Volltext Seite (XML)
Anzeiger «» Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. 44 U. Dienstag, den 24. Juni 1851* Die Goldsucher am Sakramento - Flusse. (Erinnerungen einer Reise in Kalifornien im Jahre 1848. Nach dem Französischen mitgetheilt von August Marckhoff.) (Fortsetzung.) John Bell zeigte sich gegen Quirino, seitdem die demselben bewiesene Bekehrung der Einwoh ner auf unbestreitbare Weise das Ansehen bestä tigte, das er als Gambuflno genoß, von einer um so überraschenden Liebenswürdigkeit, als diese ganz außer seiner Natur und seinem gewöhnlichen Benehmen lag. Der Goldsucher erwiderte diese Zuvorkom menheit mit jener ausgesuchten mexikanischen Höf lichkeit, von der ein Fremder sich stets täuschen läßt. Ein eigenthümliches Lächeln, daß ich auf seinen Lippen mehr errieth als sah, regte zuwei len eigene Gedanken in mir auf und flößte mir einige Besorgnisse für den Kentuckier ein. Ber- dankte denn nicht Quirino dem Borzuge, welchen Miß Annette dem Kentuckier zu Theil werben ließ, den Berlust seines Placer? Die Gambusinos vergessen so selten! Am folgenden Morgen setzten wir vor Son nenaufgang unsere Reise fort. Quirino versicherte uns, daß wir noch demselben Abend zu dem Pla cer des Sakramento gelangen würden. Es war auch hohe Zeit. Der Kentuckier Bell brachte sich nur noch, ungeachtet seiner athletischen Konstitu tion, mit großer Mühe fort, auch meine Kräfte waren gänzlich erschöpft. Die unglaublichen Beschwerden, die wir ertragen, der gefähr liche und rasche Wechsel der Atmosphäre, die bei ßen und trockenen Tage, die kalten Nächte voll reichlichen eisigen ThaueS hielten uns beständig aus der Schwelle einer schweren Krankheit. Was Rafael Quirino anlangte, so war diese lange Reise von 47 Tagen für ihn nur ein Spa ziergang gewesen. Es war beinahe zwei Uhr, als wir an dem Placer des Sakramento anlangten. Niemals empfand wohl ein Reisender eine größere Enttäuschung, als ich beim Anblicke des berühmten Goldplacer. Eine zwar reiche, doch ganz gewöhnliche Vegetation, unterbrochen von langen Strecken voll grauschwarzem Sande, be deckte, so weit man sehen konnte, eine Thalebene. Einige hin und wieder zerstreute Baumgruppe« unterbrachen allein mit, einer zu unserer Linken gelegenen Anhöhe die Monotonie dieser ebenen un grade» Perspective. Dazwischen hin rollte der Sakramento, dieser neue so gerühmte PaktöluS, seine klaren und ruhigen Wellen. „Ist es möglich, baß man hier Gold findet?" rief John Bell aus. „Sehen Sie von hier aus diese vielfarbigen Punkte, die sich im Relief den Hügel entlang und zu dem Ufer des Flusse« ziehen? Das find Gold sucher," sagte Quirino. Dieser Punkt« konnten ungefähr 3 — 400 sein. Der Kentuckier gab seinem Thiere einen sol chen Stoß mit den Spören, daß eS beinahe nie derstürzte. Er eilte im Galopp davon und wir folgten. Ungefähr tausend Schritte weiter fanden wir gegen dreißig Indianer und Mestizen, welche Gold suchten. Ihre Verfahrungsart war sehr einfach; mit Ehiquinites, oder feinen Sieben, mit alten Filshüten und dergleichen verseben, füllten sie dieselben mit Sand, schütteten Wasser darauf, und rührten dann den Inhalt mit einem Stabe. Der Sand ward durch diese wiederholten Waschun gen weggcspült nud ließ einen Rest zurück, der aus kleinen Steinen, Staub und Goldkörnern bestand. Einige dieser letztem hatten die Dicke großer Nüsse von verschiedener Form, und ent hielten noch einige Adern und Stückchen von Quarz an der Außenseite. Ihr Anblick brachte eine solche Wirkung auf unser» Kentuckier hervor, daß er genöthigt war, sich am Sattelknopf zu halten, um nicht zu fallen. Er bekam den Schwindel. „Nun, Amigos," fragte Quiriuo, sich an die Indianer wendend welche, beiläufig gesagt, alle mit gestickten Batisthemden und prächtigen Cal« zoueras in leuchtenden Farben gekleidet waren, „nun, Amigos, seid Ihr glücklich in Eurem Su chen?" - Die Indianer antworteten nicht. „Wißt Ihr, Hunde, wer Euch die Ehre an« thut, zu fragen?" fuhr Quirino mit Stirnrunzeln fort. „Ihr habt „Hunde" -«sagt!" rief ein Mestize auf uns mit einem Messer znstürzend.