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1888 Erscheint wöchentlich vrei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die tleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. sr. Ia-rging. Donnerstag, den 26. Januar Amts- Md Anzeigeblatt für den ÜeM des Amtsgerichts Eibenstock . . „ ten, sowie bei allen Reich»- und dessen Amgevung. Bckanntmachuiig. Die hiesigen Besitzer von Kühen und über ein Jahr alten Kalben werden hiermit geladen, behus« Abhaltung einer Versammlung, in welcher über Begründ ung einer Zuchkgcnossenschast nach Maßgabe de» Gesetzes vom 19. Mai 1886 berathen und beschlossen werten soll, sich Sonntag, den 12. Ieöruar 1888, Wachmittags 3 Mr im Saale des „GambrinuS" hier einzufinden. Hierbei wird darauf hingewiesen, daß in der anberaumten Versammlung, zu deren Beschlußfähigkeit die Vertretung der Hälfte der aus dem au-gelegenen Verzeichnisse sich ergebenden Stimmen erforderlich ist, die Beschlüsse nach Stimmen mehrheit gefaßt und daß die Stimmen von Ausbleibenden nicht mit gezählt werden. Da im Falle der Beschlußunfähigkeit die Einberufung einer andcrweiten Versammlung unter Androhung V»U Geldstrafe« zu geschehen hat, so wird einem allseitigen Erscheinen der Betheiligten entgegengesehen. Schön Heide, am 10. Januar 1888. Die Ortsbehörde. Haupt. Italien und Abessinien. Man liest jetzt falt täglich in den Blättern über die Vorbereitungen zum Kampfe zwischen den italien ischen Besatzungstruppen an der Küste de» Rothen Meere» und den Abessiniern. Die Vermittelung, welche eine an den „NeguS" abgegangcne englische Ge sandtschaft anzustreben bemüht war, ist völlig ergcb- nißlo« geblieben und so werden denn am Rothen Meere in den nächsten Tagen schon die Waffen ent scheiden. Italien« Wunsch war schon seit langer Zeit auf Erwerbung von Kolonien gerichtet. E» hatte seine Augen auf Tunis geworfen, in welchem Lande gerade das italienische Königreich vielfache und schwerwiegende Interessen zu vertreten hat. Indessen ist ihm daselbst Frankreich zuvorgekommen. Da« hat in Italien leb haften Unwillen hervorgerufen und diesem Umstande mit ist eS zuzuschreiben, daß sich Italien dem mittel europäischen Bunde anschloß. Um sich einigermaßen für den entgangenen Gebiets zuwachs zu entschädigen, unternahm Italien die Annexion von Massauah am Rothen Meere, woselbst mehrere blühende italienische HandelSfaktorcien bestanden. Zur wirksameren Ausbeutung de» reichen und fruchtbaren, aber seiner Bewohner wegen wenig zugänglichen Hin terlande« wurden mehrere „wissenschaftliche Expediti onen" nach dort entsandt. Die Abessinier hegten aber offenbar keine besondere Achtung vor dieser Art Wissenschaft, welche dazu dienen soll, ihren Handel zu unterjochen. Dazu besteht beim „NeguS Negcsti Johann II." von Abessinien schon längst der Wunsch, seine Herrschaft bi« zu der zu Egypten gehörigen Meeresküste auSzudehnen. Mit Egypten, da« sich vor wenigen Jahren im gänzlichen Verfall befand und auch heute nur wenig gefestigter dasteht, glaubte er ziemlich leicht fertig zu werden. Nun ist ihm aber die italienische Besatzung von Massauah in die Quere gekommen, welche gerade den Zweck hat, Abessinien vom Meere abzuschließen und dem italienischen Han del tributpflichtig zu machen. Daraus entstand der Haß der Abessinier gegen Italien, der sich schon vor drei und mehr Jahren in der Ermordung italienischer „Forschung«reisender" äußerte. Die italienische Expedition erfolgte ursprünglich unter dem Vorwande, jene Mordthaten zu rächen. Italien hat bisher dafür schon schwere Opfer an Gut und Blut gebracht. Im Lande hatte man vor drei Jahren diesen Schritt Mancini« mit Begeisterung be grüßt. Man erhoffte die Herstellung einer italienischen Oberherrschaft über Abessinien und im folgenden Jahre, nach dem Falle Karlum«, gefiel man sich in dem Ge danken, die Oberherrschaft auch aus den von England preisgegebenen Sudan auSzudehnen. Aber die Ernüchterung blieb nicht au«. Nach dem Sturze de« Kabinet« Gladstone stellte sich öffentlich herau», daß feste Abmachungen über ein Zusammen gehen England- und Italien» nicht bestanden. Man- ciai, der Urheber der ganzen Expedition, fiel dem öffentlichen Unmuth zum Opfer; er wußte vom Mi nisterium zurücktreten. An seine Stelle trat Graf Robilant, welcher ein Gegner der italienischen Kolo- nialpolttik ist. Dessenungeachtet entschied sich derselbe für da« Festhalten der in Massauah bereit» errungenen Stellung, wa« er al- eine Ehrensache bezeichnete. Der unerquickliche Verlauf der Unternehmungen in Afrika, namentlich da« Vordringen der Abessinier, welche Graf Robilant vor Jahre«frist im Abgeordne tenhause geringschätzig al« einen „Haufen abessinischer Strolche" bezeichnete, die jedoch wenige Tage darauf eine italienische Kolonne von 500 Soldaten bei Do- i gali überfielen und bi« auf den letzten Mann nieder macksten, verursachten die Ministerkrisis de« vorigen , Frühjahre«, welche erst nach ungewöhnlich langer Dauer durch den Eintritt zweier Führer der fortschrittlichen Opposition, CriSpi und Zanardelli, in da« Kabinet beendet wurde. Bereits schon damals gab CriSpi, welcher dann in dem Sommer nach dem Tode des Ministerpräsidenten Depretis auch da« Portefeuille de« Auswärtigen übernommen hat, die Erklärung ab, daß eine Genugthuung für die Niedermetzelung der italienischen Heerhaufen unumgänglich nothwendig sei, wenn Italien nicht in Afrika die ihm gebührende Achtung einbüßen wolle. Eine der ersten Vorlagen, welche das neue Ministerium dem Abgeordnetenhause machte, war denn auch die, ein besonderes Corps für Afrika zu schaffen, damit ein zu tiefer Eingriff in die Organisation de- Heere» vermieden werde. Die italienische Besatzung in Massauah ist gegen 6000 Mann stark; das neugebildete Spezialcorps für Afrika zählt 5000 Mann; außerdem sind aber noch 13,000 Mann regulärer Truppen und ein sehr zahl reicher Artilleriepark in Massauah vorhanden. Die Meldungen über die Stärke der anrückenden Abessi nier lauten verschieden. Indessen sowohl der NeguS wie sein Feldherr Ra« Alula baden sich bereit» früher al» tüchtige Kriegsmänner bewährt und ihre Heere sind durch französische oder englische Händler mit trefflichen Gewehren ausgerüstet. Auf keinen Fall wird die Blutarbeit den Italienern leicht werden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Dem BundeSrath ist nun mehr die Vorlage wegen Aufnahme einer Anleihe zu militärischen Zwecken zugegangen. Da, wie e» heißt, dieselbe als geheim bezeichnet sein soll, so sind natürlich irgend welche Angaben über den Inhalt derselben, namentlich über die Höhe der Anleihesumme ausgeschlossen. Nur so viel verlautet äußerlich, daß auch der zuletzt in den Zeitungen genannte Betrag von 230 Millionen Mark der Wirklichkeit noch nicht ganz entsprechen soll. — Authentische Aeußerungen des Fürsten Bismarck über den Frieden. Die gesammte Presse hat sich während der letzten Tage mit der Un terhaltung beschäftigt, welche Fürst Bismarck in Ge genwart mehrerer Zeugen mit einem Hamburger Kauf mann, der an verschiedenen Stellen auch namhaft ge macht worden ist, gehabt hat. Die Mittheilungen, welche über diese Unterhaltung in die Oeffentlichkeit gedrungen sind, waren jedoch unvollständig und des halb geeignet, den Sinn der Worte, die der Fürst ausgesprochen hat, zu entstellen. E« dürfte deshalb von Interesse sein, den ganzen Inhalt der bezüglichen Auslassung de» Herrn Reichskanzler» zusammenzu fassen. Da» „Deutsche Tgbl." ist in der Lage, die» im Nachstehenden zu thun. Einer der anwesenden Tischgäste sagte zu dem Fürsten, wie e« wohl zu er klären sei, daß trotz der anscheinend günstigen Aus sichten für die Erhaltung de» Frieden» die Börse noch ängstlich wäre. Die Antwort de» Fürsten zerfiel in drei sich schnell folgende Sätze. Der erste ging dahin, daß wir, wie die neuesten Vorgänge hoffen ließen, für zwei oder drei Jahre kaum einen Krieg zu befürchten hätten. Die» schränkte der Fürst aber sodann durch den Satz ein: „Für diese» Jahr wenigsten» möchte ich die» mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen," und fast ohne Unterbrechung fügte er hinzu: „Allerding» habe ich die» auch im Jahre 1870 geglaubt, und e» kam doch ander».' — Ueber da» Befinden de» Kronprinzen liegt eine Reihe von neueren Nachrichten vor, welche im wesentlichen einen sehr günstigen, zum Theil hoch erfreulichen Eindruck zu machen geeignet sind. Frei lich erheischt eS die publizistische Gewissenhaftigkeit darauf hinzuweisen, daß eine offizielle Bestätigung der trostvollen und hcißersehnten Botschaften nirgend» gegeben ist. — Da» „Kl. I." meldet in seiner Num mer vom 23. d. Mt».: „Wie un» au» San Romo mitgetheilt wird, hat Prinz Wilhelm am Sonnabend eine halbstündige Unterredung mit Herrn Geheimrath Professor von Bergmann über den Gesundheitszustand de» Kronprinzen gehabt. Auf Grund der eingelaufe nen Berichte soll diese Unterredung zu dem Ergebniß geführt haben, daß die durch den „Reichsanzeiger" im November vorigen Jahre» veröffentlichte Diagnose, wonach die Krankheitserscheinungen im Kehlkopfe Sr. Königlichen Hoheit einen carciminosen (krebsartigen) Charakter haben sollten, unrichtig sei. Unserem Gewährsmann zufolge ist ferner vereinbart worden, in nächster Zeit ein neues Konsilium der behandelnden Aerzte zu berufen, um festzustellen, daß der Kronprinz vollkommen außer Gefahr sei. Herr Geheimralh von Bergmann stimmte auch der Anschauung bei, daß durch den derzeitigen Gesundheitszustand des Kron prinzen der Aufenthalt in einem milderen Klima durchaus nicht geboten sei und der Rückkehr desselben nach Deutschland bezw. nach Berlin nichts mehr im Wege stehe. Die kürzlich hervorgetretenen katarrhal ischen KrankheitSerscheinungen im Halse sind lediglich durch die Rauheit de« Wetter» in San Remo bedingt gewesen und an sich ohne Bedeutung. E» ist somit mit ziemlicher Zuversicht der Heimkehr de» Kronprinzen, dessen Genesung stetig fortschreitct, wahrscheinlich in den ersten Wochen bc« März entgegenzusehen." — In ähnlicher Weise knüpften auch andere Blätter an die Mittheilung von einer wahrscheinlichen Rückkehr de» Kronprinzen nach Berlin die hoffnungsvollsten Betrachtungen. Golt gebe, daß alle diese Botschaften sich al» wahr auSweisen mögen — mit dem grauen Gewölk des Winters zöge dann auch die schmerzlichste Sorge au» dem Herzen der Nation. E» soll jedoch hier nicht verschwiegen werden, daß auch Stimmen laut werden, welche die Mittheilung de« „Kl. Journ." durchaus anzweifeln. — Wie nunmehr nach der „K. Ztg." bestimmt verlautet, beginnt der Bau de» Nord-Ostseeka nal« im Frühjahr auf der ganzen Linie. ES werden auf der 38 Kilometer langen Strecke sieben Baracken lager errichtet, in welchen im Ganzen 4000 Arbeiter 1 Platz finden können. Zunächst beginnt man damit von der Elbe au» in den Gebieten de» Bauamte» 1 und 2. Auch bei Rendsburg und Holtenau werden die Arbeiten bei günstiger Witterung ihren Anfang nehmen. Schon jetzt drängen sich so viele arbeitslose Menschen zu den bevorstehenden Erdarbeiten, daß schwerlich alle beschäftigt werden können. — Am letzten Sonnabend hat an der deutsch französischen Grenze sich abermals ein Vor fall ereignet, der die Behörden auf beiden Grenz gebieten beschäftigen wird. Die „Lothringer Zeitung" meldet au« Metz unterm 24. d.: Der jüngste Zwi schenfall an der Grenze beschränkt sich auf die Ent waffnung de» französischen Jäger» Barberot au» dem etwa 20 km westlich von Diedenhofen entfernten französischen Grenzorte Trieux durch den deulscben Grenzaufseher Hahnemann au» Lommeringen. Die Entwaffnung erfolgte aus deutschem Gebiete. Am 21. Januar Vormittag« 11 Uhr befand sich Hahnemann auf seiner Tournee zwischen Lommeringen und der