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Bis V-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften der Pulsnitzer AmtSgerichtSbezirk»: Pulsnitz, PulSnitz M. S-, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstcina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Förster- Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 154 Sonnabend, den 5. Juli 1S3V 82. Jahrgang Amtlicher Teil. Wegesperrung Die Dorsstraße io Oberfteina wird aus die Zeit vom 7. bis 22 Joli 1930 wegen Straßenbauarbeiten für allen Fohroeikehr gesperrt. Der Verkehr wird aus die Nebenweg« verwiesen. Amtshauptmannschaft Aamenz, am 4 In« 1930. jWIMWg Partetführerbefprechung Die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen Italien gegen Briands Paneuropa — Mißtrauensanträge gegen Minister Dr. Frick angenommen — Kein Rücktritt Dr. Fricks Neue Zusammenstöße in Indien Die Parteiführcrbesprechung, die am Freitag abend im Reichstage stattfand, dauerte etwa 2 Stunden. Außer dem Reichskanzler nahmen die meisten Minister an der Besprechung teil. Von den Parteien waren anwesend: Für das Zentrum Perlitius und Esser: für die Volks partei Scholz; für die Demokraten Meher, Berlin: für die Wirtschaftspartei Drewitz; für die Christlich-Nationale Ar beitsgemeinschaft von Lindeiner, Wildau und für vie Bayerische Volkspartei Leicht. Amtlich wird über die Besprechung mitgetcilt: In der Besprechung, welche der ersten Fühlungnahme der Re gierung mit den Parteien bunte, nahmen der Reichskanz ler, der Reichsfinanzminifter, sowie der Reichsarbeits minister Gelegenheit, in längeren Ausführungen den Standpunkt der Regierung darzulegen und die Vorlagen im einzelnen zu erläutern uno zu begründen. Die Fraktions- kührer legten ihrerseits darauf die Auffassungen ihrer Par teien dar. Die Besprechungen werden in den nächsten Ta gen fortgesetzt. Naturgemäß traten auf der ersten Besprechung die Gegensätze der Meinungen verhältnismäßig klar zutage. Jedoch machte sich sowohl bei den Regierungsparteien wie bei der Reichsregierung der Wille zur Verständigung be merkbar. Dem Verhandlungsführer der Deutschen Volkspartei, Abgeordneten Scholz, ist der Weg zu Ausgleichsverhand lungen mit dem Kabinett durch die Entschließung oes 'Zentralvorstandes erschlossen worden. In politischen Kreisen wird diese Entschließung dahin ausgelegt, daß sie direkt auf den ernsten Versuch einer Ver ständigung mit dem Kabinett über das Deckungsprogramm abgestellt ist. Man glaubt sich zu dieser Auslegung umso mehr berechtigt, als die Entschließung zweisellos unter dem Eindruck der Ausführungen zustande gekommen ist, mit denen Dr. Curtius die Notwendigkeit des vorliegenden Dek-- tungsprogrammes und sofortigen Handelns begründete. Man hofft in den Kreisen der hinter der Reichsregierung stehenden Parteien, daß es gelingt, bis Mitte dieses Mo- uats zu einem tragbaren Kompromiß zu gelangen. Italien gegen Briands Paneuropa. Mussolini sagt: Undurchführbar — Stär kung der militärischen Bormachtstellung Frankreichs? In Paris herrscht große Erregung über einen Artikel Mussolinis, den dieser in der französischen Zeitung .Petit Paristen" über die Paneuropadenkschrist Briands veröffent licht hat. Der Vertraute Briauds, Sauerwein, schreibt im .Mann", daß er bei Anfragen in neun Staaten über die Paneuropafrage die einheitliche Auffassung gefunden habe, daß Europa von einer Wirtschaftskrise bedroht sei und daß als direkte Folge eine politische Krise befürchtet würde. In der Frage der Revision von Verträgen ist Sauerwein der Auffassung, daß diese Staaten nicht auf Verwirklichung der politischen Hoffnungen vor einer wirtschaftlichen Verstän digung (?) bestehen würden. Falls also Italien auf einer vorherigen Revision bestehen würde, würde es sich dann iso liert (?) sehen. Nach den Versprechungen Frankreichs in Locarno, Thoiry. Haag und Genf nimmt es doch etwas Wunder, daß in den Auslastungen des französischen Auswärtigen Amtes man sich immer wieder stark gegen eine Aufhebung des Sy stems der „Friedens"-Derträge wendet, die eine dauernde Quelle der Beunruhigung für Europa bedeuten. Es würde ein großes Unrecht in der Weltgeschichte wie der gutgemacht werden, wenn eine wahre, gerechte und tatsächliche Liquidierung des Krieges durch Aufhebung des Versailler Vertragssystems erfolgen würde, wozu auch die Aufhebung aller irgendwelchen europäischen Völkern dik tierten Kriegslasten gehören würde. Frankreich will aber seine aus das Vertragssystem aufgebaute Vormachtstellung in Europa aus keinen Fall preisgeben und finanziert lieber seine militärischen Riesenrüstungen mit deutschem Repara- tionsgelde. als daß es etwas für den Frieden tun wurde. Daß Frankreich der wahre Störenfried Europas ist, zei gen auch die deutsch.frouzösischen Laarverhandlungen. bei denen Frankreich wieder politische Schachergeschäfte machen möchte und bei denen kein Entgegenkommen im Geiste der Verständigung gegenüber Deutschland festzustellen ist. Mißtrauens - Anträge gegen Minister Dr. Frick angenommen Volkspartci enthält sich der Stimme Weimar, 5. Juli. Nach stürmischer Aussprache fan den im Thüringischen Landtag am Freitag abend durch die Sozialdemokraten, Kommunisten und den Demokraten Kallen bach sozialdemokratische Mißtrauensanlräge gegen die national sozialistischen Regierungsmitglieder Staatsminister Dr. Frick und Staatsrat Marschler mit 25 gegen 22 Stimmen An nahme, da sich die Deutsche Volkspartci als Regierungs partei geschlossen dec Stimme enthielt. Nach der Thüringer Verfassung ist aber sür den Rücktritt eines Ministers die Mehrheit der gesetzlichen Abgeordnctcnzahl — 27 Stimmen — erforderlich. Da die Linksopposition nur 25 Stimmen ver einigen konnte, sind also die verfassungsmäßigen Voraus setzungen für den Rücktritt des Staatsministers Dr. Frick nicht erfüllt. Kein Rücktritt Dr. Fricks Weimar, 5. Juli. Nachdem die sozialdemokratischen Mißtraucnsanträge gegen Minister Dr. Frick und Staatsrat Marschler zwar Annahme, jedoch nicht für einen zwangsweisen Rücktritt der Negicrungsmitgliedcr erforderliche verfassungs mäßige Mehrheit gefunden haben, werden die National sozialisten am Sonnabend eine Fraknonssitzung abhalten, um sich über ihre weite,e Haltung in der thüringer Regierungs koalition ichttissig zu werden. Wie die Telcgraphen-Unicn erfährt, dmsten die naiivnalsoualistischen Regierungsmitglie- s der aus dem Abstimmungsergebnis leine Folgerungen ziehen, i Neue Beschlüße in der Arbeitslosenversicherung. Der Sozialpolitische Ausschuß desReichs- tages setzte die Beratungen über die Novelle zur Arbeits losenversicherung fort. Zum 8 90 des Gesetzes wurde be schlossen, daß ein Arbeitsloser künftig nicht mehr berechtigt ist, eine Arbeit zu verweigern, wenn die Versorgung der Angehörigen nicht hinreichend gesichert ist, sondern nur dann, wenn er unter gleichen Bedingungen einen neuen Wohn- oder Aufenthaltsort nehmen müßte. In einem neuen Z 99 werden die Falle getroffen, in denen ein Arbeitsloser, der die Anwartschaft nickst erfüllt, aber wenigstens dreizehn Wochen in einer versicherungspflichtigcn Beschäftigung ge standen hat, Krisenunterstützüng erhielt. Jetzt soll die Krisen unterstützung insofern angerechnet werden, als ihre Dauer von der Höchstdauer der oersicherungsmäßigen Unterstützung abgezogen wird, wenn die bereits benutzte Anwartschaftszeit für die versicherungsmüßige Unterstützung ganz oder teil weise nochmals benötigt wird. Das Wichtigste Ter deutsche Botschafter von Hoesch halt« am Freitag abend eine län gere U> terredung mit Briand, wobei die vestchkdenen schwebenden außenpolitischen Fragen zur Erörterung kamen. Die Zahl der Toten bet der ExplosionSkatast ophe in der Nähe von Leeds (England) beträgt nach den letzten Meldungen 12 Personen. Präsident Hoover hat den Kongreß zu einer Sondersitzung am Mon tag, dem 7. Juli, Unberufen, in der das Londoner Flottenabkommen beraten werden soll. Oertliches «ad SSchsifches An Krau Sonne! Das ist nun auch so eine Sache mit dem Wettergott. Wie er es auch anstellt, immer neigt er zu Uebertreibungen. D« schickt er uns vor zwei Jahren den barbarischsten Winter, welchen man sich nur vorstellen kann, und nun diesen Sommer! Eine afrikanische Hitze ist über uns hergefallen und herzt uns ein, daß uns Hören und Sehen vergeht. Und wir sind nun einmal leine Wilden, die sich erlauben können, nur mit einem Lendenschurz bekleidet durch die Gegend zu laufen. Im Gegenteil, gerade wir Männer müssen zugeknöpft bis oben unseren armen Körper durch die Gluten schleppen, und was nützt alles Stöhnen ... die Sonne lacht dazu!! — Es. soll mir nur keiner mehr etwas von „lachender Sonne" er zählen! „Lachende Sonne" — welcher Hohn, wenn man im dunklen Zimmer sitzt, einen Eisbeutel auf der Stirn, und aus Strohhalmen gekühlte Flüssigkeit in sich hineinpumpen niuß. Aber wer in aller Welt kann sich das leisten, sich in kühlen Zimmern faul herumzuaalen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen! Wie denken Sie sich das eigentlich, Frau Sonne? Wie? — Geben Sie mir das wieder, was ich an Verdienstmöglichkeiten verliere durch ihr lachendes Gesicht? Wie? — Na also! — Sie dürfen sich kein Beispiel nehmen an unseren Reichstagsabgeordneten. Die schließen einfach die Bude zu und warten, bis Sie wieder zur Vernunft gekommen sind! Also Scherz beiseite! Was zuviel ist, ist zuviel. Be stellen Sie doch, bitte, einmal einen Schuß Negcn, und wir werden Ihnen Huldigungen bringen, wenn Sie Ihr Gesicht wieder hinter dem Regenvorhang zeigen, Frau Sonne! Schon die alten Römer prägten den Spruch: „Variatio ckelectat", von der Abwechslung, die ergötzt. Wollen Sie sich nicht auch daran halten? Sie brauchen nun die Sache nicht gleich falsch aufzu fassen und gleich beleidigt für den ganzen Sommer zu ver schwinden. Im Gegenteil, ich möchte Sie wiedersehen, aber etwas mehr aus der Entfernung. Ihr Quick. Pulsnitz. Der ärztliche Sonntagsdienst wird am Sonntag, den 6. Juli 1930 von Herrn Or. meck. Fuchs versehen. Pulsnitz. Gefunden: Eine Pelzboo, verschiedene Motorradwerkzeuge, ein Badetuch nebst Hose. Die Eigen tümer können die Gegenstände im Rathaus, eine Treppe, in Empfang nehmen. Pulsnitz. Kraftpostlinie Pulsnitz-Ohorn- Bretnig. Die Fahrten 1 und 2, die jetzt nur zwischen Pulsnitz und Ohorn ausgeführt werden, werden von Mon tag, den 7. Juli ab ganz eingestellt. — Aus den sächsischen Gesetzblättern. Das Verordnungsblatt des sächsischen Ministeriums sür Volks bildung Nr. 11 vom 2. Juli emhält folgende Bekanntma chung: Auszahlung der Dienstbezüge an die Lehrer sür August 1930; Einsendung einzelner Gehaltsbogen für den Monat August 1930; Lehrgänge über Hygiene sür den Volksschullehrer; Gebot äußerster Sparsamkeit bei Schul bauten; Prüfung der Darlehensgesuche; Verfassungsseier in den Schulen.