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ämtr- unü Anzeigeblatt Wr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock Nnö -essen Umgebung sür Eibenstock, Larlsfeld, hun-shübel, Neuheide, GbersMtzengrün, Schönheide. Schönheiderhammer.Sosa,Unterstützengrün,WUdenthalusw. Kmtrblatt. §«rnsprecher Nr 210. Drucker und Verleger. Emil Hannebohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. --vrü n ..... LS. Iah,ga«g. «s-s vi —— r — L44. Dienstag, den 25. Jimi LALL. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die «einspaltige Seife 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Tagesgeschichte. Deutschland — Die Mz,ssi'o^brS Fresh errn von Hert ling in Dresden und Stuttgart. In Dresden verkantet, dem „Franks. General-Anzeiger" zufolge, aus angeblich glaubhafter Quelle, daß als Resultat des Mi nisterbesuches Hertlings in Dresden und Stuttgart die Absicht der drei Königreiche zum Ausdruck gelangt ist, in Zukunft den Angriffen des Reiches aus bundes staatliche Sonderrechte gemeinsam stärker als bisher entgegen zu treten. — Ob etwas Wahres an der Mel dung ist, bleibt abzuwarten. — Ein russischer Offizier in Berlin als Spion verhaftet. Am Sonnabend wurden im We sten Berlins von der politischen Polizei der etwa 40 Jahre alte aktive russische Hauptmann Michael Koste- vitsch aus Petersburg und seine Gattin festgenommen und nach dem Untersuchungsgefängnis in Moabit ge bracht. Frau Kostevitsch wurde nach mehreren Stun den wieder freigelassen, der Hauptmann dagegen in Haft behalten und zwar unter dem dringenden Ver dachte der Spionage. Wie es heißt, hängt der Spio nagefall mit dem Diebstahl im Artilleriede pot von Spandau zusammen. In diese Ange legenheit sind noch zahlreiche andere Spione verwickelt, von denen einige bereits hinter Schloß nnd Riegel sit zen, andere konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. — Die Entschädigung für die Deutschen- morde in Mexiko. Aus Mexiko der „Köln. Ztg." zugehende Meldungen versichern auf Grund von Mit teilungen, die der Gewährsmann des Blattes, der mexi kanische Vertreter der Deutzer Gasmotorenfabrik, von der zwei Angestellte ermordet wurden, direkt vom deut schen Gesandten erhalten hat, daß die mexikanische Re gierung 400000 Mark als Entschädigung für die Hin terbliebenen der vier in Kowadonga ermordeten Deut schen abgesandt habe, das sei der erste und bis jetzt ein zige Fall, daß einer der vielen Entschädigungsansprüche an die mexikanische Regierung nicht nur anerkannt, son dern auch bar ausgezahlt wurde. Es wird mit aller Bestimmtheit erwartet, daß demnächst mehrere Täter hingerichtet werden und dadurch Deutschland die ver langte Sühne erhält. Der Erfolg des deutschen Gesand ten erfüllt alle Deutschen Mexikos mit aufrichtiger Ge nugtuung. Nach privaten Meldungen wurden an die Hinterbliebenen eines Kölners, der in Mexiko ermor det wurde, für jedes Kind 15000 Mark und für die Witwe 10 MO Mark ausgezahlt. Mit Verlust des Wahlrechts bestraft. Die Sozialdemokratie zetert ost genug darüber, daß das Wahlrecht in einzelnen Bundesstaaten nach gewissen Steuerleistungen abgestuft ist. Sie bezeichnet es als Privileg des Geldsacks, daß jemand deswegen die staats bürgerlichen Rechte verlieren soll, weil er Armenun terstützung aus öffentlichen Mitteln empfängt oder weil er seine Steuern nicht bezahlt hat. In ihren eigenen Organisationen ist die sozialocmvkratische Partei we niger skrupulös. Sie entzieht demjenigen, der nicht pünktlich zahlt, ohne weiteres das Wahlrecht. Den Be weis liefert folgenoe Bekanntmachung im Anzeigenteil des Vorwärts (Nr. 136 v. 14. 6. 12): Sechster Wahl kreis. Am Sonntag, oen 16. Juni, findet die Wahl des dritten Angestellten in folgenden Lokalen statt usw. (folgt Bekanntgebung der Lokale ). Zum Schluß heißt es: „Mitglieder, welche länger als drei Monate mit ihren Beiträgen im Rückstände sind, können nicht wählen- Der Vorstand." Ein niedliches Beispiel von der Ver schiedenartigkeit sozialdemokratischer Theorie und Praxis. Oesterreich-Ungarn. — K ov Lcs' A usl ief e r u ng. Der Jmmunitäts- ausschuß des ungar. Abgeordnetenhauses hatte beschlossen, dem Ersuchen der Gerichtsbehörden wegen Auslieferung des Abgeordneten Kovacs behufs strafrechtlicher Ver folgung, weil er den Präsidenten Grafen Tisza zu er morden versucht hatte, stattzugeben und ihm der Staats anwaltschaft unter Aufhebung der Abgeordnetenquali tät auszuliefern. — Eine Ansprache des Zaren. In einer Ansprache beim Empfang der Dumaabgeordneten, der am Freitag in Zarskoje Selo stattfand, führte ver Kai ser aus: Im Zerlaufe von fünf Jahren verfolgte ich aufmerksam den Arbeitsgang der Reichsdnma. Ich will nicht vor Ihnen verbergen, daß einige Fragen nicht die Richtung erhielten, die mir wünschenswert war. Ich finde, die Debatten haben nicht immer einen ruhigem Charakter getragen, während die Arbeit doch hauptsäch lich Ruhe erfordert, andererseits bin ich froh, bestätigen zu können, daß Sie viel Mühe und Fleiß auf die Lösung der in meinen Augen hauptsächlich erscheinenden Fra gen verwendet und zwar auf die Frage oer Organisa tion des Agrarwesens, Versicherung und Versorgung der Arbeiterfamilien, der Volksbildung, sowie anderen die Landesverteidigung berührenden Fragen. Ich fin de es für wünschenswert, in erster Linie die Aufmerk samkeit auf das mir von meinem heißgeliebten Vater hinterlassene Erbe, oie Kirchen und Gemeindeschulen, zu richten. Ich wünsche, daß Ihr glücklich heimkehret. Auf Wiedersehen! - Ein kaiserlicher Ukas vertagt dann die Arbeiten der Reichsduma bis znm Erlaß eines neuem Ukases über die Neuwahlen zur Reichsduma. Frankreich. — Frankreich m a ch t Z u g e st ä „ d n is s e. Wie dem „Tenips" aus Madrid gemeldet wird, soll Frank reich geneigt sein, um seinen bis an die äußerste Gren ze gehenden guten Willen zu zeigen und einen endgül tigen Ausgleich zu ermöglichen, in den meisten Punk ten auf die spanischen Anschauungen einzugehen. Un ter diesen Umständen würde eine Verständigung von neuem möglich werde». Immerhin könne die Erledig ung der Eisenbahnfrage einem späteren Zeitpunkte Vor behalten werden. Amerika. — Tait Präsidentschaftskandidat. Prä sident Taft wurde im ersten Wahlgang vom republika nischen Nationalkonvent zum Präsidentschaftskandida ten nominiert. — Roosevelts Abkehr. Nachdem Roosevelt die einleitenden Schritte zur Organisierung einer neu en Partei getan hatte, löste er die Beziehungen zum republikanischen Nationalkonvent formell auf. OeMche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 24. Juni. Das König!. Ministerium des Innern hat 4 Arbeitern der Firma Ernst Friedrich Dörffel hier, die nach vollendetem 18. Lebensjahre länger als 30 Jahre bei der genannten Firma beschäftigt gewesen sind, das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. Es handelt sich um die Herren Bretschneider Hermann Ernst Heymann, Zimmermann Friedrich Aug. Si-egel, Feuermann Friedrich August Stemmler und Geschirrführer Christian Gottlieb Weigel. Die feierliche Ueberreichung der Auszeichnungen erfolgte vorigen Sonn abend Abend im oberen Saale des Rathaushotels in Ge genwart des Arbeitgebers, Herrn Stadtrat Kommerzienrat Eugen Dörffel nebst Familie und der gesamten Beamten- und Arbeiterschaft durch Herrn Bürgermeister Hesse. Herr Bürgermeister Hesse erwähnte in seiner Ansprache, daß auch ein fünfter Bediensteter der Firma dieses Ehrenzeichen sich verdient habe, nämlich Herr Platzmeister Louis Alban Men nig, der es aber deshalb erst später erhalten könne, weil die Zchährige Arbeitszeit erst vom 18. Lebensjahre an gerechnet werde, während Herr Mennig bereit vom 14. Lebensjahre an bei der Firma beschäftigt sei. Er könne also den heutigen Ehrentag auch als den seinigen betrachten. Im übrigen wies der Herr Bürgermeister darauf hin, daß zwei Kriegsteilneh mer unter den ausgezeichneten seien, deren Erinnerung an die 1870,1871er Opfer für das Vaterland vielleicht mit dazu beigetragen hätten, die Arbeiterschaft stets auch in voller Treue zu König und Vaterland zu erhalten. Selbstver ständlich könnte nur der Arbeiter, der auch diese Treue gezeugt hätte, ein Ehrenzeichen seines Königs tragen. Weiter betonte Herr Bürgermeister Hess'-'' daß dieser Ehrentag zugleich die Firma und deren Inhaber ehre, die es verstanden hätten, ihre Arbei ter in solcher Treue zu erhalten, sodaß der seltene Fall der Auszeichnung von 4 bez. 5 Arbeitern vorliege. Herr Kommerzienrat Dörffel überreichte danach mit einer die Bedeutung der Ehrung würoigenden An sprache den fünf Vorgenannten Arbeitern je ei» Spar kassenbuch mit namhafter Einlage, worauf sich ein vom Herrn Kommerzienrat Dörffel gegebenes Essen anschloß, das die Beteiligten bis Mitternacht »usammenhielt. — Wie aus obigem herhorgeht, befindet sich auch der Vete ran W unter oen Dekorierten und Beschenkten, dem die Spende und Versorgung schon seit längerer Zeit zuge- saqt war. Dies sei hier angeführt mit dem Bemerken, daß der Verfasser des diesen Veteranen betreffenden Eingesandt wohl zu schwarz gesehen hat. — Eibenstock, 24. Juni. Sonnenglanz umtränz- te unseren Ort, als am Sonnabend gegen 7 Nhr abends die aktiven Sänger des Jubelvereins „Lieder kranz" zum Friedhof gingen, um hier dem im Jahrs 1899 verstorbenen früheren Liedermeister Kantor Meiß ner eine Ehrung zuteil werden zu lassen. Eins große Anzahl Zuhörer, die das Johannissest zur Schmückung der Gräber gerufen, konnten hier die ergreifende Macht des Liedes aufs Neue fühlen, zumal während des Ge sanges „Auferstehen, ja Auferstehen wirst du mein Staub" die Kirchenglocken einfielen, nm den kommen den Sonntag einzuläuten. Nach dieser kürzen Feierlich keit galt es, die letzten Handschläge für den um halb 9 Uhr beginnenden öffentlichen Kommers zu tun und bald saß man denn im festlich geschmückten Feldschlöß- chensaale, um die aufgespeicherten Feiertagsgelüste sich ausleben zu lassen. Der Eibenstocker Sängerbund lei tete den Abend mit dem Abt'schen „Weihgesang" ein und nach einem Tenorsolo und dem von Herrn Lehrer Feig versaßten Sängerspruch erhob sich Herr Bürger meister Hesse zur Begrüßungsansprache. Er freue sich, daß so viele Gäste hergelommen seien, die hier im Ver ein mit fröhlich sein wollten, und das Geburtstagskind zu ehren. Es sei etwas Bedeutendes um ein 75. Ge burtstagsfest. Um das feste Gefüge als Verein in so langer Zeit zu erhalten, habe viel Energie und Auf opferung gehört. Im Namen des Stadtrates beglück wünschte dann Herr Bürgermeister Hesse den Ver ein und bat, neben der Pflege des Gesanges das deut sche Vaterlano nicht zu vergessen, sondern fleißig mitzu- helsen an der deutschen Sache. Die Rede schloß mit ei nem Hoch auf den Männergesangverein „Licderkranz". Darauf ergriff der 1 Vorsitzende des Gausängerbun des, Herr Oberlehrer Wünsche aus Buchholz das Wort zu einer kurzen Festansprache. Er oantte für die freund liche Einladung im Namen des gesamten Bundes, kam dann auf die gesanglichen Leistungen und Veranstaltungen der letzten Zeit zu sprechen und Überreichle dann dem Jubelverein ein vom Bunde gestiftetes prächtiges Diplom. Dec Bot- sitzende des festgebenden Vereins, Herrn Arnold, gab dann einen kurzen Ueberblick über die Geschichte de,s Vereins, den wir in nächster Nummer veröffentlichen werden, worauf Herr Stadtsekretär Müller im Auf trage des Männergesangvereins „Orpheus" dem Ver ein Glückwünsche darbrachte. Im Auftrage der dem Eibenstocker Sängerbünde angehörenden Gesangvereine „Orpheus", „Stimmgabel" und „Männerchor" über reichte Redner als Geschenk die deutschem Liederhef te. Und dann folgten noch eine ganze Anzahl von Spenden. Herr Oberlehrer Wünsche-Buchholz überreich te einen goldenen Fahnennagel, ebenso hat der hiesige Gesellen-Verein einen Fahnennagel gestiftet. Die Festjungsrauen überreichten einen Geldbetrag. Dio fremden Vereine behielten sich die Uevetr- reichung der Spenden für den folgenden Tag vor. Das reichhaltige Programm des ersten Abends war erst nach l Uhr erledigt, sodaß an einen folgenoen Fide- litas bei größerer Beteiligung nicht mehr gedacht wer den konnte. So ging man nach Hause, um sich für den folgenden Tag durch ausreichenoen Schlaf zu neuen Taten zu stärken. Und das war nötig, rief doch mun terer Gläsertlang um 11 Uhr schon wieder zum Früh schoppen nach dem Feldschlößchen, den einige glücklich' so weit ausdehnten, daß sie sich den Mittagsgang nach Hause ersparten und gleich sich zum Festzuge an Orr und Stelle befanden. Der Festzng wurde eingeleitet durch eine Abordnung der freiwilligen Turnerfener- wehren, worauf die Droschken mit den Ehrengästen folg ten, alsdann marschierten im langen Zuge die gelade nen hiesigen und auswärtigen Vereine, und Feuer wehrleute bildeten wiederum den Abschluß. Für den Nachmittag des gestrigen Sonntages war wieder ein Kommers, allerdings nur für Sänger, vorgesehen. Auch dieser Kommers war ziemlich gut besucht und die ge botenen Gesangsvorträge, denen sich noch ein freiwilli ger vom Schönheider Männergesangverein zugesellle, fanden vollen Beifall. Während dieses Kommerses überreich te Herr Oberlehrer Wünsche Buchholz im Namen des Gesangvereins „Lyra"-Schwarzenberg einen Wein becher. Der Schönheider Verein präsentierte ein No- tenheft und ebenfalls mit Noten wartete der Gesang Verein „Arion" Schönheiderhammer aus. Ein Dip lom spendete der Männer-Gesang Verein Carls- feld, der Werlmeister-Verein eine Stiftung für den Notenfonds. Geldgeschenke überreichten ferner die Fest