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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Al« Beiblätter: l. JUustrirtes SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschastliche Beilage (monatlich). A b o n n e m e n t s - V r e i « Bierteliährl. 1 Mk. 25 Ps. Auf Wunsch unentgeldliche Zu sendung. und Freitag smd bi« Blatt Amts und des Madlrathes -es Königs. Amtsgerichts Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Brei« für die einspaltige Evr pliSzeile (oder deren Raum) in Pfennige. Keschäftsstelren: Buchdruckereien von X. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamen), EarlDaberkow, Groß röhrsdorf. tlnnoncen-BureauSvonHaas« stein L Vogler, Invalidendai. Rudolph Mosse und G. 8. Daube L Tvmp. z« Wulsnitz. sch en >^sür Pulsnitz, d" Königsbrück, Kadeberg, Kadebnrg, Moritzburg und Umgegend Druck und Verlag von E. L. Förster'« Erben in Pulsnitz. KimmdMufzigster- Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in PulSnitz. Ne. 62. ». «uguft I8NS. Sonnabend. Auf Folium 250 des Handelsregisters für den hiesigen Amtsgerichtsbezirk ist heute die schon früher bestandene Firma August Horn in Bretnig und als deren Inhaber der Leinwandsabrilant Herr Friedrich August Horn daselbst eingetragen worden. Weiter wurde heute auf bezeichnetem Folium verlautbart, daß der Leinwandfabrikant Herr Edwin Wiegand Horn in Bretnig Mitinhaber der Firma ist und daß die durch dessen Eintritt in das Handelsgeschäft entstandene offene Handelsgesellschaft, welche die ursprüngliche Firma beibchäll, am 1. Juli 1899 begonnen und ihren Sitz in Bretnig hat. Pulsnitz, am 1. August 1899. Königliches Amtsgericht. v. Weber. ' B e k an n t m a ch u n g. Diejenigen Personen, welche das 23 Lebensjahr erfüllt haben und bei der Pflichtseuerwehr noch nicht eingestellt worden sind, haben sich sofort behufs ihrer Einstellung in derselben in der Rathsschretberei anzumelden. Pulsnitz, am 4. August 1899. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. B e l a n n t m a ch u n g. Unterm heutigen Tage ist Fräulein Ottilie Kühn aus Goldberg in Schlesien, bisher Unterhebamme in der königlichen Frauenklinik zu Dresden, als Hebankme für den hiesigen Hebammenbezirk eidlich in Pflicht genommen worden. Pulsnitz, am 2. August 1899. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Zur Vorbereitung der künftigen deutschen Handelsverträge. In den ersten Jahren des herannahenden neuen zwan zigsten« Jahrhunderts lausen fast alle gegenwärtig bestehenden Handelsverträge des deutschen Reiches mit dem Auslande ab, es ist daher ganz begreiflich, wenn die Reichsregierung schon vor einiger Zeit die Vorbereitung der neuen Handels verträge energisch in Angriff genommen hat. Es fragt sich nun, welchen Character dieselben erhalten sollen, ob sie, wie bisher, im Allgemeinen einer gemäßigt - schutzzöllnerischen Richtung entsprechen oder ob sie mehr extrem gehalten werden sollen, sei dies nun nach der Seite einer erklärten Hochschutz zollpolitik oder aber nach der einer entschiedenen Freihandels politik hin. Da darf indessen wohl schon jetzt wenigstens das Eine als ausgemacht gelten, daß an ein Abschwenken der deutschen Zoll- und Handelspolitik nach der letzteren Richtung hin nicht zu denken ist, schon deshalb nicht, weil im jetzigen deutschen Reichstage, der menschlichen Voraussicht nach die Genehmigung der neuen Handelsverträge auszu- sprechen haben wird, schwerlich eine freihändlerische Mehrheit zusammenzubringcn wäre. Außerdem aber würde überhaupt die gesammte Tendenz, wie sie sich in den gegenseitigen handelspolitischen Beziehungen der größeren Culturvölker während des letzten Jahrzehnts herausgebildet hat, dem Ein schlagen eines solchen freihändlerischen Weges der deutichen Handelspolitik durchaus widersprechen, denn es wiegt da theils die gemäßigt - schutzzöllnerische, theUs aber auch die radikal - schutzzöllnerische Strömung vor, sind doch selbst Staaten wie Nordamerika und Frankreich, von ihrer früheren Freihandelsmaxime längst in das Gegentheil einer unbedingt schutzzöllnerischen Politik übergegangen. Demnach kann es für Deutschland bei dem Abschluß seiner künftigen Handelsverträge wohl nur darauf ankommen, ob hierbei im Geiste der bisherigen gemäßigt-schutzzöllnerischen Richtung vorgegangen, oder ob die volle schutzzöllnerische Saite angeschlagen werden soll. Freilich ist aber eine Ent scheidung nach jeder der beiden Richtungen hin schwierig und verantwortungsreich, denn es kommen gerade auf dem Ge biete der Handelsverträge außerordentlich mannigfaltige, so wohl zeitliche, als auch individuelle — letzteren Begriff auf die einzelnen Staaten bezogen — wie sachliche Factoren in Betracht, vor Allem muß aber auch die praktische Erfah rung in Berücksichtigung gezogen werden. Und letztere lehrt sür Deutschland, daß unsere industriellen und gewerblichen Kreise ebensowenig wie die landwirthschaftlichen Kreise bei den gegenwärtigen Handelsverträgen schlecht gefahren sind, mögen gleich bei verschiedenen derselben Fehler in Einzelheiten seitens der deutschen Unterhändler begangen worden sein. Damit soll nun aber keineswegs gesagt sein, daß man deut scherseits in den bevorstehenden Verhandlungen mit den fremden Staaten über die Neuregelung der gegenseitigen handelspolitischen Beziehungen allenthalben einfach an der Norm der bisherigen Handelsverträge festzuhalten hätte, viel mehr muß sich diese Stellungnahme Deutschlands in den kommenden Handelsvertragsverhandlungen in jedem einzelnen Falle nach der Haltung des anderen Theiles richten. Will also der betreffende Staat Deutschland etwa keine gleich- werthigen Gegenconcessionen für die Zugeständnisse gewähren, die Deutschland demselben zu machen bereit ist, so muß dann deutscherseits eben „aufgetrumpft" werden, vielleicht durch Drohung mit der Anwendung eines Maximalzolltarifs, auch dürste dann die deutsche Regierung nicht vor einem eventuellen Zollkriege zurückschrecken. Eine Nation, die respektirt sein will, muß eben auch wirthschaftlich „bis an die Zähne" ge- waffnet sein und für den Nothfall vollwerthige Waffen in ihrer wirthschaftlichen Rüstkammer haben, dieselben aber dann auch anzuwenden wissen, erforderlichen Falles rücksichts los. Im Allgemeinen sind die deutschen Zölle gegenüber dem Auslande bislang größtentheils viel geringer als die des letzteren, es kann daher nur mit Genugthuung begrüßt werden, wenn, wie es den Anschein besitzt, die deutsche Ne gierung dazu schreitet, sich sür die Zukunft besseres wirth- schaftliches Rüstzeug zu verschaffen. Ein solches würde ein autonomer Zolltarif gewähren, der auf eingehenden Unter suchungen der inneren Bedürfnisse beruhend, zugleich die Möglichkeit darbieten würde, beim Abschluß neuer Handels verträge Compensationen für von auswärts zu erlangende Vortheile zuzugestehen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. P ulsnitz. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, hielt am »ergangenen Mittwoch Abend Herr Musikdirektor Frenzel in dem schön illuminirten Garten des Schiitzen hauses das letzte Abonnements - Concert ab, das sich auch eines reichen Besuches zu enreuen hatte. Alle Nummern des Programms wurden mit trefflichem Gelingen zu Ge hör gebracht und Herr Musikdirektor Frenzel legte somit Zeugniß ab, daß er eS sehr wohl verstehe, auch größeren Ansprüchen Genüge zu leisten. Der laute Beifall, der seitens des Publikums gezollt wurde, bewies dessen volle Befriedigung des Dargevotenen. Auch Herr Schäfer hatte seinen Theil beigetragen, indem er bald durch Roth feuer, bald durch Raketen, bald durch Feuerregen und sonstige Lichteffecte zu dem Gelingen des Ganzen beitrug. PulSnitz. Bei der Post- und Telegraphenanstale in Pulsnitz ist seit einigen Tagen eine Unfallmeldestelle eingerichtet. Die Unfallmeldestelle kann bei Brandaus brüchen, in Krankheitsfällen, bei nächtlichen Diebstählen, bei Wassersnoth und sonstigen Unfällen zur telegraphischen Uebermittelung der Unfallmeldungen auch während der Nacht insoweit benutzt werden, als die vorhandenen Be triebsmittel zur rechtzeitigen Uebermittelung der betreffenden Nachrichten ausreichen. Die Telegraphenanstalt übernimmt nur die telegraphische Uebermittelung der betreffenden Tele gramme und deren Bestellung gegen Entrichtung der tarif mäßigen Gebühren. Die Beamten sind nicht befugt, selbst ständig Unsallmeldungen abzufassen oder bei Feststellungen über Ort und Umfang der Unfälle in irgend einer Weise, etwa durch mündliche Weitermeldung u. s. w., mitzuwirken. Um während der Nacht Unfallmeldetelegramme aufzugeben, ist die am Posthause befindliche Nachtklingel (Druckknopf) zu benutzen. Pulsnitz. Der hiesige Gebirgs- und Verschöne rungsverein hat eine neue Ansichtspostkarte vom Schweden- stein zur Ausgabe gebracht, die auf dem Schwedenstein, sowie in allen Buch- und Papierhandlungen und mehreren Restaurants zum Verkauf gelangt. — Mit Anfang August ist die Schonzeit für alle unsere Fische vorüber, also auch für Karpfen, Schleien, Zander und Barsche. Im Fischkalender sind es die zwei Monate August und September, während welcher keinerlei Fischgattung Schonzeit hat. Die im Ganzen 41 Arten Fische, welche in der Elbe, wenn auch immer seltener, Vor kommen, sind nun also auch nicht mehr sicher und nun sieht man das Ufer wieder fleißig von Anglern und ihren Zu schauern besetzt. — Sonnenschein und frische Luft ist jetzt die Parole für Jedermann, der gesund werden und bleiben will. Der Italiener sagt: „Wohin die Sonne nicht kommt, dahin kommt der Arzt", und ein altes Sprichwort lautet: „Aus der Schattenseite der Straße hält der Leichenwagen drei mal so oit, als auf der Sonnenseite." Da Sonnenschein den Stoffwechsel des Organismus, das Nervensystem und die Gemülsstimmung in ganz erheblicher Weise anregt, sollten diese große Wohlthat besonders Kinder und alte Personen, Bleichsiichtige, Nervöse, Schwindsüchtige und mit Hautkrankheiten Behaftete sich zu nutze machen. Wer noch von der abergläubischen Ansicht beherrscht wird, daß Nacht lust ungesund sei, und deshalb noch bei geschlossenen Fen stern schläft, der entschließe sich doch endlich einmal, in diesen milden Sommernächten die Fenster offen zu lassen; tiefer, ruhiger, erquickender Schlaf ohne das lästige Schwi tzen und morgens ein frisches, munteres Erwachen ohne Schlaffheit und Bleischwere in den Gliedern wird der Lohn sein! Der Sommer bildet die hygienische Gnadenzeit zur Kräftigung des Körpers gegen die Unbilden der rauhen und kalten Jahreszeit. Jetzt können auch die verweichlichten, schlaffen, widerstandslosen Wasser- und Luftfeinde mit Krättigungs- und Abhärtungskuren beginnen. Wem es nicht vergönnt ist, über Berg und Thal oder in die Ge birge zu wandern, der stelle sich morgens, mittags und abends ans offne Fenster und atme recht tief ein und aus, zuerst eine Minute lang, später bis eine Viertelstunde: das stärkt die Lunge, weitet die Brust, schafft Sauerstoff ins Blut. — Die Tageslänge hat mit dem August schon einen merklichen Schritt rückwärts gethan. Der längste Tag war 16 Stunden 29 Minuten, am 1. August war aber der Tag nur noch 15 Stunden 16 Minuten lang, daS ist also schon ein Rückgang um 1 Sunde 13 Minuten, Der letzte August hat nur noch eine TageSlänge von 13 Stunden 32 Minuten, das ist dann ein Rückgang von 2 Stunden 54 Minuten. Der August bringt schon ein schnelleres Rück wärts gehen und vermindert die TageSlänge um 1 Stunde 44 Minuten.