Volltext Seite (XML)
Amts- UN- Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschliehl. der „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und -er humoristischen Beilage „Seifenblasen" in -er Expedition, bei unserenvo ten sowie bei allen Reichspostanstalten. Mr Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderh«Mer,Sosa,Unterstützengrün,Mldenthckusm Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltiae Seile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Seile 20 Pfennige. Amtsblatt Fernsprecher Nr 270 Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. LSI» LS» rs. Aahpgang. — Dienstag, des 2. Inti Tagesgeschichte. Deutschland. — Die Nordlandsreise des Kaisers. Wie nunmehr endgültig festgesetzt worden ist, erfolgt Vie Abreise des Kaisers zu seiner alljährlichen Nordlands- fahrt am 8. Juli von Swinemünde aus. Damit sind alle Kombinationen über weitere Verschiebungen der Reise des Kaisers erledigt. — DerReichskanzleranden Grafen Zep pelin. Der Reichskanzler hat, wie die „Nvrdd. Allg. Ztg." schreibt, dem Grafen Zeppelin in einem herzlichen Telegramm seine Trauer darüber ausgesprochen, daß die „Schwaben", mit der er selbst eine unvergeßliche Fahrt gemacht hat, ein Opfer ihres gefahrvollen Be rufes geworden ist. Die Eroberung der Lust, in der Graf Zeppelin bahnbrechend vorangegangen sei, wer de durch keinen Verlust, so schwer er auch sei, mehr aufgehalten werden können. Graf Zeppelin, der am Sonnabend in Berlin weilte, hat dem Reichskanzler einen Besuch abgestattet und ihm für seine Teilnah me gedankt. — ZumAuflaufdesTorpedoboots „0. 7". Wie schon kurz gemeldet, ist das Torpedoboot „6. 7" bei Brüsterort festgekommen. Der Unfall ereignete sich bei der ersten Probefahrt, da Plötzlich Nebel eintrat. Das Boot lief in langsamer Fahrt auf, sodaß es unbe schädigt blieb. Da das Wetter ruhig ist, besteht leine Gefahr für das Schiff. An Bord befindet sich die Ab nahmekommission von der laiserlichen Marine und das Fahrpersonal der Germaniawerft. An der Unfallstelle sind 5 Dampfer tätig, die das Torpedoboot bald um eine gute Schiffslänge abgeschleppt haben. Man hofft, es noch im Laufe des heutigen Tages frei zu bekom men. Lesterrcich-Nngarn. Die Wehr Vorlage erledigt. Das öster reichische Herrenhaus hat am Freitag oas Land wehrgesetz angenommen. Damit sino die Wehcrefvrm- vorlagen in beiden Häusern des Landtages erledigt. Italien. Heftige Kundgebungen gegen Giolit ti Die Erregung unter der Bevölkerung wegen der von der jetzigen Regierung betriebenen Politik nimmt im mer schärfere Formen an. Am Sonnabend kam sie in einem gewaltigen Demonstrationszuge zum Ausdruck, der sich durch die Hauptstraßen der Stadt bewegte. Die Manifestanten stießen Rufe ans: „Nieder mit Gio litti!" „Nieder mit der Verwaltung!" Man kann die se Kundgebung hauptsächlich als einen Protest der Be völkerung gegen die Haltung der Regierung betrachten, welche bisher keine ernsten Schritte unternommen hat, um die Lage der durch das letzte große Erdbeben in große Not geratenen Bevölkerung einigermaßen zu mildern Frankreich - EinneuerUnfallinderfranzöjischrn Marine. Der in Lefferol erst kürzlich von Stapel ge laufene Panzerkreuzer „Espania" war gestern so weit voll Wasser gelaufen, daß er unterzugehen drohte. Man glaubte zunächst an ein Verbrechen. Es stellte sich je doch bald heraus, daß zwei Matrosen ans Unachtsam keit mehrere Oeffnungen unverschlossen gelassen hatten, die das Eindringen des Wassers ermöglichten. Es be durfte großer Anstrengungen, um den Kreuzer über Wasser zu halten. Die beiden Matrosen wurden sofort entlassen. — Protestkundgebungen gegen Rous seau. In einer unter dem Vorsitze Jean Richepins in der Sarbonne abgehaltenen Festsitzung zu Ehren Rousseaus veranstalteten die Royalisten zweimal lär mende Protestkundgebungen. Die Ruhestörer wurden aus dem Saale entfernt. England. - - Haldane über den deutschen Kaiser. Der Lordkänzler Haldane präsidierte dem Bankett, das am Freitag abend für das Deutsche Hospital stattfand Unter den Anwesenden befanden sich Freiherr Marschall von Bieberstein, Vertreter der italienischen und öster reichischen Botschaft, der deutsche Generalkonsul und die führenden Persönlichkeiten der deutschen Kolonie. Lord Haldane brachte Toaste auf Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef ans. Der deutsche Kaiser, sagte er, ist etwas mehr als ein Charakter, er ist Mann und ein großer Mann, er ist von den Göttern mit den größ ten Gaben beschenkt worden, die sie verleihen können. Er besitzt Geist. Er ist ein wahrer Führer seines Vol kes, ein Führer sowohl im Geiste als in der Tat. Er hat das deutsche Volk fast ein Vierteljahrhundert ge leitet und hat den Frieden unverändert bewahrt. Nach allen Richtungen hin ist seine Betätigung bemerkens wert gewesen. Er hat seinem Lande die vorzügliche Flotte gegeben, und wir Engländer, die wir etwas vom Flottenwesen verstehen, bewundern sie. Er hat die Tra dition der großen Armee der Welt bewahrt. Er ist nicht minder groß in den Künsten des Friedens, z. B. im Unterrichtswesen und in der Sozialpolitik. Die Geschichte wird auf seine Regierung als auf eine Epoche zurückschauen, die für die deutsche Nation in jeder Rich tung intellektueller und moralischer Tätigkeit bemer kenswert war. In den letzten Jahren, fuhr Haldane fort, sind Deutschland und England einander viel ähn licher geworden. Auch Deutschland ist eine große, han deltreibende Nation geworden. Es hat die praktischen Eigenschaften entwickelt, die die englische Nasse aus zeichnen, und indem die beiden Völker einander näher kommen, entstand ein gewisses Maß von Friktion und Rivalitäten. Die Rivalitäten sollten keinen Stachel ha ben, sie sollten dazu dienen, die Welt besser zu machen Das ist eine Auffassung, die vom Kaiser durchaus ge teilt wird. lWortngal. — Faust kämpfe in der portugiesischen Kammer. Als die Kammer am Freitag über den Ge setzentwurf, betreffend die Bestrafung des Antimilita rismus und Antipatriotismus, beriet, kam es zwischen einzelnen Abgeordneten zu lebhaften Auseinandersetz ungen und schließlich zu Faustkämpfen. Der Entwurf wurde angenommen. Türkei. - Neuerliche russische T r u p p e n k v n z c n- trationen an der türkischen Grenze? Trotz der von dem Petersburger Kabinett abgegebenen be ruhigenden Versicherungen wollen die Gerüchte von neuen Truppenkonzentrationen an der türkischen Gren ze nicht verschwinden. Fast täglich widmen die tür kischen Blätter den angeblichen Truppenzusammenzieh ungen Rußlands im Kaukasus und an der russisch-tür kischen Grenze längere Kommentare. Besonders beun ruhigend wird in Konstantinopel der Umstand empfun den, daß die russische Regierung fortgesetzt neue Re servisten unter die Fahnen beruft. Tripoli». — Eine neue Nieeerlagc der Türten. Der Agenzia Stefani" wird aus Ferua unterm 28. v. M. gemeldet: Um sogleich den durch den gestrigen Kampf erreichten Erfolg auszunützen, griffen heute früh alle Streitkräfte der Division die Höhe von Sidi Said und die benachbarten Stellungen an, in deren Tiefe und de ren noch verstärkten Verschanzungen sich größere Ab teilungen von Türken und Arabern zurückgezogen ha ben, die bei der gestrigen Niederlage entkommen sind. Sie hatten sich abends durch andere Mahallas noch be deutend verstärkt. Die Operation begann kurz nach Sonnenaufgang mit einem heftigen Bombardement al ler verfügbaren Geschütze, die schnell in den neu erober ten Stellungen aufgefahren worden waren und durch die Kriegsschiffe „Carlo Alberto", „Jride" und „Ardea" ini Feuer unterstützt wurden. Zu weiteren Angriffen wurden dann zwei starke Infanteriekolonnen gebildet, denen Artillerieabteilungen folgten. Nachdem die Ko lonne des Obersten Cavaciocchi starke feindliche Ab teilungen im Süden verdrängt hatte, gelang es nach Besetzung der Höhen von Sidi Said, durch einen hef tigen Bajonettangriff die Feinde zurückznwerfen. Eine andere, von General Leqnio befehligte Kolonne wur de in der Richtung nach Marabvnt und Sidi Said ent sandt. Als die Kolonne Leqnio die äußeren Dünen ver ließ, mußte sie eine Düne, welche gänzlich frei lag, durchqueren. Trotz des feindlichen Feuers erklomm sie die Abhänge der gegenüberliegenden Höhen, griff die feindlichen Stellungen an und bemächtigte sich ihrer. Gegen 9 Uhr wurde die italienische Flagge dort ge hißt. Unter dem Jubel der siegreichen Truppen wur den die Höhen alsbald von der italienischen Artillerie besetzt. Der Feind war auf der ganzen Linie geschlagen und in wilder Unordnung zerstreut. Er wurde durch daS italienische Feuer und ein Bataillon Askaris verfolgt. Auf dem Schlachtfelde ließ er etwa 200 Tote und ei nige Verwundete zurück. Eine große Menge Waffen und Munition wurde erbeutet. Festgestellt wurde, daß die regulären türkischen Truppen den Kampfplatz vor der Niederlage verlassen und die Araber allein den letzten verstärkten Angriffen der Italiener ausgesetzt hatten. Cavaciocchi ließ oie eroberten Höhen befesti gen, während er ebenfalls die gestern besetzten Höhen in Verteidigungszustand bringen ließ. Die Ver luste der Italiener betragen 10 Tote und 78 Verwun dete, darunter 1 Offizier. Zu den gestrigen Verlusten kommen noch ll Tote hinzu. Afrika. Französische Niederlage bei Timbul - tu In Marokko stehen die Dinge keineswegs sonder lich befriedigend für die Franzosen. Nun strahlt aber die allgemeine Erregung gegen die Eroberer bereits auf die südlich vom Scherifenrciche liegenden Gebiete aus und hat h'er zu einem Ereignis geführt, dessen Trugweite sich noch gar nicht absehen läßt. Der Ge neralgouverneur von Französisch Westafrika kabelt un ter dem 23. Juni abends: Leutnant Lelorrain und der Beamte Rossi, oie mit einer Abteilung Schützen und Kamelreitern in der Gegend nördlich von Timbuktu ope rierten, wuroen von dem Stamm der Rezza überrascht und getötet. Der Angriff fand in der Nähe der Brun nen von Ellgattara statt. Die Angreifer erlitten be deutende Verluste. Nach weiteren Meldungen wurde dic französische Abteilung bis auf wenige Manu auf gerieben Leutnant Lelorrain befand sich unter den ersten, die niedergemetzelt wurden. «hixa. — Der neue chinesische Ministerpräsi dent. Die Nationalversammlung billigte die Ernen nung Lutschenghsiangs zum Ministerpräsidenten. OeMiche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 1. Juli. Der Turnverein „Frisch auf" hier errang beim gestrigen Kreis-Wett turnen in Annaberg im Schleuderball-Wettspiel den 1. Preis gegen den Verein.Turnerschaft", Thalheim. — Eibenstock, 1. Juli. Der mit Posamenten ctc. handelnde Marktfirant Herr E. Fr end aus Leipzig hat mit dem heutigen Tage die hiesigen Märkte zum 25 sten Male besucht Aus diesem Anlaß wurde er heute Morgen vom hiesigen Stadtrate beglückwünscht und ihm das Glückwunschschreiben durch den Markt- mcister, Herrn Polizeiwachtmeister Vogel über reicht. — Sosa, 28. Juli. Unter der Führung der Herren Amtsgerichtsrat Papsdorf aus Eibenstock und Ober förster Gedicke von hier, sowie unter Teilnahme einiger an derer Herren des hiesigen Ortsausschusses für Jugend pflege wurde mit einer größeren Anzahl Eibenstocker und Sosaer Jünglingen, denen sich eine Mädchenabteilung der Eibenstocker Bürgerschule unter Hrn. Lehrer Fischer ange schlossen hatte, ein Spaziergang nach dem im hiesigen Forst revier gelegenen Milchbachweg unternommen, um den dort zur Zeit befindlichen Kohlenmeiler zu besichtigen. Die Ein richtung eines solchen war für die meisten etwas Neues. Am 7. Juli soll der Meiler in brennendem Zustande ange sehen werden. Auf dem Spaziergang gab Hr. Oberförster Gedicke forstwirtschaftliche Erklärungen, die mit großem In teresse ausgenommen wurden. Nach einer in der Schank- wirtschast der Rielenberghäuser eingenommenen Erfrischung trat man den Rückweg an. Die Bestrebungen der Jugend pflege finden durch derartige Spaziergänge eine sehr geeig nete Unterstützung. — Dresden, 29. Juni. Gestern nachmittag gegen 5 Uhr ertrank ein 11 jähriger Knabe oberhalb der Marien- brücke auf Neustädter Seite in der Elbe, der mit 2 Spielge fährten im seichten Wasser herumgewatet war. Die Kinder wagien sich zu weit hinaus und wurden vom Strome erfaßt. Dic anderen beiden Knaben konnten von einigen Männern gerettet werden. Der Ertrunkene feierte am selben Tage seinen Geburtstag. Die Leiche ist bis jetzt noch nicht geborgen. — Freiberg, 29. Juni. Nach einer hier eingetrof fenen Nachricht beabsichtigt der König, die Erzgebir - gische Ausstellung am nächsten Sonnabend, den 6. Juli, zu besuchen. Der Kronprinz wird die Aus stellung an einem anderen Tage allein besuchen. — Zwickau, 28. Juni. Der Sächsische Taubstum menbund läßt hier ein Taubstummenhelm errichten. Der Bauplatz hierzu ist im OrtSteil Weißenborn gelegen und Geschenk eines Wohltäters. Ein anderer Wohltäter hat 80000 M zu den Baukosten gespendet. Pastor Gocht hier, von dem Vic Anregung des Baues erfolgte, vertritt den Sächsischen