes Geschirr von der Lo komotive erfaßt und umgeworsen. Der aus dem Wagen sitzende 21jährige Arbeiter Müller, dessen Bruder das Ge schirr führte, geriet unter die herabrollenden Stangen und wurde so schwer verletzt, das er bei seiner Einlieferung in das Krankenhaus Pirna verstarb. Der Unfall ist wieder auf das Fehlen der Schranken bei den Bahnübergängen zu rückzuführen. Riesa. (Urnenfund.) Auf Poppitzer Flur gelang die Bloßlegung eines vollständigen Bandgrabcs der Vorzeit. Gefunden wurden die Haupturne und vier Beigefäße. Alle Gefäße waren noch gut erhalten. Das Grab wurde dem Riesaer Heimatmuseum überwiesen, wo es nach vollständiger Rekonstruktion naturgetreu so aufgestellt werden soll, wie es vor 3000 Jahren angelegt worden ist. Leipzig, 31. August. (Der Haftbefehl gegen Ehrhardt aufgehoben.) Wie aus zuverlässiger Quelle mitgeteilt wird, hat der Oberreichsanwalt in Leipzig den gegen dm Kapitänleutnant a. D. Ehrhardt nach dem Kapp- Putfch im Jahre 1920 wegen Hochverrats erlassenen Haft befehl aufgehoben. Tas Verfahren ist eingestellt. Kapitän leutnant Ehrhardt war bekanntlich seinerzeit aus dem Unter suchungsgefängnis in Leipzig entflohen. Auch gegen die übrigen am Kapp-Putsch beteiligten Personen ist das Ver fahren wegen Hochverrats auf Grund des Amnestiegesetzes eingestellt worden. Leipzig. (Der Reichskanzler an das Leip ziger Meßamt.) Der Reichskanzler hat anläßlich des Beginns der Leipziger Herbstmesse folgendes Telegramm an das Meßamt gesandt: „Der Leipziger Herbstmesse wünsche ich besten Erfolg. Ich verfolge ihren Verlauf diesmal im Hinblick auf den zur Gesundung unserer Wirtschaft unbedingt notwendigen Preisabbau mit besonderem Interesse. Ist doch der Käufer gegen übermäßige Preisforderungen am besten da geschützt, wo die Preisentwicklung sich im Zeichen eines gesunden Wettbewerbs vollzieht. Diese Vorbedingung ist in besonderem Maße auf der Leipziger Messe gegeben. Dort auf der ältesten und größten deutschen Messe bildet sich in weitestgehendem Maße der Preis nach dem Gesetz von An gebot und Nachfrage, und es ist anzunehmen, daß auch auf der diesmaligen Herbstmesse die Preisregulierung des freien Marktes sich auswirken wird." Der Reichskanzler, (gez.) I. V. Dr. Geßler. Leipzig, 31. August. (Der zweite Tag der Herbstmesse.) Die Schritte der Regierung, die auf den Preisabbau Hinzielen, sowie die Kundgebung des Reichs kanzlers haben anscheinend einen suggestiven Einfluß auf die Maffe gemacht. Das größte Hindernis für die Belebung des Geschäftes sind die Zahlungsbedingungen. Die Aus stellung hat gegenüber den früheren Messen eher Einschränkungen erfahren, aber im wesentlichen dadurch, daß noch weniger Kitsch als bisher gezeigt wird. Aus dem amtlichen Bericht sei folgendes hervorgehoben: Auch am zweiten Meßtage zeigte es sich, daß unter den Messebesuchern der Prozentsatz der ernsthaften Kaufintereffenten erheblich höher ist als bei den früheren Messen. Die Umsätze entsprechen im Durch schnitt einem vorsichtig bemessenen Bedarfsgeschäft. Die Be endigung des Bauarbeiterstreiks dürste auf den Geschäftsgang der Baumesse nicht ohne Einfluß bleiben. Große Nachfrage besteht nach Autos und Textilmaschinen. Bis Montag waren 202 Sonderzüge eingelaufen. Der Besuch hält sich etwas auf der Höhe des der Frühjahrsmesse.