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Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebes der Z^ung oder der BrfördrprngSeinrichtungen, hat der Bezieher keinen Ans- uch *m Lieserung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück- «hlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.88 RM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.88 RM; durch die Post monatlich 2.60 RM sritbütbend Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mofse'S Zeilenmefser 14) 1 ww Höhe 10 in der Amtshauptmannschast Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 A-/. Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis i/-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Pulsnitzer Tageblatt FeAprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 14S Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der GemeinderLte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer AmtSgenchtsbezirkS; Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswald«, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdors, Thiemendorf» Mittelbach, Großnaundorf, Achtenberg, Klein-DittmannSdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von S. L. F ö rster» Er b en (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 120 Montag, den 27. Mai 1S2S 81. Jahrgang M WIMkUioMA WWM!ciW Eine Fülle von Anträgen Serlliche und sWsche Angelegeuhtiten — (Die Badezeit ist da) „Wieviel Grad hat das Wasser?" Diese Frage ist zur Zeit, wie das schöne Wort heißt, „hochaktuell". Mehrere Tage lang hat die Sonne so recht warm und freundlich geschienen, und schon rühren sich die Badelustigen. Freilich waren es zunächst nur erst die ganz Unentwegten, die sich tatsächlich schon in die immerhin noch recht maikühlen Fluten stürzten, und die Mehrzahl begnügte sich vorläufig noch damit, Zuschauer zu bleiben, höchstens ein nettes kleines Sonnenbad zu riskieren und im übrigen mit sehnsüchtig fragendem Blick die Queck silbersäule - des Thermometers zu kontrollieren. Aber nun gibt's kein Halten mehr. Nun kommen die schönen Zeiten, wo man sich wieder im nassen Element tummeln kann. Wieder wird das Jubeln und Plätschern weithin erklingen und manchem Zuhörer und Zuschauer, der sich bisher noch nicht so recht damit befreunden konnte, Lust machen, es auch einmal mit dem Baden zu versuchen. Wie der werden die Schwimmlehrlinge wie Fischlein an der Angel zappeln. Und die schönen Liegestunden in der Sonne am Ufer, und der herrliche Appeut, den es nach dem Bade gibt. Ja, es ist eine angenehme Zeit, der wir jetztZentgegengehen, und wir wollen nur hoffen, daß uns Petrus recht viele Sonnen- und damit Badetage beschert! — (Was baden wir morgen für Wetter?) Einige Anhaltspunkte, die sich die Jäger auf Grund ihrer reichen Erfahrung zusammengestellt haben, werden in der Jagdzeitschrift St. Hubertus angeführt. Darnach sind An zeichen für gutes Wetter: Schönes gelbes Abendrot, ferne scheinende Berge. Nach Sonnenuntergang noch hell leuch tende Brrgfpitzrn. Am Abend Heller wolkenfreier Horizont im Westen. Bei schönem Wetter in der Ferne trübe und dämmrige Luft. Zur Erde fallender Nebel. Senkrecht zum Himmel steigender Rauch usw — Anzeichen für schlechtes Wetter aber sind: Blutiges Abendrot. Sehr klar und sehr nahe scheinende Berge. Eine Wolkenwand am westlichen Horizont am Abend. Sehr klare Luft am Horizont. Weit hörbare Lokomoüvpfiffe, Glockentöne usw. In die Höhe gehender Nebel, langgezogene Nebelstreifen. Zu Boden fallender Rauch. Viele sichtbare glitzernde Sterne. Bleicher oder blutigroter Sonnenaufgang. Am Morgen fehlender Tau. Häufiges Plätschern der Enten und das Schreien und Schnat tern. Ueber Wasser springende Fische und dergleichen. — (Wünsche wegen der Nachsendung von Post und Zeitungen) werden in der Reisezeit häufig den Briefträgern mündlich mitgeteilt. Das ist nicht empfehlens wert, weil der Briefzusteller unmöglich allen anderen Boten (Geldbriesträger, Paketzusteller, Telegramm- und Eilboten), die bei der Zustellung Mitwirken, von dem Nachsendungs antrag rechtzeitig Kenntnis geben kann. Alle Aenderungen, die die Zustellung der Postsachen betreffen, sind daher zweck mäßig dem Postamt am Sitz des Wohnorts, in dessen Zu stellbezirk der Empfänger wohnt, wenn irgend möglich unter Angabe der Wohnung im Kurort usw. schriftlich mitzu teilen. Dabei empfiehl es sich im eigenen Interesse, die amt lichen Formblätter zu benutzen, die an den Schalterstellen und bei den Briefzustellern unentgeltlich zu haben sind. Auch die im Postwege bezogenen Zeitungen werden auf Wunsch nach dem neuen Aufenthaltsort des Beziehers überwiesen. Die Weiter- oder Rücküberweisung erfolgt ebenfalls nur auf besonderen Wunsch. Der Bezieher muß also der Postanstalt des Ortes, an dem er sich vorübergehend aufhält, mindestens zwei Tage vor dem beabsichtigten Ortswechsel den Zeitpunkt der Weiter-oder Rücküberweisung mitteilen, andernfalls sind Verzögerungen in der Zustellung nicht zu vermeiden. Niedersteina. (In 30 Jahren zwölfmal ein g es chl a g en!) Bei dem am Sonnabend nachmittag in der dritten Stunde über unserem Ort ziehenden Gewitter traf ein Blitzstrahl das Hgusgrundstück des Herrn Erich Gneuß (Ortsteil Himmelreich), zersplitterte einen Dachsparren warf eine große Anzahl Ziegel herunter und hob mehrere Dachlatten locker, ohne weiteren Schaden anzurichten. Es ist eigentümlich, Zdaß in diesem kleinen Ortsteil in reichlich 30 Jahren der Blitz gegen zwölfmal in Häuser geschlagen hat. Kamenz, 27. Mal. (Wiederfehensseier der ehe - maligen 178er.) Einen glanzvollen Verlaus nahm die am Sonnabend und Sonntag in Kamenz stattgefundene Wiedersehens- frier der Angehörigen des ehemaligen Kgl. sächsischen Infanterie- Magdeburg. Zu den einzelnen Beratungsgegenständen des Parteitages lagen aus allen Teilen des Reiches zahlreiche Anträge, insgesamt rund 175, vor. Die schärfsten Formu lierungen werden von den sächsischen Organisationen vorgeschlagen. In ihren Anträgen wird festgestellt, daß in der kapitalistischen Epoche jederKriegstetsdenCha- rakter des herrschenden Imperialismus trage, daß die Sozialdemokratie daher alle Mittel zur Füh rung eines solchen Krieges und im kapitalistischen Staat die Mittel für die Wehrmacht überhaupt ablehne. Lan desverteidigung sei für das Proletariat Kampf um die Be freiung des Landes von der Herrschaft der Bour geoisie. In einigen anderen Anträgen wird grund- sätzlichdieAblehnungjedesWehrprogramms der Partei ausgesprochen und verlangt, daß bei Ausbruch eines Krieges die Parteileitung einen Aufruf zu erlassen habe, der jede Kriegsdienstleistung so wie jede Arbeit an Kriegsmaterial verbietet. Auch zu der Frage der Beteiligung der Sozialdemo kratie an der Reichsregierung überhaupt liegen ver schiedene Anträge vor. Der Bericht des Parteivorstandes für das Jahr 1928 weist zu dieser Frage darauf hin, daß die Partei noch zu schwach sei, um allein die Regierung zu übernehmen, aber auch zu stark, als daß sie sich dauernd ab seits stellen und den bürgerlichen Parteien allein den Hebel der Staatsmaschinerie ausliefern könnte. Sie könne das im Augenblick um so weniger, als im Jahre 1929 zum ersten Male die normalen Zahlungen für die Repa rationen zu erfolgen hätten. Eine Rede Wels Der Parteivorfitzende Wels wies la einer längeren Er- öffnungsonsprache darauf hin. daß sich dieser Parteitag ni et unwesentlich von den Kieler Parteitag unterscheide. Aus der stärksten Oppositionspartei sei die Sozialdemokratie durch den Willen von mehr als Vs des Volkes zur Aegierungspartei ge worden. Ihr Kampf gelte unverändert dem Sozialismus. Selbstverständlich feien in der Regierung die Mittel zum Kample andere als in der Opposition. Das treffe aber nicht nur die sozialdemokratische Partei, sondern es habe den Vorteil, daß andere große Parteien mit der Sozialdemokratie zusammen die Last der Verantwortung trügen und ebenfalls in der Agitation beengt seien. Im Vordergrund stehe heute die Frage, was getan werden müsse, und nicht was die Partei vorziehe. Man täusche sich nicht: Auch jene bürgerlichen Parteien, mit denen die Sozialdemokratie im Koalitionsverhältnis stehe, hätten kein Interests an politischen und wirtschaftlichen Erfolgen der So zialdemokratie. Auch in der Koalition fühle sich seine Partei in einem schweren Abwehrkamps vor allem gegen den Ansturm der gegen die Sozialpolitik geführt werde. Unter lebhaftem Beifall erklärte Wels, es sei von Anfang an jeder Zweifel daran ausgeräumt, daß die deutsche Arbeiterschaft, die Gewerk schaften und die Partei an der Arbeitslosenversicherung nicht rütteln losten würden. Für die Sozialdemokratie sei die Ko alition «ine neue Form des Kampfes um die Demokratie. Wenn es dem Feinde der Republik gelänge, so erklärte Wels weiter, der Demokratie so schwelen Schaden zuzusügen, baß , kein anderer Ausweg als di« Diktatur bleibe, so würden So- f zialdemokratie undGewerkschasten imDerantwortungsbewußtsetn bandeln und fis auch zu handhaben wissen. Das Recht der Diktatur lalle der Sozialdemokratie zu und niemand anderem. Seine Partei sei auch nicht dasür, daß ein Tei! der demokra tischen Preste im politischen Teil zuweilen mit den intellektuellen Linksradikalen liebäugele und im Handelsteil den veralteten Wirtschastslehren des 19. Jahrhunderts huldige. Die Kom munisten seien von inneren Zerwürfnisten zerfressen. Selbst bewußtsein sei ein Kennzeichen, daß die sozialdemokratische Partei oon den Kommunisten unterscheide. Die sozialdemo kratische Partei lehne jede Schuld an den Blutopsern der ersten Maitage ab. Sie habe ein Blutbad nicht gewollt. Die Mal aktion der Kommunisten sei wirkungslos verpufft. Die neue Parole, am 1. August die proletarische Revolution auf einen Antikriegstag weiter zu treiben, bedeute offene Aufforderung zum neuen Putsch. Der Kamps um die Befreiung der Arbeiter schaft wüste mit geistigen Waffen weiter geführt werden. Zu Vorsitzenden des Parteitages wurden die Abgeord neten Wels und Wittmack gewählt. Reichskanzler Müller hielt eine kurze Ansprache. Er wies darauf hin, daß man die Sozialdemokratie täglich man gelnden Nationalgeskhls verdächtige. Er erklärte, man dürfe nicht vergessen, daß es der Arbeiterklaffe in erster Linie ,u danken fei, daß das Reich nicht einen Zusammenbruch erlebt habe. Allerdings habe sich die Partei noch lange nicht soweit durchsetzen können, daß man sagen könne, der Prioilegienstaat sei ganz abgebaut. Eine wahre Volksgemeinschaft werde erst möglich fein in einer klassenlosen Gesellschaft, nach einem Siege des Sozialismus. Der Reichskanzler setzte sich dann mit der > Behauptung auseinander, daß der Tag nicht mehr fern sei, an dem die Sozialdemokratie abgewirtschaftet haben würde. Er erklärte, was Bismarck mit dem Sozialistengesetz und was der Obrigkeitss'oat nicht fertig gebracht hätten, würden auch die Rechts Politiker nicht fertig bringen, die doch schließlich nur Westentaschenausgabrn oon Bismarck seien. Der Kanzler schloß mu dem Ausruf, das durch die Reichs- und die Weimarer Versüssung Gewonnene zu erhalten und bis zum Siege de» So zialismus weiter zu Kämpfen. Ministel Präsident Brau« erklärte, er sei wohl der erste preußiscbr Ministerpräsident, der aus einem Sozialdemokra tischen Parteitag das Wort nehme. Das zeige, daß doch eini ges anders geworden sei in Preußen-Deutschland. Der Mini sterpräsident betonte die Notwendigkeit, daß die Partei nach Maßgabe ihrer Stä ke alle Machtpositionen des öffentlichen Lebens sür sich in Anspruch nedme, um dort dem Grundsatz der Verfassung gemäß auch die Macht des Bölkes im Sinne des Sozialismus zum Ausdruck zu bringen. Erhöhung der Löhne sür die Reichsbahnarbeiier. Sine Tariferhöhung die Folge? Berlin. Da im Lohttstreit bei der Deutschen Reichsbahn gesellschaft eine Einigung der Parteien nicht zu erzielen war, wurde eine Schlichterkammer gebildet. Diese fällte einen Schiedsspruch, der eine Erhöhung der Grundlöhne im Lohn- gebiet l um 4, in den Lohngebieten H und lll um 3 Pfennige je Sttrnde vorsieht. Diese Regelung soll erstmalig kündbar sein zum 31. März 1931. Die Reichsbahn hat durch die Lohnerhöhung eine Mehr belastung von 43,2 Millionen Mark zu tragen, die noch da durch erhöht wird, daß auch alle Akkordarbeiter der Reichs bahn an der Lohnerhöhung teilnehmen werden. Es ist aber damit zu rechnen, daß die Reichsbahn den Schiedsspruch ab lehnt. Sie wird als Begründung anführen, daß ihr keinerlei Mittel zur Deckung der 43 Millionen Mark zur Verfügung stehen, wenn sie nicht das Sachausgaben programm abermals herabschrauben will. Das lehnt die Reichsbahn mit Rücksicht auf die Betriebssicherheit ab. Die Reichsbahn könnte also nur das Reichsbahngericht, das beim Reichsgericht in Leipzig gebildet wird, in letzter Entscheidung anrufen, wenn etwa der Schiedsspruch für verbindlich erklärt werden sollte. Praktisch wäre eine Deckung der 43 Millionen Mark bei der augenblicklichen Lage der Reichsbahn nur durch eine Tariferhöhung zu erreichen, die als letzte Konsequenz- aus dem Schiedsspruch droht. Wichtige Beschlüsse desReichskabinettS Keine Einiguug über die Reform der Arbeitslosen- Versicherung. Berlin. Das Reichskabinett beschloß die Verlänge rung des Gesetzes zum Schutze der Republik auf die Dauer von drei Jahren. Die entsprechende Vorlage wird dem Reichsrat sofort zugehen. Ferner wurde be schlossen, den Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des Dereinsgesetzes, der den vorigen Reichstag bereits beschäftigt hatte, aber nicht verabschiedet worden war, unverändert wieder einzubringen. Des weiteren stand der Entwurf eines Gesetzes über Aenderungen in derArbeits- losenversicherung auf der Tagesordnung. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Meldungen, die von einer Beitrags erhöhung sprechen, sind daher unrichtig. Ferner wurde die Frage eines Ministerversorgungsgesetzes ein gehend erörtert. Das Kabinett hat über die Arbeitslosenver sicherung schon mehrfach beraten, ohne daß es zu einer Entscheidung gekommen wäre. Die Sozialdemokraten fordern Erhöhung der Beiträge von 3 auf 4 Prozent. Volkspartei und Demokraten verlangen, daß man zunächst an die Reform des Gesetzes herantritt. In beiden Parteien ist die Auffassung vorherrschend, daß man mit ent sprechenden Reformen das Erwerbslosengesetz so ausgestalten kann, daß man an die für die Wirtschaft untragbaren Er höhungen der Beiträge nicht zu denken braucht. Vielleicht wird das Zentrum vermittelnd eingreifen und einen Ausgleich auf der Basis vorschlagen, daß man Reformen mit einer geringeren Erhöhung der Beitragssätze, wie sie der Reichsarbeitsminister WisseIl vorgeschlagen hat, verbindet. Koch immer keine Antwort auf Schachts Forderungen. Paris. In der Sonntagssitzung der Vertreter der SMnbigermächte berichtete der amerikanische Hauptdele- sierte Owen Poung über feine Unterredung mit Reichs- »aukpräsident vr. Schacht. Die Gläubigervertreter werden