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88. Jahrgang Montag, den 17. November 1SSS Nummer SK8 Oertliches »nd SSchsische» Pul««!tz. Theateraufführung am Toten sonntag. Wie jedes Jahr, so veranstaltet auch diesmal der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen, Ortsgruppe PulSnitz, am Totensonn tag im Saale des Schützenhauses eine WohltätigkeitSausfüh- rung zum Besten der Halb- und Vollwaisen der Ortsgruppe, des Roten Kreuzes und der Arbeiter - Samariter - Kolonne Pulsnitz. Das Ensemble, welches die Ortsgruppe gebildet und das zum größten Teil aus Herren und Damen der hiesigen Bürgerkreise besteht, hat sich io den letzten Jahren derart künstlerisch entwickelt, daß eine weitere Reklame überflüssig sein dürfte. Auch diesmal ist ein Stück gewählt worden, welches die künstlerischen Erfolge der letzten Jahre wiederum rechtfertigen wird; es betitelt sich: „Ein Frühlingstraum", Schauspiel in 6 Akten von Thilo Schmidt. Selten hat sich ein Schauspiel in der kurzen Zeit seines Bestehens einen der artigen Erfolg und Ruhm erworben, wie dieses. Die Hand lung des Stückes ist vom Anfang bis Ende so ergreifend und durchschlagend, daß es in jeder Beziehung dem Ernst und der Würde des Tages gerecht wird. Der Vorverkauf befindet sich für Sperrsitz und 1. Platz im Schützenhaus und für 2. Platz im Schützenhaustunnel, und wird bereits Mitt woch, den 19. November eröffnet, um jedem Gelegenheit zu geben, sich rechtzeitig mit Eintrittskarten versorgen zu können. Da der Reingewinn diesmal auch dem Roten Kreuz und der Arbeiter-Samariter-Kolonne mit zusällt, wird sich die Orts gruppe jedenfalls wieder eines recht zahlreichen Besuches zu erfreuen haben. Alles übrige im Inserat. P»ls«itz. Volkshochschule. Heute beginnt der Geologe vr. Süß seine Vorträge mit Lichtbildern „Wie ist die Erdoberfläche von Sachsen entstanden?" — Dienst an der Jugend. Das große Erho lungswerk der Evangelischen Jungmännerbünde Deutschlands für schulpflichtige Knaben hat im Jahre 1930 eine Zahl von 300 000 Verpflegungstagen erreicht, was einem Gesamt aufwand von etwa 600 000 RM entspricht; im Jahre 1929 waren 187 000 Verpflegungstage festgestellt worden. Die in aller Stille geleistete Arbeit ist unter dem Namen „Ka meradschaft" einheitlich zusammengesaßt. Während die Jung volkarbeit unter den Schulentlassenen vor allem Zeltlager verwendet, hat die Kindererholungsarbeit ihren Stützpunkt in den großen Jugenderholungsheimen der evangelischen Jung männerbünde oder in den Landheimen einzelner Gruppen. Als besonders wohltuend wird von den Eltern der Jungen empfunden, daß dieses Erholungswerk — im Gegensatz zu manchen anderen Formen der Kindererholungsfürsorge, z. B. der Kinderfreundearbeit — sich jeder politischen und partei politischen Beeinflussung der Jugendlichen aufs gewissenhaf teste enthält. — Die Weihnachtsbäume werden geholt. In den Forsten des Thüringer Waldes beginnen die Forst verwaltungen bereits mit den Vorbereitungen für den dies jährigen Bedarf an Weihnachtsbäumen. Wie verlautet, wer den in diesem Jahre aus den Forsten des Thüringer Waldes bedeutend größere Mengen Weihnachtsbäume zur Verfügung gestellt als in früheren Jahren, da sich größere Durchfor- Das Wichtigste Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist nach einer Landungsfahrt nach Chemnitz um 16.20 Uhr in Friedrichshafen glatt gelandet. Die gestrigen Gemeindewahlen in Mccklenburg und Baden haben einen starken Ruck nach rechts gebracht. Nach den christlichen Gewerkschaften hat nun auch der freigewerkschast- liche Verband der Bergbau-Industrie-Arbeiter Deutschlands auf einer Konferenz der BeztrkSvertreter in Bochum den Arbeitszeit- Schiedsspruch für den Ruhrbergbau abgelehnt. Auf der JubilSumSkundgebung de« Gewerkschaftsringes Deutscher Ar beiter., Angestellten, und BeamtenverbSnde in Berlin wurde scharfer Prot ft gegen die Tributlasten erhoben. Dem „Vorwärts" zufolge ist bei der Besprechung der sozialdemokra tischen Führer beim Reichskanzler über die von der Sozialdemokratie geforderte Abänderung der Notverordnungen und de» Sofort-Pro- gramms verhandelt worden. Der Wahltag in Ost-Obrrschlefien ist, nachdem der Wahlterror bis in die Sonnabendnacht angedauert hatte, verhältui-mäßig ruhig »er laufen. Die Wahlbeteiligung auch feiten» der Deutschen war ziem lich stark. In -er „Oberschle fischen Tageszeitung" nimmt vr. Knaak zu den Vorgängen in Ostoberschlesien Stellung und weist mit Recht darauf hin, daß die völlige Tatenlosigkeit amtlicher Stellen in Ostoberschlesien bei den Deutschen ein Gefühl völliger Verlassenheit aufkommen lassen muß. Mit allem Nachdruck wird im Interesse der Deutsch- erhattung des Ostens der Abbruch der Politik der Zugeständ nisse gegen Vie Polen verlangt, und es werLeu folgende For derungen erhoben: 1. Aufstellung eines Grenzschutzes Ost, damit Westoberschlesien vor Ueberraschungen geschützt wird und Polen merkt, daß Deutschland gewillt kst, sich und sein Land nicht aufzugeben. 2. D e s ch r ä n ku n g de r M i n de rh e i ts schu Ien in Westoberstchlesien auf das in d-er Genfer Konvention vorgesehene Maß, da wir keine Veranlassung und auch kein Geld haben, dem Polentum größere Propagandamöglichkeiten zu geben als die Genfer Konvention uns auferlegt. 3. Aufhebung der preußischen Minder- heitsschulver or o n u n tz, die mit unserem Gelbe in ganz Ostdeutschland Keimzellen der polnischen Propaganda schafft- 4. Z e n s u r d er in Deu ts chla n d erscheinen den polnischem Prefise und Verbot derjenigen Blät ter, die Deutschland und Preußen ständig beschimpfen und die deutsche Bevölkerung in Aufsätzen und Hetzgedichten verächt lich machen. 5. Streichung aller Nnterftützungsgelder für polnische Veranstaltungen. 6. Der« i n igun g dero be rschles! schen Orts» namen durch Ausmerzung aller polnischen Bezeichnungen, da alle deutschen Gründungen bis ins 13. und 14. Jahr hundert deutsche Namen trugen, in einer kurzen slawischen Ueberfremdungszeit slawische Bezeichnungen erhielten und diese heute noch führen, obwohl Oberschlesien seit 600 Jahren zu Deutschland und seit 19V Jahren zu Preußen gehört. 7. Verbot polnischer Niederlassungen in einer zu bestimmenden deutschen Grenzzone nach dem Muster der polnischen Grenzzonenverordnung. 8. Ständige Forderung auf Revision der O st grenze unter Hinweis auf die allem menschlichen Emp finden hohnsprechende Behandlung deutscher Gebiete, die ein von Unkenntnis und Haß diktierter Friedensvertrag ge raubt hat. Wir sind überzeugt, daß diese Forderungen in Deutsch, land ein lebhafte^, Echo finden werden. Hilfsmaßnahmen für Schlesien. Im Haushaltsausschuß des Reichstages wurde der von dem Abg. Hergt (Dnat.) bearbeitete Antrag, der sich mit der Hochwasserkatastrophe in Schle sien befaßt, von allen Parteien angenommen. In diesem Antrag wird die Reichsregierung ersucht, in einheitlichem Zusammenwirken mit Preußen, dessen Verantwortlichkeit unberührt bleibe, 1. Sofortmaßnahmen zu treffen, um den Umfang der Schäden festzustellen, die beschädigten Schutzeinrichtungen und Gebäude wieder herzustellen und Maßnahmen für die bedrohte Lebens- und Wirtschafts führung der Beschädigten zu treffen. 2. eine umfassende Notstandsaktion einzuleiten, 3. die Wasserbauten zu beschleuni- gen, um künftige Katastrophen zu vermeiden und ein um fassendes Wasserbauprogramm zur Schiffbarmachung der Oder aufzustellen. 4. Steuerniederschlagungen und Stund u n g en zu gewähren, 5. die geschädigten Bezirke in die O st Hilfe einzubeziehen. 6. die Vorschriften der produktiven Erwerbs- losensürsorge in Anwendung zu bringen. 7. bei den örtlichen Untersuchungen Vertreter der Reichsregierung und des Parlaments hinzuzuziehen. 8. Binnen Monatsfrist über diese Maßnahmen erneut zu berichten. Danach wurde ein sozialdemokratischer Antrag ein stimmig angenommen, durch den die Reichsregierung ersucht wird, aus Anlaß der Grubenkatastrophe zu Alsdorf bis zu 2 Millionen Mark Unterstützungsgelder zur Verfügung zu stellen. Die Neichsregierung soll ferner auf eine eingehende Untersuchung der Katastrophe hinwirken. Am Donnerstag will sich der Ausschuß nunmehr erst- malig mit der Notverordnung beschäftigen. Revision oder nur Moratorium? Düsseldorf. Bor dem deutschnationalen Industriellen- Ausschuß sprach Oberfinanzrat vr. Bang. Das Kabinett Brüning sei, so sagte vr. Bang, u. a., eine Ueberbrückungs- kabinett nach links, das zur Amtsausübung nicht berechtigt sei. Der Wirtschaftsplan der Regierung sei nichts anderes als ein auf Versailles aufgebautes Erfül lungsprogramm. Eine Sanierung ohne Inangriffnahme der Tribut frage sei unmöglich. Halte die Wirtschaft an der These: „Erst Sanierung, dann Lösung der Tributfrage" fest, so werde sie es mit dem end gültigen sozialen Unfrieden bezahlen müssen. Die Be hauptung, die deutsche Wirtschaftskrise habe ihre Ursache in der Weltwirtschafts, krise, sei falsch. Nicht der Weltmarkt, sondern der innere Markt sei für Deutschland infolge der gesunkenen Kaufkraft durch die Poungkrise vernichtet. Ohne Revision von Versailles sei die Weltrevolution nicht aufzuhalten. Ver- hängnisvoll sei es, den in Deutschland erwachenden Revi- sionsgedanken in em Moratoriumsverlangen umändern zu wollen. Ein Moratorium könne Deutschland nicht retten, sondern nur die Revision von Versailles. Forderungen des Oberschlesischen Landbundes. Oppeln. Der Gesamtvorstand und die Dertreterver- sammlung des Oberschlesischen Landbundes nah men auf einer Tagung in Oppeln eine Reihe von Ent schließungen an, die sich mit der schweren Notlage der ober schlesischen Landwirtschaft beschäftigen, die durch die letzten Hochwasserschäden noch verschlimmert worden sei. Der Landbund fordert, daß alle vom Hochwasser betroffenen Gebiete Oberschlesiens als Notstandsgebiete erklärt werden. Zur Ost Hilfe wird gesagt, daß von dem Wirksamwerden der bereits im Frühjahr 1930 angekündigten Osthilfe im all- gemeinen keine Rede sein könne. Es wird verlangt, daß die Durchführung der gesamten Osthilfe ausschließlich durch das Reich geschehe unter Sicherstellung der Mitarbeit der Landwirt schaft. Als wichtigste Aufgabe der Osthilfe wird die allge meine L a st e n s e n ku n g bezeichnet. Eine andere Entschließung verwahrt sich icharf gegen die beabsichtigte Schaffung eines, neuen Landwirt- schaftskammergesetzes. Des/weiteren wendet sich oer Landbund gegen die Absicht der preußischen Regierung, das Ausländerkontingent landwirtschaftlicher Arbeiter zu be seitigen, was für die Hackfrucht bauende Landwirtschaft schwerwiegende Folgen haben würde. Brüning verhandelt mit der Sozialdemokratie Der Reichskanzler hat am Sonnabend die sozialdemokra tischen Abgeordneten vr. Breitscheid, Müller, Hilferding und Herz zu einer Besprechung über die Aussichten der parlamen tarischen Behandlung des Reformprogramms empfangen. Scharfer Protest gegen die Tributlasten. Im Rahmen seines vierten Freiheitlich-Nationalen Kon- »resses veranstaltete der Gewerkschaftsring deut- cher Arbeiter-, Angestellten- und Beamten- verbände am Sonntag im Reichstag zu Berlin eine Zubiläumskundgebung zur Feier des zehnjährigen Bestehens. Der stellvertretende Vorsitzende des Gewerkschaftsringes, Fürstenberg, erhob in seiner Eröffnungsrede „stärksten Protest zogen die Tributlasten", die nun einmal nicht getragen werden könnten. Dieser Protest könne besonders aus den Kreisen der Lohn- und Gehaltsempfänger nicht stark genug kommen, weil man den Versuch gemacht habe und noch mache, die Reparationslasten zum allergrößten Teil aufdieArbeitnehmerabzu wälzen.^ Unter großem Beifall richtete er besonders an die viercys- regierung den ersten Appell, den Weg einer Schwächung der Kaufkraft des größten Volksteiles nicht mehr mitzugehen und sich mindestens mit der gleichen Wucht, mit der sie sich für Lohn- und Gehaltsabbau einsetzte, auch für den entsprechenden Preisabbau zu entschei den. Man wundere sich nur, daß die Preissenkung nicht schon vor dem Lohnabbau längst in Angriff genommen worden sei. Setzt euch zur Wehr! Der Dfteu fordert Aktivität gegen Polentum Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in de» Ortschaft« de» Pulsnitzer AmtSgerichirbezirke: PulSnitz, PulSnitz M. S-, Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niederstem«, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriederSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf -Geschäftsstelle: PulSnitz, Mbertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Pulsnitzer Zayeblalt Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz un: vUfklklIIUI» Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle PulSnitz rnsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz Pustscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 Anzeigen-Grundzahlen in Die 41 mm breite Zeile (Mosse'S Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 LH/: Reklame 25 Tabellarischer Satz 50 °/° Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung. der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis V»10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Erscheint a« jedem Werktag Zm Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik ober sonstiger irgend welcher Störung d«S Betriebe» der Zeitung oder derWeförderungseinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück- zahlung der Bezugspreises. — Wöchentlich 0.65 E bei freier Zustellung: bei Abholung wöchentlich 0.55 E; durch die Post monatlich 2.60 E freibleibend