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Pulsnitzer Wochenblatt Ieiegr.-5ldr.: Wochenblatt Pulsnitz erscheint: Dienstag, Donnerstag ».Sonnabend. 5lmts Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Erfüllungsort ist Pulsnitz. Inserate kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugsben. Dis fünf mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 pk. Neklame 25 pk. Sei Wiederholungen Rabatt. Les lzömgl. Amtsgerichts und Les StaLtrates zu Pulsnitz Fernsprecher: Nr. 18. DezirKs-HnZElgSr (Nit „Illustr. Sonntagsblatt", ^Landwirtschaft licher Beilage" und „§ür Saus und Berd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei freier Zustellung ins Saus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. E und Zeitung M-Vlatt kN,- umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, Bretnig, Bauswalde, Ohorn, Obersteina, Nieder- rttmöolull lur 06Il rrINlpgesIchIöU6Ziri> PUlÄlUo, steina,Weißbach,Ober-u.Niedsr!ichtenau,§risdsrsdork-T'hismsndorf,Mittelbach,Orotznaundork,Lichtenberg,Klein-Dittmannsdork. Druck und Verlag von L. L. Sörstsr's Erben (Inh.: Z. VV. Mohr). Expedition: pnlsnitz, Bismarckplatz Dr. 265. Verantwort!i6)sr Bedakteur: l W. Mohr in Pulsnitz. Ar. 125. Sonnaömd, den 17. AkLoöer 1908. 60. Jahrgang. Fs»;. bleibt Sonntag, Sen 18. Oktober geschlossen und ist dagegen Sonntag, vsn 25. Oktober gsökknet Mk AMuiHk ADttt vis Sparkasssnvsrwalt Das Wichtigste »am Tage. Die erste Lesung des neuen Negierungsvorschlags wurde in der gestrigen Sitzung der Wahlrechtsdcputation beendet. Die Konservativen stimmten in allen we sentlichen Punkten dafür, die Nationalliberalen da gegen. Die Abgg. Langhammer (natl.) Merkel (ntl.), Kleinhempel (ntl.), Heymann (kons.) und Goldstein (so;) nahmen an der Abstimmung nicht teil. (Siehe unter Sächsischem.) Fürst Heinrich XIV., Reuß j. L. hat die Regentschaft in Reuß ä. L. niedergelegt, die sein Sohn Erb prinz Heinrich XXVII., übernimmt. Im böhmischen Landtag kam es gestern wegen der fortdauernden Obstruktion der Deutschen zu gro ßen Tumulten Der Landtag wurde schließlich vertagt. Das Programm für die einzuberufende Balkankonfe renz ist den Berliner Signaturmächten gestern aus London überreicht worden. In Schlienworth bei Otterndorf wurde ein Telegramm des Ballons „Hergesell" gesunden. Das dritte türkische Armeekorps hat Mobilmachungs- ordcr erhalten. Die Kriegsstimmung in Serbien ist im Wachsen, auch Montenegro rüstet. Zwischen China und Japan droht eine ernste Verwick lung zu entstehen, infolge eines Zusammenstoßes zwischen chinesischen und japanischen Truppen in Nordkorea. Oerttlcdesund SScbsiscbss. Pulsnitz. Die Frist zur Einreichung der Haus listen läuft kommenden Montag ob. Die Hausbesitzer werden deshalb an deren umgehende Einreichung erinnert, wollen sie sich nicht der Bestrafung aussetzen. Bemerkt sei noch, daß die Hauslisten nicht abgeholt werden, sondern vom Hausbesitzer oder einen Beauftrag ten desselben auf dem Rathause abzugeben sind. Pulsnitz. Der morgige Sonntag ist der 18. nach Trinitatis. Nur noch fünf Trinitatissonntage und der 1. Adventssonntag ist wieder da Unser moriger Sonn tag ist zugleich auch der dem hl. LukaS geweihte Tag. Der Oktober spinnt seinen raschelnden Blätterkranz um Hain und Hag. Bald werden die Aeste sich kahl und schwarz gegen den grauen Herbsthimmel recken, noch aber leuchtet der Glanz des scheuenden Spätsommers mit seinem warmen Licht goldig über das Geftld. Und einer von diesen schönen Spütsommertagen ist der Lukastag. Am 18. Oktober finden wir den Namen diefeS Evange listen in unserem Kalendarium verzeichnet. Und wie ein stiller Abglanz seines Aposteltums leuchtet sein Kalender tag über der sterbenden Welt ... Was der Lukastag an Sitten und Gebräuchen uns bringt, ist nicht viel, wenig stens nicht viel in der Eigenart. Hier tritt er als ver späteter Kirmestag, dort als verfrühter Martinstag auf. Sein Gesicht richtet sich nach der Gegend, in der er ge feiert wird. Weitaus eingreifender und charakteristischer als Sitte und Gebrauch sind die alten Reime, die sich auf unsern Tag beziehen. Von der stattlichen Anzahl der auf uns überkommenen mögen hier die folgenden als Auszug wiedergegeben sein. Nach ihnen ist der Lukastag ein segenversprechender, Fleiß und Mühe lohnender Tag. „St. Lukas, der Evangelist, bringt Spätroggen ohne Mist." Allen sommerlichen Fleiß soll man noch nicht aufgesteckt haben, auch in der Lukaswoche gibt es noch mancherlei zu tun: „Wer in der Lukaswoche Roggen tut streuen, wird's in der folgenden Ernte nicht bereuen." Dem Russen z. V ist der Lukastas ein hoher Festtag, von dem es heißt: „An St. Lukas Brot und Brei in Dtass'" Doch die landwirtschaftliche Arbeit spricht in den Lukasreimen ein Hauptwort: „Ob trocken, ob naß — IE am St Lukas." In dieser Weise weiß der Lukastag S°r manches zu erzählen, das dem aufmerksamen Zu- Aufschluß und Kunde von diesem und jenem gibt, tritt »ns gewissermaßen als der Nachsommertag ent- gegen, der leuchtend noch einmal die vergangene schöne Jahreszeit vergoldend überglänzt. — Wieder gehen die Aufforderungen zur Osteran meldung für die höheren Schulen durch die Blätter. Bei dieser Gelegenheit sei noch besonders daraus hingewiesen, daß wir jetzt in unserer Nachbarstadt Kamenz eine höhere Schule in nächster Nähe haben. Kamenz besitzt eine Realschule mit Progymnasium, von Ostern an sämtliche Realschulklassen und drei Progymnasialklassen umfassend. Angesichts der Wichtigkeit, die die höhere Schulbildung heutzutage erlangt hat, sei hier noch besonders aus die im Inseratenteile befindliche Anzeige verwiesen. Aleinröhrsdorf. In der Frühe des vorgestrigen Donnerstages wurde die hiesige Haltestelle in Betrieb genommen. Die hiesige Gemeinde, sowie die Bewohner schaft des unteren Ortsteiles von Großröhrsdorf, denen damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen ist, hatten sich es nicht nehmen lasten, diesen Tag zu einem rechten Festtag zu gestalten. Die Haltestelle prangte in reichem Guirlandenschmuck, 15 Flaggen wehten auf hohen Masten, die Zugangswege waren durch einge pflanzte Fichten in Feststraßen verwandelt. Beim Hallen des ersten Zuges, früh 6,18 Uhr, sprach Herr Pfarrer Hesse ein kurzes Dankes- und GebetSwort, und dann ent wickelte sich ein großer Verkehr, der auch den ganzen Tag über nicht nachließ und der vom Photographen auch bildlich festgehalten ist. In den beiden Orten selbst aber, sowohl in Großröhrsdorf als auch in KleinröhrS- dorf, herrschte allenthalben eine gehobene Feststimmung, bis in die späten Abendstunden hinein. Mancher aus wärtige Gast hat darüber gleich am ersten Tage den letzten Zug verpaßt. — Die Fahrt von der Haltestelle nach Dresden-Neustadt bringt eine wesentliche Fahrgeld ersparnis gegenüber der Fahrt vom Bahnhof Großröhrs dorf mit sich, die für die einfache Fahrt 3. Klaffe 15 Pf., für die Rückfahrkarte fonach 30 Pf. beträgt. Dieser Um stand dürfte viel zur Hebung des Verkehrs auf der Halte stelle beitragen. Die Fahrt vom Bahnhof zur Haltestelle kostet in 3. und 4. Klasse gleichmäßig 10 Pf. Ohorn. Mannigfach und schwierig sind heute die Anforderungen, die bei dem jetzigen Stande der Gesetze inbezug auf Gesetzeskenntnis und bei den herrschenden sozialen Zuständen besonders auch hinsichtlich der Cha raktereigenschaften an den Leiter einer größeren Gemeinde verwaltung gestellt werden müssen, und die Einwohner können sich glücklich preisen, deren Haupt im Stande ist, sie nach außen und innen wirksam zu vertreten. Das Letztere ist in unsrer Gemeinde der Fall; wir hören des halb mit Bedauern, daß unser Herr Gemeindevorstand Birnstein mit Ende dieses Jahres aus seinem mit selte ner Treue, Aufopferung und Uneigennützigkeit verwalteten Ehrenamte scheidet. Seit 38 Jahren gehört er dem Ge meinderate, dem er früher auch 5 Jahre als Gemeinde ältester diente, an und seit fast 18 Jahren steht er an der Spitze unsrer Gemeindeverwaltung. Er war auch langjähriges Mitglied und Vorsitzender des hiesigen Schul vorstandes. Unter seiner langen Dienstzeit und Geschäfts führung hat unser Gemeindewesen einen ungeahnten Auf schwung genommen und wenn trotz der selten großen Wegebaulasten und der hohen Schulausgaben unsre Ge meinde so gut wie keine Schulden hat und die Gemeinde steuern für den Einzelnen bisher ganz erträglich waren, so haben wir das seiner Wirtschaftlichkeit und Sparsam keit mitzuverdanken. Sein ruhiges und besonnenes Wir ken in der Gemeinde und sein sicheres und sachliches Ur teil in seinem ehrenamtlichen Berufe enrsprechen einer reichen Lebenserfahrung und zeigen ein seltenes Vertraut sein mir den Eigentümlichkeiten der örtlichen Verhältnisse und den besonderen Bedürfnissen unsrer Einwohner. Wir möchten Herrn Birnstein auch hier danken, daß er — fast ein Menschenalter lang — seine Kräfte seiner Gemeinde gewidmet hat und wünschen dein Herrn mit seinem schlich tes Wesen noch einen langen, heiteren Lebensabend, an dem er sich der ihm heute noch eigenen staunenswerten geistigen Regsamkeit und körperlichen Rüstigkeit andauernd erfreuen möge! Uönigsbrück. Die Obstousstellung des Bezirks obstbauvereins Kamenz ist nun vorüber und kann der Verein wie auch das Ausstellungskomitee auf ein wohl gelungenes und erfolgreiches Werk zurückblichen. Wohl gelungen infolge der guten Beschickung, erfolgreich durch die Güte der zur Schau gestellten Früchte, über welche sich die Preisrichter nur lobeyd aussprechen konnten. Auswärtige unparteiische Obstzüchter behaupteten sogar, daß die Ausstellung viele bisherige Ausstellungen in ihrer Darstellung und in ihrem Arrangement übertroffen habe und vorbildlich genannt werden könne. Seitens der Preisrichter wurden unter anderen folgenden Ausstellern die nachstehend aufgeführten Ehrenpreise und Ehrenge schenke für beste Gesamtleistungen zuerkannt: Fabrikant Ad. Boden in Großröhrsdorf: Erste Silberne Medaille des Landesobstbauvereins. Gustav Kunath in Niedersteina: Erste Bronzene Medaille des Landesobstbauvereins. Bern hard Leipold-Lichtenberg: Erstes Ehrendiplom des Landes obstbauvereins. Max Mager in Niedersteina: Zweiter Ehrendiplom des Landesobstbauvereins. Obstbauverein in Niedersteina: Erstes Ehrendiplom des Bezirksobstbau vereins Kamenz. Baumeister Hallbauer in Königsbrück und Frau Baumeister Hallbauer in Königsbrück: Erster Ehrenpreis der Stadt Königsbrück; Ehrenpreis der Stadt Pulsnitz; Fruchtschale gestiftet von Kommerzienrat Groß mann, Großröhrsdorf. Arthur Schäfer in Niedersteina: Zweiter Ehrenpreis der Stadt Kamenz. Karl Wünsche in Kamenz: Ehrenpreis der Gemeinde Großröhrsdorf. Max Putzke in Niedersteina: Siberner Tafelaufsatz, gestiftet von der Gemeinde Schwepnitz. Karl Mehnert in Nieder steina: Ehrenpreis des Landwirtschaftlichen Vereins Puls nitz. Frau Rittergutspachter Löser in Röhrsdorf: Sil berne Fruchischale, gestiftet von Freiherrn von Grote, Oberlichtenau. Alwin Rudert in Pulsnitz: Silbernes Schreibzeug, gestiftet von Herrn von Helldorff. Oswin Schäfer in Niedersteina: Obstpflücker und Baumsäge, ge stiftet von Herrn von Helldorff. Wilhelm Petermann in Königsbrück: Baumscheere, gestiftet von Herrn von Helldorff. Frau Manha Engel in Pulsnitz: Zwei Glas- Frucht-Schalen, gestiftet von Direktor Steska, Kamenz. Amtsstraßenmeister Anger in Kamenz: Nickelservis, gestif tet von Herrn von L-ppe, Cunnersdorf und Fruchtpresse, gestiftet vom Obstbauverein Niedersteina. Bruno Körner in Lichtenberg: Silberne Fruchischale gestiftet von Gebr. Reuter, Königsbrück. Otto Garten in Niedersteina: Wecker- Standuhr, gestiftet von Gebr. Reuter, Königsbrück. Rechts anwalt Hempel in Königsbrück: Silberne Schmuckschale, gestiftet von Adalbert Boden, Großröhrsdorf. Kammer herr von Bünau in Bischheim: Silberner Wandteller, gestiftet von Oekomierat Kühn, Rödern. Baumeister Eger in Kamenz: 2 Weinflaschenuntersetzer, gestiftet von Ge meindevorstand Petzold in Bretnig. Amtsstraßenmeister Kretzschmar in Königsbrück: Nickelservis mit Teeglas, ge stiftet vom land- und forstwirtschaftlichen Verein „Röder- tal". Edwin Großmann in Lichtenberg: 20 Stück Kon servengläser, gestiftet von Aug. Leonhardi, Glasfabrik, Schwepnitz. Theodor Hustig in Prietitz: Blumenoase, ge stiftet von Fabrikbesitzer Hauffe, Pulsnitz. Dresden, 16. Oktober. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden sind heute vormittag 10 Uhr 27 Min. mit Gefolge auf dem hiesigen Hauptbahnhofe eingetroffen, woselbst großer Empfang stattfand. Se. Maj. König Friedrich August, sowie Prinz und Prinzessin Johann Georg von Sachsen begrüßten die hohen Gäste auf das Herzlichste und begaben sich mit denselben nach Vorstellung de§ beiderseitigen Gefolges durch das Fürsten zimmer des Bahnhofes aus den Wiener Platz, den eine zahlreiche Menschenmenge erwartungsvoll umsäumte. Nach dem Abschreiten der vom 177. Infanterie-Regiment ge stellten Ehrenkompagnie bestiegen die Allerhöchsten und höchsten Herrschaften die bereitstehenden Wagen und fuhren unter lebhaften Ovationen des Publikums durch die am Eingänge der Pragerstraße errichtete, im Tannen grün und Fahnenschmuck prangende Ehrenpforte und die festlich geschmückten Straßen nach dem Residenzschlosse, woselbst der Großherzog und die Großherzogin von den übrigen Mitgliedern der königlichen Familie und den Oberhofcharger begrüßt wurden. Darauf sand Familien- und Marschalls-Frühstück statt. Dresden, 15. Oktober. Zu Anfang der heutigen vierstündigen Verhandlung der Wahlrechtsdeputation gab der Abg. Vogel namens der nationallieberalen Partei folgende Erklärung ab: Die nationalliberale Fraktion hat der letzten Erklärung des Herrn Ministers mit Genug- tuung entnommen, daß die Regierung den Kompromiß- vorschl. g zu einer Eventualvorlage verarbeiten und dabei dem Bedenken gegen den 2jährigen Wohnsitz und anderen Bestimmungen Rechnung tragen und die Ganzerneuerung der Kammer bei jeder Wahl einsühren will. Sie hält dagegen den Regierungsvorschl ig, wonach die Differen-