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Erscheint wöchentlich drei Mal »nd zmnr Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbcmncmcMspreiS beträgt vierteljährlich l Mark 2« Pf. I>rw»»in>>ranä<>. Inserate werden bK spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten »nd die Corpusspaltonzeile -mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 2V Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderalh, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 2L Dienstag, den 17. Februar 1880.' 5. Jahrg. Tagcogtschichtc. Deutschland. Italien, das sich in der letzten Zeit so heraus fordernd gegen Oesterreich denahm, scheint nun auch Deutschland brüskiren zu »vollen. Auch die italienischen Nadicalen, die seiner Zeit die eifrigsten Befürworter der deutsch-italienischen Freundschaft waren, sind in das deutsch-feindliche Lager übergeaangen, seitdem (Gambetta in Frankreich allmächtig und — das Octoberbündniß ein neues Hindernis? für die „Jrrcdenta-Pläne" geworden ist. Die „Lega Democratica" warnt die italienischen Staatsmänner vor der — an geblichen — Mission des deutschen Kronprinzen: Italien könne sich nicht mit Jemandem verbünden, der mit Oesterreich, dem italienischen Erbfeinde, Allianzen abschließe; gemeinsame Bestrebungen und Neig ungen verweisen es auf das „großherzige Frankreich". Nicht unin teressant ist angesichts dieser Agitation, daß Minghetti den Muth hatte, den Kronprinzen in Pegli zu begrüßen, Minghetti, der doch das Haupt dieser Gesellschaft ist. Hoffentlich wird cs Italien bald gelingen, sich vor den» Torrorismus dieser Sorte von Nadicalen zu retten. Oesterreich-Ungarn. Nach den neuesten Nachrichten soll die Ministerkrisis vorläufig bis nach dein Schluß der Sitzungen des Neichsraths vertagt sein. — Die ungarische Delegation hat sich in mehreren Punkten den von der österreichischen Delegation gefaßten Beschlüssen angeschlossen, in Bezug auf die Einstellung des für den Kafernenbau in Szegcdin veranschlagten Betrags, in Bezug auf die Streichung der für ein Kanonenboot geforderten Summe und in Bezug auf die Zollbedeckungssumme jedoch an den von ihr gefaßten Beschlüssen fcstgchaltcn. Auch bezüglich der Deckung der bosnischen Hilfsgelder, obne Angabe der gemeinsamen Aktiven als Deckungs- guelle, erhielt die ungarische Delegation den von ihr gefaßten Be schluß ausrecht. Frankreich. Endlich weiß man, was der Krieg mit Deutsch land gekostet hat. Die Rechnung ist von dem Tirectör Nillefort im Ministerium des Acußern nach unzähligen französischen, deutschen und schweizerischen ökonomischen, politischen und diplomatischen Doku menten ausgestellt, und klassificirt die Kriegskosten folgendermaßen: Die außerordentlichen Ausgaben des jährlichen Kriegsbudgets be trugen 1 Milliarde 912 Millionen; das Kapital und die Zinsen der an Deutschland gezahlten Indemnität 5 Milliarden 315 Millionen; der Unterhalt der deutschen Truppen auf französischem Territorium 340 Millionen; die den Departements, Gemeinden und Privatleuten gezahlten Entschädigungen 1 Milliarde 487 Millionen; der Verlust an Zöllen während des Krieges und an Ncttoeinnahmen aus Elsaß- Lothringen, letztere mit 4 pEt. kapitalisirt, 2 Milliarden 144 Millionen; die zu zahlenden Militärpensionen, der Verlust der Erträge von Kanälen, Eisenbahnen und öffentlichen Wegen in den Neichslanden und verschiedene andere Ausgaben 1 Milliarde 314 Millionen — was zusammen eine Totalsumme von 14 Milliarden 450 Millionen ergiebt. Nicht mit eingerechnet sind die schwer zu berechnenden Ver luste, welche Industrielle, Kaufleute rc. erlitten haben, der zerrütteten Existenzen und zerrissenen Familien nicht zu gedenken. Außer diesen Verlusten haben sich die Ausgaben der französischen Staatsfinanzcn um 632 Millionen vermehrt. Ein Nevanchekneg würde wohlnoch etwas mehr kommen. — Auf ihrer Reise nach dem Zululande wird die Kaiserin Eugenie nur von dein jungen Herzog von Bassano be gleitet sein. Spanien. Tie mit dem Marschall Martinez Campos besreun- deten Deputirten-Generale haben in der Sitzung vom 3. Februar den Kriegsminisier General Echevarria heftig, ja wüthend angefallen. Veranlassung dazu war der beabsichtigte Jncompatibilitäts-Gesetzent- wurf. Würde dieser Entwurf mit dem beabsichtigten Inhalte zum Gesetz erhoben, so müßten allerdings fast alle Generale und viele andere Deputirte ihre Sitze in den Corles verlassen. Die Generale j wollten durchaus wissen, welches Loos ihrer harre, und als die ihnen vom Vorsitzenden des mit der Vorberathung des Entwurfs betrauten Ausschusses gegebene Antwort ihrer Ansicht nach nicht erschöpfend genug ausfiel, nahm die Debatte größere Dimensionen an, bis endlich nach unerquicklichen Scenen mehrere Generale deck Antrag stellten, den Minister dafür verantwortlich zu machen, daß er ein Gesetz vorlegen will, welches mit der Verfassung und dem Armeeaesetze im Widerspruch steht. Der Antrag wurde mit wilder Heftigkeit unterstützt, der Minister vertheidigte sich gegen die Wuth- ausbrüchc der Generale Daban und Palacios, es spielten sich düstre Scenen unter dem fortwährenden Läuten der Präsidentenglocke ab, und wenn auch der Antrag der Generale mit großer Majorität ver worfen wurde, so darf man doch die Tragweite einer Aeußerung Lopez Dominguez: „Wenn man den Militärs nicht erlauben will, im Parlamente Politik zu machen, so werden sic dies anderswo thun", in einem Lande wie Spanien, wo das Nevoltiren von den Gene ralen nicht iinmer von der Hand gewiesen wird, nicht unterschätzest. Rustland. Die Freude, das letzte Nest des Nihilismus aus genommen und den gefährlichsten Führer desselben beseitigt zu habe», hat nicht lange gedauert, wenigstens circulirt heute bereits wieder die Nachricht, daß man eine neue geheime Druckerei entdeckt -und darin neue bisher unbekannte, revolutionäre Zeitungen gefunden habe. Voraussichtlich wird man noch mehrere dergleichen Funde machen, wenigstens »vill uns der Nihilismus als eine Hecke erscheinen, die um so krauser und dichter wächst, je mehr man dieselbe beschneidet. — Die Bemühungen, die Polen zu versöhnen, werden eifrig fort gesetzt, wenn auch mit wenig Aussicht auf Erfolg. Der Blutstrom, welcher zwischen den Russen und Polen fließt, »st zu breit und zu tief, als daß man denselben mit Phrasen zu überbrücken vermöchte. ! — Das letzte über den Gesundheitszustand der Kaiserin veröffent lichte Bulletin konstatirt eine Besserung in dem Befinden Ihrer Majestät. Lokales »nd Sächsisches. Zwönitz, 17. Febr. Wir machen hierdurch auf das in heutiger Nr. im Jnseratenthcil bekannt gemachte und in Ehrenfriedersdorf Mit großem Beifall aufgeführte Künstler-Eoncertganz besonders aufmerksam, es sei noch gesagt, daß sich in» Nathhause in Ehrenfriedersdorf ca. 700 Zuhörer eingefunden hatten und daß die Erwartungen weit über troffen wurden, da sümmtliche Piöcen mit einer Präcision und Fein heit im Ausdruck und Reinheit im Ton zum Vortrag gelangten, die zwar für die Herren selbstverständlich ist, die Zuhörer aber zur voll sten Bewunderung zwang und sie jedesmal zu einem wahren Bei fallssturm Hinriß. — Aus dem Ober-Erzgebirge geht dem „L. T." aus guter Quelle die erfreuliche Mittheilung zu, daß in den obcrerzgebirgischen Jndustricbczirken, insbesondere in der Gegend von Annaberg, Buch holz, Schlettau, Eibenstock rc. der Geschäftsgang gegenwärtig ein sehr lebhafter ist. Amerikanische und englische Häuser insbesondere haben massenhafte Bestellungen auf Posamentenartikel den dortigen Fabrikanten zugchen lassen, und in Folge dessen herrscht eine außer ordentlich angestrengtej Arbeitsthätigkeit, welcher Umstand auch be reits seinen Einfluß in Gestalt einer Steigerung der Arbeitslöhne geltend zu machen beginnt. Dresden, 13. Februar. Heute hielten beide Kammern Sitzung. In der zweiten Kammer wurde der Antrag Kirbach's: „Die Kammer wolle beschließen, die königl. Staatsregierüng zu ersuchen, daß die selbe womöglich Hoch dem gegenwärtigen, spätestens aber dem näch sten Landtage eine Novelle zu dem Gesetze über die. Erbschaftssteuer vorlege, durch welche sowohl die Zahl der erbschaftssteuerpflichtigen Classen erweitert als auch die Höchstbeträge der Steuern angemessen erhöht werden," nachdem derselbe vom Antragsteller warm befür-