Volltext Seite (XML)
Blatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts Zu Uutsnih Vorm, 9 Uhr aufzugiben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haast n- steinL Vogler «.„Jnvalidcn- dan!" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. WM Königsbrück, U-dcbcrg, Undebmg, Moritzburg nnd Umgegend. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. Allustr. Sonntngs- ötatt (wöchentlich), Kins kandtVirth- schaMche Mei tage (monatlich). AbonnementS-PreiS: Vierteljährl.1M.2S Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Druck und Verlag vo» E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. Dimfundvierzigst« Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Sonnabend. 6. Mai 1893. K o n k u r s V e r f a H r e n. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Leinwebers und Handelsmannes F. W. Bernhard Fichte in Brettnig hat der Gemeinschuldner nach dem Ablaufe des Anmeldetermines die Zustimmung sämmtlicher Konkursgläubiger, welche Forderungen angemeldet haben, zur Einstellung des Verfahrens beigebracht und diese Einstellung beantragt. Solches wird auf Grund von 8 189 Abs. 1 der Reichskonkursordnung mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß die Zustimmungserklärungen auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht niedergelegt sind und daß die Konkursgläubiger binnen einer Woche Widerspruch gegen den Antrag erheben können. Pulsnitz, am 4. Mai 1893. Königliches Amtsgericht. Weise. Veröffentlicht: Sekretär SöhNt^ Gerichtsschreiber. GuAKv - M d o t - W e v e r n ! Das Jahressest des Pulsnitzer Zweigvereins am Himmelfahrtstage. Nachmittag 3 Uhr Fkstprcdigt: Herr Oberkirchenrath Keller. , „ 5 „ Nachversammlung im Saale des Hotel zum grauen Wolf: Vorträge und^ Ansprachen über die Diaspora namentlich von den Herren Pastoren Ino. mool. Sch m i d t - Deutsch-Gablonz und Schulze-Hauswalde. Zum Gottesdienst findet ein Kirchenzug statt. Sammlungsort: ^Der Schützenhausgarten (Nachm. 2 Uhr). Alle Freunde der Gustav-Adolf-Sache werden hierzu freundlichst eingeladcn. Pulsnitz, 4. Mai 1893. Der Vorstand des Zweigvereins. L. Prof. Kanig, z. Z. Vors. Zur Militärvorlage äußerte ins der Reichstagssitzung vom 3. Mai Reichs kanzler Graf von Caprivi in längerer Rede u. A. Folgen des: Von allen einzelnen Fragen der Militärvorlage hat keine einen so breiten Raum eingenommen, wie die der zweijährigen Dienstzeit. Die Anhänger derselben erkannten die zweijährige Dienstzeit an, waren aber nicht geneigt, die Konsequenzen zu ziehen, unter denen allein die Ver bündeten Regierungen dieselbe bewilligen konnten. Die Konservativen aber hielten traditionell an der dreijährigen Dienstzeit fest. Ich kann es den Konservativen nicht ge nug danken, daß sie treu der Negierung zur Seite standen und ihre einzelnen Interessen unterdrückt haben. (Bcavo! rechts. Lachen links.) Wir haben die Ueberzeugung ge wonnen, daß die Wehrkraft, so wie sie jetzt liegt, nicht ausreicht. Man entgegnet uns, sie reicht wohl aus; man stellt Berechnungen aller Art an. Diese Methode kann keinen oder wenigstens nicht den Erfolg haben, die ver bündeten Regierungen zu überzeugen. Cs ist überhaupt nicht möglich, durch irgendwelche Art von Exempeln fcst- zustellen, was dazu gehört, zu siegen. Man wird eben Nicht umhin können, der Meinung derjenigen, deren Beruf es ist, sich mit militärischen Dingen zu beschäftigen, ein höheres Gewicht beizulegen als Laien, die sich nur hin und wieder damit zu beschäftigen. Die jetzigen Führer, Welche berufen sind, ihre Kraft und Reputation im Falle eines Krieges einzusetzen, können doch auf Kriegserfahrungen zurückblicken. Man muß ihnen vertrauen, wenn sie sagen, die jetzige Heeresverfassung Deutschlands reicht nicht aus. Kein einziger Generalstabsosfizier, welcher mit der Vorbe reitung der Vertheidigung des Vaterlandes betraut ist, ist der Meinung, daß die jetzige Heeresstärke ausreicht. Die Verbündeten Regierungen sind wie früher der Meinung, daß es sich um die Zukunft, um die Existenz Deutschlands handelt. (Unruhe links ) Wir würden uns an Deutsch land auf das schwerste versündigen, wenn wir nicht, dem Rathe der Offiziere folgend, diese Vorlage durchzubringen suchten. Wir werden alle uns zu Gebote stehenden ver fassungsmäßigen Mittel anwenden, um diese Verstärkung der Armee herbeizuführen. (Zustimmung rechts.) Wir wollen dadurch den Frieden erhalten. Mein Herr Amts vorgänger hat so wie ich die Ueberzeugung gehabt, daß die Armee verstärkt werden müsse. Ich nehme an, es ist Niemand in diesem Hause, der den Fürsten Bismarck nicht für eine diplomatische Autorität hält, wie sie in den Jahrhunderten nur selten vorkommt. Es können aber nicht immer Diplomaten ersten Ranges an der Spitze der Geschäfte stehen. Selbst Friedrichs des Großen diploma tischem Talent ist es nicht gelungen, zu Zeiten den Krieg zu vermeiden. Werden wir zum Kriege gedrängt, so Wollen wir siegen, wir wollen nicht unterliegen; wir wollen die Herren des Schlachtfeldes sein. Anter den europäischen Mächten herrscht eine gewisse internationale Konkurrenz in Bezug auf die Heeresstärke. Keine Macht kann hinter der Kriegsstärke anderer Zurückbleiben. Keine Macht kann dulden, daß lie anderen in der Rüstung vorschreiten; denn jedes Stehenbleiben ist ein Zurückgehen auf diesem Gebiete. Man sagt, wir haben nicht allein Vertrauen zur Armee, sondern das ganze deutsche Voll fürchtet nur Gott. Aber man kann so furchtlos ins Gefecht gehen wie der größte Held der Welt, allein man hat keine Garantie, daß man mcht geschlagen Wird, wenn die Waffen und Mannschaften nicht ausreichen. Wie Graf Moltke über die Stärke im Kriege dachte, ist ans feiner Denkschrift in dem General stabswerke zu ersehen, die ich bereits in der Kommission vvrgelesen habe. Er sagt darin unter anderem, Deutsch land kann sich gegen Frankreich allein wehren; wäre es dazu n cht im Stande, dann könnte cs nicht mehr bestehen. Wir haben nicht das Bestreben der politischen Offensive, aber wir haben das Bedürsniß in der Lage zu sein, stra tegisch offensiv sein zu können, d. h. einen Kriegsschauplatz in des Feindes Land zu verlegen. Wir sind darauf an gewiesen, den Krieg schnell zu Ende zu führen. Ob wir heute noch im Stande sind, den Feind abzuwehren, selbst wenn ich nur nach Westen sehe, ich will nicht von zwei Fronten sprechen, das mag dahingestellt sein. Wir haben Grenzen, wie kaum eine andere Nation; man setzt sich über die Schichale der Grenzlande zu kavallierement hin weg. Wir haben auf dem linken Rheinufer eine nicht ab- gefchlosfene Grenze, an welcher eine große Festung liegt. Ungleich unglücklicher liegen unsere Grenzen im Osten. Die Grenze ist durch kein Gebirge, keinen Fluß geschützt. Kann uns das Schicksal dieser Grenzlande gleichgiltig sein? Ist es gleichgiltig, ob Ost- und Westpreu'ßen, Posen und Schlesien von Russen überschwemmt wird? Was ist natürlicher, als daß man gerade ein lebhaftes Interesse dafür hat, daß die Streitkräfte Deutschlands möglichst verstärkt werden, damit der Kriegsschauplatz offensiv in die feindlichen Gebiete verlegt werden kann. Wenn Elsaß- Lothringen Kriegsschauplatz werden soll, heißt das die Reichslande sür Deutschland gewinnen. Ich glaube, Deutsch land will die Reichslande schützen und sie nicht preisgeben. (Beifall rechts.) Von den Gründen, welche für die Mili- tärvorlage vorgebracht sind, ist nicht ein einziger widerlegt worden. Es ist klar, daß die aufgelegten Lasten drücken, daß Niemand gern mehr zahlen will, namentlich wenn sein Abgeordneter ihm vorrechnet, daß es nicht nöthig ist. Aber sicher ist: die hervorragendsten Vollwirthschaftslehrer sind der Meinung, daß die Militärlasten auf den Kopf der Bevölkerung und überhaupt die Belastung auf den Kopf der Bevölkerung geringer ist als bei anderen Völkern. Wir halten die vorgeschlagenen Steuern noch jetzt für die besten, wir würden aber, wenn andere vor geschlagen werden vom Reichstag, darüber in Erwägungen eintreten. Die Vorlage ist auf das mindeste Maaß zuge schnitten, es ist keine vermeidliche Aufgabe darin enthalten. Für die Angliederung der neuen Provinzen, für das Zu- sanimenschweißen Deutschlands ist der Kitt die Armee ge wesen. Man beruft sich auf die Volksstimme. Gewiß, es ist Verstimmung in vielen Landestheilen da, man wünscht verschiedenes anderes. Ich will nicht darauf eingehen, wie weit diese Verstimmung eine Folge unserer ganzen modernen Geistesrichtung ist, welche keine Befriedigung anfkommen läßt. Ich gebe auch zu, daß die Verstimmung zunehmen kann, wenn es nicht glückt, der Nation klar zu machen, daß diese Vorlage nothwendig ist. Man sagt: Warum aber im jetzigen Augenblicke eine solche Vorlage? Wir können nicht warten, bis wir die Probe vor dem Feinde machen müssen. Oder sollen wir warten, bis das Verlangen nach der Vorlage aus den Wahlkreisen kommt. (Heiterkeit links.) Wenn man auf Stimmungen Rücksicht nimmt, dann liegt es nahe, auch auf die Stimmung Rück sicht zu nehmen, welche im Lande vorhanden sein wird am ersten Mobilmachungstage. Dann brauchen wir die herzliche Theilnahme, das entschlossene Eintreten der gan zen Nation. Unser Auftreten wird bedingt von dem Ge fühl, welches wir selbst von unserer Stärke dem Feinde gegenüber haben. Die Stimmung wird nur dann eine gute und muthige sein, wenn die Sicherheit vorhanden ist, daß alles geschehen ist, was geschehen konnte. Sonst wird es sich nicht um Geldopfer blos handeln, sondern auch um Blutopfer, die dann nicht mehr geringer gemacht wer- den können. Wir werden aber an Blut sparen, wenn zur richten Zeit die Aenderungen vorgenommen werden, die erforderlich sind. Wir dürfen nicht das Gefühl, die Schwächeren zu sein, in der Nation anfkommen lassen. Wenn die Mililärvorlage nicht zustande käme, würde im Volk und in der Armee etwas von dem Gefühl Zurück bleiben, wir sind nicht mehr so statt wie früher. Zu die ser Zeit soll uns nicht der Vorwurf treffen, daß wir den richtigen Augenblick versäumt haben. Die verbündeten Regierungen wollen das Ihrige thun, um das Bewußtsein zu haben, daß sie nichts versäumt haben. Wir wollen nicht, daß das Volk und die Armee eine Einbuße an Selbstgefühl erleiden. Wir würden es schmerzlich empfin den, wenn die Militärvorlage abgelehnt wird. Handel und Wandel wollen mit Zuversicht darauf rechnen können, daß sie für längere Zeit nicht gestört werden. Wir wür den die zweijährige Dienstzeit nicht Anfuhren können, und den verheiratheten Mann, den Familienvater nicht an die Stelle bringen können, die ihm in Kriegsfällen zukommt. Ein patriotischer-Mann, der lange im Auslande gelebt hat, sagt, daß er niemals ein so peinl ches Gefühl gehabt habe, als jetzt während der Verhandlungen über die Mi litärvorlage. Wie wird es in der Presfe des Aus-