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Anzeiger 5. Iahrü. Donncrstaq, den 30. December 1880. Inserate werden biS spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prrennmernnäo. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. für e Zwönitz und Umgegend Einladung zmu Abovneinent. Mit nächster Nummer beginnt ein neues Abonnement auf den „Anzeiger für Zwönitz und Umgegend" und bitten wir die geehrten Abonnenten, die Bestellungen noch vor Ablauf des Jahres erneuern zu wollen, damit in der Zusendung keine Unter brechung eintritt. Der Abonnementspreis beträgt wie bisher 1 Mk. 20 Pf. pro Quartal und werden Bestellungen in der unterzeichneten Verlags-Expedition, sowie durch alle kaiserl. Postanstalten, deren Briefträger und unsere Zeitungsträger entgegengenommen. In dem neuen Quartale beginnt eine neue höchst spannende Geschichte unter dem Titel: Die Räuber auf Maria Cnlm, worauf wir hierdurch ganz besonders aufmerksam machen. Die Wertags-Lrpedition des „Anzeiger für Zwönitz und Umgegend". Tagesgeschichte. Deutschland. Gegenwärtig circulirt auch in Abgeordneten kreisen eine Petition an den Reichstag um Ablehnung der beantragten Erhöhung der Brausteuer. In dieser Petition wird u. A. ausgeführt: In dieser Erhöhung der Brausteuer liegt eine große Gefahr und eine Untergrabung der Sittlichkeit des Volkes, da das Bier der Feind des übermäßigen Branutweingenusses und ihm die Aufgabe gestellt ist, den Branntwein zu verdrängen. Daß eine Erhöhung der Brau steuer schließlich vom consumirenden Volke getragen werden muß, ist außer allein Zweifel. Eine Familie, die täglich 2 Liter Bier con- sumirt, werde bei einer Erhöhung von nur I Pf. pro Vs Liter eine jährliche Mehrausgabe von 14,60 Mark haben, eine Abgabe, welche das Doppelte der Blassensteuer der weniger bemittelten Volksklassen und des Arbeiterstandes übersteigen würde." Dem Gesetzentwürfe dürfte indessen eine gründlichere Motivirung als im vorigen Jahre beigegeben sein. — Die Anlage von zehn neuen Secundärbahnen ist nach einem dem preußischen Abgeordnetenhanse vorgelegten Gesetz entwürfe in Aussicht genommen und sind die Kosten auf nur 37 Millionen Mark veranschlagt. Diese geringe Höhe ist erklärlich, wenn man liest, daß der Grund und Boden von den betheiligten Ort schaften zum größten Theile unentgeldlich hergegeben, anderutheils möglichst viel die Kunststraßen benutzt werden sollen. Außerdem be absichtigt die Oberschlesische Eisenbahn, ans eigene Kosten weitere 6 Secundärbahnen zur Erweiterung ihres Netzes anzulegen. Frankreich. Die ersten 14 Tage dieses Monats haben in den indirecten Steuern einen Ueberschuß von 12 Millionen über den Vor anschlag gebracht. Für das Jahr 1880 berechnet man den Ueberschuß auf 170 Millionen Francs. Glückliches Frankreich! Schweiz. Aus Bern kommt die erschütternde Meldung, daß der für das künftige Jahr zum Bundespräsidenten gewählte Buudes- rath Anderwert sich am Sonnabend Abend erschossen hat. Motive für diese Aufsehen erregende That werden nicht angegeben. — Am 21. d. M. ist die schweizerische Post zum ersten Mal durch den großen Gotthard-Tunnel geführt worden. England. Dem „Standard" wird aus Durban voin 25. d. Mts. gemeldet: „Der Angriff der Boers auf die englischen Truppen zwischen Leydeburg und Pretoria erfolgte, während die Mannschaften des 94. Regiments unbewaffnet damit beschäftigt waren, 34 Wagen, deren Eskorte sie bildeten, aus einem Sumpfe herauszuführen. Die Boers am Potcheffluß haben einen Capitain, welcher das Aufhissen einer republicanischen Fahne verhindern wollte, getödtet. Außerdem sind fünf englische Colonisten ermordet morden. Oberst Bellairs hat die Boers durch Geschützfeuer aus ihrer Position am Potchefflusse Herausgetrieben. Die Boers verloren hierbei 100 Todte und hatten viele Verwundete. Belgien. Ein Telegramm der „Ageuce Havas" aus Nom meldet, der Vatican habe beschlossen, in Brüssel eine „kirchliche Agentur" einzurichten, welche den Bischöfen als Vermittelung mit dem heiligen Stuhl dienen soll. — Der Kriegsminister hat verfügt, daß die Neujahrsbesuche, welche die in den Bischosstädten garniso- nirenden Officierscorps den Bischöfen in großer Uniform abzustatten pflegten, fortan unterbleiben sollen, da sie weder durch ein Gesetz, noch durch die Dienstordnung vorgeschrieben sind. Rußland. Die Meldung des „Herold" aus Orechow, nach welcher in der Nähe der Station Slawgorod der Lösowo-Sebastopoler Eisenbahn in einer Scheune ein Tunnel entdeckt sein sollte, wird officiell als unwahr bezeichnet. — Telegramme aus Kischenew und Odessa melden, daß dort am letzten Donnerstag, Abends 7 Uhr ein ziemlich heftiges, eine Secunde anhaltendes Erdbeben stattgefuuden hat. — Nach dem „Golos" steht der Erlaß einer Verordnung über den Modus der Tilgung der Staatsschuld bei der Neichsbank be vor, worin bestimmt sein soll, daß die Tilgung der Schuld vom 1. k. M. ab mit 50 Millionen jährlich zu bewirken sei. Durch das Ergebniß der bevorstehenden Erhöhung der Gilden- und Zollsteuer würde nicht allein der durch die Abschaffung der Salzaccise und die Herabsetzung des Salzzolles entstehende Ausfall gedeckt, sondern auch noch ein Ueberschuß der Staatseinnahmen von etwa 2 Millionen er zielt werden. Türkei. Das „Ncuter'sche Bureau" meldet aus Konstantinopel vom 26. d. M.: Die Pforte ist zwar von der Absicht der Mächte benachrichtigt, der Türkei und Griechenland eine Aufforderung zur Unterwerfung unter ihren Schiedsspruch zugehen zu lassen; eine formelle derartige Aufforderung ist der Pforte aber bis jetzt nicht zugegangen. — Wie es heißt, würde England eine neue Conferenz unter Zuziehung von Delegirten Griechenlands und der Türkei Vor schlägen, wenn der Schiedsgerichtsvorschlag von der Türkei abgelehnt würde. Griechenland. Das Schiedsgericht zur Lösung der griechisch türkischen Frage nimmt heute den ersten Rang in der politischen Discussion ein. Der Pariser „Temps" erklärt in Betreff dieser An gelegenheit officiös: „Es ist wahr, daß Frankreich die Initiative zu dem Vorschlag eines Schiedsgerichts zwischen Griechenland und der Türkei ergriffen hat, aber es handelt sich nicht um einen eigentlichen Vorschlag, es ist vielmehr eine Anregung. Atan kann in der That einen officiellen Vorschlag erst machen, wenn es gewiß ist, daß Griechenland und die Türkei einwilligen, sich dem Schiedsgericht zu unterwerfen. Dies weiß man noch nicht, und auf diesem Punkt be ziehen sich die gegenwärtig zwischen den Cabinetten ausgetauschten Pourparlers." Lokales und Sächsisches. Zwönitz. Von einem alten, erfahrenen Landwirth wird mitge- theilt, daß wir einen kurzen und milden Winter zu erwarten haben. Er folgert dies nach bestätigten Wahrnehmungen daraus, daß die Käfer, Würmer und Larven in ganz geringer Tiefe unter der Erd oberfläche gefunden werden, während sie bei zu erwartender großer und anhaltender Kälte viel tiefere Winterquartiere haben. Für einen