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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. pranmmeemula. ÄlytM Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Sonnabend, den 3. April I88V. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Die am I. April ». v. fälligen Beiträge zur Jinmobiliarbrandversicherungskasse werden mit 1 Pfennig von der Gebäudeversicherung und mit 1^ Pfennig von der freiwilligen Versicherung pro Einheit erhoben. Dieselben sind innerhalb der gesetzlich zulässigen achttägigen Frist, spätestens aber bis zum IO. April 1880 bei Vermeidung executivischer Beitreibung an die hiesige Stadtsteuer-Einnahme zu entrichten. Zwönitz, am 27. März 1880. Der Bürgermeister. Schönherr. Bekanntmachung. Vom 1. April d. I. ab gelangen die Geschäfte der Stadt-, Kirchen- und Schulkasse wieder in der Cafsen-Expedition des hiesigen Nathhauses zur Erledigung. Zwönitz, am 27. März 1880. Die Stadt-, Kirchen- und Schulkassenverwaltung. . Pelz. Bekanntmachung. Die Ausnahme in die Fortbildungsschule findet Montag den 5. April Abends 6 Uhr in der Kirchschule statt. Schüler, welche die obere Schule besucht haben oder von auswärts hierher gezogen sind, haben das Schulentlasiungszeugniß bei zubringen. » Niederzwönitz, am 31. März 1880. Die OrtSschulinspectivN. R. Schütz. Tagcsgeschichte. Deutschland. Die Unterredungen des Fürsten Bismarcks mit dem russischen Botschafter Orloff bilden ein stehendes Thema in der europäischen Presse. Am meisten wird die Behauptung vertreten eine internationale Verständigung über die Auslieferung solcher politischer Verbrecher angebahnt worden sei, welche die Anwendung von Waffengewalt und meuchlerische Ueberfälle in den Bereich ihrer revolutionären Action gezogen hätten. Der Widerspruch soll auf- hören, der darin liegt, daß der Mörder eines gewöhnlichen Staats bürgers widerspruchslos ausgeliefert werde, während der Mordgesell, welcher das Leben eines Monarchen oder hohen Staatsbeamten be droht, die Freiheiten genießt, welche bisher allgemein dem politischen Verbrecher zuerkannt waren. — Wie es heißt, wird der Kaiser am Freitag, den 16. April, in Wiesbaden eintreffen und dort einige Wochen, ähnlich wie im vorigen Jahre zu seiner Erholung verweilen. Es handelt sich dabei nicht um eine besondere Knr, sondern nur um eine Luftveränderung nach dem nach mancherlei Richtungen hin für den greisen Monarchen anstrengenden Winter. — Am I. d. feierte Fürst Bismarck seinen 65. Geburtstag. Frankreich. Wie erwartet, hat die Negierung nunmehr den „Kulturkampf" in officieller Form begonnen. Am 3. Osterfeiertage erschienen im „Journal officiell" die Decrete, welche auf Grund alt- besteheuder Gesetze die Auflösung des Jesuitenordens aussprechen und in Betreff der übrigen Congregationen verordnen, daß dieselben ent weder die staatliche Genehmigung nachsuchen sollen, widrigenfalls sic ebenfalls aufgelöst würden. Gambetta'S Organ, die „Nepubl. franc." tritt ganz entschieden für das Ministerium ein und fordert alle Re publikaner ohne Unterschied der Schattirung auf, die Regierung in ihrem Kampfe gegen den Klerikalismus zu unterstützen. In Paris, besonders in den radicalen Arbeitervierteln, hat die Verkündigung der Decrete großen Jubel hervorgerufen; die Arbeiter trinken auf die Auflösung des Jesuitenordens. Die conservativen Blätter ge brauchen die Preßfreiheit. Die „Union" spricht von der „Feigheit Freycinets", die „Civilisation" sagt: „Die Freimaurerregierung macht einen Staatsstreich", der „Monde" hofft, daß diese „größte Thorheit der Negierung die letzte sein werde", und so geht es fort. Spanien. Bekanntlich treibt das Land, wo die Kastanien reisen, einen großen Luxus mit Ministern und hat das zweifelhafte Glück, seine Portefeuilles oftmals an Leute vergeben zu sehen, die zu allen anderen Hantirungen niehr Geschick haben mögen, als zum Staatslenken. So ist der neue Minister der auswärtigen An gelegenheiten von Beruf ein Ingenieur, der neue Finanzminister ein ehemaliger Professor der Physik. Rußland. Bei der Strenge, die trotz ddr scheinbaren Er leichterungen durch Loris-Melikoff noch immer die Preßcensur kenn zeichnet, ist es schwer, die wahren und falschen Nachrichten, die aus Petersburg kommen, von einander zu unterscheiden. Man muß daher auf alle Fälle einigen Zweifel in die Berichte von dorther setzen und der folgende verdient ihn gewiß auch: Trotz der Maßnahmen des neuen Dictators geht die nihilistische Agitation in die Breite; die Lage der Dinge werden immer unsicherer, der Gesundheitszustand des Czaren immer bedenklicher, so daß die Aerzte Tag und Nacht den hohen Leidenden umgeben und mit hingebender Sorgfalt pflegen. Um dem Volke diesen Zustand zu verheimlichen, mache der General Jssakoff sein natürlicher Sohn des Nicolaus) täglich auf der Newsky Perspective eine Spazierfahrt im offenen Schlitten. Der General sehe dem Czaren zum Sprechen ähnlich und das Volk grüßte täglich des Kaisers Doppelgänger, welcher übrigens der kaiserlichen Familie schon in vielen Fällen ähnliche Dienste geleistet habe. Ende vor. Monats hat das Nevolutions Comitee wiederum eine Proklamation an die Straßenecken heften lassen, worin es die Aufhebung mehrerer ihrer Druckereien zwar bedauert, zugleich aber ankündigt, daß der Kampf gegen die Regierung nicht eher eingestellt werden soll, bis dieselbe ernstliche Bürgschaften für freiheitliche Reformen gegeben haben wird. Das klingt schon weniger anarchistisch, als die früheren frivollen Anslassungen der Geheimbündler. — In dem Befinden der Czarin ist abermals eine Verschlimmernng eingetreten. Türkei. Die ewigen Verhandlungen über Reformen, Grenzbe richtigungen, Anleihen und dergleichen mehr drehen sich langsam im Kreise; Thatsüchliches, Abgeschlossenes läßt sich nicht berichten. So hat Said Pascha im Ministerrathe vorgeschlagen, entsprechend den Ermäßigungen der Beamtcngehälter nun' auch die Civilliste des Sul tans sowie die hohen Gehälter der Palastbeamten zu reduciren und