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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dlot« Zeitung «scheint täglich mit Ausnahme der gesetzliche« Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: BeiAbholung 14 tägig 1.—RM., frei Han« 1.10 RM. etnschl-Ä bez. IS >pf. Deäg«lohn. Postbezug monatl. LLV RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt äetuen Anspruch auf Rückzahlung de« Bezugspreise«. ZettungsauSgab« sür Abhol« täglich 3-6 Uhr nachmittags. Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 5 — Für daS Erscheinen von Anzeigen in bestimmte» Nummer« und an bestimmten Plätze« keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vor«. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. Gebrüder Mohr. Hauptschrtftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Waller Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für Anzeigen, Heimattetl, Sport, Feuilleton, Kunst und Wissen Walt« Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Test Walter Mohr, PulSnitz. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hiller-Straße 2 — Fernruf nur 551 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz ¬ amtes zu Kamenz Nr. 170 Dienstag, den 23. Juli 1940 92. Jahrgang BMeWsihe Plöne - SüMlvse Mittel Seckste Veröffentlichung aus den Politischen Geheimakten des französischen Generalstabes H AuS dem demnächst erscheinenden, vom Auswärtigen Amt herausgegcbenen sechsten Weißbuch veröffentlichen wir heute Dokumente, die beweisen, welche verbreche rischen Pläne geschmiedet waren. Allcll Vorbereitun gen waren getrosfen, um zur Vernichtung der ru mänischen Erdölindustrie zu schreiten. Eng lische und französische Ingenieure waren gemeinsam an der Arbeit, alle Möglichkeiten zur Ausführung dieses Pla nes zu erschöpfen, eines Planes, der Deutschland der Erd- ölzufuhr aus diesem Gebiet berauben sollte. In welcher Weise sich dieselben Kreise, die immer wieder Vorgaben, für das Recht der kleinen Staaten zu kämpfen, sich über das Recht der Völker hinwcgsctzen, wird auch in diesen Dokumenten schlaglichtartig beleuchtet. Aufschlußreich sind ferner die Dokumente, die von dem geplanten Durchmarsch durch Belgien und von der Unter stützung Norwegens sprechen. Der Verrat Englands wird erneut offenkundig in einem Hilferuf Reynauds an Chur chill. Dokument Nr. 3V Bericht dcS Sonderbeauftragten der französischen Regie rung Leon Wenger, vom 1. Oktober 1939. Alle Borbcrcitungen sind getroffen zur radikalen Vernich tung der rumänischen Erdölindustrie. Englische und sranzösisün: Ingenieure an der Arbeit. Bericht. Uebcr die Zerstörung der rumänischen Erdölindustrie vom 1. Oktober 1939 (Auszug) 1. Allgemeine Erwägungen Gegenstand des Sonderauftrages, mit dem Herr Wenger vom Minister sür öffentliche Arbeiten unter der Oberleitung des Herrn französischen Botschafters betraut worven ist. ist die Ausstellung eines Programms für die eventuelle Zerstörung der Bohrplätze. Nassinierien, Vorräte und Transporte sowie gegebenenfalls die Organisation der Mittel und Wege zur Ausführung dieses Auftrages. Dieses Unternehmen hat eben so wie das von den Alliierten im Jahre 1916 geforderte den Zweck, Deutschland um den größten Teil der Oelbestände zu bringen, die es aus Rumänien beziehen könnte, und zwar aus möglichst lange Zeit. Es ist zu beachten, daß die jährliche Produktickns Rumä niens lcchs Millionen Tonnen beträgt, d. h. ungefähr das Dreifache des Jahres 1916. Der heimische Verbrauch beträgt ungefähr ein Viertel der Produktion, also 1500 000 Tonnen. Es wäre also eine Ausfuhr von 4 500 000 Tonnen möglich, Wenn die Transportmittel dazu vorhanden wären. Aber eS muß noch mehr zerstört werden, denn der rumä nische Verbrauch könnte unter der deutschen Herrschaft um die Hälfte verringert werden, und der Zcrstörungsplan mutz soweit möglich, vollständig sein. 2. Personal und Organisation Herr Wenger ist am Sonnabend, 16. September, in Bu karest eingetrossen, begleitet von Hauptmann Pierre Angot, der ihm beigegeben worden ist. Er hat sich noch am gleichen Tage mit dem Herrn französischen Botschafter, mit dem Bot schaftsrat Spitmuller, mit Kommerzienrat Sarret und dem Miliiärattachö General Delbomme in Verbindung gesetzt. Die Mitarbeiter ß«d sämtlich Franzosen, und zwar In genieure der Oclgesell schäfte«: sie sind mit Osfizicrsraug an- gestellt. Jeder der Ingenieure ist Spezialist auf einem Teil gebiet der Oelgewinnung m»d steht an der Spitze der Orga nisation seines Teilgebietes. Bereits am 18. September hat der Botschafter Threrrv Herrn Wenger den britischen Gesandten, Sir Reginald Hoare, vorgestellt, und die Fühlungnahme ging um so glatter von- stallen, als sich unler dem Gesandtschastspersonal und unter den englischen Ingenieuren mehrere Personen befanden, di« vor 20 Jahren bei der Abschätzung im Jahr 1916 befohlenen Zerstörungen mir Herr» Wenger zusammengearbeitel hatten. Herr Wenger hat mit Oberst Cubbins. Major Watson und Herrn Masterson Fühl*»« genommen und diese Herren mil den Herren Angot «tü> Conlon in Verbindung gebracht, misa ENI. ENIA «-ERIA ,? cheniatsssistßeniaü Das eingeschlagene Arbeitsverfahren bestand in der Auf stellung eines Programmes oder vielmehr, wie weiter unten «sichtlich werden wird, zwoier Programme durch die Fran zosen und tu der Präsu»g und eventuellen Kritik durch di« Engländer. . - 4. Grundsätze und Methoden Um wirksam zu sein, muß eine Zerstörung der Erdöl industrie sich, soweit möglich, aus alle Teile der Industrie erstrecken; Produktion. Transportwesen, Vorräte und Raffi nade. Der Bericht von Norton Griffith vom 21. Januar 1917, der deutsche Bericht, über die Zerstörung vom Jahre 1916 und die Feststellungen der englisch-französischen Kommission von 1919 bis 1921 zeigen, daß eine improvisierte Zerstörung nicht voll wirksam sein kann. Im übrigen gibt der üblick^ Ausdruck „die Erdölquellcn verbrennen" nur einen geringen Teil des Programms, ge wissermaßen nur eine letzte Ergänzung des Unternehmens wieder. Was zerstört werden muß. daS sind die Anlagen zum Bohren, zur Produktion, zum Transport und zur Raffinade. Feuer würde sür sich allein nur scheinbare Ergebnisse erzielen. Die Deutschen konnten in einem Jahr eine bedeutende Produktion erzielen, indem sie mit dem nicht zerstörten Ma terial eine Reihe von Raffinerie- und Bohranlaaen vervolk stänviaten Man darf nicht vergessen, daß sich ein Bohrloch in drei Monaicn bohren läßt, daß es aber zwölf Monate dquert, eine Raistiiicrie zu bauen, selbst wenn das erforderliche ^Na- rerial an Ort und Stelle verfügbar ist. Schließlich kann eine Feuersbrunst oft zur Zerstörung der Lancrstättcn sichren, d. h. also zu ungeheueren bleibenden Ver lusten kür daS Land, und eine solche Gefahr muß man auf sich nehmen, wenn die Zeit drängt. Es sind Vorarbeiten geleistet worden mit dem Ziel, daß die svstcmalischc Zerstörung überall die gleichen Stücke trisft, damit vermieden wird, daß man durch Zusammensetzung der Teile verschiedener halbzerstörter Anlagen eine vollständige Anlage Herstellen kann. Aus Grund dieser Erwägungen haben wir ein doppeltes Programm aufgestellt: 1. Ein Programm für schnelle Zerstörung das sich in 24 Stunden durchführen läßt <bei täglich zehn Stunden Arbeitszeit), und zwar mit den an Ort und Stelle verfügbaren Mitteln; es erstreckt sich nur auf die wichngsten Bohrplätze <80 Prozent der Produktion), aus sämtliche Ras- sinerien. aus die Pumpstationen und die Vorräte. Zu dem Programm gehört auch die eventuelle Zerstörung gewisser La gerstätten, aber es bietet Aussicht daraus, daß die Erdölindu strie mindestens sechs Monate lang in einem Umfang bis zu 75 Prozent der gegenwärtigen Produktion unbenutzbar wird. 2. Ein systematisches Programm bedarf zu seiner Durchführung einer Frist von zehn Tagen bis zu einem Monat. Man kann damit 90 Prozent der Pro duktion treffen, die wichtigsten Lagerstätten schonen und eine ^bessere Zerstörung der Transportmittel bewirken. Zu diesem Programm achörl auch die Verwendung von Sprenastossen. Zu seiner Vorbereitung sind bereits einige Maßnahmen ge troffen worden, um ein Netz von Schlammslüssen anzulegen, durch die die Bohrlöcher „getötet" werden können, bevor man sie zerstört. Zu beiden Methoden gehört vor allem anderen die Zer- siürung des Materials. Ein Brand ist nur die Ergänzung und Vollendung des Zerstörungslverkes. Dokument Nr. 31 Telegramm des französischen Botschafters in Bukarest an das französische Außenministerium vom 28. September 1939 Vorschlag zur Sperrung der Donau, dessen Durchführung im April 1940 versucht, aber vereitelt wurde. Telegramm Bukarest. 28. September 1939 (9.40 Uhr) Eingegangsn am 29., um 0VL0 Uhr Nr. 1114 Sehr geheim I Meiner Ansicht nach hätte» wir ein entschiedenes Inter esse daran, ohne Verzug eine Sperrung der Donau zu bewir ken. so daß der Binnenwafserweg zwischen Rumänien und Deutschland vollständig unterbrochen würde. Es hat den Anschein, daß nach einer Periode des Ver- kchrsrückganges, die mit den rmrch den Krieg hervorgrusenen Veränderungen zusammenhängt, der Verkehr drauf und dran ist. sich stärker zu entwickeln, als das bisher jemals der Fall war. Ich erfahre insbesondere, daß die Deutschen beabsichtigen sollen, einen Teil ihrer Rhcinslolte zur Donau zu entsenden, um daniit dem Mangel an Schissen abzuhelsen, der gegenwär- rig aus dem rumänischen Abschnitt jestznitellen. In „diesem ^au wurde me Läge, vle tch in meinem Telegramm Ar. 1077 oargelegt habe, eine wesentliche Aenderung erfahren. Es ist nicht zu leugnen, daß die Unterbrechung des Ver- kchrs aus der Donau für uns einen Vorteil bedeutet, der einer Zerstörung der Oelquellen mindestens gleichlommt, denn « ivürde gleichzeitig den Transport des Erdöls und des Ge treides parallelisieren. Dieser Transport umfaßt mehr als 80 Prozent der umä- «ischeu Ausfuhr dieser Produkte ins Reich. Die Operation ließe sich aus ziemlich einfachem Weg durchführen, und ich bin in der Lage, alle Handlungen, die zu ihrer Durchführung die- nen. zu veranlassen. Ich werde dem Ministerium einen Bericht über diese Frage mit nächstem Kurier vorlegen. Thierry. Dokument Nr. sr Bericht über eine Sitzung des französischen KriegsausschnffeS vom 9. April 1940 Die französische Heeresleitung tritt erneut und dringend für den Einmarsch in Belgien ein. Einstimmiger Beschluß des KriegslomitceS. die diploma tischen Schritte hierfür cinzuleiten. Streng vertraulich! Kriegsausschuß vom 9. April 1940 Der Kriegsausschuß ist am 9. April in Paris unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik Albert Lebrun zusam- mengetreien. Zugegen waren: Paul Reynaud. Ministerpräsident. Mi- . nistcr des Acußeren; Edouarv Daladier, Landesverieivigungs- und Kriegsminifter; Campinchi. Minister der Kriegsmarine; Laurent-Cvnac, Luslsahrlmimster: Mandel, Kolonialminister; General Gamelin: General Vuillemin: General Georges. Der Ministerpräsident gab die letzten Informationen über die Lage. Er ist der Ansicht, daß im Raume von Narvik so fort aehanvelt werden müßte, da das Eisenerz für den Aus gang des Krieges kapitale Bedeutung habe. Er verlangte die Beschleunigung der Entsendung der Division Ander nach Brest und die soforliae Einschiffung der Wassen. Er macht den Aus schuß darauf aufmerksam, daß nunmehr ein Wettlauf zwischen Deutschland und den Alliierten eingesetzt habe. Admiral Darlan beantragt: 1. In Belgien einzurücken: ' 2. Flußtreibminen einzusetzen: 3. örtliche Anariffe auf der Nordostsront durchzufiihren. Der Ministerpräsident ersucht General Gamelin um eine Aeußerung zu diesem Antrag. General Gamelin erklärt sich für das Einrücken in Belgien. Der Ministerpräsident machte den General daraus auf merksam. daß der Feind mit seiner Lustwasfe und seinen Ef fektiven eine doppelte Ueberlegenheil über uns besitze. Gene ral Gamelin verbleibt ausdrücklich bei seiner zustimmenden Antwort und General Georges schließt sich ihr an. Der Landesverteidigungs- und Kriegsminister gibt ein Gutachten ab, das sich völlig sür die Operation aussprichi. 1. Die Regierung wird versuchen, die Zustimmung der bel gischen Regierung für die Operation in Belgien zu erlangen. 2. Wird die Zustimmung erlangt, so findet die Operation statt. 3. Wird die Operation durchgesührt, jo »»erden Flußminen verwendet werden. 4. Die Regierung wird d«r norwegische« Regierung mittei len, daß sie aus die Unterstützung Frankreichs zählen kann. S. Der Ministerpräsident, der Landesverteidigungs- unv Kriegsminister und Admiral Darlan werden sich heuie nach mittag nach London begebe«. (Fortsetzung Seit« 5.) Churchills Micher Teilgeftändnir Die britische Admiralität bedauert sern«, den Verlust bes Zerstörers „Brazen" mitteilen zu müssen. Die „Brazen' wurde während eines feindlichen Luftangriffes schwel beschädigt und sank, als sie in einen Hasen eingefchleppt wurde. Der Zerstörer war 1930 gebaut worden, 1360 Tonnen groß und hatte eine Besatzung von 138 Mann.