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n. Stück. Sonnabends den »7. März igLs. Die Trägheit der Deutschen. Ä?an beschuldigt die De urschender Träg» heil und behauptet, daß sie nie etwas Großes oder Gefährliches unternehmen, außer went, sie dazu gestoßen würden. Man sagt, ihre Trägheit hatte sie so in Vorurcheilen gefesselt, daß sie eher das Ganze einstürzen ließen, als daß sie eine theilweise Reform mit demselben vornähmen. Die Deutschen besitzen einen sehr kräfti gen Geist; da sie aber mit dieser Energie viel Besonnenheit, Kälte und Ueberlegung verbin den, so scheint es, als ob sie langsam und trä ge seyen; allein wo Deutsche Hütten bauen, da erblickt man Fleiß und Thäligkeit. Wo in Nordamerika Deutsche augesiedelt sind, da ist der Ackerbau am blühendsten; wo Colonien am besten gedeihen, da zeigt sich deutsche Be triebsamkeit und deutsche Einsicht. In allen Länder» Europens, in allen Theilen der Er de schätzt man die Deutschen wegen ihres Fleißes und wegen ihrer Ordnungsliebe. Nicht Betriebsamkeit, sondern Raschheit fehlt ihnen; sie sind besonnen; was sie thun, da seheü sie auf das Ziel, zu dem es führt. Trägheit ist ihnen daher eben so fremd als Treulosigkeit; Faulheit verabscheuen sie eben so sehr als leicht sinnige Veränderlichkeit. Was nun den Einzelnen nicht zukommt, das kann auch keine Eigenheit des Ganzen sepn. Die deutsche Nation ist nicht trag, aber sie er wägt von allem, was sie lhut, die Folgen, und da sie lieber Uebel erträgt, die sie kennt, als sich der Gefahr solcher aussetzt, welche ihr un bekannt sind, so läßt sie, vorzüglich in Staats« «inrichlungen, vieles beim Altem, was nicht mehr der Denkart der Zeitgenossen, und deren Einsicht entspricht. Mehr als einmal ist sie durch ihre Vorliebe zum Alten in die größte Ge, fahr geralhen, und wenn Zeit und Vernunft bet ihr durch ihre Warnungen nichts vermögen, so rührt cs von ihrer gesetzlichen Denkart her; es soll niemand durch Reformen leiden; man träA daher lieber altes Unrecht, als daß man sich den Schein von neuen Ungerechtigkeiten zv Schulden kommen läßt. Daß aber die Deutschen so wenig Freun de von durchgreifenden Reformen sind, daran sind hauptsächlich ihre Führer Schuld, die nicht Mehr die Weisen im Volke sind, sondern ohne Kunde der Zeit, ohne Ideen im Kopfe, ohne Enthu«