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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1 . Jllustrirtes Sonntagsblatl (wöchentlich); 2 L.andwirthschaftlicheBeilage (monatlich). Abonnements - Preis Vierteljahr!. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. ^sür Pulsnitz, M Königsbrück, Kadeberg, Uadebnrg, Moritzburg und Umgegend. Blatt Amts und des Stadtrathes des König!. Amtsgerichts Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vormchg Uhr aufzugcben. Preis für die einspaltige Cor- pus-eile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KescHästsstelten: Buchdruckenien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp ö« WuLsnrh Druck uu «^E. L Erb.» MchtNUdVisnstgstrN IshugNUg. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlei n in Pulsnitz. Sonnabend. Ne. 76. 19. September 1896. Nachdem sowohl die in Frage kommenden Krankenkassen, als auch die Gemeinden derjenigen Orte, in denen sich Hausgewerbtrerbende befinden, beschlossen hoben, daß die An- und Abmeldungen und die Bettragsleistungen zur Jnvattditäts- und Altersversicherung für die Hausgewerbtreibenden der Textilindustrie bei der zuständigen Krankenkasse des Betriebssitzes derjenigen Fabrikanten zu bewirken sind, für die diese Hausgewerbtreibenden arbeiten, wird dies zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz am 11. September 1896. I. V. : vr. Niethammer, Reg.-Ass. Berichte über Verwendung von 3 ncht - Bullen. Nach H 30 des Gesetzes vom 19. Mai 1886, die Bildung von Zuchtgenossenschaften und die Körung von Zuchtbullen betreffend, haben die Ortsbehörden derjenigen Gemem- den, in denen Zucht- oder Bullenhaltungsgenosscnschaften bestehen, und solcher Orte, in welchen Altgemeinden gemeinschaftlich Bullen halten, alljährlich im Monat September an die Königliche Amtshauptmannschaft Bericht über dw von den Genossenschaften oder Altgemeinden verwendeten Zuchtbullen zu erstatten. Diese Berichte sind für das laufende Jahr unter Benutzung des im Amtsblatt Nr. 80 vom Donnerstag, den 4 October 1888 (siehe auch Seite 93 der Osterland'schen Verordnungssammlung von 1888) abgedruckten Schemas bis zum 30. dieses Monats hierher zu erstatten. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t K a m e n z , am 12. September 1896. I. V.: vr. Niethammer, Reg.-Ass. > Mram - Mar^t in Ni^os8weräa findet nicht am 21, sondern Montag, den 28. Septemder 1896 statt. Erntedankfest. Von der Stirne heiß rinnen muß der Schweiß, Soll das Werk den Meister loben; Doch der Segen kommt von oben! singt unser großer Dichter Schiller im Lied von der Glocke. Keines Menschen Arbeit ist so si ch t b a r abhängig von dem Segen von oben als die des Landmanns. Die Worte im sonntäglichen Kirchengebet: „gieb gedeihliche Witterung den Früchten der Erde" betet wohl der christliche Land mann mit besonderer Andacht, weil ihm dabei vor Augen steht, wie leicht seine Ernte durch Dürre vergehen, durch Wolkenbrüche und Hagelschlag verderben kann. Kein Mensch ist so darauf hingewiesen, im täglichen Brot wirklich eine Gottesgabe zu erkennen, als der Landmann. Aber auch die Städter, die weder Ar noch Halm haben, sind alle miteinander angewiesen auf den Gottessegen, der draußen auf den Felde steht und hernach als Brot auf unseren Tisch kommt. Was heißt denn aber „täglich Brot?" Luther sagt im kleinen Katechismus: „alles was zur Leibes Nah rung und Nothdurst gehört." Das Brot, das wir essen, soll uns zugleich ein lehrreiches Bild sein, in dem wir anschauen, wie der Lohn aller Arbeit, die Frucht mensch licher Anstrengung ein Segen Gottes ist, damit der Gewinn der Arbeit uns zum Segen werde. Es ist ein Unterschied zwischen „Gewinn" und „Segen." Der Gewinn der Arbeit muß als eine Gabe Gottes erkannt und „mit Danksagung empfangen" werden, dann wird er geheiligt, er wird zum „Segen", sonst bleibt er bloß „Verdienst" und „Profit". Der „Gewinn" ist irdisch, der „Segen" kommt von oben. Bloßer „Gewinn" macht stolz, „Segen" macht demüthig, „Gewinn" macht habsüchtig, geizig, hartherzig; „Segen" macht liebreich. Der „Gewinn" bindet den Menschen an den Mammon, an diese Welt; „Segen" bindet den Menschen an Gott und zieht das Herz nach oben. Den bloßen „Ver- dienst" rechnet der Mensch als „Verdienst" sich selber zu, seinem Fleiß und seiner Geschicklichkeit; für den „Segen" dankt er der milden Vaterhand Gottes. Die hohe Bedeutung des Erntedankfestes ist es, immer wieder mit allem Ernste darauf hinzuweisen, daß ein christliches Volk nicht bloß unter sich auf die Arbeit der Hände, sondern auch über sich schauen soll, von wo aller Segen herkommt. Sonst Wird der Materialismus uns ersticken. Ein Volk, das nicht mehr glauben, beten, danken mag, sondern bloß „ver dienen" will, das mag wohl reich werden; aber es wird in seinem Reichthum sittlich verfaulen wie einst das alte Rom. Es ist derselbe Materialismus, in dem reiche Schlem mer auch unserer Zeitverderben, die nichts Besseres und Höhe res wissen, als alle Tage herrlich und in Freuden zu leben, und der die Armen ingrimmig darüber knirschen läßt, daß sie es nicht ebenso machen können. Die ungeheueren Fortschritte der materiellen Kultur, die in diesem Jahrhunderte gemacht sind, haben die Gefahr aufs höchste gesteigert, daß man den erfindungsreichen Menschengeist auf Gottes Stuhl setzt und in ihm sich selbst anbetet. Dann freilich würde der Mensch nicht mehr seins Augen aufheben zudem Himmel, und kein Segen käme mehr von ihm, „von oben". Aber er hätte auch mit seinem Glauben an Gottes Segen die rechte und beste Hoffnung, Erquickung und Freude in der Mühe und Arbeit des Lebens verloren. Darum gerade im Inte resse aller derer, die in harter Arbeit um ihr tägliches Brot zu ringen haben, möge jedes Erntedankfest den ge trosten Glauben in ihrem Herzen erwecken und lebendig erhalten, der zu Gott aufblickt mit der Zuversicht: „Aller Augen warten auf dich, und du giebst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du thust deine milde Hand auf und er- füllest alles, was lebet, mit Wohlgefallen." Oertliche uud sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Postalisches. Es dürfte noch nicht genügend zur Kenntniß des Publikums gelangt sein, daß mit dem Zuge 7,24 Abends nach Arnsdorf neben Briefen auch Packeke befördert werden. Um die Anhäufung der Sendungen zum letzten Zuge 9,29 zu vermeiden, liegt es im Interesse des Publikums, die betreffenden Sendungen schon so zeitig zur Post befördern zu lassen, daß sie mit dem Zuge 7,24 abgehen können. Für Briefsendungen wäre es freilich sehr erwünscht, wenn zwischen 2,45 und 8 Uhr noch eine Abholung eingeschaltet würde, damit diese auch mit dem Zugs 7,24 abgehen könnten. — Der Winterfahrplau der K. S. Staatseisenbahnen ist erschienen. Derselbe tritt am 1. October in Kraft. — Im Publikum ist man vielfach noch der Meinung, daß die eigenen Kinder, wenn sie im Geschäft des Vaters in der Lehre sind, nicht zur Krankenkasse angemeldet zu werden brauchen. Das ist ein Jrrthum. Auch ein solcher Lehrling muß angemeldet werden und kann von den Bei trägen der Kasse nur dann entbunden werden, wenn der Vater sich schriftlich verpflichtet, bei eintretenden Erkran kungsfällen hinreichend für ihn zu sorgen. — Die Abnahme der Tageslänge ist in diesem Monat schon in recht empfindlicher Weise zu bemerken. Die Sonne eilt mit großer Geschwindigkeit nach Süden, dem Aequator zu, welchen sie am 23. überschreitet. An diesem Tage findet die Tag- und Nachtgleiche statt und der Herbst hält seinen Einzug. — Die demnächst zu ihren Truppentheilen abgehenden Rekruten seien darauf aufmerksam gemacht, daß sie, sofern sie der Jnvaliditäts- und Altersversicherung unterliegen, bei der Verwaltung der Ortskrankenkasse ihre Quittungs karte abzuholen haben. Diese ist beim späteren Wieder eintritt in eine versicherungspflichtige Beschäftigung an den Arbeitgeber abzugeben und deshalb sorgfältig aufzubewahren. Wer dies unterläßt, hat sich die entstehenden Nachtheile selbst zuzuschreiben. — Die Manöver sind zu Ende. Mit gerollten Achselklappen und trodclgeschmücktem Stocke erschienen die ersten Reservisten. „Ihr Brüder, stoßt die Gläser an, es lebe der Reservemann", so klingt's jetzt wieder froh und keck aus manches jungen gedienten Soldaten Brust. Die Infanterie ist betreffs der Entlassung ihrer Reserven der Cavallerie und Artillerie voraus, bereits am Sonntag eilten unendlich lange Militärzüge, vollbesetzt mit Infanterie, in diesem Jahre glücklicher Weise ohne jeden Unfall, den Garnisonen Freiberg, Dresden, Chemnitz, Zwickau, Döbeln, Leisnig, Wurzen und Leipzig zu. Aus all' diesen Orten wird durch die doitigen Blätter berichtet, das die heim gekehrten Krieger mit unendlicher Herzlichkeit empfangen worden sind. Königsbrück. Der seit einiger Zeit in Angriff genommene Umbau der Schmalspurbahn Klotzsche-Königs brück zur Normalspur und die Weitersührung desselben bis Schwepnitz schreitet schneller fort, als man erwartet. Da scharfe Curven möglichst zu vermeiden sind, so hat man den alten Bahnkörper häufig verlassen und neuen Grund erwerben müssen. Die in anderen Fällen oft schwierigen Kaufverhaudlungen sind im Allgemeinen sowohl zur Zu friedenheit der Grundbesitzer als des Fiskus zu Ende ge führt ; wo Einzelne ganz außergewöhnlich hohe Forderungen stellten, hat man deren Grundbesitz zu umgehen gesucht oder es ist das amtliche Abschätzungsverfahren eingetreten. Der Bahn Klotzsche-Königsbrück wird bekanntlich wegen der Schießstände und der Artilleriegarnison im letzteren Orte militärische Bedeutung beigelegt. Militärzüge sind schon jetzt auf dieser Strecke während der Sommermonate eine fast alltägliche Erscheinung. Es ist daher erklärlich, daß man die Bahnhofsanlagen einem derartigen Verkehre entsprechend einrichtet. Wo früher nur einfache Haltestellen mit beengtem Gleisraume waren, hat man jetzt Räume für größere Bahnhofs - und Weichenanlagen sich gesichert. Am Bahnbaue mögen immerhin einige Hundert Arbeiter, darunter auch viele Italiener, Tschechen und einige Polen, beschäftigt sein. Die Leute finden in den anliegenden Dör fern Wohnung und Beköstigung. Die Löhne sind im Ganzen gut und der verlangten Arbeit entsprechend. Die Bahn soll bis I. April fertig sein; der leitende Ingenieur ist Regierungsbauinspektor Pietsch, Unternehmer Baumeister Berndt aus Dresden. Dresden. Se. Maj. der Kaiser hat an Se. Maj. den König ein Handschreiben gerichtet, das folgenden Wort laut hat: „Durchlauchtigster großmächtigster Fürst, freund lich lieber Vetter und Bruder! Beim heutigen Scheiden aus Ew- Majestät Landen, in denen die diesjährigen lehr- reichen Herbstübungen von 4 Armeecorps zum größten Theile abgehalten worden sind, ist es Mir ein tiefempfun denes Bedürfniß, Meiner bereits wiederholt kundgegebenen lebhaftesten Anerkennung über den vortrefflichen Zustand des XII. (Kgl. Sächs.) Armeecorps erneut Ausdruck zu verleihen. Wie schon die Parade — dieser sichere Prüf stein für Haltung und Dicchlin — eine vorzügliche war, so führten die nachfolgenden, vielfach mit großen Anstren gungen verbundenen Feldmanöver die kriegsmäßige Aus bildung von Sachsens Söhnen wiederum in der Vollendung vor. Sie gaben beredtes Zeugniß davon, daß der so vielfach erprobte Feldherrnblick Ew. Majestät unausgesetzt und zielbewußt zum Wohle des gesammten Vaterlandes auf seinen Kriegern ruht und der Geist der Väter in ihnen fortlebt. Ew. Majestät bitte ich, auch Ihren Truppen und deren Führern danken und aussprechen zu wollen, daß Mich der Verlauf der diesjährigen großen Uebungen mit ganz besonderer Befriedigung und fester Ueberzeugung von ihrer steten Kriegstüchtigkeit erfüllt hat. Ew. Maje stät erlauchtem Herrn Bruder, dem Generalfeldmarschall und kommandirenden General, Seiner König!. Hoheit dem Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen, wollen Dieselben mir gestatten, noch persönlich Meinen Dank für seine er- folgreiche Thätigkeit und seine hervorragende Truppen führung zum Ausdruck zu bringen. Ew. Majestät aber wollen noch Meinen wärmsten Dank für die so herzliche Gastfreundschaft entgegennehmen, die nicht nur mir von Ew. Majestät sowohl in Dresden, wie auf der mit der Geschichte des sächsischen Königsgeschlechtes eng verwachsenen Albrechtsburg, sondern auch Meinen so zahlreich erschienenen Truppen überall von Sachsens Land und Leuten bereitet worden ist. Mit der Versicherung der vollkommensten