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Pulsnitzer Anzeiger Nr. 180 Dienstag, den 4. August 1036 88. Jahrgang Der 3. Iss clor Olvmpiscksn 5oisle Medaille. (Ausführlicher Bericht im Sportteil) Ein wundervoller Auftakt Gang durch den 3. Tag - Reichssportseld, 3. August. Blaugrauer Himmel hängt über dem Stadion, selten nur bricht die Sonne durch, aber in dem steinernen Rund herrscht Grobkampfstimmung. Nachdem am Vormittag die Ausscheidungen der Hammerwerfer durchgeführi waren, wurden am Nachmittag zunächst die Vorkämpfe ausgetragen. Nach dem ersten Durchgang liegen zwei Deutsche — Blask und Hein — vorn, verfolgt von dem Schweden Warngard, der im zweiten Durchgang mit einem Wurf von 52,98 Meter den Deutschen die Führung entriß. Schwedens Kolonie jubelt und auch die deutschen Zuschauer zollen der schönen Leistung ihren Beifall. Am Fahnenmast halten Matrosen die Führer standarte bereit . . . Plötzlich bricht Jubel los, die Hunderttausend erheben sich und grüßen den Schirmherrn der Spiele. Dann gehört das Interesse wieder dem Ge schehen auf dem grünen Rasen. Blask steht im Draht- gitter des Hammerwurfs. Er weiß, er muß den starken Schweden übertreffen. Ruhig, ohne eine Spur von Auf regung, setzt er kraftvoll zum Wurf an, dann wirbelt die Kugel am Drahtsell hoch durch die Lust und grabt sich hinter der 55-Meter-Marke in die Erde. Frenetischer Jubel rast über die Kampfbahn, der die Ansage ver schlingt. Vor den Augen des Führers hat der Feldwebel einen neuen olympischen Rekord mit 55,04 Meter «mfgestellt. Bescheiden tritt der Deutsche zurück und zieht sich seinen Trainingsanzug an . . . Roch ist der Hammerwurf nicht beendet, als Franz Miller die 100-Meter-Läuf er zur Vorentschei dung ruft. Der erste Lauf gehört den Amerikanern. Der schwarze Wunderläufer Owens läßt seinen weißen Landsmann Wykoff zunächst entwischen, um ihn dann ver halten und sicher Vorm Ziel abzufangen. Trotzdem messen die Zeitnehmer noch die gute Zeit von 10,4 für den Neger. Europa vertritt der Schwede Strandberg, der als Dritter mit 10,5 einkam. Wieder tritt Stille ein im Riesenrund: die Teilnehmer des zweiten Vorentscheidungslaufes hocken m den Startlöchern. Wieder liegt USA. vorn. Amerikas zweiter Regersprinter Metcalfe holt sich mit 10,5 den Sieg vor dem Holländer Osendarp. Stärker aber als den Sieger ehrt der Beifall unseren Altmeister Borchmeycr, der trotz säuer 31 Jahre wie ein Junger verbissen kämvstc und mit Werk, das heute fertig vor uns steht. Es ist immer gut und notwendig, an alte Traditionen anzuknüpfen, beson ders wenn sie so offenkundig sind wie hier. Schon steht die Weltöffentlichkeit völlig unter dem ge waltigen Eindruck des Olympischen Festes in Berlin. Die Presse aller Länder ist sich einig in der Feststellung, daß sich hier in der Hauptstadt des Dritten Reiches das groß- a r t i g st e S P o r t e r e i g n i s abspielt, das die Welt je gesehen hat. Ein Sportereignis, das in seiner vorbildlichen Organisation einzig dasteht und gleichzeitig die größte und wirksamste Friedenskundgebung darstellt, die die Völker je erlebt haben. In allen Zeitungsberichten der Welt spiegelt sich die Begeisterung über die glanzvolle Eröffnungsfeier lichkeit Wider. Wo immer in der Welt waren die Mann schaften von über 50 Nationen in einer ähnlichen Kampf bahn versammelt? Neben der glanzvollen Eröffnungsfeier und den dramatischen beiden ersten Kampftagen machte Vor allem das olympische Festspiel der Jugend den tiefsten Eindruck auf die Olympiagäste. „Wie soll ich nur dies alles schreiben?" Der junge französische Kollege neben mir starrt noch traumverloren in die in Dunkel gehüllte Kampfbahn hinunter, lauscht dem dumpfen Klang der Glocke und sieht in feierlich langsamem Schritt Tausende von weiß gekleideten Tänzerinnen, überhaucht von dem roten Licht Der dritte Tag der XI. Olympischen Spiele brachte Deutschland wiederum herrliche Erfolge, die die Herzen aller Deutschen höher schlagen lassen vor Freude über den Sieg und aus Dankbarkeit für unsere tapferen Kämpfer. Im Hammerwerfen holte sich Hein-Hamburg mit dem Rekord- wmf von 56,49 Metern die goldene und Blask-Königsberg mit 55,04 die silberne Medaille. Wieder brauste der Jubel durch das Stadion und der Führer sprach Ihnen Dank und Anerkennung aus. Deutsch-Ludwigs- Hasen errang im Gewichtheben der Halbschwergewichtsklasse die Silber medaille und Jansen im Gewichtheben der Leichtgewichtler die Bronze- Wahrhaft festlich war der Rahmen, der die Olympi schen Spiele in Berlin bei ihrem Beginn umspannte. Es War eine Festlichkeit, die nicht nur in den Girlanden und Fahnen, sondern im Leuchten der Augen ihren Ausdruck fand. Die mittägliche Feier im Lustgarten hatte vor allem den Sinn, in der deutschen Jugend die Bedeutung der Olympischen Flamme zu vertiefen. Es war ein weiter Weg, den die Fackelläufer aller Länder zurückgelegt haben. Sie gaben das Feuer weiter von einer Hand in die andere, und so flammte jetzt das Feuer des Südens im deutschen Norden auf. Uns war das ein Zeichen, daß wir bei aller unserer Eigenart die großen Gedanken der Menschheit nicht verleugnen wollen. Das griechische Ideal hat auch bei uns Verkörperung gefunden. Nicht in der griechischen Form, in deutscher Gestaltung. Viele unserer Besten haben sich um dieses Ideal bemüht und daß es noch immer reiche Lebenskraft in ^'ch trägt, das zeigte der Beginn der Olympischen Spiele. Die Organisatoren haben aufgemmet in dem Augen blick, als die Spiele begannen, denn nun ist ihre Haupt arbeit getan. Die Organisation ist so durchgeführt, daß sich jetzt alles andere gewissermaßen antomatisch und von selbst abwickeln muß. Viele unserer Gäste haben über diese Art der Organisation wieder einmal gestaunt, und mit Recht gestaunt, denn die Organisation war wirklich in ihrer Art fabelhaft. Wir wollen uns dabei nicht mit Selbstlob Preisen, fondcrn nur wiedergeben, was wir gesehen und gehört haben, und uns über die Anerkennung freuen, weil sic ehrlich und freimütig und gern gegeben wurde.. Was wir beim Beginn der Olympischen Spiele aber feststellcn wollen, daß ist, daß nicht nur die Vorbereitungen eine sichere Durchführung gewährleisten, sondern daß auch der Geist in allen Kämpfen so ist, wie er den Olympischen Spielen gemäß sein soll. Es kommt nicht darauf an, die Goldmedaillen zu zählen, die die einzelnen Länder errin gen werden, sondern wichtiger als der Sieg ist der ritter liche Geist, in dem die Olympischen Spiele durchgesuhrt werden sollen und auch durchgeführt werden. Es kommt auch nicht für uns darauf an, nun um jeden Preis an der Spitze zu stehen. Gewiß, unsere Sportler sind gut gerüstet, und wir haben den Vorteil, im eigenen Lande zu kämpfen. Wir werden auch sehen, wie sich die neuen Sportmethoden in Deutschland bewährt haben, und wir hoffen, daß sie sich bewährt haben. Mit Freude haben wir die Anerkennung für die Olympischen Knnstleistungen, die uns zuteil geworden sind, feststellen können. Vor allem dürfen wir mit Stolz vermerken, daß zwei Goldmedaillen für die Gestaltung des Reichssportfeldes an Werner March gefallen sind. Dabei wird dieser Künstler mit uns vor allem seines Vaters gedenken, der die Idee gab zu diesem oes olympischen Feuers, die jetzt in ihrer einzigartigen Schönheit voll in Erscheinung tretende Marathontreppe hinaufschreiten. Und über uns stoßen Scheinwerferkegel von allen Seiten rund um das nächtliche Stadion in die Wolkendecke und wölben ihre Lichtkegel zu einer phantasti schen Domkuppel. Fahnen flattern, von Hellem Licht ange- strahlt, um das riesige obere Rund. Scheinwerferkegel hu schen über den grünen Rasen und lassen die abziehenden Fahnenschwinger mit ihren bunten Fahnen noch einmal herrlich auflenchten. Zehntausende verharren gebannt auf den Stufen. Noch klingt in ihren Ohren der Schlußchor der „Neunten", das ewiggewordene „Lied an die Freude". Und wie wir in die Nacht hinausschreiten, vom obersten Niny das feenhafte Bild des illuminierten Berlins von dieser Höhe aus überschauend, mit der Lichterkerze des Funkturms im Hintergrund, hören wir hundert Ausrufe des Erstaunens, tiefer innerlicher Freude in den hundert Sprachen, die in diesen denkwürdigen Tagen hier am Reichssportfeld durcheinander schwirren. Und schon der erste Tag bringt Kämpfe von drama tischer Wucht. Die Begeisterung der Menge ist unbeschreib lich: „Tillh, wir gratulieren!" So ruft ein ganzer Bloch 5000 Menschen, im Chor, als der Lautfprecher den Rekord wurf der deutschen Speerwerferin Tilly Fleischer verkündet. Ungeheuer ist auch der Jubelsturm, alsLuise Krüger den zweiten Platz erhält. Es kommt dann jenei- ergreifende Augenblick, da die beiden Deutschen und die Polin das Ehrenpodium betreten und mit dem Oelzweig geschmückt werden. Zum ersten Male ertönt die deutsche Nationalhymne. Programmäßig rollen Punkt sür Punkt die wunder vollen Kämpfe ab. Während sich auf der Kampfbahn die 10 000-Meter-Läufer einen mörderischen 25-Runden-Kampf liefern, fällt im Hochsprung eine nene Entscheidung, als der Neger Johnson die zwei Meter überspringt und sür Amerika die erste Goldmedaille erringt- Nicht nur die Sportwelt, sondern vor allem wir Deutsche erleben gleich wieder eine Sensation, als das Kampfergebnis des Kugel stoßens bekannt wird. Der „unschlagbare" Amerikaner Jack Torrance ist gründlich geschlagen, und olympischer Sieger ist ein Deutscher, Hans Woellke, geworden, der die Kugel 16,20 Meter weit stößt. Unvorstellbar ist der frenetische Jubel der Masse, denn dieser Sieg kam wirklich uner wartet. Unvergleichlich schöne Kämpfe, die nicht zuletzt für uns Deutsche einen w u n d e r v o l l e n A u f t a k t für die nächsten Tage bildeten! Zattnug erschein: täglich mü «»«nähme der gesetzlich«, Sonn- und Feiertag» D« «emgdnrei« betrügt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bet Lieferung frei Hau« PastbeMg monatlich L» NM. Im Fall» höherer »««alt »der sonstige: "*Erieb»stbr»»^« hat der Bezieher keinen Anspruch aui Lieferung d« Zeitung oder Rüchrehln», ve»ug«prets«. - Preise nnb Nachlaßsütze bet Wiederholungen nach Preibllß, Mr. I - Für da« Erscheinen »an Anzeigen in besttnoaten Nummern und an Ohorner Anzeiger Haupt, und Tageszeitung für die Stadt und den Amt-gerichtsb-zirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn bestimmten Plätzen keine Gewahr. Anzeigen stnd an den Erscheinungstagen bi« vor«, hr - Verlag: Mohr 5 Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder hr. Ha^llchrtstletter: Walter Mohr, PulSnttz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz, ^matteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für und den übrigen Test Walter Mohr, PulSnitz. D. A. VI.- 2250. «eschait«stell«,: Alberistraße 2 und Abolf-Httler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Jie dritte Mm-Me für JeitWM außerdem 2 silberne und 1 bronzene Medaille Pul-Nitzer Anzeiger ist da- zur Deröstenttichmm der amMiNen St-du-ate- zu Pu,-nitz »ad de- Gemeinderates zu Odor» dehördNck-rkett- AEH->»p«mannschaft zu Kamenz, des Mni-nia k^>. - bestimmte BlatI und en,Hiili Bekanntmachungen de- Amt-. Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz