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Pulsnitzer Wochenblatt Ielegr.-6Lr.: Wochenblatt Pulsnitz erscheint: Dienstag,Donnerstag u.Sonnabend. 5lmls Les königl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Tarik. Srküllungsort ist Pulsnitz. Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugeben. Dis künk mal gespaltens Zeile oder deren Naum 12 Pf., Lokalpreis 10 pk. Neklams 25 Pf. Sei Wiederholungen Nabatt. §ernsprecher: Nr. 18. SszrrKs-KnzeigSr und Zeitung Matt Mit Mustr. Sonntagsblatt", ,Landwirtschaft. Ucher veilage" und „§ür vaus und Serd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Saus, Lurch die Post bezogen Mk. 1.41. X^n NNilQnit? umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, vrstnig, löauswalde, Ohorn, Obersteina, Dieder- »»llUPUtUtt iur 06U Llllllpg^l !> ^/UlSIUH, steina,Weißbach,Ober-u.DisLeriichtenau,§risdersLork-'shiemsndorf,Mittelbach,Lrotznaundorf,Lichtenberg,Kiein-Dittmannsdork. Druck, und Verlag von S. L. Sörstsr's Erben (Inh.: Z. W. Mohr). Expedition: Pulsnitz, vismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Nsdakteur: I. W. Mohr in Pulsnitz. Ko 136 Sonnabend, dm 13. November 1909. 61. Jahrgang. Aas Wichtigste. Das Schwurgericht Bautzen verurteilte gestern den Kutscher Emil Richard Vetter aus Bischheim wegen Mordes zum Tode. (S. Verhandlungsbericht.) Die freisinnigen Abgeordneten der Zweiten Kammer haben sich als Fraktion der Freisinnigen Volks partei konstituiert. Der Konservative Landesverein im Königreich Sach sen hält Donnerstag, den 25. November, auf dem Königl. Belvedere seine Hauptversammlung ab. In den beiden Kammern des Landtages wurden am Freitag die Deputationen gewählt. Der Bergarbeiterstreik bei der Mansfeldschen Kupfer schiefer bauenden Gewerkschaft gilt als beendet. Wie aus London gemeldet wird, bestätigt es sich, daß zwischen England und Deutschland Verhandlungen über eine gemeinsame Kougopolitik, besonders über gemeinsame Vorstellungen in Brüssel wegen einiger Verbesserungen der Kongoreform stattfinden.. Im Prozeß Steinheil wurde die Beweißaufnahme ge schlossen, worauf der Staatsanwalt sein Plädoyer begann. Die Russen sind auf Ardebil (Persien) im Anmarsch. Die Einwohner sollen den Wunsch geäußert haben, russische Untertanen zu werden. Das liberale spanische Kabinett hat einen Gesetzent wurf auf allgemeine Amnestie dem König unter breitet. Amnestiert sollen alle Unruhenstifter der. letzten Revolution werden. Eine schwere Sturmkatastrophe hat aus den westindi schen Inseln große Verwüstungen angerichtet. - Ei» MigmM. " Wie leuchtende Sterne heben sich aus der Thronrede, die Seine Majestät der König bei Eröffnung des jetzigen Landtages verlas, die Sätze hervor: „Mein ernster König licher Wunsch und Vorsatz ist es, auf dem sicheren Boden der bewährten Traditionen im besonnenen organischen Aus bau des geschichtlich Gewordenen mit den Ständen des Landes weiter einträchtig zusammenzuarbeiten" und „ins besondere wird Meine Regierung es nach wie vor als ihre ernsteste Aufgabe ansehen, dem Volke die Religion zu erhalten. Möge der Geist des Glaubens und der Zucht nicht nur in den Familien, sondern auch in den Schulen Meines Landes lebendig bleiben und, wo es not tut, zu neuem segenbringenden Leben erwachen!" Das sind herrliche Worte, und was ihnen ganz be sonderen Wert verleiht, ist die unzweideutige Klarheit, mit der hier von höchster Stelle aus die Richtlinien ge zogen werden, in denen sich auch unter der neuen Zu sammensetzung jder II. Kammer die Politik unserer Re gierung bewegen soll. Mit einem Schlage wird der Verworrenheit und den Befürchtungen ein Ende gemacht, welche die übertriebenen Forderungen eines radikalen Liberalismus erregt hatten. Auf dem sicheren Boden der bewährten Traditionen soll weitergebaut werden. Nicht in sprunghaften, un sicheren und alles gefährenden Versuchen soll sich unsere künftige Landespolitik bewegen. Im organischen Aus bau des geschichtlich Gewordenen soll vielmehr ihr Ziel bestehen. Das ist der oberste Grundsatz eines gesunden und wahren Konservatismus, und ihm hat die bisherige Landtagsmehrheit im Verein mit der Königl. Regierung allezeit zum sichtbaren Wohle unseres teuren Vaterlandes bestätigt. Im Wesen dieser Grundforderung konservativer Welt anschauung liegt es auch, daß unserem Volke die Reli gion erhalten bleiben soll, die Religion, die vor Jahr hunderten unsere Väter als ihr kostbares Gut sich er kämpften und gegen alle Anfechtungen bewahrten, die sich als der sicherste Pfeiler unseres Volkstums erwiesen hat. Wer an diesem Pfeiler rüttelt, der rüttelt an der Monarchie, an dem Staatswesen selbst, und daher mögen sich alle diejenigen, die aus törichtem Idealismus oder mit berechnender Schlauheit auch hier Stein um Stein aus dem festen Gefüge unseres Volkstums entfernen wollten, die herrlichen Worte unseres Königs zu Herzen nehmen, daß die Religion nur dem Volke erhalten bleiben kann, wenn der Geist des Glaubens und der Zucht in Familie und Schule lebendig bleibt und segenbringen- des Leben schafft. Das sächsische Volk aber wird seinem Könige von Herzen Dank wissen für diese schönen und kernigen Worte, die ein Leitstern sein mögen aus einer Zeit nervöser Unruhe, und unfruchtbarer Verhetzung zu einer segen bringenden Zukunft für Fürst und Volk! Pulsnitz. In der diesjährigen Wahlliste für die Stadtverordneten - Ergänzungs - Wahl sind eingetragen : 265 ansässige Bürger, 248 unansässige Bürger und 29 nichtwählbare Bürger. Gesamtsumme 542 Bürger. Im Jahre 1908 betrug die Gesamtsumme 497, demnach 45 Wähler dieses Jahr mehr. Pulsnitz, 13 November. (Erste Verbandslotterie der Sächsischen Fechtschule, Verband Pulsnitz.) Seit gestern Mittag präsentieren sich im Saale des Herrnhauses vor zahlreichen Interessenten die vielen, mit Nummern ver sehenen Gewinne, hübsch geordnet auf vier langen Tisch reihen und erwarten den M.'ment, da sie von glücklichen Gewinnern in Empfang genommen werden. Bemerkt sei hierbei, daß die Gewinne möglichst bis Montag nach mittag wegen anderweiter Benutzung des Saales abge holt sein möchten. Die Ziehung findet bekanntlich mor gen, Sonntag, von nachmittags 2 Uhr ab und zwar nach dem patentamtlich geschützten Paragon - System (System der Kgl. Sachs. LandeS-Lotterie) statt. Für Jedermann wird daher die Ziehung von großem Interesse sein. Pulsnitz. Montag, den 22. November d. I. wird der Verbands-Sekretär Herr H. Beythien-Hannover einen Vor trag über Mitteljtandsfragen halten. Schon heute wollen wir das geehrte Publikum auf diesen sehr interessanten Vortrag aufmerksam machen. Alles Nähere darüber er folgt in nächte N r im Annoncenteil. — Das prächtige Realschulgebäude unserer Nachbarstadt Kamenz ist nun bereits soweit fertiggestellt, daß es im Laufe des Sommers wird bezogen werden können. Mit Freuden ist es nun zu begrüßen, daß der Unterricht an der Kamenzer Realschule im kommenden Sommer erst °/i8 Uhr früh beginnen wird. Ist doch da mit die langersehnte Möglichkeit gegeben, einen Knaben täglich zum Unterricht nach Kamenz hinsahren lassen zu können, ohne ihn aus dem Elternhause weg in eine Pen sion geben zu müssen. Die Monatskarte für Schüler kostet für die Strecke Pulsnitz-Kamenz 4.80 M. Es stellt sich also die Ausgabe viel niedriger als bei einer Pen sion. Dazu kommt, daß im neuen Schulgebäude auch ein Ausenthaltsraum für auswärtige Schüler vorgesehen ist, sodaß die Knaben über Mittag oder während der Zeit nach dem Nachmittagsunterricht bis zum Zugabgang eine Unterkunst haben. Es steht daher zu erwarten, daß von dieser Einrichtung vielfach Gebrauch gemacht werden wird. Wir haben ja früher schon einmal aus den Wert einer guten Schulbildung hingewiesen, und es sei noch mals erwähnt, daß es sich empfiehlt, einen Knaben der Realschule möglichst bald nach vollendetem 4. Schuljahr zuzuführen, da an der Realschule bereits in der untersten Klasse der französische Unterricht beginnt, und bei späte rem Eintritt des Knaben leicht kostbare Zeit verloren geht. Interessenten seien noch besonders auf das Inserat der Kamenzer Realschule in heutiger Nummer hingewie sen, und können nähere Auskunft jederzeit vom Direktor der Kamenzer Realschule erhalten. — (Martinsgänse.) Jetzt kommt wieder auf den Tisch vieler unserer Leser der leckere, knusprige Martins vogel, die fette, gebratene Gans. Der Brauch des Gans essens am MartinStage datiert schon aus uralter Zeit, aus jener Zeit, da unsere germanischen Vorfahren zu Ehren WotanS ihr Erntedankfest begingen. An diesem Feste wurden reiche Opferspenden dargebracht und zu diesen gehörte vor allem auch die Gans, die gerade jetzt, was ihr Fleisch rc. anlangt, am empfehlenswertesten ist, und ebenso eine reiche Weinspende, die bei keinem Opfer fehlen durfte. Ein alter Spruch lautet daher auch: Bruder Urban, gib uns Wein, So trinken wir und schenken ein. Die Gans, die will begossen sein, Die will noch schwimmen und baden, So wird uns wohl geraten. — Bei den gestern in der Zweiten Kammer d s Landtages stattgefundenen Wahlen der ordentlichen Deputationen wurden Herr Abg.G leiSb erg-Grimma (natl.) zum ersten und unser nachbarlicher Abgeordneter Herr Geometer Rentsch-Kamenz (kons.) zum zweiten Vorsitzenden der Finanzdeputation 8 gewählt. Letzterer war bisher 1. Schriftführer der genannten Deputation, die bekanntlich vorwiegend Eisenbahnangelegenheiten vor zuberaten hat. Niederstem». (Gesangs-Konzert.) Der Militär gesangverein zu Gersdorf gibt gemeinschaftlich mit dem gemischten Chor genannten Vereins morgen, Sonntag, im Saale des Gasthofs zum Vergißmeinnicht ein GesangS- Konzert. Auch an dieser Stelle sei die Veranstaltung Freunden des Gesanges zu recht zahlreichem Besuch em pfohlen. Großröhrsdorf, 13. November. Gestern Nachmittag gegen 6 Uhr brannte ein zum Gasthof zum Bergkeller gehöriger Schuppen mit Futtervorräten nieder. In Puls nitz und in der Umgegend wurde ein größerer Brand angenommen, fodaß mehrere Spritzen am Brandorte er schienen waren, aber nicht in Tätigkeit traten. 8. Dresden, 12. November. (Der Bergpraktikant als Dieb.) Anfang September d. I. trat in Dresden ein Dieb auf, der auf äußerst geschickte Weise mehrere Dresdner Schulen brandschatzte. Während des Unterrichts schlich er sich in die Schülräume ein und verübte im König Georg-Gymnasium und in der katholischen Bürger schule Diebstähle. Ein Fahrrad, eine kostbare Geige und viele andere Schulutensilien erbeutete der Eindringling. Erst nach mehreren Tagen gelang es der Krimminal- polizei, den Einbrecher zu ermitteln, der sich als der 20 Jahre alte Bergpraktikant Oskar Erich Friedrich Müller aus Brieg in Schlesien entpuppte. Es wurde sestgestellt, daß Müller in anderen Ortschaften noch 20 Fahrräder und viele andere Gegenstände gestohlen hatte, die er sofort zu Schleuderpreisen wieder verkaufte. Der Bergpraktikant hatte sich jetzt wegen Diebstahls in 25 Fällen vor der 3. Strafkammer des Dresdner Landgerichts zu verantworten. Er wurde zu 1 Jahr 6 Monaten Ge fängnis und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren verurteilt. 1 Monat der erlittenen Untersuchungshaft wurde auf die Strafe in Anrechnung gebracht. 8. Dresden, 12. November. (Eine neue Kunst ausstellung.) Zahlreiche bekannte Dresdner Künstler haben sich zusammengeschlossen, um eine Ausstellung ihrer neueren Werke zu veranstalten. Die Ausstellung wird am kommenden Sonntag eröffnet. Aussteller sind Gotthard Kuehl, Robert Diez, Emanuel Hegenbart, Wil helm Claudius, Otto Großmann, Ferdinand Dorsch, Osikar Zwintscher und Georg Wrba. 8. Dresden, 12. November. (Keine Kraftwagen mehr im Großen Garten) Das Ministerium des Innern hat die Polizeidirektion veranlaßt, in Gemein schaft mit der Gartenverwaltung den Verkehr mit Kraft fahrzeugen im Großen Garten nunmehr ganz zu ver bieten, während bisher Personen-Automobile mit einer Stundengeschwindigkeit von 15 km verkehren durften. Zur Begründung dieses Verbots wird angeführt, daß die angeordnete Fahrgeschwindigkeit häufig überschritten werde; ihre Einhaltung lasse sich von den aufsichtführenden Be amten nicht hinreichend erzwingen. Belästigungen durch die Auspuffgase und durch die Staubentwickelung der Kraftwagen sowie die Besorgnis vor Gefährdungen durch ein schnelles Fahren beeinträchtigen den Genuß der Schönheiten des herrlichen Parkes. 8. Dresden, 12. November. (Erhöhung der säch sischen Kohlentarife?) In industriellen Kreisen Oesterreichs verlautet, die sächsische Regierung plane als Gegenmaßregel gegen die Erhöhung der österreichischen Kohlentarise ebenfalls eine Steigerung der sächsischen Kohlentarife. 8. Dresden, 12. Novbr. (Reiches Vermächtnis.) Die Erben des verstorbenen Malers Jean Oury haben das von dem letzteren nachgelassene Grundstück am Kgl. Großen Garten im Werte von 65 000 M der Dresdner Kunstgenossenschast mit der Bestimmung überwiesen, daß die Erträgnisse aus dem Grundstücke zu °/7 zu Bilder ankäufen und zu 2/7 zur Unterstützung hilfsbedürftiger Malerinnen verwendet werden müssen.