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Montag, ' 16 Januar ld28 Nummer 13 8V. Iahrgsng Konferenz der Länder in Berlin Zentrum gegen Volkspartei — Gründung einer „Deutschen die Mon- Beauftragung eines Mitglieds des Kabinetts niit der n, Köln D Friedenau Rechrmationspartei" — Attentat auf Coolidge geplant? Gründung einer „Deutschen Reformationspartei", SnWe und W-sHe Lngelegknyeilen Pulsn tz. (Die bestellten Lohnsteuer-Ta bellen! können im Stadtsteueramt abgeholt werden. Pulsnitz. «Kirch e) Als Bewerber für die zweite ecled gte Pfarrerstelle in Pulsnitz wird am 29. d. M. Herr Pfarrer Grobe - Großhennersdorf bei Herrnhut in unserer Kirche eine Gastprcdigt halten. Es ist zu hoffen, daß damit recht bald eine Wiederbesetzung dieser Stelle erfolgen kann. — (Wer will sich 3000 Mark verdienen?) Attentat auf Coolidge geplant? London. 15. Januar. Wie aus Washington berichtet wird, sind in Havana drei Russen verhaftet worden, die der Konspiration im Zusammenhang mit dem Zusammentritt der panamerikanischen Konferenz verdächtigt sind. Man glaubt, daß die Verhaftungen auf Wunsch der amerikanischen Regie rung erfolgt sind. Die Polizei hat in Havana eine sehr gründliche Durchsicht aller Häuser eingeleitet, da gegen den Präsidenten Coolidge, der morgen die panamerikanische Kon ferenz in Havana eröffnen wird, ein Attentat befürchtet wird. Die amerikanischen Befürchtungen eines Angriffs auf das Leben des Präsidenten werden auch unterstrichen durch die außerordentliche Schutzgarde, die den Präsidenten nach Ha vana begleitet. In letzter Zeit ist wiederholt vor der Annahme von Nach bildungen der Reichsbanlnoten über 20 Mark mit dem Aus gabedalum vom 11. Oktober 1924 gewarnt worden bei denen ein besonderes auffälliges Kennzeichen darin bestand, daß die auf dem druckfrcien rechten Rande der Vorderseite der Fälschung befindliche Blindprägung (farblos geprägtes Linienmuster statt rippenartig erhabene Linien vertiefte Linien zeigte. Neuer dings sind nun diese rippenartigen Linien auf den Falsch stücken wie bei echten Noten nach der Vorderseite zu erhaben ausgeprägt, fallen jedoch durch ihre starke Pressung auf. Der Rand des Ausfertigungskontrollstempels stößt unten rechts an eine der ausgeprägten Linien nahezu an. Die Fälschung bleibt trotz der vorgenommenen Aenderung an der mangelhaften Wiedergabe des Frauenkopfes schon bei geringer Aufmerksamkeit für jedermann kenntlich. Für die Aufdeckung der für diese Nachbildung in Frage kommenden Falschmünzer- Werkstatt hat die Reichsbank eine Belohnung bis zu 3000 M ausgesetzt. — (Witterungsanomalien und kein Ende.) Seit Jahren haben wir keinen normalen Winter mehr ge habt, und wie man wohl auf Grund meteorologischer und thermoelektrischer Erfahrungen mit Recht annimmt, dürfte in dieser Tatsache der Grund liegen, daß gleichfalls seit Jahren die Sommer noch weniger normal waren, wie die Winter. Die Wissenschaft steht vor ungelösten Rätseln, die Land wirtschaft schaut mit banger Sorge und quälender Ungewiß heit in die Zukunft. Durch das im Dezember 1927 recht zeitig einsetzende Winterwetter mit großer Kälte und riesigen Schneemassen wurde uns ein normaler Verlauf der folgen den Wintermonate, also ein sehr kalter Januar und Februar, mit nachfolgendem schönen Frühling und Sommer voraus gesagt. Nun, was den Januar angeht, so spottet er mit seinem feuchten Vorfrühlingslaunen bereits gründlich der - wendigkeit^ an. Im Wahlkampf werde die Deutsche Reformations partei grundsätzlich keine die Wähler anlockenden Ver sprechungen machen, sondern Vertrauen zu ihren Grund sätzen und den dieselben vertretenden Männer fordern. Das Wichtigste Am Sonntag mittag nahm der Reichskanzler die Glückwünsche des Reichspräsidenten und der Vertreter des Kabinetts und des Staats, rals entgegen. Im Lause des Jahres 19,7 sind laut statistischen Angaben 11695 Perso en, darunter 6-97 dänische Staatsangehörige, aus Dänema.k ausgewandert. Wie au« New Amt ^meldet wird, will Chamberlin noch einmal ver- suchen, den gegenwärtig von Deutschland gehaltenen Weltrekord im Daucrfiuge zu brechen. Chamberlin wild dasselbe Flugzeug wie bei seinem letzten Versuche benutzen und wahrscheinlich bereits heute srüh bei Tagesanbruch starten. Wie an» dein Gouvernement Tomsk gemeldet wird, ist es bei der Ein» trcibnnft von landwirtschaftlichen Stenern zu Zusammenstößen zwi schen Bauern und Sowjetbeamteu gekommen, wobei 2 Bau rn ge- tötet worden sein sollen. Eine Truppeuabteilung soll zur Wieder- Heist-Uung der Ruhe unterwegs sein. zusammen in unermüdlicher Arbeit den Sturz des Zaris mus und die Schaffung des Sowjetstaates vorbereitet hat. Dann kamen Jahre, die ihm die Erfüllung seiner kühnsten Pläne brachten. Als engster Mitarbeiter, Freund und Be rater Lenins, als Außenminister und Generalissimus der roten Armee konnte er für den mächtigsten Mann in Ruß land, für den eigentlichen Diktator gelten; alles zitterte vor ihm, der Uber Leben und Tod zu gebieten hatte. Sein Stern begann zu verblassen, als innerhalb der kommunisti schen Partei Streitigkeiten zwischen den radikalen Elementen, denen er angehört, und der gemäßigten Stalin-Gruppe ent- standen. Trotzki und Genossen beschuldigten Stalin und seine Anhänger, von den Prinzipien Lenins abgewichen zu sein und eine Politik der Kompromisse zu treiben, durch welche sie das Proletariat an den Weltkapitalismus ver- raten — auf dem letzten Parteikongreß kam es zur Kraft probe, bei der die Oppositionsgruppe unterlegen ist. Nun werden Trotzki und eine Anzahl namhafter Bolschewiken von der Regierung des Staates, den sie geschaffen haben, auf administrativem Wege in die Verbannung geschickt. Viele von ihnen werden in der Eiswüste Sibiriens über die Ver gänglichkeit aller irdischen Größe Nachdenken können, Ra- kowski im unwirtlichen Gouvernement Wjatka von seiner Tätigkeit als Sowjetbotschafter an den Ufern der Seine träumen, und Trotzki seinen Wohnsitz in Astrachan nehmen. Der Reichspräsident hat am Sonnabend abend nochmals eine Unterredung mit vr. Geßler über das RUcktrittsgesuch gehabt. An der entschiedenen Absicht des Reichswehrministers, sein Amt sofort niederzuleaen, hat sich aber offenbar nichts geändert. Es ist möglich, daß die amtliche Mitteilung über das Rücktrittsgesuch bis Mittwoch aufgeschoben wird, weil die Verhandlungen zwischen den Koalitionsparteien über die vorläus' Mund 100 Teilnehmer Berlin. Zu der von der Reichsregierung einberufenen Tagung der Vertreter der Länder sind rund 100 Teilnehmer erschienen. In Anbetracht der Wichtigkeit und des großen Rahmens dieser Länderkonferenz hat der Kanzler vor Er öffnung der Beratungen eine Ansprache gehalten. Während der Mittagspause waren die Konferenzteilnehmer Gäste des Kanzlers. Die Vertreter der Länder werden auch vom .Reichspräsidenten empfangen. . ? Zentrum gegen Volkspartei. Gin Reichswehrminister wird immer noch gesucht. ellvertretung des Reichswehrministers noch nicht ganz abgeschlossen sind und der Reichskanzler am Dienstag Und Mittwoch durch die Länderkonferenz stark in Anspruch genommen ist. Da vr. Curtius Bedenken hat, neben dem Berlin. Wider die Zersplitterung der nationalen Kräfte wendet sich ein Aufruf des Hofpredigers v. Doeh ring und fordert „alle bismarckisch gesinnten Deutschen" auf, „in klarer Erkenntnis des reformatorischen Vorzeichens der bismarckischen Staatsgesinnung" an die Stelle von fünf und mehr Parteien eine zu setzen: die „Deutsche Re- formationspartei". Damit werde eine Gliederung im Parlament geschaffen, die der gegenwärtigen Weltanschauungslage entspreche. Den beiden Gruppen mit internationaler Weltanschauung, dem Zentrum und dem Marxismus, trete im Bewußtsein seiner geschicht lichen Aufgabe in geschlossener Front das deutsche re formatorische Staatsprinzip gegenüber, und die Stelle der bisherigen, den nationalen Gedanken aufs un heilvollste schädigenden Interessenpolitik nehme eine Ueberzeugungs Politik ein. Die Deutsche Reformationspartei sehe archie als „sozialpolitische Notv Reichswirtschastsministerium und der Vertretung der Deutschen Volkspartei im Kabinett während der immer noch nicht gehobenen Krankheit des Außenministers, das Reichs- wchrministerium zu verwalten, wird der Reichskanz, ler, trotzdem er das Ministerium für die besetzten Gebiete schon verwaltet, doch wohl für etwa zwei Wochen das Reichs wehrministerium übernehmen müssen. Die Verhandlungen der Parteien über die Neubesetzung des Reichswehrmninisteriums begegnen immer größeren Schwierigkeiten, nachdem das Zentrum den Anspruch der Deutschen Volkspartei nicht anerkennt. Die Haltung des Zentrums hat in den unverbindlichen. Er örterungen dazu geführt, daß bei den Koalitionsparteien jetzt nicht nur die Bedeutung des Reichswehrministeriums, sondern auch der Wert der Stimme des Reichswehrministers in den allgemeinen politischen Entscheidungen des Kabinetts berücksichtigt wird. Verbannt. Don Baron Arend Pahle«. Trotz zahlreicher widersprechender Meldungen bestätigt sich die Nachricht aus Moskau, daß die Oppositionsführer — Trotzki und ein halbes Hundert seiner Anhänger — nach verschiedenen weit von einander entfernten und entlegenen Orten der Sowjetunion verbannt worden sind. Sie werden den Leidensweg antreten» den Hunderttausende vor ihnen schon gegangen sind. Von einem Kenner der russischen Verhältnisse wird uns dazu geschrieben: Wer das alte Zarenreich gekannt und die innere Ent- Wicklung des Sowjetstaates während der zehn Jahre seines Bestehens aufmerksam verfolgt hat, wird immer mehr zu der Einsicht gelangen müssen, daß die gewaltigen inner- volittschen Umwälzungen letzten Endes nur eine Umschich tung, eine Aenderung der Vorzeichen darstellen, daß aber das Prinzip der absoluten Autokratie, und besonders die Methoden, auf die sie sich stützte, auch heute noch unver ändert fortbestehcn. Es gab in Rußland, außer dem legalen Gerichtsver fahren, noch den sogenannten „administrativen Weg", auf dem gegen unliebsame Elemente eingeschritten wurde, wenn es galt, kurzen Prozeß, oder, richtiger gesprochen, keinen Prozeß zu machen. Nirgends auf der Welt lebte es sich so frei und ungebunden wie im alten Rußland, solange man nicht in direkten Konflikt mit den Gesetzen geriet. Wer aber der Regierung als „Politischer" verdächtig erschien — und das waren mehr oder weniger alle, die am herrschenden politischen System etwas auszusetzen hatten —, der konnte gewärtig sein, eines Morgens in aller Herrgottsfrühe von Beamten der Geheimpolizei unsanft geweckt zu werden. Ein kurzes Verhör, Haussuchung, wohl auch einige Wochen Untersuchungshaft, und plötzlich der administrative Befehl, sofort eine Reise nach Sibirien anzutreten — auf Staats- kosten natürlich. Und dann ging es von Etappengefängnis zu Etappengefängnis ins Innere Sibiriens- immer in Be gleitung von Gendarmen, bis an eine Bahnstation, und von dort noch viele hundert Kilometer weiter zu Fuß oder im Schlitten an den Ort der Verbannung. — Diese Dörfer in der sibirischen Einöde bestehen oft nur aus einem Dutzend armseliger Hütten, deren Einwohner hauptsächlich von Jagd und Fischfang leben. Ein politisches Betätigungsfeld findet der Verbannte hier nicht; dafür aber reichliche Gelegenheit zu innerer Einkehr und Besserung im ständigen Kampf gegen Frost, Ungeziefer nud Hunger. Der Staat sorgt zwar auch hier väterlich für seine ungeratenen Kinder, indem er ihnen allmonatlich ein kleines Taschengeld zusteckt, das - gerade ausreicht, um die tägliche Brotration zu bezahlen, j So war es früher zur Zeit der weißen Zaren, und so ist es noch heute unter dem roten Sowjetstern. Denn die Bolschewiken haben nicht nur die administra tiven Methoden des Strafverfahrens der zarischen Regie rung beibehalten: auch die ausführenden polizeilichen Or gane sind dieselben geblieben und haben nur ihren Namen gewechselt. — Die berüchtigte „dritte Abteilung" des Innenministeriums, Geheimpolizei und Gendarmerie, deren Beamte sich aus Elementen rekrutierten, die mehr gefürchtet als geachtet waren, bildeten in Rußland wohl das einzige staatliche Organ, das vorbildlich funktionierte; und alle diese Polizeispitzel, soweit sie nicht in der ersten Nevoluttonszeit der Volkswut zum Opfer gefallen oder geflüchtet sind, stehen noch heute im Dienste der Sowjetregierung als Beamte der Tscheka oder Geheimpolizei. Eine bittere Ironie der Weltgeschichte spricht aus dem Schicksal, von dem die Oppositionsführer erreicht worden sind. Trotzki hat von Jugend auf sein Leben in den Dienst der revolutionären Idee gestellt, mußte schon als Student aus Rußland nach der Schweiz flüchten, wo er mit Lenin Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschasten des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albersstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E L. Förster? Erben tJnh. I. W Mohri Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz pulsuHerZa-eblait OlVH »»Ttz VBank. Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und TZ kITvTUTT Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigcn-Grundzahlen in RM: Die 41 wm breite Petitzeile (Mofse'sZeilenmesser 14) RM 0.25, in der Amtshauptmannschaft Kamenz RM 0.20. Amtliche Zeile RM 0.75 und RM 0.60. Reklame RM 0.60. Tabellarischer Satz 50°/, Aufsch'-g. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengcbührcn durch Klage oder . t.onkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Weg'all von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis r/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme — __ — Erscheint an jedem Werktag — - - Im Falle höherer Gcwalr, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. 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