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Amts- M Aiizeizehlktl für deu Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung »« »»»! Abonnement viertelj. I M. 2V Pf. einschlichl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalrm. Erscheint wöchentlich drei Mal und zivar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspallige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ' ' ' - 48. Aahrgaug. ' - Sonnabend, den 9. März Die Dienfträume des unterzeichneten Amtsgerichts bleiben am 15. und 16. März d. I. wegen vorzunehmender Reinigung für nicht dringliche Angelegenheiten geschlossen. Eibenstock, am 23. Februar 1901. Königliches Amtsgericht, «hrig. Wm. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie wir bereits in letzter Num mer telegraphisch gemeldet haben, ist auf Sc. Majestät den Kai ser am Mittwoch Abend in Bremen ein Anschlag verübt worden, der sich als ein Seitcnstück zu der gegen den erlauchten Herrn im November vor. I«. in BreSlau versuchten Thal eines irrsinnigen Weibe» varzustellen scheint. Ein nach den vorliegen den Nachrichten geistig nicht normaler junger Arbeiter hat nach dem Wagen, in dem der Kaiser vom RathSIcller zum Bahnhose fuhr, ein Eifenstück geschleudert und mit diesem Se. Majestät an der Wange leicht verwundet. Ueber den neuen Anschlag, der durch Gottes Fügung ohne ernsten Schaden für das Leben des Kaiser» verlaufen ist, sind noch folgende Mittheilungen eingegangen: Berlin, 7. März. Sc. Maj. der Kaiser haben in der rechten Gesichtshälfte eine vier Ccntimcter lange über das Jochbein verlaufende Wunde, welche bis aus den Knochen dringt. Die Wunde, welche die Beschaffenheit einer gequetschten hat, blutete mäßig und wurde ohne Naht durch den Verband geschlossen. Se. Majestät haben die Nacht leidlich verbracht, sind frei von Kopfschmerz und bei gutem Allgemeinbefinden, (gez.): von Leuthold. von Bergmann. Jlberg. (Bereit» in einem Theil der Auflage der letzten Nummer kurz telegraphisch gemeldet.) Berlin, 7. März. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Der Kaiser wird voraussichtlich etwa 14 Tage da» Zimmer hüten müssen. Die Verwundung ist ziemlich nahe am Auge, da» des halb jetzt geschont werden muß. Berlin, 7. März. Wegen des Attentats auf den Kaiser in Bremen ist von dort hier angesragt worden, ob der verhaftete Schlosser Dietrich Weiland der Berliner Polizei als politisch verdächtig bekannt ist ; da» ist nicht der Fall, man kennt ihn hier gar nicht. Nach allem, was bisher bekannt ge worden ist, handelt es sich nicht um die That eines politischen Fanatikers, sondern eines Kranken, eines Epileptikers, klebrigen» waren zum Besuch des Kaiser« keine Berliner Beamten nach Bremen gesandt. Die Behörden der Hansastädte sehen da- nicht gern, weil sie selbstständig ihre Maßregeln treffen. Wären Be amte der politischen Polizei im Publikum gewesen, so hätten sic den Anschlag wohl verhindert, da ja sogar dem Publikum da» Benehmen de« Manne« schon vorher ausgefallen war. Bremen, 7. März. Der junge Mensch, welcher die Thal verübt hatte, gerieth unter die Pferde der hinter dem Wagen reitenden Landjäger, wurde vom Publikum ergriffen, von Poli zisten sestgenommen und nach dem Stadthause gebracht. Bei seiner Vernehmung verfiel er wiederholt in Krämpfe, war aber in den Intervallen vernehmungsfähig. Ueber den Beweggrund seiner That gab er keine Auskunft. Daß er dauernd an epilep tischen Krämpfen leidet, scheint ein Arzneimittel zu beweisen, wel che» er bei sich hatte. Bremen, 7. März. Bei seinem ersten Verhör machte Weiland einen kläglichen Eindruck. Er ist ein Bursche von nicht unangenehmen GesichtSzügen, bleich und am ganzen Leibe zitternd saß er da; sein Anzug war über und über mit Schmutz bedeckt. Ueber den Grund seine« Beginnen» war nicht» von ihm zu erfahren. Zur Zeit wird nach seinem Bruder gesucht, einem Schuhmacher, der kürzlich von auswärts zugezogeu war und polizeilich noch nicht gemeldet ist. Bremen, 7. März. Die heutige Vernehmung de« Atten täter« Weiland ergab unzweifelhaft dessen Unzurechnungs fähigkeit. Der Thäter gab an, er habe sich gestern nicht wohl gefühlt und einen epileptischen Anfall befürchtet. Al« er in der Menschenmenge auf die Ankunft de» Kaiser» wartete, sei in ihm durch da» Rauschen de» Teichmannbrunnen« auf dem Domhof und durch da« Stimmengewirr de« Publikums die Vorstellung entstanden, daß er wie früher al» Schiffer auf einem Schiff fahre; er sei dann immer erregter geworden und habe im be ginnenden Krampf, in dem Wahn, er werfe da» Loth au«, da» Eisen von sich geschleudert. Damit habe er da» Bewußtsein verloren. Da» Eisenstück ist eine Lasche von 21 cm Länge, 5 cm Breite, 8 cm Dicke und hat ein Gewicht von 550 Gramm. — Wie die „Nationalztg." berichtet, richteten die Acltesten der Berliner Kaufmannschaft an da« preußische Staatsministerium den Antrag, den amtlichen Handelsvertretungen rechtzeitig Kenntniß von dem Entwurf de« neuen Zoll tarif» zu geben. Der Antrag ist an siimmtliche deutsche Handels- und Industrie-Vertretungen gesandt worden mit dem Ersuchen, die Schwcsterkörperschaslcn mögen in gleicher Richtung Vorgehen. — Wilhelmshaven, 7. März. Der Dampfer „Anda- lusia" mit dem Ablösungstransport hat heute Nachmittag 2 Uhr unter lebhaften Kundgebungen der Bevölkerung die Reise nach Ostasien angetreten. — Oesterreich-Ungarn. Ueber einen neuen skanda lösen Austritt im Wiener Abgeordnetenhausc wird berichtet: „Als der zweite Vorsitzende Prade am Dienstag au« einer Liste in seiner Hand die Namen der Redner zu verlesen begann, stürzte Freßl laut schreiend zwischen den Sitzreihen hin unter, und aus die Priisidenten-Estrade hinauf, riß Prade die Liste der Redner aus der Hand, zerfetzte sie und warf sie in die Lust. Man umringte den gewaltihätigen Abgeordneten, und der Deutschradikale Malik packte ihn beim Rockkragen, riß ihn nieder und schleifte ihn über die Stufe hinunter. Inzwischen schlugen alle in der Nähe befindliche Personen, auch deutsche Abgeordnete der gemäßigten Parteien, auf Freßl lo», der furchtbar geprügelt wurde. Einige Tschechisch-Radikale bahnten sich endlich einen Weg bis zu ihm und zerrten ihn aus dem Knäuel der Züchtiger heraus. Al» sie ihn fortdrängten, sah man, daß Freßl au« der Nase und au« einer Wunde am Hals blutete. Er kehrte aber wieder um, und obgleich Prade die Sitzung unterbrochen hatte, begann der Streit und die Schimpferei von N-ucm. Und nun ereignete sich das Merkwürdigste. Die Jungtschechcnführer StranSky, Heinrich, Horjca und Ribar weisen Freßl und die übrigen radikalen Tschechen in entschiedenster Weise zurück, heißen ihn sich ordentlich benehmen und rufen: „Ihr schändet den guten Namen des tschechischen Volkes!" Viele Tschechen rufen: „Wir haben nicht« gemein mit Euch!" Die Deutschen und mit ihnen auch die Schönerianer applaudiren lebhaft." — England. Im Unterhause ist es am Dienstag zu solchen tumultarischen Auftritten gekommen, wie man sie bisher nur im österreichischen Abgeordnetenhause gewohnt war. Al« die Kreditbewilligung zur Abstimmung gelangen sollte, weigerten sich mehrere Nationalisten, den Sitzungssaal zu ver lassen, um in der gewohnten Weise ihre Stimme abzugeben. Die betreffenden elf Mitglieder wurden deswegen zur Ordnung ge rufen und sollten von der Sitzung ausgeschlossen werden. Da die Betreffenden nicht freiwillig den Saal verließen, wurden Polizeibeamte hcrbeigerufen, die jeden einzelnen von ihnen mit Gewalt von seinem Sitz zerrten und die verzweifelt sich Wehren den au« dem Saal trugen. Als die widerspenstigen Mitglieder des Hauses alle au» dem Saal entfernt waren, wurde die Kre- dilvorlage angenommen, woraus sich da« Hau« vertagte. — Indien. Bombay, 6. März. (Meldung des Reu- terschen Bureau»). Nach der letzten Zählung weist die Stadt- bevölkerungSzisser 770,000 Seelen, da« ist eine Abnahme von über 50,000 während der letzten Decade, auf. Hauptsächlich ist die Avnahme die Folge davon, daß eine größere Anzahl Ein wohner während der letzten 2 Monate, seitdem die Pest ausge treten ist, die Stadt verlassen haben. Die ländlichen Bezirke der Präsidentschaft Bombay weisen eine erschreckende Abnahme aus. Im Mahikanthambezirk ist allein eine Abnahme von 220,000 und in Bijaporc von 61,000 und in der Stadt PoSna von 74,000 Seelen zu verzeichnen. — China. Peking, 3. März. Dem Generalfeldmar- schall Grafen Waldersec wurde ein Antrag Li-Hung- tschangS zur Kenntniß gebracht, wonach von weiteren Expe ditionen der Verbündeten Abstand genommen und die Unter drückung de» Räuberunwesens den chinesischen Truppen übertra gen werden soll. Graf Waldersee antwortete entgegenkommend unter ausdrücklicher Wahrung seiner vollen Handlungsfreiheit. Die Einstellung der Expeditionen wurde in Aussicht gestellt unter dem Vorbehalt, daß nicht Akte chinesischer Truppen selbst oder von Boxern oder Räubern neue Abwehrmaßregeln erforderlich machten. Reguläre chinesische Truppen bleiben, außerhalb de» von den Verbündeten gehaltenen Gebiet», unbehelligt. Ihre Stärke u,d Stellungen sind ober dem Generalseldmarschall rich tig mitzutheilcn. Die Demarkationslinie gegen die Stellungen der Verbündeten darf von den chinesischen Truppen unter keinen Umständen, auL nicht mit Patrouillen, überschritten werden. — Der „Kölnischen Zeitung" wird au» Peking vom 6. d». Ml», gemeldet: Generalseldmarschall Gras Waldersee beabsichtigt, am 14. dS. Mt». sich nach Kiautschou zu be geben. Sein dortiger Aufenthalt soll 5 Tage dauern. — Feldmarschall Graf Waldersee meldet vom 6. d. M. au» Peking: Die Kompagnie Knoerzcr de» 3. Regiment« ist am 5. März südwestlich von Mantschang auf 400 Mann, an scheinend abgedrängte chinesische Truppen, gestoßen, die nach kur zem Gefecht unter Verlust von 50 Todtcn und zwei Fahnen völlig zersprengt wurden. Von Tientsin ist am 3. März unter Ritt meister Fritsche ein kleine» Detachement, au» Thsang am 5. März unter Oberstleutnant von Arnstedt ein Detachement von 3 Kom pagnien, 1 Zug Reiter, 1 Batterie und 1 Zug Pioniere nach Tjungttsing entsandt worden, um da» Räuberwesen zu unterdrücken. — Südafrika. Ein Telegramm Lord Kitchencr« au« Pretoria vom 7. März besagt: Lichtenburg ist von den Streit kräften Delarcy« angegriffen worden. Da« Gefecht dauerte den ganzen Tag fort. 2 englische Offiziere wurden getödtet. Die Garnison von Lichtenburg besteht au» 500 Mann mit 2 Kano nen. Sitchener sandte Verstärkungen dorthin ab. — Kapstadt, 7. März. 300 Buren machten gestern einen Angriff auf Aberdeen, wurden jedoch nach vierstündigem Kampfe zurückgewiesen. Locale und sächsische Nachrichten. — Sosa, 8. März. Zauber-Vorstellung. Für die Freunde de« Wunderbaren, Unbegreiflichen, Mystischen bietet sich am Sonnabend und Sonntag im Saale de» Gasthof» zum Ring Hierselbst Gelegenheit, einige Stunden dem eigenartigen Ge nuß einer Zauber- und Geistervorstellung zu widmen. Herr E. Böning, Zauberkünstler und Bauchredner wird nämlich an diesen Abenden derartige Vorstellungen veranstalten, die in verschiedenen Zeitungen alle einstimmig gelobt und anerkannt werden, nicht nur, weil sie neu sind und trefflich ausgeführt werden, sondern vor Allem, weil sie auch dem klügsten Alleswisser recht harte Nüsse zu knacken geben. Die raschen und geschickten Manipula tionen, die man nicht sieht, lassen Alle», was man sieht, einfach unbegreiflich und unerklärlich erscheinen. Gleich vortrefflich ist Herr Böning al« Geisterseher und Bauchredner. Jedenfalls ist der Besuch der Vorstellungen nur zu empfehlen. — Löbtau, 7. Marz. Da« 10jährige Mädchen, die ein zige Ueberlebenve de« furchtbaren Dramas in Löbtau, sollte nach verschiedenen Versionen auch schon seinen Verletzungen erlegen sein; die« ist bi« jetzt glücklicherweise nicht der Fall. Da« Kind ist im LouisenhauS in Löbtau untergebracht und lebt noch, ob e« freilich am Leben erhalten werden kann, bleibt unsicher. Jeden falls sind die Verletzungen, die da« Kind am Kopfe erlitten hat, ziemlich schwer. Man muß sich bloß wundern, wie da» Kind diese furchtbaren Stunden, welche zwischen der grausigen That und der Oeffnung der Wohnung liegen, bei so vollem Bewußt sein überstanden har. Allgemein ist in Löbtau nur eine Stimme de« tiefsten Bedauerns. Die Familie selbst genoß allseitig Acht ung. Pekuniäre Sorgen find e» wohl nicht gewesen, die die Ursache zu dieser schrecklichen That gebildet haben. Wenn die beiden Eheleute auch keine Reichthümer erwerben konnten, io steht andererseits doch auch fest, daß die Frau wöchentlich gegen 18 M. in der amerikanischen Wäscherei verdiente, den gleichen Verdienst konnte auch der Mann ausweisen. Die Familie zahlte monatlich ihre Miethe und in den 5 Jahren, wo die Eheleute in dem Hause wohnen, ist c» wohl selten vorgekommcn, daß der Zins nicht am 1. de« Monat» in den Händen de» betreffenden Verwalters gewesen wäre. Jedenfalls dürste die Hauptursache in einem geistigen Defekte des Ehemann« Kunte zu suchen sein. Auch der Frau ist der gefährliche Zustand ihre« Mannes nicht unbekannt geblieben, wie deren mannigfache Bemerkungen, Nach- barSlcutcn gegenüber, beweisen. — Plauen i. V., 6. März. Von unbezwinglichem Heim weh getrieben haben am vorigen Donnerstag zwei au» der Wun siedeler Gegend stammende bayerische Mädchen, welche zu Neu jahr in Mittweida in Dienst getreten waren, von dort den gan zen Heimweg zu Fuß zurückgelegt. Mit wenigen Pfennigen in der Tasche und jede einen großen Handkoffer tragend, rückten sie am Donnerstag früh im Morgengrauen von Mittweida ab, passirtcn am Freitag Plauefi und Hof und trafen bereit» am Sonnabend, immer der Bahn entlang gehend, in Wunsiedel ein. Aus dem ganzen langen Wege, ungefähr l25 Kilometer, haben die Mädchen nur von trockenen Semmeln und Quellwasser ge lebt. Die Sehnsucht nach der Hcimath stärkte die tapferen Bayerinnen auf dem weiten, beschwerlichen Wege und beflügelte ihre Schritte. — Plauen. Die Handels-und Gcwcrbekammer hat nach eingehender Berathung und vielseitiger Beleuchtung beschlossen, die beantragte Sondcrbcsteuerung der Waarenhäu- ser abzulehncn. — Lauter, 4. März. Glücklich geheilt wurde aus der Berliner Tollwuth-Schutzstation der I3jähr>gc Sohn Karl de» Arbeiter« Wolny, der kürzlich mit Zeichen der ausbrechende» Krankheit mit dem 6 Jahre alten Knaben Paul Richter au» Lauter in Behandlung gegeben wurde. Bei Karl W. war die Krankheit noch nicht soweit vorgeschritten, wie bei seinem Lei densgefährten. Daher gelang seine Rettung, während Paul Richter starb. — Bei der Ausfahrt au» der Station Wilzschhau« ent gleiste am Dienstag, den 5. d». M»., von dem 8 Uhr 43 Min. Vorm. von Aue nach Zwota verkehrenden Gütcrzuge Nr. 5504 ein Wagen mit beiden Achsen. Personen wurden dabei nicht verletzt, der von Chemnitz 9 Uhr 28 Min. Vormittag» über Aue nach Adorf abgelassene Personenzug Nr. 1772 erhielt aber durch diese Entgleisung eine Verspätung von 43 Minuten. Weitere Störungen sind nicht eingctreten. — Die Einziehung der Zeitungsgelder erfolgt fort an allgemein durch die Briefträger und zwar in der Zett vom 15. bi» einschl. 25 de« letzten Monat« in jedem Vierteljahre. Die Briefträger haben die bisherigen Bezieher unter Vorzeigung der Bestellzettel zu befragen, ob der Wcitcrbezug der aus diesen vermerkten Zeitungen ic. gewünscht wird und bejahendenfalls die hierfür laut Bestellzettel zu zahlenden Beträge zu erheben. Ueber den eingczogenen Gesammtbetrag quiltiren die Briefträger rc. aus den von den Bestellzetteln abzutrennenden und den Beziehern zu