Volltext Seite (XML)
öll. ompt nxv L. mge- ment aut, önste k? dicht, Die mandschurische Angelegenheit. In dem eigenartig verschlungenen ostasiatischen Problem beginnt allmählich die mandschurische Frage stärker hervor- zutreten. Wenn man den aus englischer Quelle stammenden Nachrichten über die angebliche entschiedene Weigerung des chinesischen Hofes, durch seine Bevollmächtigten das Abkommen mit Rußland wegen der Mandschurei unterzeichnen zu lassen, glauben dürste, dann wäre diese Frage allerdings in ein kritische« Stadium eingetrctcn, welches vermuthlich auf die weitere Entwickelung der ganzen chinesischen Angelegenheit überhaupt ungünstig einwirken würde. Aber eben weil diese Behauptungen sämmtlich aus englischer Quelle stammen, er scheinen sie einigermaßen verdächtig, denn man besitzt ja englischerseits ein erklärliches Interesse daran, der Festsetzung Rußlands in der Mandschurei möglichst Schwierigkeiten zu bereiten, sei eS auch nur aus dem Wege der bisher beliebten Ausstreuungen. Anderseits versichern freilich Meldungen aus Petersburg, die Unterzeichnung des russisch-chinesischen Ab kommens übn die Mandschurei, werde wohl schon in den näch sten Tagen erfolgen, Rußland und China verhandelten mit einander zur Zeit in Petersburg direct hierüber. Diese rus sische Auffassung von der Sachlage ist kaum zweifelhaft die richtigere im Vergleich zu den englischen Alarmnachrichten, und darum braucht auch die „Reuter" Depesche aus Peking vom 3. April, wonach China unter Hinweis auf seine freund lichen Beziehungen zu den anderen Mächten an Rußland die direkte Mittheilung hat ergehen lassen sollen, es könne das Mandschurei-Abkommen nicht unterzeichnen, nicht weiter tra gisch genommen zu werden Man wird annehmen dürfen, daß der chinesische Widerstand gegen den Act, welcher die thatsächliche Annexion der Mandschurei durch das Czarenreich besiegeln würde, nur ein scheinbarer ist und lediglich mit der Gepflogenheit der chinesischen Diplomatie zusammenhängt, ihr unangenehme Schritte hinauszuziehen. Sicherlich herrscht in den chinesischen Regierungskreisen längst die Ueberzeugung vor, daß die Mandschurei den Tatzen des russischen Bären doch nicht mehr entrissen werden kann, und so sträubt man sich nur noch zum Scheine ein Bischen. Und in der That, eS bleibt China auch schwerlich etwas anders übrig, als auf das Stammland seiner jetzigen Herr scher schlecht und recht Verzicht zu leisten. Wer von den anderen neben Rußland in der chinesischen Affaire betheiligten fremden Mächten sollte denn ernstlich gewillt lein, den Chi nesen in der mandschurischen Angelegenheit thatkräftig zu Hilse zu kommen ? Oesterreich-Ungarn und Italien scheiden hierbei selbstverständlich aus, Deutschland ist es nach der bekannten Erklärung des Grasen Bülow gleichgiltig, wer künftig die Mandschurei in Besitz nimmt, und Frankreich hat dort eben falls keinerlei Rechte zu wahren. Bleiben noch Amerika, England und Japan übrig; „Onkel Dom" aber wird sich hüten, mit Rußland wegen der mandschurischen Steppen an zubinden, und England ist durch den südasiikanischen Krieg noch immer vollständig lahmgelegt, so da,; höchstens Japan als diejenige Macht in die Frage käme, welche den Russen hinsichtlich ihrer mandschurischen Annexionspläne einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Aber so viel auch gegen wärtig über behauptete Entschlüsse Japans, den Ruffen in der Mandschurei und in dem südöstlichen Anhängsel dieses ausgedehnten chinesischen Nebenlandes, in Korea, nöthigen- fallS mit den Waffen ein Paroli zu biegen, geschrieben wird — in Wahrheit scheut das Reich des Mikado doch davor zurück, mit dem russischen Coloß schon jetzt ein in seinem Ausgange noch unberechbareS kriegerisches Duell zu wagen. Darum crgiebt sich aus Alledem und in Anbetracht der militärischen Hilflosigkeit Chinas der Schluß, daß Rußland die Mandschurei doch noch verspeisen wird. Inzwischen ver sichert zwar der amtliche Petersburger „Regierungsbote" wiederum, Rußland werde die Mandschurei an China zurück geben, sobald in diesem Reiche wieder normale Verhältnisse hergestellt sein würden; im Einst glaubt aber wohl Niemand daran, daß Rußland diese seine jüngste Länderbeute je wieder fahren lassen werde. DertUche «vd sächsische Augelegeuheite«. PulSnitz. Ostern, daS Auferstehungsfest ist vorüber. Eine reine und ganze Freude bot das Fest vor Alle n durch den überaus zahlreichen Besuch des Gotteshauses, das von einer andächtigen Gemeinde an beiden Feiertagen zu den VormittagSgotteSdiensten fast bis zum letzten Platz gefüllt «ar. Ein schönes Zeugniß, daß echt religiöser Sinn nimmer ausstirbt. Außer herrlichen Festpredigten der Herren Geist lichen brachten die Gottesdienste noch eine gewaltige Cantate von Schönfelder und einen stimmungsvollen Sologesang. DaS Wetter am ersten Feiertag ließ den gewohnten Ausflug in die Umgebung nicht zu; über alles Erwarten schön war jedoch der zweite Feiertag und wer eS nur irgend möglich machen konnte, erging sich in der erwachenden Natur. — DaS am ersten Festtag Abend im Schützenhaus von der Großröhrsdorfer Capelle (Direetion Albin Schäfer) gegebene Concert hätte nach seinem sorgfältig zusammengestellten Programm und der vorzüglichen Ausführung wegen einen zahlreicheren Besuch verdient. — Die erste, sowie zweite Vorstellung der im „Wolf"-Saal gastirenden Zahn'schen Theatergesellschaft waren sehr gut besucht. In der Eröffnungs vorstellung vermochte der Saal, als auch die Gallerte die Be- suyer kaum zu fassen. Beide Vorstellungen erbrachten dem Ensemble den Beweis, daß die Sympathien, die «S sich schon früher beim hiesigen Publikum erworben, nicht erkaltet sind. Vorzüglich waren sämmtliche in den Stücken mitwirkenden Glieder in Maske und Spiel. Ausstattung und Regie war famo«, sodaß sicher wieder das Auftreten bei Jedem ange sprochen haben dürfte. PulSnitz. Der hiesige Kgl. Sächs. Militär-Verein feiert nächsten Sonntag im Saale des hiesigen Schützenhauses sein 38. Stiftungsfest und gleichzeitig den Geburt-tag Sr. Maj. des König» Albert. Das Fest erhält diese» Jahr noch eine besondere Bedeutung, indem der Verein seine vollständig neu reparirte Fahne weihen wird. Die Brudervereine der Umgegend, welche aus dem Vereine hervorgegangen sind, haben Einladungen erhalten und werden durch Deputationen ver treten sein. Die Festordnung ist folgende: Nachmittag von 4—5 Uhr Versammlung der Festtheilnehmer im RathSkeller, hierauf Abmarsch nach dem Schützenhaus, daselbst Weiheact. l. Begrüßung, 2. Weihrede, 3. Entgegennahme der der Fahne zugedacyten Geschenke, abwechselnd mit Vorträgen de» Militärgrsangverein« und der Stadtkapelle; hierauf Concert, Ansprache und Ball. Pulsniß. Wir bringen hiermit zur Kenntniß, daß sich alle in hiesiger Stadt aufhältlichen Dispositions-Urlauber, Reservisten, Landwehrleute 1. Aufgebots und Ersatz-Reser visten, sowie die zur Disposition der Ersatzbehörden entlasse nen Mannschaften am 13. April 1201 vormittags V48 ^hr im Schützenhaus zu PulSnitz einzufinden haben. Die Mili tärpapiere sind mitzubringen. Nichterscheinen wird bestraft. — Ersatzmannschaften für unsere Ehinatruppen werden immer noch vielfach gesucht. Daß an eine schnelle Rück kehr der dortigen Regimenter nicht zu denken ist, hat Graf Bülow ja im Reichstag gesagt. — Nach einer Ministerialverordnung steht in Sachsen der Fleischbeschau den BezirkSthierärzten in erster Linie die Controls zu. Die Bezirksärzte können eine solche nach Maßgabe ihrer Instruktion vom 10. Juli 1884 üben. — Nachdem in dem bekannten Massenprozeß gegen den PostfiSkuS — früherer Militäranwärter Albrecht und Gen. — die Revision deS FiScuS vom Reichsgericht un- term 26. März verworfen worden ist, tritt jetzt die Frage in den Vordergrund, ob durch diese höchstrichterliche Ent- scheidung zugleich die Rechtsfrage bezüglich sämmtlicher verschieden gearteter Fälle, in denen Ansprüche aus Nach zahlung de» Unterschieds-Betrages zwischen V« deS Ein kommens einer diätanschen und einer etatsmäßigen Assisten ten- oder Postverwaltungsstelle erhoben werden, endgiltig geklärt >st. Die „Deutsche Verkehrszeitung" verweist da rauf, daß die Beantwortung dieser Frage ohne Kenntniß der Urtheilsbegründung in dem erwähnten Prozesse nicht möglich sei. Da bis jetzt die UrthetlSauSsertigung zu dem reichSgerichtlichen Erkenntniß noch nicht vorliegt, die Be kanntgabe vielmehr erst in einigen Wochen zu erwarten steht, so ist anzunehmen, daß die endgiltige Entschließung der Reichsverwaltung in dieser Sache kaum vor Ablauf von zwei Monaten wird erfolgen können. Dresden, 6. April. Se. Majestät der König wird am 20. April mittags 1 Uhr die Internationale Kunstausstellung 1901 in dem städtischen AuSstellungS- palaste eröffnen. ArnSdors, 3. April. Infolge der am 30. März eingetretenen Schneeschmelze ist die Röder aus ihren Ufern getreten und hat die angrenzenden Grundstücke weithin überschwemmt. Zwischen hier und Radeberg haben sich jürmltche Seen gebildet. In den Waldungen liegen noch bedeutende Schneemaffen aufgehäuft und eS wird Wochen dauern, bevor dieselben ganz verschwinden. — Der Gautag des ElbgauverbandeS der Steno graphenvereine nach Babelsberger wird am 5. Mai in Laubegast abgehalten. — Blasewitz hat sich gegen die Einverleibung in Dresden entschieden. — Die Verwaltung der königl. sächs. StaatSeisenbahn hat, nachdem die Probefahrten mit der neuen, von der Sächsischen Maschinenfabrik erbauten großen viercylindrigen SchnellzugSlocomotive überaus günstige Resultate ergeben haben, bei der Fabrik 6 derartige Locomotiven bestellt. Pirna. Am Freitag Nachmittag ist zu verschiedenen Zeiten auf der Bodenbacher Eisenbahnlinie und auch unweit der Drehscheibe am Bahnhof auf Wagen und Locomotiven geschossen worden. Glücklicher Weise sind Personen dabei nicht zu Schaden gekommen. Der sofort benachrichtigten Polizei ist eS bereit» gelungen, die Schützen auSzumitteln und zwar sind eS einige erst vor Kurzem aus der Schult entlassene Burschen, welche die Schüsse aus einem Teschin abgegeben hatten. Eine böse Absicht scheint den unvorsich- tigen jungen Burschen fern gelegen zu haben, doch kann ihnen der Vorwurf großen Leichtsinnes nicht erspart wer den. An einer anderen Stelle halten wieder andere Kna ben mit Steinen nach den Telegraphendrähten an der Eisen bahnlinie geworfen und dabei auch ein Fenster eine- vorü berfahrenden ZugeS beschädigt. — Herr Major Freiherr von Spörcken auf Ber - bisdorf bei Radeburg ist von Sr. Majestät dem König zum königl. Kammerherrn ernannt worden. Leipzig, 5. April. Die städtischen Kollegien be- Willigten dem Zoologischen Garten, der in letzter Zeit be deutend vergrößert worden ist, zur Bestreitung der Aus gaben und sür Vermehrung des ThierbestandeS ein mit 4°/o zu verzinsendes Darlehn von 500000 Mark. — Eine sehr eindringliche Warnung vor dem Zuzug nach Berlin enthält ein soeben veröffentlichte ArbeitSnach- wets-Statistik, die sich zwar mit den Berliner ArbeitSver- HSltniffen im Januar beschäftigt, aber zum erheblichen Theil wohl auch jetzt noch zutrifft. Von 83,910 organisirten Arbeitern waren danach 22,629 arbeitslos, also mehr al» der vierte Theil I In der Metall- und Maschinenindustrie haben einzelne Betriebe, darunter namentlich elektrische Werke, ihre ArbeitSbestände bis zu 40 vom Hundert herab- gesetzt. Nicht besser ist es im Schneidergewerk, in der HolzbeaibeitungSbranche, und daS Baugewerk weist gar rund 50 vom Hundert Arbeitslose auf. Auch daS Bild hauergewerbe liegt sehr darnieder, und unter den Musikern überwiegt die Zahl der Beschäftigungslosen die der Be schäftigten. Auch bei den gewöhnlichen, ungelernten Hand arbeitern ist die Sachlage ähnlich. Lagesgeschichte. Deutsches Reich. Am nächsten Donnerstag findet die feierliche Einweihung deS auf der Langen Brücke zu Pots dam errichteten Denkmale« für Kaiser Wilhelm I. statt; das Kaiserpaar wird diesem Acte beiwohnen. — Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen sind nebst ihren drei Söhnen zum Osterbesuch bei der Kaiserin Friedrich in Schloß FriedrichShof angekommen. — Das Gerücht von dem Entlassungsgesuche, wrlcheS Finanzminister Or. v. Miquel dem Kaiser am 1. Aprck ein gereicht haben sollte, erweist sich als unbegründet. Allerdings hatte sich Herr v. Miquel neulich eine starke Erkältung zu gezogen, die ihn bislang zu einer Einschränkung seiner Amtsgeschäfte nöthigte, und hierauf find möglicherweise die jüngsten ihn betreffenden Rücktrittsgerüchte zurückzuführen. Inzwischen ist Herr v. Miquel in Wiesbaden behufs eine» etwa vierzehntägigen Curgebrauche» eingetroffen; nach Be endigung seines Wiesbadener Curaufenthaltes wird er seine Amtsgeschäfte in der gewohnten Weise wieder aufnrhmen. — In Hamburg sieht man für den 15. April der Ankunft deS Dampfers,Mautschau" entgegen, welcher einen Transport au» China heimkehrender Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften de» ostasiatischen ExpeditionScorpS an Bord hat; die heimkehrenden Chinakämpfer sind ihrer Mehr zahl nach ReconvaleScenten. Der Transport steht unter dem Commando de« Hauptmannes v. Hartmann; da» „Wolff'sche Telegraphische Bureau" giebt dankenSwerthrr Weise schon jetzt die Liste sämmtlicher Mitglieder deS Transporte» bekaaut. Blatt Amts -es Königl. Amtsgerichts DvemudMufjigster Jahrgang Druck »nd Verlag von E. L. Förster'» Erden in PulSnitz. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Z» H>utsnih Al« Beiblätter: l. JlluttrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); . Landwirth)chaft!iche Beilage (monatlich). AbonnementS-Prei« Vierteljährl. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. KefcHLstsfletcerr: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureau« von Haasen stein L Vogler, Jnqalidendank, Rudolph Mofse und G. L. Daube t Comp. LSmg-brück, «adeberg, «adedurg, Montzburg «ab Umgegend. UW» AvSr Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Nr. 29. 1«. April 1901. Mittwoch.