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erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prienumvrLnäo. ÄllZtM Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 1A2. Donnerstag, den 2. December 1880. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Nächsten Sonntag, den 5. December, findet nach Schluß des Vormittagsgottesdienstes die Kiechenvorstandswahl statt und zwar der Kälte wegen in der Reetorschule. Mittag Schlag 12 Uhr wird die Wahlurne geschlossen. Laut der Kirchenvorstands- und Synodalordnung H 8 sind die stimmberechtigten Gemeindemitglieder wählbar, die das 30. Lebens jahr vollendet haben. Die Wähler haben ihr Augenmerk auf Männer 1. von gutem Rufe, 2. von bewährtem christlichen Sinne und 3. von kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten Die städtischen Wühler haben drei Namen mit Angabe des Standes auf die Stimmzettel zu schreiben, die von Kühnhaide rind Dittersdorf je einen. Die Stimmzettel sind persönlich an der Wahlurne abzugeben. Zwönitz, den 22. November 1880. D e r K i r ch e n v o r st a n d. Neidhardt, Pf. Nagesgeschichte. Deutschland. Im preußischen Abgeordnetenhause brachte am Freitag der Abgeordnete Richter die Institution eines Volkswirth- schaftsrathes, wie er durch königliche Verordnung eingeführt wird, zur Sprache und griff dieselbe lebhaft an, weil es nur geschaffen werde, um dem Parlamente Konkurrenz zu machen, eine Vertretung bestimmter Interessen zu ermöglichen. Die aus der Pistole geschossene Körperschaft diene nur dazu, die Macht des Kanzlers gegen die der anderen Minister und der Volksvertretung noch mehr als bisher zu stärken, noch mehr als bisher Alles auf die zwei Augen des Fürsten Bismarck zu stellen, sie sei ein Auswuchs des jetzigen Systems, der mit dem System selbst wieder schwinden müsse. Unterstützung fand der Redner nur durch den Abgeordneten Hänel, während von den konservativen und nltramontanen Rednern die Einrichtung als Aus fluß der neuen Wirthschaftspolitik des Kanzlers mit Freude begrüßt wurde. Der Lanbwirthschaftsminister insbesondere stellte noch in Ab rede, daß es sich um eine Interessenvertretung handle. Die Neu institution sei aus dem sich fühlbar machenden Bedürfnisse der wirth- schaftlichen Kreise hervorgegangen. Berlin, 29. Novbr. Der Kaiser unternahm gestern Nachmittag im geschlossenen Wagen eine Spazierfahrt und empfing heute Nach mittag 1 Uhr den Botschafter Fürst Hohenlohe. Frankfurt a. M. Die demnächst statlfiudende Verhandlung gegen den Feuerwerker Dunges in Frankfurt a. M. wirft schon ihre Schlagschatten voraus, indem die meisten der durch die Explosion beim Turnfest-Feuerwerk erwachsenen Verletzten als Kläger gegen den dec fahrlässigen Körperverletzung mit tödtlichem Erfolge Ange klagten auftreten. Einige Andere schicken sich an, ihre Forderungen gegen das Festcvmitee als Veranstalter des Feuerwerks geltend zu machen, worunter einer für seine verlorenen Gliedermaßen 150,000 Mark verlangte, ein anderer auf die Dauer seines Lebens wöchentlich 30 Mark. Oesterreich. Die österreichische Regierung hat sich veranlaßt gesehen, den österreichischen Unterthemen in Südtyrol, Triest und Italien die Betheiligung au der im Jahre 1881 in Mailand statt- sindenden Ausstellung zu untersagen. Den Grund dazu bot, wie nachträglich bekannt wird, der Beschluß des Mailänder Comitecs, alle aus den bezeichneten österreichischen Gebieten einlaufenden Aus stellungsobjecte unter das „Inland" einzureihen, also mit anderen Worten: die wälschen Bezirke Oesterreichs als zu Italien gehörig zu behandeln. Daß man sich dies in Wien trotz aller Langmuth nicht gefallen lassen konnte, liegt auf der Haud. Gleichwohl soll das österreichische Cabinet alle diplomatischen Reclamationen versucht haben, um jenen unerhört frechen Beschluß des Ausstelluugscomitees rückgängig zu machen. Erst als diese Schritte sich als fruchtlos er wiesen, griff die Verwaltungsbehörde zu der angedeuteten Maßregel. — Der Zufall hat zwei Jubiläumsfeierlichkeiten, wie sie ver schiedenartiger nicht gedacht werden können, neben einander gestellt: Am 29. November 1830 brach der große Polenaufstand aus, der so viele Ströme Blutes gekostet und der mit der vollständigen Zersplitter ung der unglücklichen Nation endete. So düstertragisch der Hinter grund dieser Gedächtnißfeier ist, so lichtvoll ist der den anderen. Am 29. November waren es 100 Jahre, daß Kaiser Franz II. nach dem Tode Maria Theresia's den Thron bestieg. Die unendlich erhebende Feier in Wien beweist, mit wie warmer Sympathie, mit wie glühender Verehrung das österreichische Volk an diesem gütigen, milden Monar chen, der die Leibeigenschaft aufgehoben, hängt, dessen Ruhm noch von tausend Lebenden gepriesen wird. Wien, die einst vom Polen könig Sobieski befreite Stadt, feierte am 29. als Hauptstadt eines mächtigen Reiches das Andenken an den großen Kaiser, während Polen getheilt, unter der Herrschaft dreier fremden Kaiser das An denken des Tages begeht, an dem es sich vergebens zu seiner eigenen Befreiung erhob. Frankreich. Seit einigen Tagen ist in Paris die Heirath des Sohnes von Peter Bonaparte mit der Tochter des Spielwächters Blanc zum Gegenstände eines Federkrieges geworden. Die Familie Blanc hat 40,000 Francs ausgegeben, um sich Blätter günstig zu stimmen oder wenigstens zum Schweigen zu bewegen; nun klagt ein Blatt das andere an, die Verlockung nicht widerstanden zu haben. Bei dieser Gelegenheit erführt man, daß Fräulein Blanc ihrem Ge mahl eine Million Rente und ein Zehntel der Einnahme der Spiel bank von Monaco zugebracht hat, daß der junge Bonaparte außer dem neun Millionen erhalten hat, über welche er frei verfügen kann. Die Heirath hat, wie es hier Hecht, die Aufmerksamkeit der europäischen Negierungen auf Monaco gelenkt, und es sollen gemeinschaftliche Schritte zur Unterdrückung der Spielhölle beabsicht sein. England. DaS englische Parlament wird am 6. Januar wieder zusammentreten und sich dann hauptsächlich mit der irischen Frage beschäftigen. Der von der Regierung beschlossene Gesetzent wurf wird einen ausgedehnten Vorschlag für die Einführung bäuer lichen Grundbesitzes, die Legalisirung und Ausdehnung des Ulster pachtrechtsystems der festen Pacht, die Einsetzung einer permanenten Commission für die Schätzung von Pachtzinsen und eine billigere Methode freien Verkaufs umfassen. Die leitende Idee der Regierungs« bill wird die Verwendung von Staatsgeldern für die Urbarmachung bracher Ländereien und die Gründung eines bäuerlichen Grund besitzes sein. Rußland. Wenn Rußland demnächst nicht in einen blutigen Krieg mit China geräth, so haben beide Reiche sich in erster Reihe dafür bei einer Dame zu bedanken. Die „westliche" Kaiserin von China, die, gleichzeitig mit der „östlichen", Vormundschaftsstelle bei dein noch unmündigen Thronfolger vertritt, hat nämlich, wie der „Kölnischen Ztg." geschrieben wird, den Kriegsgelüsten eines Theils des Kaiserlichen Kabinets auf folgende Weise ein Ende gemacht. Sie