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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebmlehir und die Umgegenden. Anrisökati für das Königliche GerichtsamL Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 7. Dienstag dell 24. Januar 1871. Bekanntmachung. Nachdem die erledigte Function des stellvertretenden Feuer-Polizei-Commissars im 28. Districte des hiesigen amts hauptmannschaftlichen Bezirks dem Gutsbesitzer Herrn Carl Gottlob Doigt in Kesselsdorf übertragen worden isi, wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen 'Kenntnis; gebracht, daß der gedachte District die Ortschaften Grumbach, Herzogswalde, Kesselsdorf und Kaufbach umfaßt. Dresden, am 16. Januar 1871. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t. Vövtk». Neueste Nachrichten. Dresden, 20. Januar. Das „Dr. Jl." meldet: Se. Majestät der König haben von dem Höchstcommandirendcu des königlich säch sischen Armeecorps, Prinzen Georg königliche Hoheit, das nachstehende Telegramm erhalten: Le Vertgalaut, 19. Jan., Nachm. Uhr. Bei einem heu tigen NccognoScirungsgesechte früh halb 7 Uhr überfielen die 3. Com pagnie unserS Leibgrenadierregiment? Nr. 100 und die 10. Com pagnie unsers Grenadierregiments König Wilhelin von Preußen Nr. 101 die Ferme Groslay und machten dabei 5 Offiziere und 150 Mann zu Gefangenen. Diesseits 2 leicht Blessirte. Der commandireude General: Georg, Herzog zu Sachsen, Generallieutnant. Dresden, 21. Januar. Das „Dresdner Journal" veröffent licht folgendes Telegramm von Sr. königl. Hoheit dem Kronprinzen von Sachsen. Am Siege des General von Gäben bei St. Quentin hat die sächsische Cavallerie-Divisivu mit dem ersten Jägerbataillon und der zweiten reckenden Batterie glänzenden Antheil gehabt. Berlin, 19. Januar. Offizielle militärische Nachrichten: Versailles, 18. Januar. Der Kaiserin-Königin Auguste in Berlin. Bourbaki hat nach dreitägiger Schlacht sich vor dem Wer- der'schcn hcldenmüthigcn Widerstande zurückgezogen. Werder gebührt die höchste Anerkennung und seinen tapfern Truppen. Wilhelm. Roupy, 19. Jan. Die Nordarmee wurde vor St. Quentin in 7stündigcm Kample geschlagen. Bis jetzt über 4000 unverwundete Gefangene und 2 Geschütze. v. Gäben. Versailles, 19. Jan. General v. Werder hat die Verfolgung der Armee Bourbakis unter glücklichen Gefechten begonnen. Die I. Armee Uwrf am 18. vorgeschobene Abtheilnngen der Nordarmee von Beauvais auf St. Quentin zurück, wobei der Feind 1 Geschütz und 500 Gefangene verlor. Die Beschießung von Longwy hat am 19. Januar begonnen. Versailles, 21. Januar. Der Feind hat üch gestern Vor mittags ganz nach Paris zurückgezogen. Vor St. Cloud wurden noch 15 Offiziere und 250 Mann zu Gefangenen gemacht. — Bei St. Quentin beläuft sich die Zahl auf 9000 unvcrwundete Gefangene, über 2000 Blessirte in der Stadt, exl. der in der Umgegend be findlichen und der Todten, so daß gewiß ein Verlust von 15000 Mann anzunehmen fit. Der Feind ist bis Valenciennes und Douai zurückgegaugen und besetzte Cambrai wieder. Wilhelm. Versailles, 21. Januar. Gegen Paris wurde die Beschießung in den letzten Tagen ununterbrochen fortgesetzt. Am 21. eröffnete die Belagerungsartillcrie das Feuer gegen St. Denis. Ciu Ueber- fallsversuch von Langres aus gegen 2 in der Gegend von Chaumont postirte Landwehrcompagnieu in der Nacht zum 21. mißlang völlig. - ' . von Podbiclski. Vourogue, 21. Januar. In der Nacht vom 20. zum 21. die vom Feinde stark besetzten und verschanzten Gehölze Taillis und Bailly, sowie Dorf Pcrcuse genommen, 5 Offiziere, 80 Alaun un- verwündete Gefangene. Unser Verlust uicht ganz unbedeutend. 4 neue Batterien bei Danjoutin seit heute Morgen im Feuer, haupt sächlich gegen Schloß-Front. von Treskow. Versailles, 20. Januar. General von Göben meldet: Noch am Abend des 19. wurde der Bahnhof von St. Quentin von den diesseitigen Truppen erstürmt, demnächst die Stadt selbst besetzt. In derselben wurden 2000 Verwundete des Feindes vorgefunden; außer dem hatte sich bis zum Morgen des 20. die Zahl der in unsere Hände gefallenen unverwundeten Gefangenen auf 7000 vermehrt. 6 Geschütze waren genommen worden. Diesseitiger Verlust vor Paris am 19. wird auf etwa 400 Mann geschätzt. Der Verlust des Feindes war so bedeutend, daß derselbe um einen 48stündigen Waffenstill stand nachsuchte. 500 Mann des Gegners wurden gefangen. von Podbielski. London, 21. Januar. Privatmittheilnngcn ans Versailles vom 20. Januar zufolge war der am Dornerstag vom Mont Valerien au-S stattgehabte Ausfall mit 40Bataillonen unternommen, aber sehr schwach durchgcführt. Der Feind ward mit großen Verlusten zurück geschlagen. Der von Generäl Trochu nach'gesuchte Waffenstillstand ward zwar nicht zugestanden, doch sind die deutschen vorgeschobenen Posten aulorisirt, die temporäre Waffenruhe zu gewähren und zum Cinsammeln der französischen Verwundeten beizustehen. München, 21. Januar. Die Abgeordnetenkammer hat in namentlicher Abfiimmung die deutschen Bundesverträge mit 102 gegen 48 Stimmen angenommen. Tagesgeschichte. Dresden, 21. Januar. Wie das „Dresdner Journal" meldet, ist auf die^ auS Versailles durch den König von Preußen erfolgte Nottficiruug der Annahme der deutschen KaiserMÜrde heute als Er widerung dieser Botschaft ein Danksagungs- und BeglückwünschungS- schreiben des Königs von Sachsen an des deutschen Kaisers Majestät nach Versailles abgegangen. Dresden hat wieder Aussicht auf sehr bedeutende Gefange- nen-Transpvrtc, nämlich 13,000 Manu, die zum großen Theil in Dresden iuteruirt werden sollen. Auf dem Alaunplatze schreitet des halb der Barackenbau trotz der Kälte der letzten Tage rüstig vor wärts. — Vor einigen Tagen wurde ein Gefangener in seine Hei- malh entlassen, der Deutschland wohl nicht mehr gefährlich werden wird, denn man entließ ihn seines hohen Alters loegeu, er zählte 71 Jahre und hatte es noch zu keiner besonder» Charge bringen können. Interessant ist die Wahrnehmung, daß das an der Spitze der Civili- falion marschirende Frankreich unter den Trägern seiiner Intelligenz nicht nur Muhamedaner, sondern auch Heiden zählt. Man bemerkt nämlich, daß einzelne von den Turcos (wohl Neger aus dem Sudan) jeden Tag nach der Sonne suchen und bei ihrem Anblick Gebete murmeln — also jedenfalls Fetischanbetcr, bekanntlich die roheste Form der Religion, die äußere Naturgegenstäude als göttliches Wesen ver ehrt. Clne schöne Sorte von Civilisatoreu, deren Herrschaft wir glücklicherweise durch die Tapferkeit unserer Heere entgangen sind.— Die Kohlennoth in Dresden ist zwar augenblicklich durch Zufuhren