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Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reich»- Postanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Amts- und AnzeiMatt für den LeM -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Berantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. . — — »7. Aatzrga«,. — ISS. Sonnabend, den 18. Oktober L8SO. Oeffentliche Sitzung -eS BrzirksausschuffeS z« Schwarzenberg Sonnabend, den 25. Oktober 1890, Nachmittags 3 Ahr im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 14. Oktober 1890. KÜMMt ANltshaUMaNNschllst. Frhr. v. Wirsing. E. Der deutsch österreichische Tarifvertrag. Bekanntlich sind Vorverhandlungen zu einem deutsch-österreichischen Tarifvertrag eingeleitet worden. Seitens der Reichsregierung sind mittels der Han delskammern Umfragen gehalten morden, deren Er- gebniß über die Wunsche und Bedürfnisse der ein zelnen Industrien Aufschluß verschaffen soll. ES ist bisher nicht bekannt geworden, wie die Antworten lauten; es läßt sich jedoch als sicher annehmen, daß sie einem neuen Tarifvertrag mit Oesterreich im Allgemeinen günstig gestimmt sind. Auch in Oester reich-Ungarn ist die Stimmung günstig. In Oester reich vergeht schon seit Jahren kaum eine Parla mentssession, ohne daß ein Zollbündniß mit Deutsch land angeregt würde. Die deutsche Industrie, wenigstens die Textil- und Eisenbranche, hat aus einer Tarifverständigung mit Oesterreich zweifellos Vortheile zu erwarten. Im Reichsamte des Innern haben Berathungen zwischen Koinmissarien der zuständigen Reichs- und Landes- Behörden stattgehabt, bei denen allseitig das Be streben hervortrat, zu befriedigenden Ergebnissen zu gelangen Ebenso hat in Budapest schon vor dem Eintreffen der deutschen Anregung eine österreich ungarische Handelskonferenz stattgefunden, auf welcher sich beide Regierungen bereit erklärten, das Zustande kommen eines Tarifvertrages mit Deutschland nach Kräften zu fördern. An ernstem Willen fehlt es also weder in Deutschland noch in Oesterreich bei der Regierung. Auch die Bevölkerung beider Staaten steht der Sache im Allgemeinen sympathisch gegen über, wenn man nach den Aeußerungen der Presse urtheilen darf. Die Freundschaft und Waffenbrüderschaft zwischen beiden Großmächten müßte sich auch in ihren handels politischen Beziehungen zeigen! Das ist da« Gefühl, welches wohl so mancher dieSseit und jenseit der schwarzgelben Grenzpfähle hat. Indessen — — „Gefühlspolitik" kann da nicht getrieben werden, wo absolut nüchterne Erwägungen am Platze sind. „Bruder meinige«", der Ungar, hat allerdings seine guten Gründe, mit Leib und Seele bei der Sache zu sein; ihm winkt ein gute« Geschäft. Er hat nur landwirthschaftliche Produkte auszuführcn und für diese ist Deutschland ein gutes Absatzgebiet, während sich die industrielle Einfuhr ans Deutschland nach Ungarn kaum steigern würde, auch wenn die Zoll schranken aufgehoben bezw. niedriger gelegt würden. Der ungarischen „Industrie" droht keine Gefahr, weil erstere so gut wie gar nicht existirt. In Oesterreich ist man — und mit gutem Grunde — etwas zurückhaltender; denn einer etwa erleichter ten Einfuhr deutscher Jndustrieerzeugnisse haben die Oesterreicher keine nenncnSwerth vermehrte MehrauS- fuhr ihrer Erzeugnisse entgegenzusetzen; eine solche ist auch durch Zollerleichterungen nicht zu erwarten. In Deutschland werden die Großindustrie und der Großhandel eine Tarif-Milderung mit Freuden be grüßen; anders steht eS mit der Landwirthschaft. Oesterreich-Ungarn führte in den letzten Jahren nach Deutschland Waaren im Werthe von etwa 400 Mill., Gulden au», davon entfallen allein auf Getreide 4b Mill, auf Hopfen, Hülsenfrüchte, Obst und einige Feldpflanzen 12 Mill, auf Vieh 2b Mill., auf Holz 14 Mill. Gulden. Die Ausfuhr Deutschland« nach Oesterreich hatte, nach der „N. Fr. Pr.", in den letzten Jahren einen Werth von etwa 360 Mill. Gulden, darunter allein 100 Mill, für Rohstoffe, Halbfabrikate und Fabrikate au« Wolle und Schafwolle, 1b Mill, für Seidenwaaren, Kleirer und Wäsche. Man ersieht au« diesm Zahlen, daß die Ungarn ein andere« Interesse als die Oesterreicher an dem Zustandekommen von Tarifermäßigungen zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn haben, wie denn auch die deutsche Land- und Forstwirthschaft bei solchen Abmachungen lange nicht so gut fahren würde, als die deutsche Industrie. Ist eS aber nun schon außer ordentlich schwierig, zwischen diesen vier sich durch kreuzenden Interessen zu vermitteln, so muß man doch einer anderen Schwierigkeit ein noch größeres Gewicht beimessen. Es ist die« das Meistbegünstig- ungS-Berhältniß, in welchem Deutschland nach den geschlossenen Handelsverträgen zu anderen Staaten, in erster Linie Frankreich, steht. Gewährt das deutsche Reich Oesterreich günstigere Einfuhrbeding ungen, so muß es dieselben auch denjenigen Staaten zugestehen, mit weichen MeistbegünstigungSverträgc bestehen. Die Mac Kinley-Bill setzt den Präsidenten der Vereinigten Staaten in die Lage, die deutsche Einfuhr so gut wie gänzlich abzuschneiden, wenn Deutscbland den Vereinigten Staaten nicht dieselben günstigen Einfuhrbedingungen wie irgend einem andere» Staate, also auch Oesterreich-Ungarn, ge währen wollte. Und dieselben Schwierigkeiten stellen sich Oesterreich-Ungarn auf Schritt und Tritt entgegen! Trotz des allseitig besten Willen« dürfte daher der „neue Tarifvertrag" mit Oesterreich oder gar das „Zollbündniß" noch für lange Zeit ein schöner Gedanke bleiben. Hagesgeschikyte. — Deutschland. In Bestätigung des in unserm Leitartikel oben Gesagten ist nachstehende Auslassung der „B. N. Rachr." von besonderem Interesse. Das in der Regel gut unterrichtete Blatt schreibt: In den deutschen RegierungSkrcisen sind die Ansichten über die Wahrscheinlichkeit de« Gelingens einer deutsch - österreichischen Zollvercinbarung sehr getheilt. Doch überwiegen vorläufig noch die ungünstigen Rieinungen. Namentlich kann man von den Be amten de« Reichsamtes des Innern die Ansicht aus sprechen hören, daß bei dem Widerstreit der deutschen und österreich-ungarischen Interessen ein beiderseitig befriedigender Ausgleich kaum zu erzielen sein wird. Es darf nicht übersehen werden, daß die etwaigen Zugeständnisse, die Deutschland beim Abschluß eines Tarifvertrages Oesterreich-Ungarn machen könnte, ausschließlich auf agrarischem Gebiete liegen. In dieser Beziehung ist aber bisher der „alte KurS" wirklich vollkommen beibehalten worden und e« liegen keine Anzeichen vor, die auf einen nahen Wechsel schließen ließen. Man wird deshalb gut thun, nicht allzu hoch gespannte Erwartungen auf die zwischen Wien u. Berlin eingeleiteten Verhandlungen zu setzen. — Berlin. Die „Nat.-Ztg." schreibt: Wir haben schon vor längerer Zeit erwähnt, daß be trächtliche Mehrforderungen im Militär etat, u. A. für die Schießübungen vennöge der größeren Kostspieligkeit de« neuen Pulver«, bevorstehen. Auch andere Ausgabe-Erhöhungen für Heere«- und Marinezwecke sollen in Aussicht stehen, so daß von einer Steigerung der bezüglichen Ausgaben um mehr al« 20 Mill. Mk. verlautet. Schießübungen müssen freilich stattfinden, und zwar mit dem Pulver, welche« im Kriege zur Anwendung kommt. Aber Angesicht« der finanziellen Lage ist das dringende Verlangen berechtigt, daß alle nicht sachlich unbedingt gebotenen Verwendungen für Heer und Marine vermieden werden. — Wie ein Berliner Blatt mittheilt, hätte schon vor längerer Zeit, unmittelbar nach der Einführung de« rauchlosen Pulver« bei der deutschen Armee, der Geheime Regierungsrath Professor I)r. Scheibler darauf aufmerksam gemacht, daß jetzt für Chemiker die Aufgabe vorliege, ein Verfahren zu finden, um unter gegebenen Umständen künstlich mächtige Rauchwolken zu erzeugen, hinter welchen mili tärische Evolutionen, ungesehen vom Feinde, auSge- führt werden können. DaS betreffende Blatt fügt noch hinzu, daß diese Aufgabe in letzter Zeit in Deutschland gelöst sein soll. — Bekanntlich hat ein englischer Offizier nach dieser Richtung ebenfalls Versuche gemacht, denen auch unser Kaiser gelegent lich seiner letzten großbritannischen Reise beiwohnte. — Frankreich. Pari«. Kriegsminister Frey- cinet verbietet in einem Heerbefehl den Soldaten u. Offizieren aller Grade den Besuch der Kaffeehäuser und Wirthschaften, die von Ausländern gehalten oder besucht werden, die Ausnahme ausländischer Dienst boten in ihr Haus und den Zulaß von Nichtmilitärs in die Nähe militärischer Anstalten aller Art. — Ge genüber der in letzter Zeit wieder besonder« lebhaft betriebenen Spionenriecherei der Franzosen sind folgende Aeußerungen nicht ohne besonderes In teresse, welche der frühere Kriegsminister Lewal einem Interviewer gegenüber machte: „Welche Geheimnisse, die nicht alle Welt kennt, können Elende wie dieser Bonnet verrathen? Glauben Sie denn, daß die Deutschen nicht genau wissen, wa« sic von unserer Armee zu halten haben, wie wir über die ihrige ge nau informirt sind? Fünfzigtausend Personen haben die letzten großen Manöver im Norden verfolgt, die Journale haben über alle Operationen eingehende Berichte u. Kritiken veröffentlicht. Was können dann noch mehr oder minder ausführliche Berichte eines Spions nützen? Einer meiner Freunde, ein franzö sischer Offizier von großer Begabung, hat kürzlich unter einer Verkleidung die deutschen Manöver in Elsaß- Lothringcn mitgemacht, ist überall gewesen, hat die Truppen bis in ihre Kantonnements inspizirt. Und was hat er erfahren, was hat er von dieser gefähr lichen Mission zurückgcbracht? Seinem eigenen Ge ständnisse zufolge nicht« oder so gut wie Nichts." Und als der Reporter cinwarf, ein Spion könne doch die Pläne der Forts aufnehmen, über gewisse Stell ungen Auskunft geben oder Bewaffnungs-Geheimnisse erspähen, hat General Lewal Folgendes geantwortet: „Die Pläne unserer Festungen sind, dessen können wir sicher sein, seit langer Zeit in den Händen der Deutschen, wie wir auch die genaue» Pläne der ihrigen besitzen. Die Generalstabskarte ist überall zu haben, und alle wichtigen Positionen sind auf derselben an gegeben, und was die BewaffnungSgebeimnisse anbe trifft, so hat cö damit nicht viel auf sich. Das rauch lose Pulver Lebel ist in Deutschland ungefähr um die selbe Zeit wie in Frankreich versucht worden, und ich kann Ihnen sagen, daß alle Pläne der Festung Straß burg uns vor einigen Jahren von einem Zeichner de« Geniekorp» für die geringe Summe von 1800 Fran ken verkauft worden sind." Laeale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Wie in No. 1ik> d. Bl. bereit« erwähnt wurde, sind beim hiesigen Kaiserl. Postamte mit dem 1. Oktober er. einige Acndcrungen in Krast getreten, die der hiesigen Geschäftswelt schon seit langer Zeit erwünscht waren. Dadurch, daß während der Zeit de« stärkeren Andranges der Schalter nun mehr mit zwei Beamten besetzt ist, ist dem übermäßig langen Warten daselbst die gehoffte Abhilfe ge schehen. Ebenso ist eS dem Publikum sehr erwünscht, daß durch Vermehrung der Briefträger die Post sachen jetzt um mehr al« eine halbe Stunde früher in die Hände der Adressaten gelangen. Der Direktion de« hiesigen Postamt«, welche sich diese Acnderung