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S2. Jahrgang Nr 76 Montag, den 1. April 194V 16. Januar 1939 Geheim! Botschaft der Republik Polen in Washington 3/82 —tja-4 vcwanneicn ^merveulwiicil zum L>cyupc rrgenoemes «raares» der zum Opfer eines deutschen Angriffs werden sollte, auf- gegeben heilten. Jorzy Potocki, Botschafter der Polnischen Republik. , «scheint täglich mit Ausnahme der gesetzlich«, Lov«. und Friertao». Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchenüich «0 Sipf., bei Lieferung frei Hau« Sä SM- P-stb^zg monatlich -ckiO RM. Di. Behinderung dn Lieferung «chtfertiat ."E Es Rückzahlung de, Bezugspreise«. AettungsauSgabe sür Abholer ^hr nachmittag«. Preise und Rachlaßsütze bei Wiederholungen »ach Preisliste Nr, S — Für La« Erscheinen von Anzeige» in bestimmt« Nummer« und « Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Vekanntmachnngen de« Landrate« -u Kamenz, der Bürgermeist« 1« Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen der Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz amtes zu Kamenz bestimmt« Plötze» krt», Lemöhr. A»zeige» sind an den Erscheinung«tag« 1V Uhr a«fz»geben. - »erlag: Mohr » Hoffmann. Druck: Karl Hamann». Mohr. HauptschrtMetter: Walter Mohr, Pul-nitz; Stell».: Wal^ Verantwortlich für Le» Hetmattetl, Sport u. Anzeige« Walter Hoffmama, PEM« Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D. A. vl-r Geschäftsstelle: N«r Adolf - Hitler . Straffe 2 — gmmrnf »nr Schsag aok Lügenmaul! Merwcgc» dementiert französische Verleumdungen. Die norwegische Gesandtschaft in Parrs hat solgcnde Ver lautbarung herausgegeben: „Eine gewisse Zahl französischer Zeitungen Hal Artikel veröffentlicht, worin hervorgeboben wird, daß die norwegi- scheu Hoheitsgewässer als Operationsbasen von den deutschen Seestreitkräften benutzt würden. Die norwegische Gesandtschrs« ist ermächtigt, diese Informationen zu dementieren. In die sem Zusammenhang wird daran erinnert, daß der englische Ministerpräsident am >9. d. Mts im Unterhaus erklärt hm. daß seit dem Verlust gewisser Schiffe zu Beginn des Monats Dezember nichts Derartiges habe scslgestellt werden können. Was diese besagten Schisse betrifft, so weist die norwegische Gesandtschaft daraus hin. daß es nicht möglich gewesen ist, sestzustellen, ob der Verlust aus die Aktion von N-Booten z»- rückzusithreu ist." Betr.: Unterredung mit dem Botschafter Bullitt An den Herrn A n ß e n m i n i st e r in Warschau. Vorgestern hatte ich eine längere Unterhaltung mit dem Botschafter Bullitt in der Botschaft, wo er mich besuchte. B reist am 21. d. M. nach Paris, nachdem er säst dre, Monate abwesend war. Er fährt mit einem .ganzen „Koffer" voll In struktionen, Unterredungen und Direktiven vom itzras,deuten Roosevelt vom Staatsdepartement und von den Senatoren, die zu der Kommission sür Auswärtige Angelegenheiten ^^Aus der Unterhaltung mit Bullitt hatte ich den Eindruck, daß er vom Präsidenten Roosevelt eine ganz genaue Deftnitwu des Standpunktes erhalten hat, den die Vereinigten Staaten bei der heutigen europäischen Krise einnehmen. Er soll dieses Material am Quai d'Orsay vortragen und soll auch in seinen Unterredungen mit e>oopäischc» Staatsmännern davon Ge- Vranck machen Der Inhalt dieser Direktiven, die mir Bullitt im Lause seiner halbstündigen Unterhaltung anführte, ist wie folgt: H ull, der amerikanische Botschafter in Paris, Bullitt, u-d d« ehemalige polnische Botschafter in Washington, P o - t o crc, habe» sich zusammengetan, um gegenüber der vom ge samte» neutralen Ausland als einwandfrei und echt festgcsteN- te» neuen deutschen Dokumentensammlung die Glaubwürdig- kk« der Anklagen des deutschen Weißbuches zu „dementieren". Der Botschafter der Vereinigten Staaten in Frankreich, vefien kriegstreibcrische diplomatische Geschäfte aller Welt n«nmehr offenkundig geworden sind, bestritt, Aeußerungen, w,c sie in dem von Potocki an das Warschauer Außenministe rium gerichteten Bericht niedergelegt sind, irgend jemandem gegenüber getan zu haben. Er erklärte: „Der Präsident hat be reits angedeutet, daß eine Propaganda dieser Art nur mit Vorbehalt ausgenommen werden sollte. Aber wie bei diese« besonderen propagandistischen Dokument sollte man noch vor- sjchtiger sein. Ich habe niemals irgend jemandem gegenüber dre Aeutzerung getan, die man mir zuschreibt." Potocki wiederum hat es unternommen, nachdem er, wie es Heißt, mit Beamten des Staatsdepartements verhandelt hatte, Wider das Urteil des gesamten neutralen Auslandes die Echtheit der Dokumente durch folgendes Dementi »bzn- leugnen: „Die Veröffentlichung des angeblichen Dokumentes ist augenscheinlich sür Propagandazwecke bestimmt. Ich leugne, in meinem Bericht jemals solche Behauptungen ausgestellt zn haben. Ich habe niemals mit Bullitt eine Unterredung über Amerikas Teilnahme am Kriege gehabt." Der eindeutige Eegendeweis Alle Welt, die in die durch die Dokumente des deutschen Weißbuches ausgedecklen kriegstreibcrischen Machenschaften nicht verwickelt ist, ist von der Echtheit der veröffentlichten Dokumente überzeugt. Die geradezu vernichtende Wirkung aber, die diese eindeutigen Kriegsschuld- beweise in der Weltöffentlichkeit hervorgerufcn haben, hm den Schuldigen ganz nn» gar den Atem verschlagen, und unter dem Druck ihres schlechten Gewissens find sie auf keinen anderen Ausweg gekommen, als den, nun ein fach alles ablcugucn zu wollen und zu behaupten, sie wüßten von gar nichts. Sie sind sich sehr wohl bewußt, daß sie sich in ein Spiel eingelassen haben, zu dem sie gar nicht befugt waren und durch ihre Handlungsweise vor aller Welt die unge heuerlichste moralische Schuld auf sich genommen lmben. Zu dem Dementi aber bringen wir als eindeutigste Widerlegung den vollen Wortlaut des Dokumentes Rr. 7, das den polnischen Botschafter in Washington, Grasen Potocki, ebenso wie den amerikanischen Botschafter Bul- lit in Paris, Lügen straft, wenn sie versuchen, ihre eindeutige Stellungnahme noch abzulcngnen. Dokument Rr. 7 Bericht des Polnischen Botschafters in Washington, Grafen Jerzy Potocki, an den Polnischen Außen Minister in Warschau vom 16. Januar 1939. Reoolutio« der DiWIm Alfred Rosenberg in Ludwigshafen. I« großen Festsaal des I. G. Feivabendhauscs in kud- »i-shafen sprach im Rahmen einer durch die Kreisleitung cin- tzerusenen Kundgebung Reichsleiter Alfred Rosenberg zu einer nach Tausenden zählenden Menge in Gegenwart zahlreicher Vertreter von Staat und Partei. Stürmisch begrüßt, führte der Rcichslcitcr etwa folgendes aus: Bon allen Herzen in Deutschland muß das Bewußtsein Besitz ergreife», daß wir hier in einem großen revolutionären Kamps und Kriege stehen, und daß unsere Wehrmacht eine »evolutionäre Wehrmacht ist. Was sich heute vollzieht, ist ein« politisclze »nd soziale Revolution, wie sie vielleicht alle StM Jahre zu verzeichnen ist, eine Revolution der Disziplin, nicht- der Zersplitterung. Außerhalb Deutschlands spricht man immer von den alte» Kulturstaatcn England und Frankreich. Deutsch, tand aber hat eine größere und ältere Geschichte, als beihe Staaten zusammen. Weltpolitisch betrachtet, nimmt die briti sche Insel Europa gegenüber die Stellung ein, wie die Raub- rittcr des Mittelalters zu den Reisenden, die sie an den Weg kreuzungen und Furten überfielcn.England schneidet den «ct- nrn Völler» die übrige Welt ab. Wir hören aus London immer wieder die Beteuerung. England und Frankreich wollten ein neues Europa bauen Ein mal, im Jahre 1919, hatten sie dazu eine Chance, wie die Welt geschichte sie nicht wieder bringen wird, aber sie hatten nichts von den vorgetäuschien Idealen verwirklicht. Diesen Herren steht es heute schlecht an. von einem neuen Europa zu sprechen. Es ist Zeit, daß ein neues Europa mit revolutionärem Schwung über diese überalterten Herren hinweg ein neues Zeitalter beginnt. Wie es eine Arbeitskameradschaft, ein Zu sammengehen der Kreaturen gibt, so beginnt der National sozialismus das Weltbild in einem Zusammengehen der Volker neu zu gestalten. Damit ist die soziale Revolution auch schon außenpolitisch auf dem Marsche. Jeder Hal zu der Epoche, in die er hineingeboren ist, inner lich Stellung zu nehmen. Gorch Fock, der im Weltkrieg gefallene Dichter, Hal seherisch das Wort geschrieben: Wenn ein Voltz nicht aufstehen kann wie ein Mann, dann muß ein Man» au'ßchen wie ein ganzes Volk. Dies Wort ist i« Adol, Hitler Wahrheit geworden. Nun gilt cs für daS Volk, diesen Kamps auch so durchzustehen und die Bewährung zu wiederholen, wie sie die nationalsozialistische Bewegung d» 14 Kampf,ahren täglich gezeigt hat. Das deutsche Volk weiß heute, daß diesmal die Feder nicht verraten wird, was das Schwert erstritlen hat. Die Ausführungen des Reichsleiters, wiederholt von starke« Beifall unterbrochen, wurden nist großer Anteilnahme ausge nommen. 1. Eine Belebung der Außenpolitik uutcr Führung des Präsidenten Roosevelt, der scharf und unzweideutig die totalitären Staaten verurteilt 2. Die Kricgsvorbereitungen der Vereinigten Staaten zur See, zn Lande und in der Luft, die in beschleunigtem Tempo durchgcsührt werden und die kolossale Summe von Dollar 1 250 000 l>00 verschlingen. 3. Die entschiedene Ansicht des Präsidenten, daß Frankreich und England jeder Kompromißpolitil mit den Totalstaatc« ein Ende machen müßen. Sic sollen aus keine Diskussionen mit ihnr» eingchen, die irgendwelche vcbictsvcründcrungcn bezwecken. 4. Eine moralische Versicherung, daß die Vereinigte» Staaten die Jsolicrungspolitik verlassen und bereit sind, »« Falle eines Krieges aktiv auf seile» Englands und Frankreichs cinzugreifcn. Amerika ist bereit, fein ganzes Material an Finanzen und Rohstoffe» zu ihrer Verfügung z« stellen. Auf meine Frage, welches Horoskop sür 1939 Bullitt vor hersieht, antwortete er, daß er im Frühjahr die Gefahr eines Konflikts zwischen Frankreich und Italien wegen der Kolonien befürchtet. Er mein«, daß der Sieg der Loyalisten in Spanien Frankreich in eine seht schwere Lage bringen wird, denn es ist auf diese Weise von «Sen Setten von faschistische» Staate» »mringt. MussoA«- wird dann ganz bestimmt anstrete» «nd Frankreich mit K»k« l»edrohen. Auf meine Frage, ob denn Deutschland Mussolini bei diesem Unternehmen Helsen wird, antwortete Bullitt, er f»> der Ansicht, daß es recht zweifelhaft wäre, ob Hiller sich dazu verleiten ließe, außer moralischer Unterstützung auch tatsächlich an einem solchen Unternehmen teilznnehmen, denn dann »st es ltlar, daß ein Weltkrieg unvermeidlich sei. Bullitt behauptete mit voller Bestimmtheit, Frankreich dürfe überhaupt auf keinerlei Abkommen mit Mussolini ein gehe». Seit einigen Monaten hätte sich die Lage in Frankreich fs weit gebessert, daß es sogar selbst das italienische Heer »nd die italienische Flotte besiegen könnte, wenn Italien es »» provoziert angreifen sollte. Das Vorgehen Mussolinis bezeich nete er als ganz gewöhnliches „Gangstertum" »nd Erpressung. Im weiteren Gespräch kam Bullitt auch auf Osteuropa und Dentschland zu sprechen. Er erklärte dabei, daß die polnische Außenpolitik unter der vorzüglichen Leitung des Herrn Ministers eine Prüfung ihrer Zweckmäßigkeit bestanden hätte: aus der vorjährigen Herbstlrise wäre Polen nicht nur mit der Waffe in der Hand, sondern als Sieger hcrvor- gegangen. Er fragte mich gleich nach den Beziehungen zwischen Polen und S o w j c t r » ß l a n d und nach dem Sinn einer Erneuerung des Nichtangriffspaktes zwischen Polen und Rußland.. Ich antwortete, daß alles, was die Presse in der russischen Frage geschrieben hätte, sreic Phantasien wären. Die Erneuerung des Nichtangriffspaktes mit den Sowjets war eine Notwendigkeit des Augenblicks, den» nach der tschechischen Krise haben sich die Beziehungen zwischen Polen nnd den Sowjets sehr verschlechten. Es war nur der Punkt auf dem i, nicht mehr und nicht weniger. Es ging nur darum, die Beziehungen, die durch die Ereignisse aus de« Gleichgewicht gekommen waren, wieder in die Reihe zn brin gen. Ueber unser Handelsabkommen mit den Sowjets, nach hem er fragte, sagte ich, daß es die Folge unserer Besitz ergreifung des Ölsagcbietes nnd der großen Industrien gewesen sei. Polen war gezwungen, neue Absatzmärkte z» suchen, die es zum Teil in Sowjetrußland gesunden hat. Sowjetrußland gegenüber war Bullitt ausgesprochen »nsreundlich und wegwerfend gestimmt. Er meinte ferner, daß Deutschland jetzt Wohl kaum einen Angriff ans Osteuropa unternehmen würde, denn einerseits ist Polen zu stark, — andererseits ist die Sache mit Ungarn, Rumänien und Juaoslawien noch nicht so weit geklärt. Es müssen noch gewisse Vorbereitungen dnrchgrsührt nnd die Stel lungen gefestigt werden. Uebrigens wäre er überzeugt, daß Deutschland seinen Plan mit der Ukraine durchführen werde, aber erst im Jahre 1940. Ich habe mit Bullitt über diese Aktion nicht diskutiert. Ich fragte nur, ob die Weltmächte in einem solchen Falle aktiv austretcu würden und ob sic das Reich zum angeblichen Schutz Sowjetrutzlands anqrciscn würden. Bullitt antwortete, daß die demokratischen Staaten ein sür Allemal alle imaginären Dementis des schlechten Gewissens Die dokumentarischen Schuldbeweise gegen die Kriegstreiber gehen nicht wegzuleugnen Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt »nd den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Oho«