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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Madtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. A 89. Freitag, den 13. November 1874. Bekanntmachung, Porzellananction betreffend. In den Tagen von Dienstag den 24. November bis mit Sonnabend den 28. November dieses Jahres hält die Königliche PorzeLamnanufactur zu Meißen in Wilsdruff und zwar auf hiesigem Rathhaussaale eine Porzellunanction ab, was wir mit dem Bemerken, daß die Auction jedesmal um 2 Uhr Nachmittags ihren Anfang nimmt, hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringen. Wilsdruff,^am 11. November 1874. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Lagesgeschichte. Berlin, 6. Nov. Das Obertribunal entschied kürzlich die nicht unwichtige und allgemein interesürende Frage, ob unter dem Begriffe „Arbeitgeber" auch die eigenen Aeltern ihren mit häuslichen Ar beiten beschäftigten Kinocrn gegenüber mit einbegriffen sind. Der höchste GcricbtShvf hat diese Frage bejaht und zwar aus folgenden Gründen. Die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in den Fabriken werde durch die Reichsgewerbcordnung geregelt und zwar hauptsächlich zu dem Zwecke, daß die Kinder dem regelmäßigen Schulbesuch nicht entzogen würden. Entzögen nun die Ellern selbst ihr Kind dem Schulbesuche, um cs für sich zu Hause arbeiten zu lassen, so machten sie sich genau desselben Vergehens schuldig, für welches das Gesetz den „Arbeitgeber" zur Strafe zieht, und also müsse das Gesetz auch auf sie Anwendung finden. Nach telegraphischen Meldungen aus Paris un,d Madrid scheint cs Thalsachc zu sein, daß der Prätendent Don Carlos, durch dessen ehrgeizige Absichten der schon so lange Zeit währende Bürgerkrieg in Spanien hervorgerufen, seinem ihm voran- gegangcncn Bruder Don Alfonso gefolgt ist, am 7. November die französische Grenze passirt hat und sich nunmehr auf französischem Gebiet befindet. Das Verlassen der earlislischcn Truppen gerade jetzt, dürfte wohl das'Zeichen vom nahen Ende des unseligen Krieges fein, denn die früheren Zeitungsnachrichten und Berichte stellen bekanntlich den nahen Zerfall der carlistiscbcn Banden in Aussicht. Anzunehmen ist, daß die Carlisten mit ihren bessern Kräften sich in den letzten Tagen der französischen Grenze genähert halten, woselbst die mit vielem Spektakel cingeleiiete Belagerung und Beschießung von Jrun dazu dienen sollte, diescn festen Platz in die Gewalt des Prätendenten zu bringen. Der Erfolg dieses Angriffes auf Jrun ist gleich Null gewesen und dies mag möglicher Weise den Rückzug des Don Carlos über die Grenze veranlaßt haben. Er hat in dem jetzigen Carlisten kriege nie viel persönlichen Much an den Tag gelegt und zog es vor, sein persönliches Ich zu allernächst in Sicherheit zu bringen, ehe die zur Entsetzung Jruns hcrbeigceiltcn republikanischen Verstärkungen mit seinen Carlisten handgemein wurden. Von Interesse wird es nun sein, zu erfahren, wie sich die französische Regierung diescn Thatsachen gegenüber verhält, denn bereits am gestrigen Tage hat der Bol- schaster der spanischen Republik in Paris die sofortige Verhaftung und Jntcrnirung des Prätendenten verlangt. In der betreffenden Depesche, die dies meldet, ist noch hinzugesügt, daß Don Carlos fortwährend von Agenten der spanischen Regierung überwacht wird. Neueren Nachrichten zufolge ist Don Carlos unversehrt zu seinen getreuen Basken zurückgekehrt. Die französischen Behörden haben ein Auge zugcdrückt und wollen nichts gesehen haben, was dem Präten denten ähnlich gewesen wäre. Den neuesten Nachrichten aus Spanien zufolge eröffneten die Regierungstruppcn am 10. November das Feuer gegen die Carlisten, welche aus dem Berge Sau Marco zwischen Lago und Renteria be festigte Positionen eingenommen haben. Den Ncgierungstruppen ge lang eS, mehrere derselben zu nehmen und den Carlisten beträchtliche Verluste beizubringen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Wilsdruff, 12. November 1874. Am vorigen Montage wurden die hiesigen Herren Gerichtsbe amten als Bürger der Stadt verpflichtet und wird eine größere Zahl anderer Staatsdiener, die Herren Geistlichen und Lehrer nachfolgen. Herr Hypolhekenbuchführer Schwicbuß allhier ist vom König!. Justizministerium zum Actuar ernannt worden. Am vorigen Sonntag fand in der Kirche zu Mittweida eine seltene Feierlichkeit statt: es war dort das erste Mal, daß ein Israe lit durch die Taufe in das Christenthum aufgenommen wurde. Ju lius Leyser aus Berlin, so heißt der Täufling, steht beim dösigen Klcmpnermeister Stadtrath Manitz in Arbeit. Nachdem er längere Zeil vom Oberpfarrer vr. xsiU. Büchting Religionsunterricht genossen hatte, wurde er am Sonntag Vormittag 11 Uhr getauft. Zu diesem Zwecke wurde Leyser von 6 zu Pathen ernannten Herren abgeholt und nach der Kirche begleitet, welchem Zuge sich noch die Braut des Täuflings und andere Verwandten anschlossen. In der Kirche nah men Genannte, sowie auch die Kirchenvorstandsmitglicder vor dem festlich geschmückten Taufsteine Platz und wurde unter entsprechendem Ceremoniell die Taufe vollzogen, welcher dann die Confirmation folgte, worauf der junge Christ zugleich das heilige Abendmahl empfing. Eine allgemeine Gratulationscour, woran sich der Kirchenvorstand und die Pathen betheiligten, endeten diesen Actus, welcher ein sehr zahlreiches Publikum herbeigelockt halte. Zwickau, 9. November. In der vergangenen Nacht ^12 Uhr ist der an der sogenannten Bergstraße liegende Schacht Nr. 4 des hiesigen Brückenbergsteinkohlcnbauvereins plötzlich zu Bruche gegangen und sind leider 7 in demselben mit Abteufen beschäftigt gewesene Arbeiter verschüttet worden. Nach den vorläufigen Ermittelungen haben sich unter denselben vier Verheirathete befunden. Rettungs versuche haben, da die Verunglückten zweifellos sofort getödtet worden sind, auch der Bruch immer fortschreitct, unterbleiben müssen, dagegen sind Vorkehrungen gegen weitere Unglücksfälle getroffen worden. Die Ursache des ganz unerwartet eingetrctenen Bruches ist unerklärlich, zu mal da bei einer erst ganz kürzlich von den technischen Beamten des Werks vorgenommenen Prüfung der Schachtzimmerung diese durchaus in gutem Stande gesunden worden ist. Der Schacht hat eine Teufe von 153 Meter gehabt. Hoffentlich werden die über dem Schachte befindlichen Tagebauten, insbesondere die Dampfessc, durch den Bruch keine Schädigung erfahren. Der 8jährige Sohn eines Schuhmachers in Eisenberg klagte am vergangenen Dienstag über Schmerzen am linken Handgelenk, welche ihm ein Fliegenstich verursachte. Der Vater des Knaben unter