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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und de« Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz md die Gemeinde Ohorn Dien Leitung erschein! räglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrag, bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei HauS w Rpi- Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle höherer Gewalt ober sonstiger Betriebsstörungen Hai der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Nüamklung des Bezugspreises. - Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bei Wieder- Holungen nach Preisliste Nr. 8 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsoergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und Gebrüder Mohr. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport und Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. V.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstraße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 350 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemcinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts- Nr. 133 gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz 88. Jahrgang Mittwoch, den 10. Juni 1936 Der Weg zum Frieden Die gemeinsame Erinnerung an die Kriegsopfer Die Londoner Tagung des deutsch-englisch-französischen Ausschusses über gemeinsame Kriegergräberfürsorge zeugt von der hohen Achtung, die sich die Frontkämpferkameraden aller Länder einander entgegenbringen. Am Sockel des Cenotaph, des englischen Ehrenmals, wurde ein mäch tiger Lorbeerkranz mit Weißen Lilien und einer Haken kreuzschleife Seite an Seite mit einem von der französi schen Trikolore umwundenen Kranz im Auftrage des Ge neraloberst von Seeckt bzw. des Generals Guillaumat niedergelegt. Lord Trenchard eröffnete in seiner Eigenschaft als Ehrenmitglied des Ausschusses die Tagung und be grüßte den Generaloberst von Seeckt, den französischen General Guillaumat und andere hervorragende deutsche und französische Ausschußmitglieder. Er gab da bei der Hoffnung Ausdruck, daß die Bildung dieses Ausschusses ein Wendepunkt in den gegenseitigen Beziehungen sein möge, und daß die gemeinsame Erinnerung an den Heldenmut der Kriegsopfer den Weg zum Frieden weisen müßte. Nachdem Generaloberst v. Seeckt und der französische Ge neral die Begrüßungsansprache erwidert hatten, nahm der Ausschuß eine vom Präsidenten Sir Fabian Ware ein- gebrachte und von General Guillaumat unterstützte Er ¬ klärung an, in der der schwere Verlust zum Ausdruck kommt, den der Ausschuß durch den Tod des deutschen Botschafters in London, Herrn von Hoesch, der eines der ersten Ehrenmitglieder des Ausschusses war, erlitten habe. Nach der Erennung Sir Fabian Wares zum Vor sitzenden der Tagung wurde der Besuch der deutschen Kriegergräber in England und Schottland besprochen. Ferner wurde beschlossen, Vorbereitungen für die baldige Errichtung von Grab st ei neu für deutsche Krie gergräber auf britischen Kriegerfried- Höfen in Frankreich zu treffen. Einen weiteren Gegen stand der Beratungen bildete der Wortlaut einer In schrift, die am Eingang der britischen Friedhöfe in Deutschland angebracht werden soll. Diese Jnschrist soll dem Dank an das deutsche Volk Ausdruck ver leihen, daß diese Friedhöfe nach englischem Brauch an gelegt und von englischen Staatsangehörigen betreut werden dürfen. Empfang des Kriegsgräberausschusses Der König von England empfing die Mitglieder des , deutsch-englisch-französischen Kriegsgräberausschusses. Von deutscher Seite waren u. a. Generaloberst von Seeckt, auf französischer Seite General Guillaumat zugegen. Regierungsumbildung in Nom Graf Ciano Außenminister Rom, 10. Juni. Die teilweise Umbildung der italienischen Regierung, von der bereits seit einigen Wochen gesprochen wurde, ist durch königliche Dekrete vollzogen worden. Danach werden das Außenministerium, das Korporationsministerium und das Kolonialministerium, die seit Januar 1935 neben den Wehrmachtministerien und dem Innenministerium in Hän den des italienischen Regierungschefs lagen, von Mussolini -abgetreten. Der bisherige Propagandaminister, Graf Galeazzo Eiano, wird Außenminister. Der bisherige Staatssekretär im Korporätionsministerium, Lantini, wird Korporations- Minister, und der Staatssekretär des Kolonialministeriums, Lessona, wird zum Kolonialminister befördert. Der bis herige Staatssekretär im Propagandaministcrium, Alfieri, Wird Propagandaminister. Gleichzeitig ist das Nücktrittsgesuch des bisherigen Staatssekretärs im Außenministerium, Suvich, vom König genehmigt worden. An seine Stelle tritt der der zeitige italienische Botschaster in Warschau, Bastianini. Mussolini hat an Suvich für seine vierjährige Mrt- arbeit ein Handschreiben gerichtet und ihm einen hohen Vertrauensauftrag Vorbehalten. „Auf jeden Kall hin bereit" " Telegramm wechsel zwischen Balbo und Mussolini. Rom, 10. Juni. Anläßlich des italienischen Ver- fassungülages hat in Bengasi der Gouverneur von Libyen, Marschall Balbo, Oberbefehlshaber der Streitkräfte in Jtalienisch-Nordafrika, eine Parade über die in Libyen stehenden Streitkräfte abgenommen. In einem Telegrammwechsel zwischen Balbo und Mussolini betont der Gouverneur, daß an der Parade „drei große italienische und Eingeborenen-Truppenein- heitcn, Abteilungen der Kriegsmarine und der Luftwaffe" teilgenommen hätten, die „in der zuversichtlichen Erwar tung der höchsten Probe heute wie am ersten Tage der Mobilisation auf jeden Ruf hin bereit" seien. In seinem Antworttelegramm stellt Mussolini fest, daß an der Parade „alle Streitkräfte Nordafrikas ver treten waren" und daß „die nach Nordafrika entsandten Truppen in hohem Geist der Pflichterfüllung und festen Mutes ihren Dienst getan haben und weiter tun". Eine Erklärung Hoares „Das britische Reich ist die größte Friedensmacht." London, 10. Juni. Der neuernanute britische Marineminister, Sir Sa- muel Hoare, erklärte in einer Rede vor dem Studenten verband „Cambridge Union", das britische Reich müsse sich stets daran erinnern, daß es zwar seinen Einfluß ständig für den europäischen Frieden einsetzen und seine dahingehenden Verpflichtungen erfüllen werde, daß es aber mehr eine Welt- und Ozeanmacht als eine europäische Macht sei. Er glaube, daß das britische Reich die größte Friedensmacht der Welt sei. Je stärker dieses Reich sei, um so größer sei die Hoffnung für den Völkerbund und für den Weltfrieden. Wie die Pax Romana auf den Schultern der römischen Legionen geruht habe, so ruhe heute die Pax Britannica auf den Schultern der britischen Streitkräfte, besonders aus denjenigen der Flotte. England greift durch Scharfe Maßnahmen gegen die Araber. Allgemein macht sich jetzt ein schärferes Durchgreifen der britischen Truppen bemerkbar. Nachdem in den letz ten Tagen weitere Militürvcrstärkungcn eingetroffen sind, liegen jetzt zwei Brigaden in Palästina. Zum erstenmal wurde jetzt auch eine größere ara bische Stadt, Jenin, mit einer Kollektivstrafe bedacht. Die auferlegte Buße beträgt 550 Pfund. Das arabische Ko mitee ist durch die Verbannung der Mehrzahl seiner Mit glieder in seiner Tätigkeit fast lahmgelegt. Der frühere Bürgermeister von Jerusalem, Raghcb Nashashibi, wurde gleichfalls verbannt. Der allgemeine Tclephonvcrkchr Palästinas mit dem Ausland ist unter sagt worden. Ausnahmen sind von einer Sondergeneh migung der Postdircktion abhängig. Der Täter des am Montag verübten Bombenatten tats beim Jaffator in Jerusalem ist noch nicht ermittelt worden. Zwei von den 26 dabei mehr oder weniger Ver wundeten dürften kaum: mit dem Leben davonkommen. Eine Automobil-Karawane, die auf dem Wege von Je richo nach Jerusalem war, wurde auf der Straße durch eine Steinbarrikade aufgehalten und im Augenblick ihres Anhalteys mit Gewehrschüssen überfallen. Es gelang den Wagen dann jedoch, zu entkommen. Auf die jüdische Ko lonie Hatikwah wurde wiederum, diesmal von drei Sei len, ein Angriff unternommen. Mit Maschinengewehren ausgerüstete Polizei konnte die Angreifer jedoch zurück schlagen. in Madrid Materiallager der spanischen Revolutionäre entdeckt. Madrid, 10. Juni. In Madrid gelang der Polizei die Aufdeckung eines Materiallagers der Revolutionäre, in dem 400 Uniformen der Guardia Civil gefunden wurden. Aus den ebenfalls beschlagnahmten Dokumenten geht her vor, daß die Uniformen aus Saragossa stammen und zum „Kampfschatz" der Anarcho-Syndikalisten gehörten. Im Zusammenhang mit diesem Fund sind außerhalb Madrids bereits namhafte politische Persönlichkeiten verhaftet worden. Bei einer Haussuchung in der Wohnung eines spa nischen Militärarztes beschlagnahmte die Polizei umsang- rciches Waffenmaterial und Munition. Linksradikale Ele mente warfen in der Madrider Geschäftsstelle der in bel gischem Besitz befindlichen asturianischen Grubengesellschaft sowie in einem Cafö zwei Bomben, durch deren Explosion beträchtlicher Sachschaden angerichtet wurde. In der Vor stadt Cuatro Caminos drangen Gruppen streikender Arbei ter in ein Lebensmittel- und in Schuhwarengeschäft ein und forderten die Herausgabe beträchtlicher Warenmengen ohne Bezahlung. In den Gastwirtschaften weigerten sich die Streikenden, die Rechnungen zu bezahlen und schlugen den Wirten vor, diese dem anarchoshndikalistischen Arbeiterver band C. N. T., dem die Mehrzahl der Bauarbeiter ange- yört, vorzulegen. Die Kirchen sollen fallen. Die unter der Leitung von Angehörigen der Volks front stehende Stadtverwaltung von Murcia beabsichtigt die Anlage einer Parkstraße, durch welche die Nieder- reißung des Kapuzinerklosters, ferner des Klosters Santa Clara, des Mutter-Gottes-Konvents und der Kirche Santa Catalina notwendig werden würde. Dieses Vorhaben hat unter der Bevölkerung starke Erregung hervorgerufen. In La Coruna, wo die städtischen Arbeiter und Angestellten in den Streik getreten sind, verhinderten die Streikenden die Beisetzung der Leichen. Da auch die Müll abfuhr lahmgelegt ist, bilden sich in den Straßen Berge von Abfällen, die eine schwere gesundheitliche Gefahr dar stellen. Bürgerkriegsgefahr in China Allgemeine Mobilmachung der südchinesischen Provinzen. Schanghai, 10. Juni. Die Unzufriedenheit Kantons über die angeblich allzu nachgiebige Haltung der Nankinger Regierung gegenüber Japan hat eine ernste Bürgerkriegsgefahr herauf beschworen. In den südchinesischen Provinzen Kwangtung und Kwangsi ist die allgemeine Mobilmachung aller Land-, See- und Luftstrcitkräfte befohlen worden. Die bisherigen Truppenstärken von 150 000 bzw. 100 000 sollen auf ins gesamt 500 000 gebracht werden. Amtlich wird der EinfaL von 4 Divisionen der Kwangsi-Armee nach Hunan be stätigt. Die Vorhut soll nach einer Meldung aus Tschangscha über Jungtschou bereits 150 Kilometer tief in die Provinz Hunan eingedrungen und die Stadt Höng tschou angeblich schon erreicht haben. Marschall Tschiangkaischek hat zur Vermeidung blu tiger Zusammenstöße die Zurückziehung der Re ll i e r u n g s t r u p p e n aus Südost-Hunan befohlen, um solange als möglich einen Weg zu friedlicher Regeluna frei zu lassen. In einem umfangreichen Telegramm hat Tschiangkaischek außerdem den Südwestführer Tschen- tschitang dringend aufgefordert, alle militärischen Vorberei tungen sofort einzustellen und von separatistischen Aktionen des Südwestens Abstand zu nehmen.