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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementsprcis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prwnnmvro'.Kio. Änreiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 38. Sonnabend, den 27. März 188V. 5. Jahrg. Welch' gnadenreiche Klänge Verkünden die Glocken hellt'! Welch' fromme Chorgesünge Erschallen weit und breit! Der Heiland ist erstanden Aus dumpfer Grabesnacht; Er hat aus ihren Banden, Das Leben uns gebracht. Besiegt sind Tod und Sunden, Der Menschengeist befreit, Das will uns froh verkünden Die sel'ge Osterzeit. S ß e r n. Es schmücken sich die Fluren, Verjüngt sind Wald und Feld, Des neuen Lebens Spuren Verschönen alle Welt. Des Stromes Eis schmolz wieder, Das Eis der Herzen schmolz, Bald singet frohe Lieder Der Vöglein Schaar im Holz. So regt sich neues Leben, Wohin das Auge schaut, Wovon das Zeichen geben Die Osterglocken laut. <' — Manch' Hoffen und Verlangen, c > Das scheu sich noch verkriecht - - In Früchten und in Bangen, < > Ruft dieser Klang an's Licht. < Die Hoffnung zeigt das Gute § > In frohem Zukunftsbild, - ; Derweil von neuem Muthe < - Das Herz im Busen schwillt. ( ) o Daß neu die Hoffnung sprießet, - > Dem guten Ziel geweiht, Darob sei uns gegrüßet Die sel'ge Osterzeit! Tagesgeschichte. Deutschland. Die kirchliche stille Woche hat sich diesmal auch zu einer politisch stillen Woche gestaltet. Wohin wir blicken, hat sich am politischen Horizonte nichts Wesentliches ereignet, und so ist denn ein Zeitungsschreiber auf die Entenjagd gegangen und hat richtig der Welt einen recht fetten Braten aufgetischt indem er erzählt, Fürst Bismarck habe von eine»» „nahenden Kriege mit Frankreich" gesprochen. Selbstredend ist dieses Gerücht, wie schon oben erwähnt, nur auf das Conto der Sauregurkenzeit zu schreiben und es bleibt uns nur übrig noch zu berichten von einer neuen Ver lobung, die nicht ohne politisches Interesse ist. Die Prinzessin Friede rike von Hannover hat sich nämlich niit dem Baron von Pawel- Rammingen verlobt und steht somit im Begriffe, eine Mesalliance einzugeheu. Hiermit schwindet aber der Welfenpartei alle und jede Hoffnung, denn während der Kronprinz von Hannover sich längst mit dem Gedanken einer Abfindung befreundet haben sollte, galt seine Schwester, die Prinzessin Friederike für diejenige, welche mit Starrsinn auf ihrem „Rechte" bestand, wodurch sie sozusagen der eigentliche Hort der Welfenpartei wurde. So steht denn der Friede in dieser Angelegenheit in naher Aussicht. Oesterreich-Ungarn. Die Neubesetzungen der Statthalter posten von Niederösterreich, Mähren und Krain wird von den Organen der Rechten in Zusammenhang mit der angeblich von der Verfass ungspartei geplanten Steuerverweigerung gebracht. Zugleich werden die beiden neuen Statthalter von Mähren und Krain für die Rechte reklamirt und gleichsam als die Strafen hingestellt, welche über die Verfassungspartei verhängt worden sind. Eine solche Auffassung läßt die Haltung der Verfassungspartei und diejenigen der neuen Beamten in einem durchaus irrigen Lichte erscheinen. Eine Steuerverweiger ung hat die Verfassungspartei niemals beabsichtigt, wenn sie auch gegen die Vorlage über die Forterhebung der Steuern und über die Zwanzig-Millionen-Anleihe gestimmt hat, und was die neuen Statt halter angeht, so sind sie reine Verwaltungsbeamte, welche als solche nicht Werkzeuge von Parteien oder Parteiströmungen sein dürfen, welche zu verwalten, aber nicht Politik zu treiben haben. Krakau, 22. März. Die politischen Behörden wurden beauf tragt, der zunehmenden Agitation für die Auswanderung nach Ame rika unter dem westgalizischen Landvolke zu steuern und nach den Agenten streng zu fahnden. Frankreich. Neuerdings sind in Paris Nachrichten von be denklichen Aufstands-Bewegungen unter den Arabern eingetroffen. Niit der Aufhebung der Militär-Negierung scheint der Respekt und die Furcht unter den unterworfenen Stämmen gewichen zu sein, zumal der neue Civil-Gouverneur, Hr. Grevy, nur die eine hervorragende I Eigenschaft hat, der Bruder des Präsidenten zu sein. Selbstver ständlich sucht man diese Nachrichten seitens der Regierung einstweilen noch zu vertuschen. Rußland. Die russische Regierung hat, wie der Londoner „Examiter" erfährt, eine Commission ernannt, welche Information über die Auslieferungsgesetze aller Länder sammeln und einen inter nationalen Codex für die wechselseitige Auslieferung von Verbrechern ausarbeiten soll. Mittlerweile sind die russischen Botschafter im Aus lande angewiesen worden, die Höfe, bei denen sie beglaubigt sind, betreffs der Möglichkeit einer Ergänzung der bestehenden Ausliefer ungsgesetze in Bezug auf politische Verbrecher zu sondiren. — Hart mann hat an den „Daily Telegraph" folgendes in deutscher Sprache abgefaßte, telegraphisch bereits signalisirte Schreiben gerichtet: „Ich finde in den englischen Journalen ein Bekenntniß, welches ich betreffs der Moskauer Affaire gemacht haben soll. Ich sehe mich genöthigt, öffentlich zu erklären, daß dieser ganze Bericht eine Erfindung ist. Seitdem ich die Grenze meines Vaterlandes überschritt, habe ich nie mals mit irgend Jemandem über die Explosion bei Moskau gesprochen. Sämmtliche Angaben in dem Berichte sind bloße Muthmaßungeu und haben mit der Wahrheit nichts gemein." Uokales un- Sächsisches. — Um auch denjenigen Neu-Confirmirten, welche im Lehr- oder Dienstverhältnis! nach der Confirmation an einen anderen Wohnort übersiedeln, vor den außerhalb des Elternhauses ihnen drohenden sitt lichen Gefahren möglichst zu bewahren und in Verbindung mit der Kirche zu erhalten, hat das evangelische Landesconsistorium neuerlichst den Geistlichen empfohlen, die Confirmanden vor der Entlassung über ihren künftigen Aufenthaltsort zu befragen und anzuhalten, daß sie sich bei dem Pfarrer ihres künftigen Wohnortes melden, außerdem aber brieflich dieselben der Fürsorge des betreffenden Geistlichen zu empfehlen. Wenn sich auch, namentlich in großen Städten und Kirch spielen, der Durchführung dieser Maßregel mannigfache Schwierig keiten entgegenstellen werden, so ist doch die aufgewandte Mühe schon reichlich belohnt, wenn nur ein Theil der in Frage kommenden Jugend vor kirchlicher Entfremdung und sittlichen Gefahren bewahrt bleibt. — Für im militärpflichtigen Alter stehende junge Leute wird der Hinweis auf eine unter dem Titel: „Rathgeber für Wehr- und Militärpflichtige" erschienene Brochüre von Interesse sein, deren In halt den Gestellungspflichtigen, Recruten, Ersatzrejervisten rc. in Be zug auf ihre Pflichten und ihr Verhalten bis zur endgiltigen Ent scheidung über ihre Militärpflicht, resp. bis zur Einstellung beim Truppentheil rc. Aufschluß, und Rath ertheilt. Die Schrift ist für