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Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Redigirt von den verantworrlichen Redakteuren E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radeberg. Perla-, von E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radeberg. WO. 36. Freitag, den 8. September, 18Ä4. Diese Zeitschrift erscheint jeden Freitag in einem ganzen Bogen und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Pf. prsvniimvrunüa. — Bestell ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile mit 8 Pstanigen berechnet werden, und m Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Diem tags Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis Dienstags Nachmitt. abzugeben find, nehmen in Pulsnitz und Radeberg die Heran geber, in Königsbrück der Kaufmann Andreas Grahl, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Moritzburg die Post- Expedition, in Dresde- Albrechtsgasse .gZ 6 b. r<>, so wie alle Prstämter an. Zeitereignisse. Radeberg, 3. September. Ein Traucrzug, zahlreicher,.als ihn unsere Stadt wohl jemals gesehen, begab sich gestern Nach mittag 2 Ukr unter dem Geläute aller Glocken nach der Kirche, um der Gedächtnißfeier unsers höchstseligcn Königs beizuwohncn. Der Etadtralh, mehrfach ausgesprochenen Wünschen nachkom mend, hatte an die sämmtlichen Bürger und Einwohner der Stadt die Aufforderung ergehen lassen, sich diesem Zuge, welcher vom Rathhaufe ausging, anzuschließen; und während sonst, wiewohl in den meisten kleinen Städten, gar Diele, theilS aus Ungewohn heit, theils um ihre Berufsarbeiten nicht ausfctzen zu müssen, sich öffentlichen Aufzügen und Festlichkeiten zu entziehen pflegen, war gestern die Theilnahme eine ungemein zahlreiche, eine für unsere Stadt noch nicht dagewesene. War cs ja aber doch das Gedächt- niß des Hingeschiedenen Vaters, das die trauernden Kinder in ei ner letzten Feier ehren sollten! Voran die ersten Classen der die sigen Stadtjchule, geführt von ihren Lehrern, hieraus die Geist lichkeit im Ornate, dann die städtischen und königlichen Behörden, endlich aber ein langer, langer Zug von Bürgern und Einwohnern der Stadl, Alles in Trauerkleidung, bewegte sich der Zug ernst und gemessen nach der Kirche. Ihm folgte die gestern aus dein Cantonnement zurückgekehrte Brigade reitender Artillerie, welche ebenfalls zur Traucrparade ausgerückt war, und die mit schwar zem Behänge einfach, aber der Feier würdig decorirte Kirche war kaum im Stande, die große Zahl der Trauernden zu fassen. Be sonders verdient auch der Erwahnug, daß selbst aus den einge- pfarrtcn Dörfern trotz des lockenden Erntewetters die Landleute sich in größter Zahl eingefunden halten. Nachdem die Behörden sowie das OffizierscorpS auf besonder», vor dem Altar vorge richteten Plätzen sich niedergelassen hatten und daö Lied des Dresdner Gesangbuches 758 gesungen worden war, bestieg Herr Superintendent Martini die Kanzel, um über dem vorgc- schricbenen Text die Gedächtnißpredigt zu halten. Selbst sichtlich ergriffen von der ernste» und traurigen Pflicht, die ihm zu erfül len oblag, führte derselbe das ausgestellte Thema: „Oer fromme Sinn und sein herrlicher Lohn an dem Beispiele unseres vollende ten Königs!" in einer so ergreifenden und trefflichen Weife aus, daß der Ernst und die Trauer, welche alle Herzen vorher schon erfüllt hatte, sich in tiefe Rührung, in ungeheuchelte Webmut! verwandellcn. Als aber der Redner die schon bekannten Anfangs Worte des Testaments unseres verewigten LandeSvaterS verlas, als er, selbst die Ihränen kaum zurückzuhalten im Stande, aus diesen herrlichen Worten die hohe, edle und unvergleichliche Liebe des Dahingcschiedenen zu feine» zurückgelassenen Unterthancn nachwies, da blieb kein Auge in dem ganzen Gotteshause tro cken. — Wohl dem Könige, der ein solches Gedächtniß zurück- gelassen, wohl aber auch dem Lande, das nach dem Verluste eines so edeln Fürsten einen an Herrschertugenden ihm gleichem Bruder auf dem Throne sieht! Dresden, 6. September. (D. I.) Zu Berichtigung vcr schicdcner über den dermaligen Gesundheitszustand von Leipzig fortwährend noch verbreiteter beunruhigender Gerüchte ist unter Bezugnahme auf die kürzlich bereits in d. Bl. gebrachte Mit theilung, wonach in einem Zwischenräume von achtzehn Tagen nur zwei mit dieser Krankheit bereits behaftet von München an gekommene Personen in Leipzig an der Cholera verstorben sind, andere Cholerafälle daselbst aber sich nicht ereignet haben, zu bemerken, daß auf Grund sorgfältiger, während der letzten Tage in den Leipziger Krankenanstalten, bei den Aerzten, in den Apo thekcn rc. angcsiellten Erörterungen und eingezogenen Erkundig ungen der gegenwärtige GejunohestSzustand von Leipzia sich in jeder Beziehung als em höchst befriedigender und vortheilhaftcr herausgestellt hat. Chemnitz, 31. August. Gestern Vormittag langten fünf Gcbrüoer H., gebürtig und wohnhaft in Flecken des ober» Erz gebirges, sämmtlich Handelsleute, polizeilich eücortirt auü Hain bürg hier an. Sie hatten, wie man vernimmt, ihr Hab und