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Amts- Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes Wutsnih Abonnement--Preis BierteljShrl. 1 Mk. 2ö Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu, sendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter:' I JllustrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirtschaftliche Beilage (monatlich). Vorm. 9 Uhr aufzuaeben. Preis für die einlpaltig» Cor. puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. KescHästsstetken: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Kraufche, Kamen», Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Bnnoncen-BureauS von Haasen stein L Vogler, Jnvalidkndank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. tschenL/E ^liir Pulsnitz, " Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Zns-rat- i* sind bis Dienstag und Freitag Druck und Verlag Erden W^KMNdMnfzigsteV IahvgÄNg. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Mittwoch. Nr. 15. 2t. Februar 180V. Nachdem am heutigen Tage der Schuhmachermeister und Hausbesitzer Herr Heinrich Adolf Kleinstück in Medtklichtenau an Stelle des verstorbenen Johann Christoph Böhme als Gerichtsschöppe für Mederlichtenau von dem unterzeichneten Amtsgerichte bestellt unv in Pflicht genommen worden ist, wird Solches hiermit zur öffentlichen Kennt, niß gebracht. Pulsnitz, am 14. Februar 1900. Königliches Amtsgericht. v. Weber. ——_ Es wird hiermit an die Abführung der Hundesteuer bis spätestens zuin 28. dieses Monats erinnert. S t a d t r a t h P u l s n i tz , den 19. Februar 1900. Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung. In Folge der Einführung der staatlichen Schlachtoiehoersicherung und der allgemeinen Schlachtvieh- und Fleischbeschau, ist beschlossen worden, für hiesige Stadt eine Freis baut zu errichten, in welcher minderwerthiges Fleisch nach Maßgabe der Bestimmung in Z 13 ff. des Gesetzes vom 1. Juni 1898, die Einführung einer allgemeinen Schlachtvieh» und Fleischbeschau betreffend, zum Verkauf kommt. Diejenigen, welche die Freibank übernehmen wollen, werden aufgefordert, ihre Gesuche unter Bezeichnung ihres Geschäftslokales schriftlich bis zum 28. Februar 19VÜ in der Rathsschreiberei einzureichen. Pulsnitz, am 12. Februar 1900. Der Stadtrat h. Schubert, Bürgermstr. Die neueste Phase im südafrikanische« Kriege. Der Telegraph hat am 16. Februar die überraschende Kunde verbreitet, daß e» dem General French in der Nacht vorher gelungen sei, durch eilige Flankenmärsche mit Kaval lerie, Artillerie und berittener Infanterie den linken Flügel der Buren am Modderfluß weit ostwärts auSbiegend zu umgehen und dann von Südosten her in Kimberley einzu dringen, und diese seit fast vier Monaten von den Buren schwer bedrängte Stadt zu befreien Diese Nachricht ist eine räthselhafte Ueberraschung, und wenn nicht bald ganz andere Mittheilungen vom südafrikanischen Kriegsschauplätze kommen, so muß man zugeben, daß der Obergeneral der Engländer, Lord Roberts Hand in Hand mit dem al- besonder- befähigt geltenden General French seine Kriegsführung mit einem glänzenden Erfolge begonnen hat. Oder enthalten die Ge rüchte, die nebenbei in Brüssel und London im Umlaufe sind, die Wahrheit, indem sie behaupten, die Stadt Kimberley sei noch gar nicht entsetzt, der General French sei nur bis an die Umgebung der Stadt herangekommen und die Entscheidungs schlacht stände erst noch bevor? Haben denn auch die sonst so kriegstüchtigen Buren geschlafen, daß sie General French nicht zwei Tausend ihrer Scharfschützen und 10 Kanonen entgegenschicken konnten? Oder war die belagernde Buren- Armee so schwach, daß sie bei dem Nahen der Engländer unter General French fliehen mußte? Man schätzt die Umgehungscolonne dieses General- aus höchstens 6000 Mann. Aber wann habev sich bisher 2000 Buren vor 6000 Eng ländern ohne Schwertstreich geflüchtet? General French giebt seinen ganzen Verlust auf 20 Mann an. Das wäre also gleichbedeutend mit einem Siege ohne Kampf. Wo ist denn aber bei der ganzen Aktion der bisher so oft siegreiche General Cronje geblieben, der mit 18,000 bis 20,000 Buren am Modderflusse stand und drei Monate hindurch den Ge neral Lord Methuen mit drei englischen Divisionen wieder holt besiegt und südlich von Kimberley in Schach gehalten hat. Die neue Division, die die Generale Roberts und French aus dem nördlichen Kapland mitbrachten, kann doch nicht au« englischen Wundersoldaten bestehen, nachdem am Modder- fluffe die englischen Garden und zwei Schotten-Brigaden wiederholt Niederlagen erlitten hatten! Oder hat Lord Roberts gar zwei neue Divisionen mit an den Modderfluß gebracht und bedrängte sowohl im Centrum als auch in der Flanke die Buren mit Übermacht? Immerhin hat man aber nichts von einer großen Entscheidungsschlacht gehört, und alle Meldungen deuten nur auf kleine Gefechte hin. Sollten vielleicht gar die Buren den grandiosen Gedanken haben, durch scheinbare Nück-ugsgesechte die Engländer in das ausgehungerte Kimberley und in die öde, wasserarme Umgebung hineinzulocken und dann von Osten und Süden her den Ring zu schließen? Dann müßte aber ein Doppel angriff der Buren mit starker Gewalt stattfinden und dann müßten auch noch 8000 bis 10 000 Buren vom Tugela unter General Joubert herüber an den Modderfluß kommen. Da General Buller zum dritten Male bis nach Chiefly von den Buren zurückgetrieben wurde, so ist es wohl möglich, daßssie vom Tugela her ihren Brüdern am Modderflusse Hilfe bringen können, wie ja auch in der Schlacht am SpionSkop General Cronje mit 5000 Buren und drei Batterien unter Major Albrecht mitgefochten haben. Die sämmtlich berittenen Buren sind, wenn eS sein muß, im Stande, in einem Tage 80 Kilometer zurückzulegen, auch haben sie zwischen Ladysmith und dem Modderflusse eine Bahn zur Verfügung. Neuere Nachrichten befinden sich unter „Tagesgeschichte". Vcrtliche u«d sächsische Angelegenheiten. PulSnitz. Vorigen Sonntag fand vor zahlreich versammelter Gemeinde und in Gegenwart der Collator- herrfchast die feierliche Einweisung unserer Gemrindcdioco- nisfln durch Herrn Geheimen Kirchenrath Keller au- Bautzen statt. In einer die Herzen Aller ergreifenden und erwär- menden Einweisungsrede betonte der hochwürdige Herr, daß nun auch für PulSnitz die große Stunde gekommen sei, wo wir den Segen der Gemeindepflege durch eine Ge meinde - Diakonissin erfahren sollen, zeigte wie vaS Amt der Gemeindediaconie schon in der alten Kirche vorhanden gewesen und in unserer evangelischen Kirche durch Fliedner in Kaiserswerth wieder erweckt worden sei. Hierauf wandte er sich an die einzuweisende Gemeindeschwester und legte ihr die Pflichten ihres schweren aber herrlichen Amtes an den Armen und Kranken aus Grund deS PsalmworteS: „Dienet dem Herrn mit Freuden" an- Herz, ein Wort, welches die ganze Instruktion einer Gemeinde-Diacomssin enthalte, zu dienen, zu dienen dem Herrn und zu dienen dem Herrn mit Freuden. Die feierliche Einweisung der Diaconissin in ihr Amt schloß ein herzliches Wort der Ermahnung an die Gemeinde, die Schwester in ihrem schweren Berufe zu unterstützen. Der Herr der Kirche wolle diesem gesegneten Anfang einen gesegneten Fortgang in Gnaden verleihen. PulSnitz. Der Delegirtentag deS VI. Kreises de- Oberlausitzer Sängerbundes, welcher am vorigen Sonntag im Hotel zum goldnen Stern in Kamenz stattfand, beschloß das diesjährige Kreissängerfest im benachbarten Lichtenberg abzuhalten. Wenn der dortige Verein das Fest übernimmt, steht dem stets die beste Gastfreundschaft hegenden Ort ein schöne» Fest bevor. DaS letzte Kreissängerfest in Lichten berg fand im Jahre 1888 statt und wird Vielen noch in schönster Erinnerung sein. Pulsnitz. Die Junghähnelschen Sänger, welche morgen Donnerstag im Saale des Gasthofs zu Böhmisch- Vollung concertiren, werden sicher die altbewährte Zugkraft ausüben, sodaß ebenso wie früher der geräumige Saal bis auf den letzten Platz gefüllt wird. — Von einem Arzte wird Folgendes geschrieben: „An den Begräbnissen, welche jetzt häufig bei ungünstiger Witterung stattfinden müssen, sollten alte und schwache Personen, ebenso zarte Frauen und Kinder, überhaupt nicht theilnehmen, dagegen ist eS Pflicht Aller, welche Leichen nach den Friedhöfen begleiten, sich gegen die üblen Einflüsse der Witterung zu schützen. Daß bei Sturm und Wetter die Gesundheit der Betheiligten sehr gefährdet ist und nach Kräften geschützt werden muß, versteht sich von selbst." — Diese Ausführungen dürften allgemeine Beach tung finden. — Offene Stellen für Milstäranwärter. (Inhaber deS Civil-BersorqungSscheineS.) Beim Landgericht Dresden im März 2 bis 3 Lohnschreiber, je 2 bis 3,50 Mark; — beim Landgericht Zwickau 1. April Dienergehilfe, 1000 Mk , nach 10 Dienstjahren 1400 Mk.; — beim Finanzministerium 2. April Expedient 1000 Mk; steigt bis 1500 Mk.; — beim Amtsgericht Dresden sofort mehrere Lohnschreiber, 2 bis 3 M. — Der gegenwärtig herrschende, viel beklagte Lehrer, mangel in Verbindung mit der Verbesserung, welche die GchaltSverhältnisse der Lehrer in den letzten Jahren er fahren haben, sind Anlaß geworden, daß man mit Vor liebe dem Lehrerberufe in neuerer Zeit sich zuwendet. Dem Vernehmen nach liegen bei allen Lehrerseminaren .für die bevorstehende Oster. Aufnahmeprüfung so viele Anmeldungen vor, daß kaum die Hälfte davon wird Be rücksichtigung finden können. — Vom 1. März ab sollen telegraphische Postan- Weisungen nach dem OctS- und LandeSbestellbezirke deS Aufgabe-PostorteS zulässig sein. Postanstalten mit Tele- graphe"betrieb können von den Ober-Postdirectionen er mächtigt werden, unter Umständen auch außerhalb der Post schalterstunden telegraphische Postanweisungen anzunehmen. Eine besondere EiulieferungSgebühr ist nicht zu erheben. — Zur Erleichterung für daS reisende Publikum hat die Sächsische StaatSeisenbahnverwaltung eine Uebersicht in D uck erscheinen lassen, in welcher alle die zur Personenbe- förderung dienenden Züge ausgesührt sind, welche auf den verschiedenen Bahnlinien in Rücksicht aus die unterbrochene Kohlenzufuhr auS den vom Streik betroffenen Kohlende« zirken vom 19. diese- Monats ausfallen. DaS 16 Seiten in Klein-Oktavformat umfassende Heftchen bezeichnet 309 Züge, welche auf ihrer ganzen Betriebsstrecke und 40 Züge, welche nur aus Theilstrecken eingezogen werden. Nach ober flächlicher Berechnung werden dadurch Locomotivleistungen von gegen 11000 km täglich erspart. Der Gewinn an Kohle ist daher ein ganz bedeutender und dürfte die von der Sächsischen StaatSeisenbahnverwaltung getroffene Maß nahme angesichts der überall drohenden Arbeitseinstellungen sich wohl rechtfertigen. ES verkehren auf den sächsischen StaatSbahnen täglich gegen 1680 Züge für die Personendesör- derung mit einer Leistung von über 54000 km. Die ausgefallenen Züge sind hiernach ungefähr der fünfte Theil aller dieser Züge. Die Uebersicht ist auf allen Stationen und den AuSkuuftSstellen unentgeltlich zu haben.