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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prsönuwvranäo. Inserate werden bis spätesten- Mittags deS vorhergehende« TageS deS Erscheinens erbeten und die EorpuSspaltenzeile mit w Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Ämeiger für Zwönitz und Umgegend Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 12«. Sonnabend, den 9. October L88V. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Der zweite diesjährige Viehmarkt wird Dienstag, de» 12. October o., abgehalten. Stüttegeld wird nicht erhoben. Zwönitz, am 29. September 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Bekanntmachung^ Auf hiesigem Gottesacker befindet sich neben dem Erbbegräbnisse des Herrn Ehregott Sieber ein Grabdenkmal, welches die ver- wittwete, i. I. 1851 kinderlos verstorbene Frau Marie Sophie Hofmann ihren beiden Ehemännern, den i. I. 1822 verstorbenen Ehr. Friedr. Höfer in Kühnhaide und den i. I. 1830 hier verstorbenen Lohgerbermstr. Joh. Sam. Hofmann errichtet hat. Sollte nicht Jemand einen begründeten Anspruch auf das Eigenthumsrecht dieses Denkmals bis zum 20. d. M. machen können, und zwar schriftlich, so verfällt es der Kirche und wird verkauft. Zwönitz, den 28. September 1880. Der Kirchenvorstand allda Neidhardt, Pf. Bekanntmachung. Eltern, Erzieher und Lehrmeister werden hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß sie, wenn sie ihre schulpflichtigen Kinder oder die Fortbildungsschule besuchenden Lehrlinge wegen etwaiger Krankheit oder sonst nothwendig gewordener Versäumnisse bei den Lehrern nicht entschuldigen oder durch sichere Personen entschuldigen lassen, zur Bestrafung angezeigt werden, da solches von der höheren Schulbehörde streng anbefohten ist. Leider wird die nöthige Entschuldigung vielfach unterlassen, und haben demnach die Säumigen die Folgen sich selbst zuzuschreiben. Zwönitz, den 5. October 1880. Der Schulvorstand allda. Neidhardt, Pf. Tagesgeschichte. Deutschland. Obschon am politischen Welthimmel allerlei dunkele Punkte unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, so scheint die allgemeine Lage doch keine geradezu besorgnißerregende zu sein, denn der Umstand, daß der Fürst Bismarck sich überwiegend in Friedrichsruhe der Sorge um die Hebung der wirthschaftlichen Lage im deutschen Vaterlande hingiebt, wird allgemein als ein Zeichen aufgefaht, daß unser Reichskanzler die allgemeine Weltlage nicht für bedrohlich hält. Freilich fall schon in der nächsten Zeit die Rückkehr des Reichskanzlers nach Berlin bevorstehen; aber auch, wenn diese Nachricht sich bestätigt, wird man in dieser beschleunigten Rückkehr kaum einen Grund zur Beunruhigung erblicken können, da dieselbe hinlänglich durch die Vorbereitungsarbeiten für die demnächst be ginnende Session des Landtages gerechtfertigt erscheint. — Neben dieser und anderen wichtigen Fragen, wird der Reichstag sich in der nächsten Session mit einem von dem preußischen General-Auditeur Oehlschläger ausgearbeiteten Entwurf einer Militär-Strafprozeß-Ord nung für das gesammte deutsche Heer zu beschäftigen haben. — Be treffs der Einführung der „Unterscheidungs-Taxe" bei der Verzollung eingeführter außereuropäischer Waaren in den Seeplätzen des deut schen Reiches, befinden sich bereits mehrere Hamburger Senatoren auf der Reise nach den niederländischen und englischen Häfen, um die Zolleinrichtungen derselben zu studiren. — Dem preußischen Land tag werden diesmal zahlreiche Beschwerden von ehemaligen Unterbe amten von Privatbahnen, welche in den Staatsbahndienst über nommen worden sind, betreffs der Heranziehung zu den Steuern vorgelegt werden. Oesterreich. Wien, 7. October. Dem „Wiener Tagebl." zufolge bestände der neue Vorschlag darin, daß die europäische Flotte im Archipel erscheine und eine der türkischen Inseln nehme, um die Pforte zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen zu zwingen. Londoner Meldungen der „Neuen freien Presse" zufolge würde es sich um einen Cordon zur See zwischen der Europäischen und der Asiatischen Küste der Türkei handeln. — Der Kampf, welcher zwischen der Regierung und der Ver fassungspartei in Oesterreich ausgebrochen ist, dürfte sich demnächst aus den einzelnen Kronländern nach der Hauptstadt verpflanzen. Den Parteitagen der Provinzen wird in Kurzem ein allgemeiner deutsch-österreichischer Partei-Kongreß in Wien folgen, zu welchem der dortige Gemeinderath bereits die Einladungen erlassen haben soll, obschon die Regierung unverblümt sich dahin geäußert hat, daß sie einen solchen Schritt als „Herausforderung" ansehen und ihm energisch entgegentreten werde. Man kann gespannt sein, wie dieser Conflict zum Austrag kommen wird. — Der Beschluß des Pester Magistrats, das deutsche Theater in der Folge nicht mehr zu dulden, ist vom ungarischen Ministerpräsidenten Tisza gutgeheißen worden, was nicht nur bei den Deutschen, sondern auch bei den übrigen fremden Nationalitäten Ungarns den peinlichsten Eindruck hervorge rufen hat. Italien. Zur vollkommenen Glückseligkeit Italiens scheint nicht mehr zu fehlen, als eine neue Garibaldifrage. Dieser fromme Wunsch soll nun auch erfüllt werden. Der Held zweier Welten ist in Genua gelandet, nur weiß man noch nicht mit Bestimmtheit, ob er kommt, um seinen Schwiegersohn Canzio, der wegen eines „Straßen skandals" sich in Haft befindet, im Kerker zu umarmen, oder um eine regelrechte Agitation gegen das Ministerium und nebenbei auch gegen die Monarchie zu organisiren, jedenfalls will er aber seinen Schwiegersohn befreien. Bereits hat er nebst seinem Sohne Menotti in Folge dieser Verhaftung sein Wahlmandat niedergelegt. Genua befindet sich in größter Aufregung, der Cerker Canzios ist mit starken Wachen besetzt worden, außerdem hat die Regierung Truppen zur Verstärkung nach Genua gezogen, um die arg gefährdete Ordnung aufrecht zu erhalten. — Man hat die Absicht, die gegen Garibaldi bisher geübte langmüthige Nachsicht fortan nicht mehr walten zu lassen. Wie die ganze Welt, ist endlich auch Italien dieses ewigen Garibaldischwindels müde und nicht geneigt, die unzähligen Schwierig keiten der innern und äußern Lage durch Agitation dieser Art ver mehren und vergrößern zu lasten. Wenn das Ministerium verständig und energisch gegen den alten Mann austritt, ist es der unbedingten Zustimmung des ganzen Landes gewiß. Türkei. Nach den neuesten Nachrichten ist die Stimmung in Constantinopel sehr getheilt. 300 Ulemas sollen den Sultan in einer Eingabe dringend ersucht haben, den Forderungen der Mächte nicht zu weichen. Der gleichen Anschauung huldigt die überwiegende Mehrzahl der Cabinetsmitglieder, welche den Sultan immer und immer wieder darauf Hinweisen, daß eine wirkliche europäische Einigkeit