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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Tonn- und Feiertage. Dor Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei Hau» öv Rp>. Postbezug monatlich 2.S0 RM. Im Falle höherer Gewalt ober sonstiger Betriebsstörungen Hai der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung ober A»-t,ahIung de» Bezugspreise«. — Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bet Wieder holungen «ach Preisliste Nr. ö (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bet Konkurs und ZwangSoergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugrben. — Verlag: Mohr Sc Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'» Erben. Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltüngötetl, Sport n. Anzeigenteil Walter Hoffmann, PulSnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSuttz. D. A. IV.! 8250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 u. 550. Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamenz des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 124 Freilag, den 29. Mai 1936 88. Jahrgang Der Führer in Mel Einschiffung auf dem Panzerschiff „Admiral Graf Spee" Die großen Feierlichkeiten aus Anlaß der am Sonn abend in Laboe erfolgenden Einweihung des Marine- Ehrenmals haben ihren Auftakt genommen. Am Donncrs- tagvormittag traf der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler aus dem Kieler Hauptbahnhof ein. Nach einer Fahrt durch den Hafen, vorbei an den paradierenden Kriegs schiffen, begab sich der Führer an Bord des Panzerschiffes »Admiral Gras Spee", das kurz daraus mit drei Torpedo bootsflottillen in See ging. Die weite Halle des Kieler Hauptbahnhofes hatte an läßlich des Besuches des Führers ihre Alltagsnüchtern heit mit einem festlichen Gewände von reichem Flaggen- und Grünschmuck vertauscht. Die Kunde vom Eintreffen des Führers hatte ein wogendes Meer von Menschen im Nu zum Bahnhof gezaubert. In Begleitung des Führers befanden sich im Zuge Reichsminister Dr. Goebbels, Reichsleiter Amann, der Reichspressechef der NSDAP., Dr. Dietrich, der bayerische Staatsminister Gauleiter Wagner, Ober gruppenführer Brückner, Brigadeführer Schaub und Oberstleutnant Hoßbach; SS.-Obergruppensührer Dietrich war bereits vorher in Kiel eingetroffen. Reichskriegsminister Generalfeldmarschall von Blomberg und der Oberbefehlshaber der Kriegs marine, Generaladmiral Raeder, begrüßten den Führer bei seiner Ankunft am Zuge. Auf dem von spalierbildenden SS.-Männern umsäumten Bahnsteig waren zum Empfang erschienen: der Stellvertreter des Führers Reichsminister Rudolf H eH, der Kommandierende Admiral der Marine station der Ostsee, Admiral Albrecht, der Befehlshaber im Luftkreis VI, Generalleutnant Zander, und der stellvertre tende Gauleiter Schleswig-Holstein, Sieh. Als der Führer zur Bahnhofsvorhalle schreitet, braust ihm ein I u b e l st u r m der begeisterten Volksgenossen, die aufmerksam den Vorgängen auf dem Bahnsteig gefolgt sind, entgegen. Die Heilrufe Pflanzen sich wie eine Welle Zu den vor dem Bahnhofsgebäude wartenden Tausenden fort. 21 Schuß Ehrensalut Der Führer schreitet die große Freitreppe des nach der Hafenseite zu gelegenen Bahnhossportals hinab. Der Präsentiermarsch erklingt. Die Ehrenkompagnie der Kriegs marine steht mit präsentiertem Gewehr mustergültig in Reih und Glied. Mit Neichskricgsministcr Generalfeld- tnarschall von Blomberg und Generaladmiral Raeder schreitet der Führer die Front ab. Das Deutschland- und das Horst-Wessel-Lied klingen auf. Immer neu brausen die Heil-Rufe über den Platz. Langsam schreitet der Führer zur Bahnhossbrücke, wo eine neue Jubclwclle vom gegenüberliegenden Hasenuser hcrübcrklingt, auf dem die großen Wcrkanlagcn liege». Dort stehen die Männer im Arbeitskittel, um ihrem Füh rer zu huldigen. Der Führer betritt ein Chefboot der Kriegsmarine, in das der Reichskriegsminister und der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine ebenfalls einsteigen.In diesem Augenblick dröhnen 21 Schutz Salut über das Wasser. Die Begeisterung der Bevölkerung ist grenzenlos. Mit einem Schlag hat sich das beschaulich ruhige Bild des Hin- denburgufers mit seiner prächtigen Promenade geändert. Dort herrscht jetzt ein beängstigendes Schieben und Drän gen, da alle das vorübergleitende Boot des Führers sehen wollen. Trotzdem fällt kein böses Wort. Auf allen Gesich- wrn strahlt nichts als Freude. Die Jugend steht in der Menschenmauer an erster Stelle. Pimpfe mit Landsknecht- 'U>mmeln und Fanfaren, Hitler-Jugend, als Abschluß die Menschenmauer aus der Höhe von „Bellevue", eine Abord nung der Hamburger SS.-Verfügungstruppen in Stahl helm und feldmarschmäßiger Ausrüstung. Fahri durch den Kieler Hafen Auf dem Wasser bietet sich, soweit das Auge schweift, ein erhebender Anblick: Das Boot des Führers passiert die an Ner Boje liegenden Kriegsschiffe, auf welchen die Ehren wachen und Musikkapellen angetreten sind und der Flag- lienschmuck durch die Vielheit der Farben festlich stimmt. Besonderes Interesse erweckt das Segelschulschiff „Gorch Fock" der Kriegsmarine, aus dem die Besatzung, der junge Nachwuchs, bis zu schwindelnder Höhe hinauf Paradeauf stellung genommen hat. Man sieht an den Bojen den wei ßen Aviso „Grille", dicht dabei das Panzerschiff „Admiral Graf Spee", das Panzerschiff „Admiral Scheer" und das Panzerschiff „Deutschland", weiter die Kreuzer „Königs berg", „Köln", „Leipzig" und „Nürnberg". Als sich das Chefboot, in dem sich der Führer befindet, dem Panzerschiff „Admiral Gras Spee" nähert, bricht plötz lich durch die graue Wolkenwand strahlende Sonne, so wie wir es oft erlebt haben, wenn der Führer in Kiel weilte. Der Führer schisst sich nach der Fahrt an den schmucken Kriegsschiffen vorbei auf dem Panzerschiff „Admiral Gras Spee" ein, aus dem sich auch der Flotten chef, Admiral Foerster, befindet. Um 10 Uhr ging das Panzerschiff „Admiral Graf Spee" mit drei Torpedo- bootsslottillcn in See. Hissung -er alten Kriegsflagge Ehrung der gefallenen Angehörigen der Kaiserlichen Marine. Der Führer und Reichskanzler hat mit Erlaß vom 19. Mai 1936 befohlen: Zur Ehrung der im Weltkriege gefallenen Angehöri gen der Kaiserlichen Marine bestimme ich, daß am 30. Mai 1936, dem Tage der Einweihung des Marine-Ehrenmals in Laboe, die Kaiserliche Kriegsflagge 1. auf den in der Heimat befindlichen Kriegsschiffen der Kriegsmarine im Großtopp, 2. aus den Dienftgebäuden der Kriegsmarine neben der jetzigen Reichskriegsflagge, 3. auf dem Turm des Marine-Ehrenmals in Laboe gesetzt wird. Oer Führer bei der Flotte Im Lailfe des Donnerstagvormittag wohnte der Füh rer auf dem Panzerschiff „Admiral Graf Spee" Uebungen der Flotte bei und besuchte am Nachmittag die Marine schule in Mürwick. Die Kriegsmarinestadt Kiel steht schon ganz im Zei chen der Marine-Ehrentage. Durch die Straßen bewegen sich Tausende von Teilnehmern und in unaufhörlicher Folge rollen die Teilnehmer der Skagerrak-Gedenkfahrt in ihren Autos am Ziel ein. Sie kommen aus allen Tei len des Reiches. Die Fahrtteilnehmer erhalten zur Er innerung eine Plakette, die den Schattenriß der früheren „Seydlitz" wiedergibt. Den Wettfahrern Winken hervor ragende Preise, an erster Stelle die silberne Schale des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine, Generaladmiral Raeder. Im Hauptquartier des NS.-Deutschen Marine bundes, der für die Unterbringung und Verpflegung der Teilnehmer an den Ehrentagen zu sorgen hat, herrscht Hochbetrieb. Es sind 23 Standquartiere in Kieler Hotels und Gaststätten eingerichtet worden. Darüber hinaus sind Tausende von Privatquartieren bereitgestellt. Für einen großen Teil geschlossener Formationen steht der „Hilfs zug Bayern" zur Verfügung, der schon seit etwa einer Woche in Kiel weilt. Beförderungen zum Skagcrraktag. Der Führer und Reichskanzler hat den Kapitän zur See Wolf (Ernst), Leiter der Kriegsmarinedienststelle Bre men, zum Konteradmiral befördert und dem Kapitän zur See a. D. Goehle, zuletzt Abteilungsleiter im Reichskriegs ministerium, den Charakter als Konteradmiral verliehen. (Fortsetzung Seite 2) Herabsetzung der Zinsen für Privat- Hypoiheken Wie der Präsident der Hausbesitzerorganisation, Tri- bius, kürzlich ausgeführt hat, seien die bisherigen Aen- derungen im Zinssystem noch nicht als ausreichend anzusehen. Die Zinssätze seien no chzu hoch; es bestehe aber begründete Hoffnung, daß auch bei den privaten Hypotheken eine Rege lung erreicht werde^ die eine allgemeine Herabsetzung auf 5 Prozent, und zwar rückwirkend auf den 1. April 1936, er mögliche. Auch sei ein Einheits-Hypothekenvertrag unterwegs. MM-Weliml in Moe Der Gedanke, zu Ehren seiner im Weltkrieg gefallenen 84 836 Kameraden ein würdiges Denkmal zu bauen, tauchte im Bund Deutscher Marine-Vereine, der jetzt NS. Deutscher Marinebund heißt, im Jahre 1925 auf. Im Jahr daraus wurde der Bau endgültig beschlossen und als Platz das am Eingang der Kieler Förde gelegene Gelände des früheren Panzerturmes „Laboe" bestimmt. Kein anderer, als Admiral Scheer, der Chef der deutschen Hochseestreit kräfte in der Seeschlacht am Skagerrak, der damalige Eh renführer des Marinebundes, war es, der diesen Platz als den geeignetsten hielt. Denn von dort hat der Be sucher der Denkmalsanlage einen selten schönen Rundblick nicht nur über die Ostsee — bei sichtigem Wetter bis zu den dänischen Inseln hin — sondern auch über das einzig artig schöne schleswig-holsteinische Land mit seinen safti gen Weidenflächen und Seen, über den Kriegshafen Kiel, einen der schönsten Naturhäfen der Welt, und auf den starken internationalen Schiffsverkehr. Zum Erbauer des Ehrenmals wurde der Düsseldorfer Architekt G. A. Mün zer bestimmt. Bei einer Unterredung äußerte er sich über die Entstehung dieses monumentalen Mahnmals Weltbild (M) Die Festplakctte zum Tag der 20. Wiederkehr der Skagerrakschlacht, an dem die Einweihung des Marine-Ehrenmals in Laboe erfolgt. Am 29. Dezember 1926 fuhr der Erbauer über Kiel nach Laboe, nm sich das Gelände anzusehen. Architekt Münzer schildert den großen Gegensatz, den er empfand, als er Kiel, das er einstmals blühend gesehen hatte, im Dezember 1926 wiedersah. Kiel war eine tote Stadt ge worden. Es war, so erzählte er, als wenn auch die Natur unzufrieden über den trostlosen Zustand in Deutschland sei. Ein schneidender Nordost, vermischt mit Hagelkörnern und Schneeflocken, peitschte die Wellen der Förde. Leer die Straßen und Plätze von Kiel. Ruhig und einsam die Werften. Ein kleines Schiff brachte mich nach Laboe zum Ehrenmal-Gelände, dem Platz des auf Grund des Ver- Amtlicher Teil Seite 5