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Nr. Dresden, den io. Februar igoy. Beschreibung eines seltnen Tourniers, welches 1449 Z" Tarascon gehalten worden. önig Nöne', der in den Annalen des Rit- terihumü mit Nccht gepriesene, häßlich von Angesicht, aber anmuthig in seiner galanten Lhcvalerie, der regierte, dichtete, mahlte, tournirte, und viele provcnealische Feste schuf oder neu erweckte, pflegte seinen ritterlichen Hof zu Tarascon zu halten. Da wetteiferte man oft in Reimen, im leichten Kriege der Galanterie, wie im schweren der Lanzen. Unter seinen Augen ward 1449 das Stechen gehalten, das uns ein Augenzeuge, L. d e Deauvau, erst Seneschall von Anjou, dann von Provenze, in einem handschriftlichen Briefe an seinen Freund, Ludwig von Luxem burg , beschrieben hat. Ein Auszug dieses Mspts. befindet sich in den Manuscr. von M. de St. Vincens; diesen hatPap 0 n (in seiner Uistoire Ue Urovenco) benutzt, ohne das Original zu kennen, das sich auf der kaiser lichen Bibliothek zu Paris befindet, und von Hr. Milltn bald besonders, mit Anmerkun gen begleitet, erscheinen wird. Philipp von Lenoncourt, Ritter des Or dens äu Ooissant *) und Stallmeister des Königs, und Philibert von Laigue, königl. Kämmerling, luden alle Ritter von seinen und tapfern Manieren auf den i. Junius 1449 nach Tarascon ein, um vor der „an- muthigen Schäferinn" eine Lanze zu brechen. Diese Schaf.rinn, welche nicht genannt wird, war ein Ritter-Fräulein, und saß „in sau brem und niedlichen Kleidchen" unter einem Baume, wo sie „ihre Lämmchen weidete." Sie sollte dem Sieger einen süßen Kuß und einen Blnmenstraus an einem goldnen Zweige zum Danke geben. Jetzt waren die Frauen und Ritter ver sammelt. Wc'ffenherolde, Trompeter uud Spielleute zogen vorauf; dann die Schäfe rinn in aschfarbigem Damast, ihr Kleid mit Hermelin gefüttert und ausgeschlagen; auf dem Kopfe ein Hütchen mit Blumen ge- *) Ein von Nene' gestifteter Orden, ".um Wacbsthum in allen Tugenden eines Ritters, wes halb die Ordensbrüder einen zunehmenden Mond (cioissum) trugen.