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Wochenblatt kelegl»smm-Messe: Aoclielibla.'MlilsM. pennspeeeben x-»o. 18. » Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 Z., vierteljährlich ,.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen unter Nr. 8SV2 z.-zo. für Pulsnitz und Umgegend Amts-Blatt -es König!. Nmksgerickts un- -es Zta-tratkes xu pulsnits. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags ,0 Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum ;o H. Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. 2 Amtsblatt für den Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Hulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz Ak. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. Förster's Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2S5. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Ar. 109. Sonnabend, den 12. September 1903 55. Jahrgang. Ein wogend goldneS Drängen in den Fluren, All überall de« Himmels Gnadenspuren, Wohin der Blick auch immer freudig gleißt, Ein emsig Schaffen bei der Sense Klingen, Dazu ein munt'res Erntelieder-Singen, Das lobend Gott den Vater dankbar preist — So zog, vom warmen Sommerhauch umgeben, Vor kurzer Zeit durchs Feld ein frisches Leben. Kvntedcrnkfest. Es grüßte von den hochgelad'nen Garben Der Schnitterkranz in leuchtend bunten Farben; Schwer fuhr der Wagen dann der Scheuer zu — Hier noch ein letztes fleiß'ges Händeregen, Und bald lag wohlverwahrt der Gottessegen An sich'rer Statt geschützt in guter Ruh'. Dahin geschwunden sind des Landmanns Sorgen, Und glücklich ist die Ernte nun geborgen. — Nachdruck verboten. Schon kann in Wald und Feld, auf Flur und Auen Man rings ein Welken und ein Sterben schauen, Und über kahle Stoppeln bläst der Wind — Da rufen hell mit jubelndem Frohlocken, Zum Dankgebete laut die Kirchenglocken, Das alte Gotteshaus füllt sich geschwind; D'rin einen frisch sich mit der Orgel Klänge Der frommen Menge frohe Festgesänge. So regt lobpreisend jeder Mund sich heute, In jedem Auge strahlen Lust und Freude, Gleich Sonnenschein, zum Erntedankesfest. — „Bringt alle auf des Glaubens lichtem Pfade Dem Schöpfer Dank für seine große Gnade, Der auch in Not die Seinen nicht verläßt. Und wieder auf der Allmacht starken Schwingen Der Menschheit schwaches Werk ließ schön gelingen!' -tz „Lob, Preis und Dank darum dem Herrn der Erde, Der ewig kraftvoll drrch sein mächtig Werde . Den zarten Keim zur reifen Frucht entfacht — Der treulich lenkte uns'res Schiffleins Steuer, Sodaß uns nun aus dichtgefüllter Scheuer Ein reicher Erntesegen freundlich lacht! Gebt für die Huld nach alter Christenlehre -p Dem Gott im Himmel nur allein die Ehre!" Karl Emmrich. Auf Blatt 48 des hiesigen Handelsregisters, die Handelsgesellschaft in Firma C. G. GrvhmatM in Großröhrsdorf betr., ist heute eingetragen morden, daß dem Kaufmann August Bernhard Köhler in Großröhrsdorf Prokura erteilt ist. Pulsnitz, den II. September 1803. Königliches Amtsgericht. Wekanntnrachun g. Nachdem die Schloßstraße dem öffentlichen Verkehr wieder freigegeben worden ist, wird die Erlaubnis zur Durchfahrt durch den Schloßhof der hiesigen Ritterguts herrschaft und ebenso die Durchfahrt durch den Fabrikhof des Herrn Geheimen Kommerzienrat Hempel zwischen der Hempel- und Fabrikstraße hiermit aufgehoben. PulSnitz, den II. September 1903. Der Stadtrat. I. V. Rich. Borkhardt, Stadtrat. Montag, den 14. September, nachmittags 4 Nhr soll im Gasthaus zum Deutschen Haus in Bretnig, als Auklionsort, ein Pferd (Fuchswallach) und eiu Fleischerwageu mit Federn gegen Ba zahlung meistbietend versteigert werden. Pulsnitz, den 9. September 1903. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Ortskrankenkasse Pulsnitz. Touuabend, deu 19. September, abends l/r9 Uhr findet im Gesellschaftszimmer des Gasthofes zum HerrnhauS eine außerordentliche Generalversammlung statt und werden hierzu die Herren Vertreter mit der Bitte um recht zahlreiches und pünktliches Erscheinen hierdurch eingeladen. — Tagesordnung. — 1. Beschlußfassung über Statutenänderung auf Grund des Krankenversicherungsgesetzes vom 25. Mai 1903. 2. Mitteilungen. Pulsnitz, den 12. September 1903, Der Vorstand der Ortskrankenkasse. Reinhold Gude, Vorsitzender. Aeueste Greignisse. Der Rücktritt des Generals v. Wittich vom Kom mando des XI. Armeekorps soll bevorstehen; es wird bereits sein Nachfolger genannt. Die verhafteten serbischen Offiziere richten aus dem Gefängnisse einen Aufruf an ihre Kameraden, in welchem sie diese auffordern, dem Könige zu zeigen, daß sie sich mit den Königsmördern nicht solidarisch fühlen. Prinz Ludwig von Bayern, und Prinz Arnulf von Bayern, beide Generale der Infanterie, wurden zu Generalobersten der Infanterie mit dem Range eines Generalfeldmarschalls befördert. Die nächstjährigen Kaisermanöver sollen in der Bielefelder Gegend (Westfalen) stattfinden. Die Sozialdemokraten unter sich Bei der Kritik der Sozialdemokratie und ihrer Füh- rer durch die Gegner hat eS die sozialdemokratische Partei nie an Borwürfen fehlen lassen, daß diese Kritik einseitig, verkehrt und deshalb ungerecht sei. Nun heutzutage hat tS keine Gegenpartei mehr nötig, den Sozialdemokraten den Spiegel hinzuhalten, denn die Herren Genossen malen sich selbst in der frappantesten Weise an die Wände der Olffentltchkeit. So ließt man wörtlich in der „Leipziger Volkszeitung" über Bebel und seine Gegner unter den Sozialisten: „Gewiß, Herr Bebel ist kein Gott, er hat sich schon manchesmal verhauen und wird von die'em unveräußer lichem Menschenrechte möglicherweise auch künftig Gebrauch machen, aber eine vterzicjährige Parteiarbeit, namentlich wie sie Bebel vollbracht hat, ist am Ende doch kein Pap penstiel, und wenn Bebel eS für nötig hält, im Interesse der Partei sich öffentlich zu äußern, so sollte ihm jedes Parteiblatt, daS er darum angeht, auch seine Spalten öff nen. Wenigstens werden wir stets so verfahren, auch auf die Gefahr hin, daß Genosse Gerisch unS nicht mehr für Männer, sondern Eunuchen hält." Aber die persönlichen gehässigen Angriffe der Sozialdemokraten gehen noch viel weiter und liefern den für die Beurteilung der Sozialde mokratie charakteristischen Beweis, daß die Führer der Sozialdemokratie sich gegenseitig nicht trauen und sich für Ränkeschmiede und Komödianten halten. So äußert sich Bebel aufs Verächtlichste über Vollmar und bezweifelt dessen politische Intelligenz und Ehrenhaftigkeit; wie aber Vollmar über Bebel denkt, das hat er zuletzt in München in einer höhnischen Rede bekundet. Den „Genossen" Kolb, Redakteur des Karlsruher „BolksfreundeS", bezichtigte Be bel der Gehässigkeit und der Fälschung in der Berichter- staituna; Kolb machte dagegen Bebel den Vorwurf, er stelle sich im Presseklub zur Schau, während die kleinen Genossen die mühsame Parteiarbeit verrichten. Auer, der alte Kampfgenosse erfährt von Bebel die Beschuldigung, aus persönlichen Gründen die Aufnahme der Bebelschen Erklärung im „Vorwärts" mit verhindert zu haben, und noch ehrenwürdiger ist die von Bebel und Stadthagen ge meinsam gegen Heine und auch gegen die Redaktion deS „Vorwärts" geschleuderte Anklage, sie hätten aus Grün den persönlicher Zuneigung im Widerspruch mit dem Par- teiinteresse dem Herrn v. Gerlach zum Äiege im Wahl kreise Marburg verhalfen. De: ganzen Gruppe der so genannten Revisionisten, den Auer, Heine und Konsorten wirft Bebel «etter vor, sie schüttelten jetzt feige und hinter listig den „Genossen" Bernstein mit seiner „qualifizierten Dummheit" von sich ab, obwohl sie in der Bizepräsiden- tenfrage sachlich mit ihm übereinstimmten und sich nur dadurch von ihm unterschieden, daß sie in den nicht öffent lichen FraktionSberatunaen beantragen und durchdrücken wollten, waS Bernstein öffentlich in der Partei angeregt hat. Wir wollen es nun ganz dahingestellt fein lassen, waS in diesem Kampfe unter den Genossen Wahrheit und was Uebertreibung und Verleumdung ist, aber eine große Lehre geht auS diesem wüsten Zanke der Sozialdemokraten unter sich doch für den Politiker der Gegenwart hervor, nämlich die, daß das bei den Sozialdemokraten zur ande ren Natur gewordene Hetzen und Herunterreißen keinen